Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas der verruchte Mensch
Niemand messen/ deine Tieffe Niemand/ deine Länge
Niemand/ wann ich schon so viel Sünden auf mir/
als Tröpffel Wasser im Meer/ als Stern im Himmel/
als Stäubel im Lufft/ als Sand auf Erden/ als Gräsel
im Frühling/ so soll mich doch alles dieses nit von mei-
ner Liebsten Speranza abschrecken/ welche sich so wohl
verstehet auf die Barmhertzigkeit GOTTES/ mit
Zuversicht sing ich MIse RERE. Mit Trost hör ich/
Isa. c. 31.& tu REMIsisti impietatem peccati mei.

Jungfrau Speranza, sie hat ja einmahl gelesen/
Tract. 1.
in Confit.
c.
11.
was Pepinus schreibt von Einem? dieser führte einen
sehr üblen und lasterhafften Wandel/ und/ welches seine
Bosheit vergrössert/ hat er niemahlen solche Sünden
in dem Beichtstuel entdeckt/ sondern je und allemahl
mit sträfflicher Verschwiegenheit solche verhüllt: Wie
er aber in eine tödtliche Kranckheit gefallen/ und man
ihme bereits das Leben abgesprochen/ da hat er unver-
weilt nach einen Beichtvatter geschickt/ deme er zwar
einige Laster entdeckt/ aber mehrmahlen ein Sünde/
welche ihm die abscheulichste dunckte/ verschwiegen/ es
nähert sich allgemach der Tod herbey/ vier Teuffel
erschienen sichtbar in der Cammer für seinem Bett/
und fangen ein Gezanck untereinder an/ wer aus
Ihnen solle diese Seel in die Hölle führen/ und ih-
rem Obristen Lucifer praesentiren? Mir/ sagt der
Erste/ gebührt es auf alle Weis/ dann ich hab ihn
zu allererst zum Fall gebracht: Ho/ ho/ sagt der an-
dere/ gemach mit der Braut/ ich hab dißfals ein weit
besseren Zuspruch/ dann ich mit meinem Fleiß/ und

embsiger

Judas der verruchte Menſch
Niemand meſſen/ deine Tieffe Niemand/ deine Laͤnge
Niemand/ wann ich ſchon ſo viel Suͤnden auf mir/
als Troͤpffel Waſſer im Meer/ als Stern im Himmel/
als Staͤubel im Lufft/ als Sand auf Erden/ als Graͤſel
im Fruͤhling/ ſo ſoll mich doch alles dieſes nit von mei-
ner Liebſten Speranza abſchrecken/ welche ſich ſo wohl
verſtehet auf die Barmhertzigkeit GOTTES/ mit
Zuverſicht ſing ich MIſe RERE. Mit Troſt hoͤr ich/
Iſa. c. 31.& tu REMIſiſti impietatem peccati mei.

Jungfrau Speranza, ſie hat ja einmahl geleſen/
Tract. 1.
in Confit.
c.
11.
was Pepinus ſchreibt von Einem? dieſer fuͤhrte einen
ſehr uͤblen und laſterhafften Wandel/ und/ welches ſeine
Bosheit vergroͤſſert/ hat er niemahlen ſolche Suͤnden
in dem Beichtſtuel entdeckt/ ſondern je und allemahl
mit ſtraͤfflicher Verſchwiegenheit ſolche verhuͤllt: Wie
er aber in eine toͤdtliche Kranckheit gefallen/ und man
ihme bereits das Leben abgeſprochen/ da hat er unver-
weilt nach einen Beichtvatter geſchickt/ deme er zwar
einige Laſter entdeckt/ aber mehrmahlen ein Suͤnde/
welche ihm die abſcheulichſte dunckte/ verſchwiegen/ es
naͤhert ſich allgemach der Tod herbey/ vier Teuffel
erſchienen ſichtbar in der Cammer fuͤr ſeinem Bett/
und fangen ein Gezanck untereinder an/ wer aus
Ihnen ſolle dieſe Seel in die Hoͤlle fuͤhren/ und ih-
rem Obriſten Lucifer præſentiren? Mir/ ſagt der
Erſte/ gebuͤhrt es auf alle Weis/ dann ich hab ihn
zu allererſt zum Fall gebracht: Ho/ ho/ ſagt der an-
dere/ gemach mit der Braut/ ich hab dißfals ein weit
beſſeren Zuſpruch/ dann ich mit meinem Fleiß/ und

