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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes.
tzen/ wie der Schnee vor der Sonnen/ O Hertz weit härter/
als der Felsen/ woraus Moyses das Wasser erweckt. O
Gemüth weit unempfindlicher als der Ambos/ worauf
Tubalcain das Eisen geschmidet: O Mensch weit kälter
als das Eis/ auf deme die muthwillige Herodias gedanzt;
Wann du an der Barmhertzigkeit GOttes verzweifflest;
wann du deine Missethaten grösser haltest/ als die Barm-
hertzigkeit GOttes; Hätte ich die Sünden auf mir aller
Verdampten in der Höll/ hätte ich alle Laster/ zu denen
der böse Feind könne anreitzen; hätte ich so viel Missetha-
ten/ was nit nur diese Welt/ sondern noch tausend andere
Welt können begehen/ so würde ich dannoch mit meiner
Liebsten Speranza bey der Barmhertzigkeit GOttes an-
klopffen/ bin versichert/ daß sie mich nicht werde ausschlies-
sen; dann ich behalt noch wohl bey mir jene Wort/ welche
der HErr und Heiland der S. Catharinae Senensi gesagt/
daß ihn nemlich mehrer schmertze/ und mehrer mißfal-
le/ wann ein Sünder in seinem letzten Sterb Stündel an
seiner Barmhertzigkeit verzweifflet/ als alle seine vorhe-
ro unzählbare begangene Sünden/ daher sehr rathsam/
daß man den Sterbenden nichts so eiferig/ nichts so offt
vortrage/ als die grundlose Güte GOttes.

O mein HErr JESU! die Hebräer haben insgemein
schon dahin geredt von dir/ daß du gar zu gut seyest/ und
so gar nit weigerest die Gesellschafft der Pharisäer/ welche
von männiglich für Haubt-Schelmen seynd gehalten
worden; Einmal wollten sie noch die Prob nehmen/ und
erfahren/ ob dann gar kein Gall in dir/ zu solchem End
sie ein Weibsbild/ welche in würcklichem Ehebruch er-
tappt worden/ vor deine heiligste Persohn geführet/ du
sollest auch deine Meynung beylegen/ ob sie soll nach dem

Gesatz
Pars III. A a a a

verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes.
tzen/ wie der Schnee vor der Sonnen/ O Hertz weit haͤrter/
als der Felſen/ woraus Moyſes das Waſſer erweckt. O
Gemuͤth weit unempfindlicher als der Ambos/ worauf
Tubalcain das Eiſen geſchmidet: O Menſch weit kaͤlter
als das Eis/ auf deme die muthwillige Herodias gedanzt;
Wann du an der Barmhertzigkeit GOttes verzweiffleſt;
wann du deine Miſſethaten groͤſſer halteſt/ als die Barm-
hertzigkeit GOttes; Haͤtte ich die Suͤnden auf mir aller
Verdampten in der Hoͤll/ haͤtte ich alle Laſter/ zu denen
der boͤſe Feind koͤnne anreitzen; haͤtte ich ſo viel Miſſetha-
ten/ was nit nur dieſe Welt/ ſondern noch tauſend andere
Welt koͤnnen begehen/ ſo wuͤrde ich dannoch mit meiner
Liebſten Speranza bey der Barmhertzigkeit GOttes an-
klopffen/ bin verſichert/ daß ſie mich nicht werde ausſchlieſ-
ſen; dann ich behalt noch wohl bey mir jene Wort/ welche
der HErr und Heiland der S. Catharinæ Senenſi geſagt/
daß ihn nemlich mehrer ſchmertze/ und mehrer mißfal-
le/ wann ein Suͤnder in ſeinem letzten Sterb Stuͤndel an
ſeiner Barmhertzigkeit verzweifflet/ als alle ſeine vorhe-
ro unzaͤhlbare begangene Suͤnden/ daher ſehr rathſam/
daß man den Sterbenden nichts ſo eiferig/ nichts ſo offt
vortrage/ als die grundloſe Guͤte GOttes.

O mein HErr JESU! die Hebraͤer haben insgemein
ſchon dahin geredt von dir/ daß du gar zu gut ſeyeſt/ und
ſo gar nit weigereſt die Geſellſchafft der Phariſaͤer/ welche
von maͤnniglich fuͤr Haubt-Schelmen ſeynd gehalten
worden; Einmal wollten ſie noch die Prob nehmen/ und
erfahren/ ob dann gar kein Gall in dir/ zu ſolchem End
ſie ein Weibsbild/ welche in wuͤrcklichem Ehebruch er-
tappt worden/ vor deine heiligſte Perſohn gefuͤhret/ du
ſolleſt auch deine Meynung beylegen/ ob ſie ſoll nach dem

Geſatz
Pars III. A a a a
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[553/0585] verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes. tzen/ wie der Schnee vor der Sonnen/ O Hertz weit haͤrter/ als der Felſen/ woraus Moyſes das Waſſer erweckt. O Gemuͤth weit unempfindlicher als der Ambos/ worauf Tubalcain das Eiſen geſchmidet: O Menſch weit kaͤlter als das Eis/ auf deme die muthwillige Herodias gedanzt; Wann du an der Barmhertzigkeit GOttes verzweiffleſt; wann du deine Miſſethaten groͤſſer halteſt/ als die Barm- hertzigkeit GOttes; Haͤtte ich die Suͤnden auf mir aller Verdampten in der Hoͤll/ haͤtte ich alle Laſter/ zu denen der boͤſe Feind koͤnne anreitzen; haͤtte ich ſo viel Miſſetha- ten/ was nit nur dieſe Welt/ ſondern noch tauſend andere Welt koͤnnen begehen/ ſo wuͤrde ich dannoch mit meiner Liebſten Speranza bey der Barmhertzigkeit GOttes an- klopffen/ bin verſichert/ daß ſie mich nicht werde ausſchlieſ- ſen; dann ich behalt noch wohl bey mir jene Wort/ welche der HErr und Heiland der S. Catharinæ Senenſi geſagt/ daß ihn nemlich mehrer ſchmertze/ und mehrer mißfal- le/ wann ein Suͤnder in ſeinem letzten Sterb Stuͤndel an ſeiner Barmhertzigkeit verzweifflet/ als alle ſeine vorhe- ro unzaͤhlbare begangene Suͤnden/ daher ſehr rathſam/ daß man den Sterbenden nichts ſo eiferig/ nichts ſo offt vortrage/ als die grundloſe Guͤte GOttes. O mein HErr JESU! die Hebraͤer haben insgemein ſchon dahin geredt von dir/ daß du gar zu gut ſeyeſt/ und ſo gar nit weigereſt die Geſellſchafft der Phariſaͤer/ welche von maͤnniglich fuͤr Haubt-Schelmen ſeynd gehalten worden; Einmal wollten ſie noch die Prob nehmen/ und erfahren/ ob dann gar kein Gall in dir/ zu ſolchem End ſie ein Weibsbild/ welche in wuͤrcklichem Ehebruch er- tappt worden/ vor deine heiligſte Perſohn gefuͤhret/ du ſolleſt auch deine Meynung beylegen/ ob ſie ſoll nach dem Geſatz Pars III. A a a a

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/585>, abgerufen am 24.11.2024.