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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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vor dem Fisch-Thor zu Jerusalem.
Liecht geführt. Was hat dann Eva für ein Kleid? Eva
war gekleidet wie der Adam/ und Adam war gekleidet wie
Eva. GOtt der HErr machte dem Adam und seinemGen. 3. c.
v.
21.

Weib Röcke von Fellen/ und zoge sie ihnen an. Da hat
ihnen der Buckel gegraust/ wie sie das erstemal den Tod
gesehen bey diesem lieben Vieh. Die Häute todter Thier
ungegärbter/ müssen Kleider abgeben den zweyen ersten
Eltern. So offt nun Adam und Eva einen Schritt ge-
than/ da hat das Fell ein Geräusch gemacht/ und da hat so
wohl er/ als sie an den Tod gedacht. Solches hat der all-
mächtige GOtt mit allen Fleiß gethan/ dann er dachte/
daß den Menschen nichts mehrers könne von Sündigen
abhalten/ als die Gedächtnuß des Todes. Tunicas pel-l. 19.
2. tom.

liceas dedit illis & c. Worüber Isidorus also schreibt:
Tunica appellata est, quia in motu Incedentis So-
num facit, tonus enim sonus est, unde primis Paren-
tibus tunicae pelliceae post lapsum sunt factae, ut
perpetuum suae fragilitatis & instabilitatis monito-
rem haberent.

Wann das menschliche Leben wäre wie die Archen
des Bunds/ dero Holtz nit hat können verfaulen; wann
das menschliche Leben wäre/ wie der höltzerne Altar im
Alten Testament/ der von stets-brennendem Feuer dar-
auf/ nie verzehrt worden; wann das menschliche Leben
allezeit bliebe/ wie die Kleider der Israeliter durch 40.
Jahr in der Wüsten/ da ihnen nit ein Faden zerrissen;
wann das menschliche Leben wäre/ wie das Feuer der
Heydnischen Jungfrauen/ so Vestales genannt waren/
welches niemalen ausgelöscht/ so wolt ich dir mit der-
gleichen melancholischen Gedancken von dem Tod nit
viel überlästig seyn/ dann ich weiß gar wohl/ daß dir das

Alle-
Q q q 3

vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem.
Liecht gefuͤhrt. Was hat dann Eva fuͤr ein Kleid? Eva
war gekleidet wie der Adam/ und Adam war gekleidet wie
Eva. GOtt der HErr machte dem Adam und ſeinemGen. 3. c.
v.
21.

Weib Roͤcke von Fellen/ und zoge ſie ihnen an. Da hat
ihnen der Buckel gegrauſt/ wie ſie das erſtemal den Tod
geſehen bey dieſem lieben Vieh. Die Haͤute todter Thier
ungegaͤrbter/ muͤſſen Kleider abgeben den zweyen erſten
Eltern. So offt nun Adam und Eva einen Schritt ge-
than/ da hat das Fell ein Geraͤuſch gemacht/ und da hat ſo
wohl er/ als ſie an den Tod gedacht. Solches hat der all-
maͤchtige GOtt mit allen Fleiß gethan/ dann er dachte/
daß den Menſchen nichts mehrers koͤnne von Suͤndigen
abhalten/ als die Gedaͤchtnuß des Todes. Tunicas pel-l. 19.
2. tom.

liceas dedit illis & c. Woruͤber Iſidorus alſo ſchreibt:
Tunica appellata eſt, quia in motu Incedentis So-
num facit, tonus enim ſonus eſt, unde primis Paren-
tibus tunicæ pelliceæ poſt lapſum ſunt factæ, ut
perpetuum ſuæ fragilitatis & inſtabilitatis monito-
rem haberent.

Wann das menſchliche Leben waͤre wie die Archen
des Bunds/ dero Holtz nit hat koͤnnen verfaulen; wann
das menſchliche Leben waͤre/ wie der hoͤltzerne Altar im
Alten Teſtament/ der von ſtets-brennendem Feuer dar-
auf/ nie verzehrt worden; wann das menſchliche Leben
allezeit bliebe/ wie die Kleider der Iſraeliter durch 40.
Jahr in der Wuͤſten/ da ihnen nit ein Faden zerriſſen;
wann das menſchliche Leben waͤre/ wie das Feuer der
Heydniſchen Jungfrauen/ ſo Veſtales genannt waren/
welches niemalen ausgeloͤſcht/ ſo wolt ich dir mit der-
gleichen melancholiſchen Gedancken von dem Tod nit
viel uͤberlaͤſtig ſeyn/ dann ich weiß gar wohl/ daß dir das

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[493/0525] vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. Liecht gefuͤhrt. Was hat dann Eva fuͤr ein Kleid? Eva war gekleidet wie der Adam/ und Adam war gekleidet wie Eva. GOtt der HErr machte dem Adam und ſeinem Weib Roͤcke von Fellen/ und zoge ſie ihnen an. Da hat ihnen der Buckel gegrauſt/ wie ſie das erſtemal den Tod geſehen bey dieſem lieben Vieh. Die Haͤute todter Thier ungegaͤrbter/ muͤſſen Kleider abgeben den zweyen erſten Eltern. So offt nun Adam und Eva einen Schritt ge- than/ da hat das Fell ein Geraͤuſch gemacht/ und da hat ſo wohl er/ als ſie an den Tod gedacht. Solches hat der all- maͤchtige GOtt mit allen Fleiß gethan/ dann er dachte/ daß den Menſchen nichts mehrers koͤnne von Suͤndigen abhalten/ als die Gedaͤchtnuß des Todes. Tunicas pel- liceas dedit illis & c. Woruͤber Iſidorus alſo ſchreibt: Tunica appellata eſt, quia in motu Incedentis So- num facit, tonus enim ſonus eſt, unde primis Paren- tibus tunicæ pelliceæ poſt lapſum ſunt factæ, ut perpetuum ſuæ fragilitatis & inſtabilitatis monito- rem haberent. Gen. 3. c. v. 21. l. 19. 2. tom. Wann das menſchliche Leben waͤre wie die Archen des Bunds/ dero Holtz nit hat koͤnnen verfaulen; wann das menſchliche Leben waͤre/ wie der hoͤltzerne Altar im Alten Teſtament/ der von ſtets-brennendem Feuer dar- auf/ nie verzehrt worden; wann das menſchliche Leben allezeit bliebe/ wie die Kleider der Iſraeliter durch 40. Jahr in der Wuͤſten/ da ihnen nit ein Faden zerriſſen; wann das menſchliche Leben waͤre/ wie das Feuer der Heydniſchen Jungfrauen/ ſo Veſtales genannt waren/ welches niemalen ausgeloͤſcht/ ſo wolt ich dir mit der- gleichen melancholiſchen Gedancken von dem Tod nit viel uͤberlaͤſtig ſeyn/ dann ich weiß gar wohl/ daß dir das Alle- Q q q 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/525>, abgerufen am 30.11.2024.