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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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den Iscarioth zur heylsamen Poenitenz.
Ja/ das kan nit rath seyn. Hast du nit diß und diß ge-
than? Herr Pater habt schon gnug gefragt/ vor heut ist
schon diß genug/ bleibt auf ein andermal wieder etwas/ es
fällt mir nit alles ein. Du elender Einfalt/ erstlichen hast
du einige Sachen entdeckt/ die in sich selbsten keine Sün-
den/ nachmals hast du die andere bekandt/ und doch mit
keiner Zahl noch Umständ/ drittens bist du in den Beicht-
stuhl hereingetretten/ ohne einige vorhergehende Gewis-
sens-Erforschung und Zurucksinnen. Diß Bad wird
dir den Schmutz nit nehmen/ weil es gar zu kühl.

Weist du dann nit/ daß die Bad-Leute gemeiniglich
einen Spiegel und Kämpel mit sich ins Bad nehmen/
oder sich vorhero wohl im Spiegel ersehen/ damit sie
wissen nachmals/ wo sie sich zum meisten sollen abwa-
schen/ dieser Spiegel ist der Beichtstuhl/ darinnen sollest
du dich gantz genau betrachten und beobachten/ fein durch-
gehen die 10. Gebott GOttes/ durchsuchen die Gebott
der Kirchen/ durchgrübeln die 7. Todt-Sünden/ wie nit
[w]eniger die frembde Sünden. etc. solche alle wohl auswey-
den/ besser/ oder so gut als der jüngere Tobias seinen Fisch
in Gegenwart des Ertz-Engels Raphaelis, und gantz be-
dachtsam nachsinnen/ welches Gebot du gebogen oder gar
gebrochen.

Joannes Bonifacius schreibt von einem Sodali, wel-libs 4. c. 32
cher einest vor der Beicht/ mit allem möglichsten Fleiß
das Gewissen erforschet/ auf daß er möchte alles/ was er
böß gedenckt/ bös geredet/ bös gewürcket/ oder was er gu-
tes unterlassen/ auf das genaueste in der Beicht entde-
cken. Endlichen ware er mit diesem nit befriediget/ son-
dern hat noch inständig die Mutter GOttes ersucht/ da-
mit sie ihn dißfalls erleuchten wolle/ auf daß er gar nichts

in der
Y y 3

den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz.
Ja/ das kan nit rath ſeyn. Haſt du nit diß und diß ge-
than? Herr Pater habt ſchon gnug gefragt/ vor heut iſt
ſchon diß genug/ bleibt auf ein andermal wieder etwas/ es
faͤllt mir nit alles ein. Du elender Einfalt/ erſtlichen haſt
du einige Sachen entdeckt/ die in ſich ſelbſten keine Suͤn-
den/ nachmals haſt du die andere bekandt/ und doch mit
keiner Zahl noch Umſtaͤnd/ drittens biſt du in den Beicht-
ſtuhl hereingetretten/ ohne einige vorhergehende Gewiſ-
ſens-Erforſchung und Zuruckſinnen. Diß Bad wird
dir den Schmutz nit nehmen/ weil es gar zu kuͤhl.

Weiſt du dann nit/ daß die Bad-Leute gemeiniglich
einen Spiegel und Kaͤmpel mit ſich ins Bad nehmen/
oder ſich vorhero wohl im Spiegel erſehen/ damit ſie
wiſſen nachmals/ wo ſie ſich zum meiſten ſollen abwa-
ſchen/ dieſer Spiegel iſt der Beichtſtuhl/ darinnen ſolleſt
du dich gantz genau betrachten und beobachten/ fein duꝛch-
gehen die 10. Gebott GOttes/ durchſuchen die Gebott
der Kirchen/ durchgruͤbeln die 7. Todt-Suͤnden/ wie nit
[w]eniger die frembde Suͤnden. ꝛc. ſolche alle wohl auswey-
den/ beſſer/ oder ſo gut als der juͤngere Tobias ſeinen Fiſch
in Gegenwart des Ertz-Engels Raphaelis, und gantz be-
dachtſam nachſinnen/ welches Gebot du gebogen oder gar
gebrochen.

Joannes Bonifacius ſchreibt von einem Sodali, wel-libs 4. c. 32
cher eineſt vor der Beicht/ mit allem moͤglichſten Fleiß
das Gewiſſen erforſchet/ auf daß er moͤchte alles/ was er
boͤß gedenckt/ boͤs geredet/ boͤs gewuͤrcket/ oder was er gu-
tes unterlaſſen/ auf das genaueſte in der Beicht entde-
cken. Endlichen ware er mit dieſem nit befriediget/ ſon-
dern hat noch inſtaͤndig die Mutter GOttes erſucht/ da-
mit ſie ihn dißfalls erleuchten wolle/ auf daß er gar nichts

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[357/0389] den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. Ja/ das kan nit rath ſeyn. Haſt du nit diß und diß ge- than? Herr Pater habt ſchon gnug gefragt/ vor heut iſt ſchon diß genug/ bleibt auf ein andermal wieder etwas/ es faͤllt mir nit alles ein. Du elender Einfalt/ erſtlichen haſt du einige Sachen entdeckt/ die in ſich ſelbſten keine Suͤn- den/ nachmals haſt du die andere bekandt/ und doch mit keiner Zahl noch Umſtaͤnd/ drittens biſt du in den Beicht- ſtuhl hereingetretten/ ohne einige vorhergehende Gewiſ- ſens-Erforſchung und Zuruckſinnen. Diß Bad wird dir den Schmutz nit nehmen/ weil es gar zu kuͤhl. Weiſt du dann nit/ daß die Bad-Leute gemeiniglich einen Spiegel und Kaͤmpel mit ſich ins Bad nehmen/ oder ſich vorhero wohl im Spiegel erſehen/ damit ſie wiſſen nachmals/ wo ſie ſich zum meiſten ſollen abwa- ſchen/ dieſer Spiegel iſt der Beichtſtuhl/ darinnen ſolleſt du dich gantz genau betrachten und beobachten/ fein duꝛch- gehen die 10. Gebott GOttes/ durchſuchen die Gebott der Kirchen/ durchgruͤbeln die 7. Todt-Suͤnden/ wie nit weniger die frembde Suͤnden. ꝛc. ſolche alle wohl auswey- den/ beſſer/ oder ſo gut als der juͤngere Tobias ſeinen Fiſch in Gegenwart des Ertz-Engels Raphaelis, und gantz be- dachtſam nachſinnen/ welches Gebot du gebogen oder gar gebrochen. Joannes Bonifacius ſchreibt von einem Sodali, wel- cher eineſt vor der Beicht/ mit allem moͤglichſten Fleiß das Gewiſſen erforſchet/ auf daß er moͤchte alles/ was er boͤß gedenckt/ boͤs geredet/ boͤs gewuͤrcket/ oder was er gu- tes unterlaſſen/ auf das genaueſte in der Beicht entde- cken. Endlichen ware er mit dieſem nit befriediget/ ſon- dern hat noch inſtaͤndig die Mutter GOttes erſucht/ da- mit ſie ihn dißfalls erleuchten wolle/ auf daß er gar nichts in der libs 4. c. 32 Y y 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/389>, abgerufen am 21.05.2024.