embſiger
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0574" n="542"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Judas der verruchte Men&#x017F;ch</hi></fw><lb/>
Niemand me&#x017F;&#x017F;en/ deine Tieffe Niemand/ deine La&#x0364;nge<lb/>
Niemand/ wann ich &#x017F;chon &#x017F;o viel Su&#x0364;nden auf mir/<lb/>
als Tro&#x0364;pffel Wa&#x017F;&#x017F;er im Meer/ als Stern im Himmel/<lb/>
als Sta&#x0364;ubel im Lufft/ als Sand auf Erden/ als Gra&#x0364;&#x017F;el<lb/>
im Fru&#x0364;hling/ &#x017F;o &#x017F;oll mich doch alles die&#x017F;es nit von mei-<lb/>
ner Lieb&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Speranza</hi> ab&#x017F;chrecken/ welche &#x017F;ich &#x017F;o wohl<lb/>
ver&#x017F;tehet auf die Barmhertzigkeit GOTTES/ mit<lb/>
Zuver&#x017F;icht &#x017F;ing ich <hi rendition="#aq">MI&#x017F;e RERE.</hi> Mit Tro&#x017F;t ho&#x0364;r ich/<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">I&#x017F;a. c.</hi> 31.</note><hi rendition="#aq">&amp; tu REMI&#x017F;i&#x017F;ti impietatem peccati mei.</hi></p><lb/>
        <p>Jungfrau <hi rendition="#aq">Speranza,</hi> &#x017F;ie hat ja einmahl gele&#x017F;en/<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Tract. 1.<lb/>
in Confit.<lb/>
c.</hi> 11.</note>was <hi rendition="#aq">Pepinus</hi> &#x017F;chreibt von Einem? die&#x017F;er fu&#x0364;hrte einen<lb/>
&#x017F;ehr u&#x0364;blen und la&#x017F;terhafften Wandel/ und/ welches &#x017F;eine<lb/>
Bosheit vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert/ hat er niemahlen &#x017F;olche Su&#x0364;nden<lb/>
in dem Beicht&#x017F;tuel entdeckt/ &#x017F;ondern je und allemahl<lb/>
mit &#x017F;tra&#x0364;fflicher Ver&#x017F;chwiegenheit &#x017F;olche verhu&#x0364;llt: Wie<lb/>
er aber in eine to&#x0364;dtliche Kranckheit gefallen/ und man<lb/>
ihme bereits das Leben abge&#x017F;prochen/ da hat er unver-<lb/>
weilt nach einen Beichtvatter ge&#x017F;chickt/ deme er zwar<lb/>
einige La&#x017F;ter entdeckt/ aber mehrmahlen ein Su&#x0364;nde/<lb/>
welche ihm die ab&#x017F;cheulich&#x017F;te dunckte/ ver&#x017F;chwiegen/ es<lb/>
na&#x0364;hert &#x017F;ich allgemach der Tod herbey/ vier Teuffel<lb/>
er&#x017F;chienen &#x017F;ichtbar in der Cammer fu&#x0364;r &#x017F;einem Bett/<lb/>
und fangen ein Gezanck untereinder an/ wer aus<lb/>
Ihnen &#x017F;olle die&#x017F;e Seel in die Ho&#x0364;lle fu&#x0364;hren/ und ih-<lb/>
rem Obri&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Lucifer præ&#x017F;enti</hi>ren? Mir/ &#x017F;agt der<lb/>
Er&#x017F;te/ gebu&#x0364;hrt es auf alle Weis/ dann ich hab ihn<lb/>
zu allerer&#x017F;t zum Fall gebracht: Ho/ ho/ &#x017F;agt der an-<lb/>
dere/ gemach mit der Braut/ ich hab dißfals ein weit<lb/>
be&#x017F;&#x017F;eren Zu&#x017F;pruch/ dann ich mit meinem Fleiß/ und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">emb&#x017F;iger</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[542/0574] Judas der verruchte Menſch Niemand meſſen/ deine Tieffe Niemand/ deine Laͤnge Niemand/ wann ich ſchon ſo viel Suͤnden auf mir/ als Troͤpffel Waſſer im Meer/ als Stern im Himmel/ als Staͤubel im Lufft/ als Sand auf Erden/ als Graͤſel im Fruͤhling/ ſo ſoll mich doch alles dieſes nit von mei- ner Liebſten Speranza abſchrecken/ welche ſich ſo wohl verſtehet auf die Barmhertzigkeit GOTTES/ mit Zuverſicht ſing ich MIſe RERE. Mit Troſt hoͤr ich/ & tu REMIſiſti impietatem peccati mei. Iſa. c. 31. Jungfrau Speranza, ſie hat ja einmahl geleſen/ was Pepinus ſchreibt von Einem? dieſer fuͤhrte einen ſehr uͤblen und laſterhafften Wandel/ und/ welches ſeine Bosheit vergroͤſſert/ hat er niemahlen ſolche Suͤnden in dem Beichtſtuel entdeckt/ ſondern je und allemahl mit ſtraͤfflicher Verſchwiegenheit ſolche verhuͤllt: Wie er aber in eine toͤdtliche Kranckheit gefallen/ und man ihme bereits das Leben abgeſprochen/ da hat er unver- weilt nach einen Beichtvatter geſchickt/ deme er zwar einige Laſter entdeckt/ aber mehrmahlen ein Suͤnde/ welche ihm die abſcheulichſte dunckte/ verſchwiegen/ es naͤhert ſich allgemach der Tod herbey/ vier Teuffel erſchienen ſichtbar in der Cammer fuͤr ſeinem Bett/ und fangen ein Gezanck untereinder an/ wer aus Ihnen ſolle dieſe Seel in die Hoͤlle fuͤhren/ und ih- rem Obriſten Lucifer præſentiren? Mir/ ſagt der Erſte/ gebuͤhrt es auf alle Weis/ dann ich hab ihn zu allererſt zum Fall gebracht: Ho/ ho/ ſagt der an- dere/ gemach mit der Braut/ ich hab dißfals ein weit beſſeren Zuſpruch/ dann ich mit meinem Fleiß/ und embſiger Tract. 1. in Confit. c. 11.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/574
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/574>, abgerufen am 19.05.2024.