Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

und hört nit gern die Predigen.
heiligen Zorn/ unter andern dazumal/ wie er mit ent-
rüstem Gesicht den Peter einen Teufel genennet hat/
vade retro me Sathana, welch hinter mich Sathan: Aber/Marci [8.]
v.
33.

saget her/ soll dann Petrus einmal das Ampt und die
Stell eines Teuffels vertretten haben? wann er einmal
diesen Namen verdienet hat/ war es dazumal/ wie er
zwar gutmainend dem Malcho das Ohr abgehauet/ dann
meistens der Teuffel nur auf die Ohren des Menschen ge-
het/ er sicht/ er sucht/ er sendt/ er sinnt nur/ wie er den
Menschlichen Ohren eines versetzen kan/ damit sie das
Wort Gottes und die Predig nit anhören/ dann ihme
gar zu wol bewust ist/ daß ihme niemand mehrer Seelen
aus den Klauen reisst/ als ein Prediger.

Moyses hat nur einmal aus einem harten Felsen mit
seiner Wunder-Ruthen Wasser heraus gelockt/ aber ein
Eyferiger und ein Apostolischer Prediger widerholet sol-
ches Wunder öffter/ indeme er einem manichen grossen
Sünder die Buß-Zäher aus den Augen treibt/ wie der-
gleichen anziehet Speculum Exemplorum, daß nemlich
Einer gewest/ der lange Zeit einen lasterhafften Wandel/
ein frey und freches Leben geführt/ und anbey keiner
Predig geacht/ er stunde etwan in der Furcht/ der Pre-
diger möcht ihme die Puls greiffen/ weil aber auf ein
Zeit ein frembder Prediger ankommen/ der wegen seiner
stattlichen Gaben sehr berühmt/ und einen unbeschreib-
lichen Zugang des Volcks hatte/ also hat ihn auch der
Vorwitz gekitzlet/ daß er einsmals bey der Predig erschie-
ne/ es war aber dazumal aus Göttlicher Vorsichtigkeit
der Prediger gleich gantz eyferig wider dasjenige Laster/
so diesem Gesellen sein Gewissen beschwehrte/ und wie der
Mann GOttes seine Augen geworffen auf diesen elenden
Sünder/ so sahe er/ daß solcher von dem Teufel an einer
grossen Ketten angefeßlet wurde gehalten/ dahero er noch
mir hefftigerm Eifer wider solches Laster von der Cantzel

geto-
D 2

und hoͤrt nit gern die Predigen.
heiligen Zorn/ unter andern dazumal/ wie er mit ent-
ruͤſtem Geſicht den Peter einen Teufel genennet hat/
vade retrò me Sathana, welch hinter mich Sathan: Aber/Marci [8.]
v.
33.

ſaget her/ ſoll dann Petrus einmal das Ampt und die
Stell eines Teuffels vertretten haben? wann er einmal
dieſen Namen verdienet hat/ war es dazumal/ wie er
zwar gutmainend dem Malcho das Ohr abgehauet/ dann
meiſtens der Teuffel nur auf die Ohren des Menſchen ge-
het/ er ſicht/ er ſucht/ er ſendt/ er ſinnt nur/ wie er den
Menſchlichen Ohren eines verſetzen kan/ damit ſie das
Wort Gottes und die Predig nit anhoͤren/ dann ihme
gar zu wol bewuſt iſt/ daß ihme niemand mehrer Seelen
aus den Klauen reiſſt/ als ein Prediger.

