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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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aber die Werck stimmten mit dem Glauben nit zu.
ten dißfals nit wenig an die Hand gangen/ zumalen sie
selbsten gern sahen/ daß solche Ehr ihrem Hauß möchte
widerfahren. Nachdem er endlich nit ohne grosse Be-
schwernuß seinen Zweck erreicht/ und zu solchem End na-
cher Rom verreist/ daselbst zu einem Bischoff geweihet
zu werden/ da ist er/ wie pflegt zu geschehen/ von dem or-
dini
[r]enden befragt worden/ ob er wolle Bischoff werden?
Was dann sagte er/ das hab ich schon viel Jahr gesucht.
Er wurde weiters gefragt? Vis reddere rationem &c.
Wilst du auch am Jüngsten Tag Rechenschafft geben
Christo der Seelen willen/ welche dir werden anvertraut?
Questo no? sagte er/ das nit/ da will ich nit hin/ das laß
ich wol bleiben/ da wäre ich ein Doctor &c. indem er dann
gesehen/ daß er derenthalben einen so erschröcklichen
Schwur solte ablegen/ hat er freywillig die Bischöffli-
che Würde resignirt/ und also leerer/ im Namen GOt-
tes wieder nach Hauß gekehrt/ die Seinige Befreund-
ten waren dessenthalben sehr unbegnügt/ und wandten
vor/ daß er sie so viel gekostet/ warum er dann nit diese
geistliche Dignitet habe angenommen? Ich/ gab er zur
Antwort/ ich glaubte bey mir/ daß ein Bischoff weiter
nichts anders zu thun habe/ als Hüner und Capaunen
essen/ aber zu Rom hab ich ein ander Lection vernom-
men.

Viel Christen seynd der albern Meynung/ als seye
es schon genug/ wann sie getaufft seyn/ wann sie Chri-
sten genennet weiden/ wann sie mit dem Mund Chri-
stum bekennen/ im übrigen seye ihnen erlaubt im Rausch
und Bausch zu leben/ nach Lust und Gust trachten/ in
Fraß und Gespaß das Leben zubringen/ gedencken aber
nit an die Lection, Regnum coelorum vim patitur, das
Himmelreich leidet einen Gewalt. Wehe aber solchen
Christen! die nur den Namen Christi tragen/ und nit
die Werck Christi/ wehe solchen Christen! die da haben

die
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aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu.
ten dißfals nit wenig an die Hand gangen/ zumalen ſie
ſelbſten gern ſahen/ daß ſolche Ehr ihrem Hauß moͤchte
widerfahren. Nachdem er endlich nit ohne groſſe Be-
ſchwernuß ſeinen Zweck erreicht/ und zu ſolchem End na-
cher Rom verreiſt/ daſelbſt zu einem Biſchoff geweihet
zu werden/ da iſt er/ wie pflegt zu geſchehen/ von dem or-
dini
[r]enden befragt worden/ ob er wolle Biſchoff werden?
Was dann ſagte er/ das hab ich ſchon viel Jahr geſucht.
Er wurde weiters gefragt? Vis reddere rationem &c.
Wilſt du auch am Juͤngſten Tag Rechenſchafft geben
Chriſto der Seelen willen/ welche dir werden anvertraut?
Queſto no? ſagte er/ das nit/ da will ich nit hin/ das laß
ich wol bleiben/ da waͤre ich ein Doctor &c. indem er dann
geſehen/ daß er derenthalben einen ſo erſchroͤcklichen
Schwur ſolte ablegen/ hat er freywillig die Biſchoͤffli-
che Wuͤrde reſignirt/ und alſo leerer/ im Namen GOt-
tes wieder nach Hauß gekehrt/ die Seinige Befreund-
ten waren deſſenthalben ſehr unbegnuͤgt/ und wandten
vor/ daß er ſie ſo viel gekoſtet/ warum er dann nit dieſe
geiſtliche Dignitet habe angenommen? Ich/ gab er zur
Antwort/ ich glaubte bey mir/ daß ein Biſchoff weiter
nichts anders zu thun habe/ als Huͤner und Capaunen
eſſen/ aber zu Rom hab ich ein ander Lection vernom-
men.

Viel Chriſten ſeynd der albern Meynung/ als ſeye
es ſchon genug/ wann ſie getaufft ſeyn/ wann ſie Chri-
ſten genennet weiden/ wann ſie mit dem Mund Chri-
ſtum bekennen/ im uͤbrigen ſeye ihnen erlaubt im Rauſch
und Bauſch zu leben/ nach Luſt und Guſt trachten/ in
Fraß und Geſpaß das Leben zubringen/ gedencken aber
nit an die Lection, Regnum cœlorum vim patitur, das
Himmelreich leidet einen Gewalt. Wehe aber ſolchen
Chriſten! die nur den Namen Chriſti tragen/ und nit
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[405/0437] aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu. ten dißfals nit wenig an die Hand gangen/ zumalen ſie ſelbſten gern ſahen/ daß ſolche Ehr ihrem Hauß moͤchte widerfahren. Nachdem er endlich nit ohne groſſe Be- ſchwernuß ſeinen Zweck erreicht/ und zu ſolchem End na- cher Rom verreiſt/ daſelbſt zu einem Biſchoff geweihet zu werden/ da iſt er/ wie pflegt zu geſchehen/ von dem or- dinirenden befragt worden/ ob er wolle Biſchoff werden? Was dann ſagte er/ das hab ich ſchon viel Jahr geſucht. Er wurde weiters gefragt? Vis reddere rationem &c. Wilſt du auch am Juͤngſten Tag Rechenſchafft geben Chriſto der Seelen willen/ welche dir werden anvertraut? Queſto no? ſagte er/ das nit/ da will ich nit hin/ das laß ich wol bleiben/ da waͤre ich ein Doctor &c. indem er dann geſehen/ daß er derenthalben einen ſo erſchroͤcklichen Schwur ſolte ablegen/ hat er freywillig die Biſchoͤffli- che Wuͤrde reſignirt/ und alſo leerer/ im Namen GOt- tes wieder nach Hauß gekehrt/ die Seinige Befreund- ten waren deſſenthalben ſehr unbegnuͤgt/ und wandten vor/ daß er ſie ſo viel gekoſtet/ warum er dann nit dieſe geiſtliche Dignitet habe angenommen? Ich/ gab er zur Antwort/ ich glaubte bey mir/ daß ein Biſchoff weiter nichts anders zu thun habe/ als Huͤner und Capaunen eſſen/ aber zu Rom hab ich ein ander Lection vernom- men. Viel Chriſten ſeynd der albern Meynung/ als ſeye es ſchon genug/ wann ſie getaufft ſeyn/ wann ſie Chri- ſten genennet weiden/ wann ſie mit dem Mund Chri- ſtum bekennen/ im uͤbrigen ſeye ihnen erlaubt im Rauſch und Bauſch zu leben/ nach Luſt und Guſt trachten/ in Fraß und Geſpaß das Leben zubringen/ gedencken aber nit an die Lection, Regnum cœlorum vim patitur, das Himmelreich leidet einen Gewalt. Wehe aber ſolchen Chriſten! die nur den Namen Chriſti tragen/ und nit die Werck Chriſti/ wehe ſolchen Chriſten! die da haben die E e e 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/437>, abgerufen am 17.05.2024.