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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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aber die Werck stimmten mit dem Glauben nit zu.

Du ein Christ? Christus hat alle Reichthum ver-
acht/ in freywilliger Armuth gelebet/ auch geprediget/
daß ehender ein Camel durch ein Nadelloch gehe/ als ein
Reicher in Himmel/ du aber hangest dich an das Interes-
se,
wie der Fisch Polipus an die Stein und bist lieber gold-
seelig/ als Gottseelig.

Du ein Christ? Christus hat allen Kleider-Pracht
dergestalten verworffen/ daß er selbst nichts anderst ge-
tragen/ als ein schlechtes Kleyd von Woll/ ja sein Un-
terrock hat ihme gestrickt die seeligste Mutter Maria, da er
im fünfften Jahr gewesen/ welcher allzeit mit ihme her-
nach gewachsen/ und nach Aussag Masselli die Farb ver-
ändert/ wie es die Festtäg erfordert. Du aber verhül-
lest deinen Madensack mit lauter Sammet und Seiden/
und müssen fast alle Seiden-Würm zu deiner Kothbut-
ten contribuiren.

Du ein Christ? Christus ist also mässig gewesen in
Speiß und Tranck/ daß er niemalen ein Fleisch genossen/
ausser des Osterlamms/ dir aber ist ein jeder Fasttag ein
Lasttag/ ja dein Bauch muß immerzu also angefüllt
seyn/ wie die grosse Krüg zu Cana Galilaea, usque ad
Summum.

Du ein Christ? Christus hat die gantze Zeit/ da er
auf Erden wandelte/ nichts anderst gethan/ als dem
Nechsten geholffen/ alle seine Thaten waren Guttha-
ten/ du aber bist dem reichen Prasser so gleich/ wie ein
Stockfisch dem Lamperdon, es mag dem Lazaro vor der
Thür gehen/ wie ihm woll.

Du ein Christ? Christus hat nit allein seinen Fein-
den verziehen/ sondern so gar die ihm angethane Ubel-
thaten mit Gutthaten erwidert/ wie es sattsam bey dem
Malcho zu sehen war/ ja er hat noch vor seinem bittern
Tod auf dem Creutz vor seine Feinde gebeten. Du aber
kanst die allergeringste Unbild nit verkochen/ und muß
auf alle erdenckliche Weise die Rach gesucht werden.

Du
Pars III. E e e
aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat alle Reichthum ver-
acht/ in freywilliger Armuth gelebet/ auch geprediget/
daß ehender ein Camel durch ein Nadelloch gehe/ als ein
Reicher in Himmel/ du aber hangeſt dich an das Intereſ-
ſe,
wie der Fiſch Polipus an die Stein und biſt lieber gold-
ſeelig/ als Gottſeelig.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat allen Kleider-Pracht
dergeſtalten verworffen/ daß er ſelbſt nichts anderſt ge-
tragen/ als ein ſchlechtes Kleyd von Woll/ ja ſein Un-
terrock hat ihme geſtrickt die ſeeligſte Mutter Maria, da er
im fuͤnfften Jahr geweſen/ welcher allzeit mit ihme her-
nach gewachſen/ und nach Auſſag Maſſelli die Farb ver-
aͤndert/ wie es die Feſttaͤg erfordert. Du aber verhuͤl-
leſt deinen Madenſack mit lauter Sammet und Seiden/
und muͤſſen faſt alle Seiden-Wuͤrm zu deiner Kothbut-
ten contribuiren.

Du ein Chriſt? Chriſtus iſt alſo maͤſſig geweſen in
Speiß und Tranck/ daß er niemalen ein Fleiſch genoſſen/
auſſer des Oſterlamms/ dir aber iſt ein jeder Faſttag ein
Laſttag/ ja dein Bauch muß immerzu alſo angefuͤllt
ſeyn/ wie die groſſe Kruͤg zu Cana Galilæa, usque ad
Summum.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat die gantze Zeit/ da er
auf Erden wandelte/ nichts anderſt gethan/ als dem
Nechſten geholffen/ alle ſeine Thaten waren Guttha-
ten/ du aber biſt dem reichen Praſſer ſo gleich/ wie ein
Stockfiſch dem Lamperdon, es mag dem Lazaro vor der
Thuͤr gehen/ wie ihm woll.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat nit allein ſeinen Fein-
den verziehen/ ſondern ſo gar die ihm angethane Ubel-
thaten mit Gutthaten erwidert/ wie es ſattſam bey dem
Malcho zu ſehen war/ ja er hat noch vor ſeinem bittern
Tod auf dem Creutz vor ſeine Feinde gebeten. Du aber
kanſt die allergeringſte Unbild nit verkochen/ und muß
auf alle erdenckliche Weiſe die Rach geſucht werden.

Du
Pars III. E e e
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[401/0433] aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu. Du ein Chriſt? Chriſtus hat alle Reichthum ver- acht/ in freywilliger Armuth gelebet/ auch geprediget/ daß ehender ein Camel durch ein Nadelloch gehe/ als ein Reicher in Himmel/ du aber hangeſt dich an das Intereſ- ſe, wie der Fiſch Polipus an die Stein und biſt lieber gold- ſeelig/ als Gottſeelig. Du ein Chriſt? Chriſtus hat allen Kleider-Pracht dergeſtalten verworffen/ daß er ſelbſt nichts anderſt ge- tragen/ als ein ſchlechtes Kleyd von Woll/ ja ſein Un- terrock hat ihme geſtrickt die ſeeligſte Mutter Maria, da er im fuͤnfften Jahr geweſen/ welcher allzeit mit ihme her- nach gewachſen/ und nach Auſſag Maſſelli die Farb ver- aͤndert/ wie es die Feſttaͤg erfordert. Du aber verhuͤl- leſt deinen Madenſack mit lauter Sammet und Seiden/ und muͤſſen faſt alle Seiden-Wuͤrm zu deiner Kothbut- ten contribuiren. Du ein Chriſt? Chriſtus iſt alſo maͤſſig geweſen in Speiß und Tranck/ daß er niemalen ein Fleiſch genoſſen/ auſſer des Oſterlamms/ dir aber iſt ein jeder Faſttag ein Laſttag/ ja dein Bauch muß immerzu alſo angefuͤllt ſeyn/ wie die groſſe Kruͤg zu Cana Galilæa, usque ad Summum. Du ein Chriſt? Chriſtus hat die gantze Zeit/ da er auf Erden wandelte/ nichts anderſt gethan/ als dem Nechſten geholffen/ alle ſeine Thaten waren Guttha- ten/ du aber biſt dem reichen Praſſer ſo gleich/ wie ein Stockfiſch dem Lamperdon, es mag dem Lazaro vor der Thuͤr gehen/ wie ihm woll. Du ein Chriſt? Chriſtus hat nit allein ſeinen Fein- den verziehen/ ſondern ſo gar die ihm angethane Ubel- thaten mit Gutthaten erwidert/ wie es ſattſam bey dem Malcho zu ſehen war/ ja er hat noch vor ſeinem bittern Tod auf dem Creutz vor ſeine Feinde gebeten. Du aber kanſt die allergeringſte Unbild nit verkochen/ und muß auf alle erdenckliche Weiſe die Rach geſucht werden. Du Pars III. E e e

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/433>, abgerufen am 17.05.2024.