Moyſes hat nur einmal aus einem harten Felſen mit
ſeiner Wunder-Ruthen Waſſer heraus gelockt/ aber ein
Eyferiger und ein Apoſtoliſcher Prediger widerholet ſol-
ches Wunder oͤffter/ indeme er einem manichen groſſen
Suͤnder die Buß-Zaͤher aus den Augen treibt/ wie der-
gleichen anziehet Speculum Exemplorum, daß nemlich
Einer geweſt/ der lange Zeit einen laſterhafften Wandel/
ein frey und freches Leben gefuͤhrt/ und anbey keiner
Predig geacht/ er ſtunde etwan in der Furcht/ der Pre-
diger moͤcht ihme die Puls greiffen/ weil aber auf ein
Zeit ein frembder Prediger ankommen/ der wegen ſeiner
ſtattlichen Gaben ſehr beruͤhmt/ und einen unbeſchreib-
lichen Zugang des Volcks hatte/ alſo hat ihn auch der
Vorwitz gekitzlet/ daß er einsmals bey der Predig erſchie-
ne/ es war aber dazumal aus Goͤttlicher Vorſichtigkeit
der Prediger gleich gantz eyferig wider dasjenige Laſter/
ſo dieſem Geſellen ſein Gewiſſen beſchwehrte/ und wie der
Mann GOttes ſeine Augen geworffen auf dieſen elenden
Suͤnder/ ſo ſahe er/ daß ſolcher von dem Teufel an einer
groſſen Ketten angefeßlet wurde gehalten/ dahero er noch
mir hefftigerm Eifer wider ſolches Laſter von der Cantzel

