Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas will erst auf die letzt gut thun/
nen Bronnen/ und ersäufft/ das ist nit weit von Wien
geschehen. Einer erstickt an einer Speiß/ das ist unlängst
in Schlesien geschehen. Einer läutet zu dem Wetter/ und
durch foppen und Gespäß leget er ihm den Strick um den
Halß/ und wird ohne seinen Willen erdrosselt/ das ist vor
etlich Jahren in der Pfaltz geschehen. Einer schiest auf
die Scheiben/ und schlägt ihme das ersprungne Schloß
die Gurgel ab/ das ist vor wenig Jahren in Ober-Oester-
reich geschehen. Einer zur Fastnachtzeit in Narrenklei-
dern will über den Tisch springen/ der Tisch aber/ weilen
er Nagelloß/ prellt zuruck/ und schlägt ihn augenblick-
lich todt/ das ist nit weit von Wien geschehen. Einer
will das Liecht butzen/ und ist ihme zugleich das Leben
ausgeloschen/ das ist unlängst in Oesterreich geschehen.
Einer gehet vor einem Hauß vorbey/ und schlägt ihn ein
Dachziegel zu todt/ das ist vor 4. Jahren in der Vorstadt
zu Wien geschehen etc. Tausend und tausend/ und aber
tausend Modi hat der Tod. Einer verbrennt/ wie die
Inwohner zu Sodoma. Einer wird von einem wilden
Thier zerrissen/ wie der Prophet Jadon. Einer wird
von seinem eignen Diener umgebracht/ wie der König
Joas. Einer wird von seinen eignen Kindern ermordet/
wie der Senacherib. Einer bekommt den Rest durch
sein vermeynte Liebste/ wie der Holofernes. Einer er-
saufft im Wasser/ wie Pharao. Einer wird von der Er-
den verschluckt/ wie Core, Datan, und Abiron. Einer
wird von giftigen Schlangen zu todt gebissen/ wie gar
viel aus dem Volck Israel. Einer geht ins Bett/ und ste-
het nit mehr auf. Einer gehet aus/ und kommt nit mehr
heim. Einer sitzet zur Tafel/ und erlebet nit das Con-
fect.
Einer legt einen Schuh an/ und kan nit mehr den

an-

Judas will erſt auf die letzt gut thun/
nen Bronnen/ und erſaͤufft/ das iſt nit weit von Wien
geſchehen. Einer erſtickt an einer Speiß/ das iſt unlaͤngſt
in Schleſien geſchehen. Einer laͤutet zu dem Wetter/ und
durch foppen und Geſpaͤß leget er ihm den Strick um den
Halß/ und wird ohne ſeinen Willen erdroſſelt/ das iſt vor
etlich Jahren in der Pfaltz geſchehen. Einer ſchieſt auf
die Scheiben/ und ſchlaͤgt ihme das erſprungne Schloß
die Gurgel ab/ das iſt vor wenig Jahren in Ober-Oeſter-
reich geſchehen. Einer zur Faſtnachtzeit in Narrenklei-
dern will uͤber den Tiſch ſpringen/ der Tiſch aber/ weilen
er Nagelloß/ prellt zuruck/ und ſchlaͤgt ihn augenblick-
lich todt/ das iſt nit weit von Wien geſchehen. Einer
will das Liecht butzen/ und iſt ihme zugleich das Leben
ausgeloſchen/ das iſt unlaͤngſt in Oeſterreich geſchehen.
Einer gehet vor einem Hauß vorbey/ und ſchlaͤgt ihn ein
Dachziegel zu todt/ das iſt vor 4. Jahren in der Vorſtadt
zu Wien geſchehen ꝛc. Tauſend und tauſend/ und aber
tauſend Modi hat der Tod. Einer verbrennt/ wie die
Inwohner zu Sodoma. Einer wird von einem wilden
Thier zerriſſen/ wie der Prophet Jadon. Einer wird
von ſeinem eignen Diener umgebracht/ wie der Koͤnig
Joas. Einer wird von ſeinen eignen Kindern ermordet/
wie der Senacherib. Einer bekommt den Reſt durch
ſein vermeynte Liebſte/ wie der Holofernes. Einer er-
ſaufft im Waſſer/ wie Pharao. Einer wird von der Er-
den verſchluckt/ wie Core, Datan, und Abiron. Einer
wird von giftigen Schlangen zu todt gebiſſen/ wie gar
viel aus dem Volck Iſrael. Einer geht ins Bett/ und ſte-
het nit mehr auf. Einer gehet aus/ und kommt nit mehr
heim. Einer ſitzet zur Tafel/ und erlebet nit das Con-
fect.
Einer legt einen Schuh an/ und kan nit mehr den

