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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas Iscarioth/ wolte sein liederliches Ende nehmen
zu/ die Lebens-Mittel seynd gar schlecht/ der Aemerling
wird so bedürfftig/ daß er mit seiner stoltzen Muteten
gäntzlich still schweiget/ ja den armen Bauern noch so
gute Wort gibt/ daß er vor der Thür auf dem Mist/ nach
den Pferden hupfft/ und immer zu/ Vetter/ Vetter/
Vetter/
wiederholet. Wie viel/ wie viel/ hab ich schon
gesehen/ und du gesehen/ und ein anderer gesehen derglei-
chen Leute/ die von grossen Reichthum in äusserste Ar-
muth gerathen/ bey deme alles Silber ist zu Quecksilber
worden. O wie unbeständig seynd die Reichthümer der
Welt; ja in ihr/ an ihr/ um ihr läst sich nichts mehrers
sehen als die Beständigkeit in der Unbeständigkeit.

Lerne lesen.

1.3.5.7.6.4.2.
VonWeltnitsingen/vielthueder
siedientschlech-Lobteseinver-
dannkeit/al-DingenleninEitel-
dasdicheig-Prob.nedielehret

Nachdeme der Adam gesündiget/ hat ihn der gerech-
te GOtt verdienter Massen sambt seinem Weib aus dem
Paradeiß verjagt/ nit aber auf solche Weise/ wie es die
Mahler pflegen zu entwerffen/ sondern/ nach Aussag
Abulensis, Cornelii &c seynd in dem Paradeiß oder irrdi-
schen Lust-Garten zwey Cherubin gewest/ einer aus die-
sen ist mit dem feurigen Schwerdt bey dem Eingang des
Paradeiß verblieben/ der andere Cherubin aber hat in
einer Hand den Adam/ in der andern die Eva getragen/
gleichwie der Engel den Propheten Habacuc in die Lö-
wen-Gruben/ solcher Gestalt seynd Adam und Eva über
die tausend Meil supra Zonam torridam über den gantzen
Oceanum getragen worden in das Juden-Land/ und in

dem-

Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen
zu/ die Lebens-Mittel ſeynd gar ſchlecht/ der Aemerling
wird ſo beduͤrfftig/ daß er mit ſeiner ſtoltzen Muteten
gaͤntzlich ſtill ſchweiget/ ja den armen Bauern noch ſo
gute Wort gibt/ daß er vor der Thuͤr auf dem Miſt/ nach
den Pferden hupfft/ und immer zu/ Vetter/ Vetter/
Vetter/
wiederholet. Wie viel/ wie viel/ hab ich ſchon
geſehen/ und du geſehen/ und ein anderer geſehen derglei-
chen Leute/ die von groſſen Reichthum in aͤuſſerſte Ar-
muth gerathen/ bey deme alles Silber iſt zu Queckſilber
worden. O wie unbeſtaͤndig ſeynd die Reichthuͤmer der
Welt; ja in ihr/ an ihr/ um ihr laͤſt ſich nichts mehrers
ſehen als die Beſtaͤndigkeit in der Unbeſtaͤndigkeit.

Lerne leſen.

1.3.5.7.6.4.2.
VonWeltnitſingen/vielthueder
ſiedientſchlech-Lobteseinver-
dannkeit/al-DingenleninEitel-
dasdicheig-Prob.nedielehret

Nachdeme der Adam geſuͤndiget/ hat ihn der gerech-
te GOtt verdienter Maſſen ſambt ſeinem Weib aus dem
Paradeiß verjagt/ nit aber auf ſolche Weiſe/ wie es die
Mahler pflegen zu entwerffen/ ſondern/ nach Auſſag
Abulenſis, Cornelii &c ſeynd in dem Paradeiß oder irrdi-
ſchen Luſt-Garten zwey Cherubin geweſt/ einer aus die-
ſen iſt mit dem feurigen Schwerdt bey dem Eingang des
Paradeiß verblieben/ der andere Cherubin aber hat in
einer Hand den Adam/ in der andern die Eva getragen/
gleichwie der Engel den Propheten Habacuc in die Loͤ-
wen-Gruben/ ſolcher Geſtalt ſeynd Adam und Eva uͤber
die tauſend Meil ſupra Zonam torridam uͤber den gantzen
Oceanum getragen worden in das Juden-Land/ und in

dem-
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[526/0558] Judas Iſcarioth/ wolte ſein liederliches Ende nehmen zu/ die Lebens-Mittel ſeynd gar ſchlecht/ der Aemerling wird ſo beduͤrfftig/ daß er mit ſeiner ſtoltzen Muteten gaͤntzlich ſtill ſchweiget/ ja den armen Bauern noch ſo gute Wort gibt/ daß er vor der Thuͤr auf dem Miſt/ nach den Pferden hupfft/ und immer zu/ Vetter/ Vetter/ Vetter/ wiederholet. Wie viel/ wie viel/ hab ich ſchon geſehen/ und du geſehen/ und ein anderer geſehen derglei- chen Leute/ die von groſſen Reichthum in aͤuſſerſte Ar- muth gerathen/ bey deme alles Silber iſt zu Queckſilber worden. O wie unbeſtaͤndig ſeynd die Reichthuͤmer der Welt; ja in ihr/ an ihr/ um ihr laͤſt ſich nichts mehrers ſehen als die Beſtaͤndigkeit in der Unbeſtaͤndigkeit. Lerne leſen. 1. 3. 5. 7. 6. 4. 2. Von Welt nit ſingen/ viel thue der ſie dient ſchlech- Lob tes ein ver- dann keit/ al- Dingen len in Eitel- das dich eig- Prob. ne die lehret Nachdeme der Adam geſuͤndiget/ hat ihn der gerech- te GOtt verdienter Maſſen ſambt ſeinem Weib aus dem Paradeiß verjagt/ nit aber auf ſolche Weiſe/ wie es die Mahler pflegen zu entwerffen/ ſondern/ nach Auſſag Abulenſis, Cornelii &c ſeynd in dem Paradeiß oder irrdi- ſchen Luſt-Garten zwey Cherubin geweſt/ einer aus die- ſen iſt mit dem feurigen Schwerdt bey dem Eingang des Paradeiß verblieben/ der andere Cherubin aber hat in einer Hand den Adam/ in der andern die Eva getragen/ gleichwie der Engel den Propheten Habacuc in die Loͤ- wen-Gruben/ ſolcher Geſtalt ſeynd Adam und Eva uͤber die tauſend Meil ſupra Zonam torridam uͤber den gantzen Oceanum getragen worden in das Juden-Land/ und in dem-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/558>, abgerufen am 28.05.2024.