Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas der Ertzschelm hasset das Wort GOttes/ und Geheng prangen/ aber einwendig der höllische Bärmit einem grossen Anhang wohne/ welcher der armseeli- gen Creatur an den Apostolischen Predigen einen solchen Grausen und Ekel macht. Ein Medicus kommt zu dem Krancken/ deme das Ein hitziges Fieber ist die Gailheit/ ein Gallfieber ist Schuldiger Diener Herr Doctor, woher? Sie seynd gewiß
Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes/ und Geheng prangen/ aber einwendig der hoͤlliſche Baͤrmit einem groſſen Anhang wohne/ welcher der armſeeli- gen Creatur an den Apoſtoliſchen Predigen einen ſolchen Grauſen und Ekel macht. Ein Medicus kommt zu dem Krancken/ deme das Ein hitziges Fieber iſt die Gailheit/ ein Gallfieber iſt Schuldiger Diener Herr Doctor, woher? Sie ſeynd gewiß
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Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes/
und Geheng prangen/ aber einwendig der hoͤlliſche Baͤr
mit einem groſſen Anhang wohne/ welcher der armſeeli-
gen Creatur an den Apoſtoliſchen Predigen einen ſolchen
Grauſen und Ekel macht.
Ein Medicus kommt zu dem Krancken/ deme das
langwuͤrige Fieber die Leibs-Kraͤfften ſchon zimlich ab-
gezehrt/ deme die Pulß nicht viel ſtaͤrcker laufft/ als der
Bratter am Aſchermittwochen/ deme die Augen in dem
ausgeſelchten Angeſicht ſtecken/ wie ein paar Muſchl in
einer Grotta/ deme die Naſen ſpitzfuͤndig wird/ unange-
ſehen der Verſtand ſchon abnimmt/ deme der Athem
gehet/ wie ein geladener Wagen im Hollweg. In Sum-
ma alle dieſe Zuſtaͤnd und Umſtaͤnde gefallen dem Medi-
co nit/ wann man ihm aber uͤber alles diß noch ſagt/ daß
der Krancke das Gehoͤr verliehre/ da ſchittelt der Doctor
den Kopf/ â Dio, ſpricht er/ mit dem Leben iſt es aus.
Hipocrat. Aphoris. lib. 4. in febre non intermittente, ſi
non audiat æger, jam debilis exiſtens, propinqua mors eſt.
Ein hitziges Fieber iſt die Gailheit/ ein Gallfieber iſt
Zorn und Rachgier/ ein viertaͤglichs Fieber iſt der Geitz/
ein dreytaͤglichs Fieber iſt die Hochfarth/ ꝛc. Alle dieſe
und noch andere ſeynd ſehr gefaͤhrliche Zuſtaͤnd vor die
Seel/ gleichwol ſeynd ſie noch zu euriren/ wann man moͤg-
liche Mittel anwendet/ ſo aber einem dergleichem Pa-
tienten das Gehoͤr verfallet/ ſo er in Anhoͤrung des
Worts GOttes einen Grauſen empfindet/ ſo er die Pre-
dig nit gern hoͤret/ O Dio, ſprich ich/ mit dem Leben iſt es
aus/ und zwar mit dem ewigen Leben/ dann meine Schaͤ-
fel hoͤren meine Stimm/ ſpricht unſer HErr bey Joanne
10. c. Der dann die Predig/ welche ein Stimm Chriſti/
nit gern hoͤret/ iſt kein Schaͤfel des Herrns/ ſondern
wird einmahl am Juͤngſten Tag geſtellt unter die ver-
dammte Boͤck zur lincken Hand.
Joh. 10.
Schuldiger Diener Herr Doctor, woher? Sie ſeynd
gewiß
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Zitationshilfe: | Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/54>, abgerufen am 16.02.2025. |