an-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0448" n="416"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Judas will er&#x017F;t auf die letzt gut thun/</hi></fw><lb/>
nen Bronnen/ und er&#x017F;a&#x0364;ufft/ das i&#x017F;t nit weit von Wien<lb/>
ge&#x017F;chehen. Einer er&#x017F;tickt an einer Speiß/ das i&#x017F;t unla&#x0364;ng&#x017F;t<lb/>
in Schle&#x017F;ien ge&#x017F;chehen. Einer la&#x0364;utet zu dem Wetter/ und<lb/>
durch foppen und Ge&#x017F;pa&#x0364;ß leget er ihm den Strick um den<lb/>
Halß/ und wird ohne &#x017F;einen Willen erdro&#x017F;&#x017F;elt/ das i&#x017F;t vor<lb/>
etlich Jahren in der Pfaltz ge&#x017F;chehen. Einer &#x017F;chie&#x017F;t auf<lb/>
die Scheiben/ und &#x017F;chla&#x0364;gt ihme das er&#x017F;prungne Schloß<lb/>
die Gurgel ab/ das i&#x017F;t vor wenig Jahren in Ober-Oe&#x017F;ter-<lb/>
reich ge&#x017F;chehen. Einer zur Fa&#x017F;tnachtzeit in Narrenklei-<lb/>
dern will u&#x0364;ber den Ti&#x017F;ch &#x017F;pringen/ der Ti&#x017F;ch aber/ weilen<lb/>
er Nagelloß/ prellt zuruck/ und &#x017F;chla&#x0364;gt ihn augenblick-<lb/>
lich todt/ das i&#x017F;t nit weit von Wien ge&#x017F;chehen. Einer<lb/>
will das Liecht butzen/ und i&#x017F;t ihme zugleich das Leben<lb/>
ausgelo&#x017F;chen/ das i&#x017F;t unla&#x0364;ng&#x017F;t in Oe&#x017F;terreich ge&#x017F;chehen.<lb/>
Einer gehet vor einem Hauß vorbey/ und &#x017F;chla&#x0364;gt ihn ein<lb/>
Dachziegel zu todt/ das i&#x017F;t vor 4. Jahren in der Vor&#x017F;tadt<lb/>
zu Wien ge&#x017F;chehen &#xA75B;c. Tau&#x017F;end und tau&#x017F;end/ und aber<lb/>
tau&#x017F;end <hi rendition="#aq">Modi</hi> hat der Tod. Einer verbrennt/ wie die<lb/>
Inwohner zu <hi rendition="#aq">Sodoma.</hi> Einer wird von einem wilden<lb/>
Thier zerri&#x017F;&#x017F;en/ wie der Prophet <hi rendition="#aq">Jadon.</hi> Einer wird<lb/>
von &#x017F;einem eignen Diener umgebracht/ wie der Ko&#x0364;nig<lb/><hi rendition="#aq">Joas.</hi> Einer wird von &#x017F;einen eignen Kindern ermordet/<lb/>
wie der <hi rendition="#aq">Senacherib.</hi> Einer bekommt den Re&#x017F;t durch<lb/>
&#x017F;ein vermeynte Lieb&#x017F;te/ wie der <hi rendition="#aq">Holofernes.</hi> Einer er-<lb/>
&#x017F;aufft im Wa&#x017F;&#x017F;er/ wie <hi rendition="#aq">Pharao.</hi> Einer wird von der Er-<lb/>
den ver&#x017F;chluckt/ wie <hi rendition="#aq">Core, Datan,</hi> und <hi rendition="#aq">Abiron.</hi> Einer<lb/>
wird von giftigen Schlangen zu todt gebi&#x017F;&#x017F;en/ wie gar<lb/>
viel aus dem Volck I&#x017F;rael. Einer geht ins Bett/ und &#x017F;te-<lb/>
het nit mehr auf. Einer gehet aus/ und kommt nit mehr<lb/>
heim. Einer &#x017F;itzet zur Tafel/ und erlebet nit das <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
fect.</hi> Einer legt einen Schuh an/ und kan nit mehr den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[416/0448] Judas will erſt auf die letzt gut thun/ nen Bronnen/ und erſaͤufft/ das iſt nit weit von Wien geſchehen. Einer erſtickt an einer Speiß/ das iſt unlaͤngſt in Schleſien geſchehen. Einer laͤutet zu dem Wetter/ und durch foppen und Geſpaͤß leget er ihm den Strick um den Halß/ und wird ohne ſeinen Willen erdroſſelt/ das iſt vor etlich Jahren in der Pfaltz geſchehen. Einer ſchieſt auf die Scheiben/ und ſchlaͤgt ihme das erſprungne Schloß die Gurgel ab/ das iſt vor wenig Jahren in Ober-Oeſter- reich geſchehen. Einer zur Faſtnachtzeit in Narrenklei- dern will uͤber den Tiſch ſpringen/ der Tiſch aber/ weilen er Nagelloß/ prellt zuruck/ und ſchlaͤgt ihn augenblick- lich todt/ das iſt nit weit von Wien geſchehen. Einer will das Liecht butzen/ und iſt ihme zugleich das Leben ausgeloſchen/ das iſt unlaͤngſt in Oeſterreich geſchehen. Einer gehet vor einem Hauß vorbey/ und ſchlaͤgt ihn ein Dachziegel zu todt/ das iſt vor 4. Jahren in der Vorſtadt zu Wien geſchehen ꝛc. Tauſend und tauſend/ und aber tauſend Modi hat der Tod. Einer verbrennt/ wie die Inwohner zu Sodoma. Einer wird von einem wilden Thier zerriſſen/ wie der Prophet Jadon. Einer wird von ſeinem eignen Diener umgebracht/ wie der Koͤnig Joas. Einer wird von ſeinen eignen Kindern ermordet/ wie der Senacherib. Einer bekommt den Reſt durch ſein vermeynte Liebſte/ wie der Holofernes. Einer er- ſaufft im Waſſer/ wie Pharao. Einer wird von der Er- den verſchluckt/ wie Core, Datan, und Abiron. Einer wird von giftigen Schlangen zu todt gebiſſen/ wie gar viel aus dem Volck Iſrael. Einer geht ins Bett/ und ſte- het nit mehr auf. Einer gehet aus/ und kommt nit mehr heim. Einer ſitzet zur Tafel/ und erlebet nit das Con- fect. Einer legt einen Schuh an/ und kan nit mehr den an-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/448
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/448>, abgerufen am 27.11.2024.