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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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hat die Mutter GOttes Mariam veracht.
ter GOttes Maria/ unter andern hat sie sich hören lassen/
daß die Mutter Maria nit um ein Haar heiliger seye/ als
sie oder ein anders Weib/ etc. Wie sie nun würcklich auf
dem Weeg begriffen/ und bereits nit weit von ihrem Gut
oder Hof/ da seynd augenblicklich die Pferd still gestan-
den/ sie aber von dem Wagen herabgestiegen/ und einen
Abtritt in das nächst-entlegne Wäldel gethan/ allwo sie
der Natur gepflogen. Siehe aber Wunder! ein gantz
gäh entstandner Sturm-Wind wirfft diese zu Boden/
daß sie mit dem Laster-Maul in den Wust gefallen/ so
unlängst von ihr kommen/ und dergestalten mit einem er-
schröcklichem Geschrey ihren unglückseeligen Geist auf-
geben.

Wehe den jenigen/ welche den heiligsten Namen der
Mutter GOttes Mariae verachten und entunehren. Wie
GOttes Sohn auf dem Berg Calvari kurtz vor seinem
bittern Tod das Testament aufgesetzt/ unter andern sei-
nem liebsten Jünger Joanni das beste verlassen/ benannt-
lichen seine gebenedeyte Mutter/ laut dieser Worte: Mu-
lier, ecce filius tuus,
Weib/ sihe dein Sohn. O gol-
dener Mund JESU/ warum sprichst Du/ Weib?
warum Weib? es ist ja die jenige/ welche auf das An-
bringen des Ertz-Engels Gabriels das Fiat geschrieben/
fiat mihi secundum verbum tuum? Es ist ja die jeni-
ge/ welche Dich zu Bethlehem gebohren in dem Stall/
wo zumal der Stall zu einem Saal worden? Es ist ja die
jenige/ welche Dich durch die Flucht in Egypten der Ty-
rannischen Verfolgung Herodis entzogen? Es ist ja die
jenige/ welche Dich mit so bedrangtem Hertzen drey gan-
tzer Tage gesucht/ und endlichen im Tempel zu Jerusalem
gefunden/ allwo Du schon mit 12. Jahren Sacrae Scri-

pturae
L l l 3

hat die Mutter GOttes Mariam veracht.
ter GOttes Maria/ unter andern hat ſie ſich hoͤren laſſen/
daß die Mutter Maria nit um ein Haar heiliger ſeye/ als
ſie oder ein anders Weib/ ꝛc. Wie ſie nun wuͤrcklich auf
dem Weeg begriffen/ und bereits nit weit von ihrem Gut
oder Hof/ da ſeynd augenblicklich die Pferd ſtill geſtan-
den/ ſie aber von dem Wagen herabgeſtiegen/ und einen
Abtritt in das naͤchſt-entlegne Waͤldel gethan/ allwo ſie
der Natur gepflogen. Siehe aber Wunder! ein gantz
gaͤh entſtandner Sturm-Wind wirfft dieſe zu Boden/
daß ſie mit dem Laſter-Maul in den Wuſt gefallen/ ſo
unlaͤngſt von ihr kommen/ und dergeſtalten mit einem er-
ſchroͤcklichem Geſchrey ihren ungluͤckſeeligen Geiſt auf-
geben.

Wehe den jenigen/ welche den heiligſten Namen der
Mutter GOttes Mariæ verachten und entunehren. Wie
GOttes Sohn auf dem Berg Calvari kurtz vor ſeinem
bittern Tod das Teſtament aufgeſetzt/ unter andern ſei-
nem liebſten Juͤnger Joanni das beſte verlaſſen/ benannt-
lichen ſeine gebenedeyte Mutter/ laut dieſer Worte: Mu-
lier, ecce filius tuus,
Weib/ ſihe dein Sohn. O gol-
dener Mund JESU/ warum ſprichſt Du/ Weib?
warum Weib? es iſt ja die jenige/ welche auf das An-
bringen des Ertz-Engels Gabriels das Fiat geſchrieben/
fiat mihi ſecundùm verbum tuum? Es iſt ja die jeni-
ge/ welche Dich zu Bethlehem gebohren in dem Stall/
wo zumal der Stall zu einem Saal worden? Es iſt ja die
jenige/ welche Dich durch die Flucht in Egypten der Ty-
ranniſchen Verfolgung Herodis entzogen? Es iſt ja die
jenige/ welche Dich mit ſo bedrangtem Hertzen drey gan-
tzer Tage geſucht/ und endlichen im Tempel zu Jeruſalem
gefunden/ allwo Du ſchon mit 12. Jahren Sacræ Scri-

pturæ
L l l 3
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[453/0485] hat die Mutter GOttes Mariam veracht. ter GOttes Maria/ unter andern hat ſie ſich hoͤren laſſen/ daß die Mutter Maria nit um ein Haar heiliger ſeye/ als ſie oder ein anders Weib/ ꝛc. Wie ſie nun wuͤrcklich auf dem Weeg begriffen/ und bereits nit weit von ihrem Gut oder Hof/ da ſeynd augenblicklich die Pferd ſtill geſtan- den/ ſie aber von dem Wagen herabgeſtiegen/ und einen Abtritt in das naͤchſt-entlegne Waͤldel gethan/ allwo ſie der Natur gepflogen. Siehe aber Wunder! ein gantz gaͤh entſtandner Sturm-Wind wirfft dieſe zu Boden/ daß ſie mit dem Laſter-Maul in den Wuſt gefallen/ ſo unlaͤngſt von ihr kommen/ und dergeſtalten mit einem er- ſchroͤcklichem Geſchrey ihren ungluͤckſeeligen Geiſt auf- geben. Wehe den jenigen/ welche den heiligſten Namen der Mutter GOttes Mariæ verachten und entunehren. Wie GOttes Sohn auf dem Berg Calvari kurtz vor ſeinem bittern Tod das Teſtament aufgeſetzt/ unter andern ſei- nem liebſten Juͤnger Joanni das beſte verlaſſen/ benannt- lichen ſeine gebenedeyte Mutter/ laut dieſer Worte: Mu- lier, ecce filius tuus, Weib/ ſihe dein Sohn. O gol- dener Mund JESU/ warum ſprichſt Du/ Weib? warum Weib? es iſt ja die jenige/ welche auf das An- bringen des Ertz-Engels Gabriels das Fiat geſchrieben/ fiat mihi ſecundùm verbum tuum? Es iſt ja die jeni- ge/ welche Dich zu Bethlehem gebohren in dem Stall/ wo zumal der Stall zu einem Saal worden? Es iſt ja die jenige/ welche Dich durch die Flucht in Egypten der Ty- ranniſchen Verfolgung Herodis entzogen? Es iſt ja die jenige/ welche Dich mit ſo bedrangtem Hertzen drey gan- tzer Tage geſucht/ und endlichen im Tempel zu Jeruſalem gefunden/ allwo Du ſchon mit 12. Jahren Sacræ Scri- pturæ L l l 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/485>, abgerufen am 19.05.2024.