geto-
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0059" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">und ho&#x0364;rt nit gern die Predigen.</hi></fw><lb/>
heiligen Zorn/ unter andern dazumal/ wie er mit ent-<lb/>
ru&#x0364;&#x017F;tem Ge&#x017F;icht den Peter einen Teufel genennet hat/<lb/><hi rendition="#aq">vade retrò me Sathana,</hi> welch hinter mich Sathan: Aber/<note place="right"><hi rendition="#aq">Marci <supplied>8.</supplied><lb/>
v.</hi> 33.</note><lb/>
&#x017F;aget her/ &#x017F;oll dann Petrus einmal das Ampt und die<lb/>
Stell eines Teuffels vertretten haben? wann er einmal<lb/>
die&#x017F;en Namen verdienet hat/ war es dazumal/ wie er<lb/>
zwar gutmainend dem <hi rendition="#aq">Malcho</hi> das Ohr abgehauet/ dann<lb/>
mei&#x017F;tens der Teuffel nur auf die Ohren des Men&#x017F;chen ge-<lb/>
het/ er &#x017F;icht/ er &#x017F;ucht/ er &#x017F;endt/ er &#x017F;innt nur/ wie er den<lb/>
Men&#x017F;chlichen Ohren eines ver&#x017F;etzen kan/ damit &#x017F;ie das<lb/>
Wort Gottes und die Predig nit anho&#x0364;ren/ dann ihme<lb/>
gar zu wol bewu&#x017F;t i&#x017F;t/ daß ihme niemand mehrer Seelen<lb/>
aus den Klauen rei&#x017F;&#x017F;t/ als ein Prediger.</p><lb/>
        <p>Moy&#x017F;es hat nur einmal aus einem harten Fel&#x017F;en mit<lb/>
&#x017F;einer Wunder-Ruthen Wa&#x017F;&#x017F;er heraus gelockt/ aber ein<lb/>
Eyferiger und ein Apo&#x017F;toli&#x017F;cher Prediger widerholet &#x017F;ol-<lb/>
ches Wunder o&#x0364;ffter/ indeme er einem manichen gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Su&#x0364;nder die Buß-Za&#x0364;her aus den Augen treibt/ wie der-<lb/>
gleichen anziehet <hi rendition="#aq">Speculum Exemplorum,</hi> daß nemlich<lb/>
Einer gewe&#x017F;t/ der lange Zeit einen la&#x017F;terhafften Wandel/<lb/>
ein frey und freches Leben gefu&#x0364;hrt/ und anbey keiner<lb/>
Predig geacht/ er &#x017F;tunde etwan in der Furcht/ der Pre-<lb/>
diger mo&#x0364;cht ihme die Puls greiffen/ weil aber auf ein<lb/>
Zeit ein frembder Prediger ankommen/ der wegen &#x017F;einer<lb/>
&#x017F;tattlichen Gaben &#x017F;ehr beru&#x0364;hmt/ und einen unbe&#x017F;chreib-<lb/>
lichen Zugang des Volcks hatte/ al&#x017F;o hat ihn auch der<lb/>
Vorwitz gekitzlet/ daß er einsmals bey der Predig er&#x017F;chie-<lb/>
ne/ es war aber dazumal aus Go&#x0364;ttlicher Vor&#x017F;ichtigkeit<lb/>
der Prediger gleich gantz eyferig wider dasjenige La&#x017F;ter/<lb/>
&#x017F;o die&#x017F;em Ge&#x017F;ellen &#x017F;ein Gewi&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;chwehrte/ und wie der<lb/>
Mann GOttes &#x017F;eine Augen geworffen auf die&#x017F;en elenden<lb/>
Su&#x0364;nder/ &#x017F;o &#x017F;ahe er/ daß &#x017F;olcher von dem Teufel an einer<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Ketten angefeßlet wurde gehalten/ dahero er noch<lb/>
mir hefftigerm Eifer wider &#x017F;olches La&#x017F;ter von der Cantzel<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><fw place="bottom" type="catch">geto-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0059] und hoͤrt nit gern die Predigen. heiligen Zorn/ unter andern dazumal/ wie er mit ent- ruͤſtem Geſicht den Peter einen Teufel genennet hat/ vade retrò me Sathana, welch hinter mich Sathan: Aber/ ſaget her/ ſoll dann Petrus einmal das Ampt und die Stell eines Teuffels vertretten haben? wann er einmal dieſen Namen verdienet hat/ war es dazumal/ wie er zwar gutmainend dem Malcho das Ohr abgehauet/ dann meiſtens der Teuffel nur auf die Ohren des Menſchen ge- het/ er ſicht/ er ſucht/ er ſendt/ er ſinnt nur/ wie er den Menſchlichen Ohren eines verſetzen kan/ damit ſie das Wort Gottes und die Predig nit anhoͤren/ dann ihme gar zu wol bewuſt iſt/ daß ihme niemand mehrer Seelen aus den Klauen reiſſt/ als ein Prediger. Marci 8. v. 33. Moyſes hat nur einmal aus einem harten Felſen mit ſeiner Wunder-Ruthen Waſſer heraus gelockt/ aber ein Eyferiger und ein Apoſtoliſcher Prediger widerholet ſol- ches Wunder oͤffter/ indeme er einem manichen groſſen Suͤnder die Buß-Zaͤher aus den Augen treibt/ wie der- gleichen anziehet Speculum Exemplorum, daß nemlich Einer geweſt/ der lange Zeit einen laſterhafften Wandel/ ein frey und freches Leben gefuͤhrt/ und anbey keiner Predig geacht/ er ſtunde etwan in der Furcht/ der Pre- diger moͤcht ihme die Puls greiffen/ weil aber auf ein Zeit ein frembder Prediger ankommen/ der wegen ſeiner ſtattlichen Gaben ſehr beruͤhmt/ und einen unbeſchreib- lichen Zugang des Volcks hatte/ alſo hat ihn auch der Vorwitz gekitzlet/ daß er einsmals bey der Predig erſchie- ne/ es war aber dazumal aus Goͤttlicher Vorſichtigkeit der Prediger gleich gantz eyferig wider dasjenige Laſter/ ſo dieſem Geſellen ſein Gewiſſen beſchwehrte/ und wie der Mann GOttes ſeine Augen geworffen auf dieſen elenden Suͤnder/ ſo ſahe er/ daß ſolcher von dem Teufel an einer groſſen Ketten angefeßlet wurde gehalten/ dahero er noch mir hefftigerm Eifer wider ſolches Laſter von der Cantzel geto- D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/59
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/59>, abgerufen am 05.05.2024.