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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Unser Heyland ermahnet nach empfangnem Kuß
GOtt abges[o]ndert/ zu Boden nieder/ wie zu Josue Zei-
ten um die Stadt Jericho, da wird der Stein/ so dir auf
dem Hertzen gel[e]gen/ hinweg gewaltzet/ wie bey dem Grab
Christi. Da wirst du vom Aussatz gereiniget/ wie der
Naam Syrus. Da bekommest du ein neues Kleyd und
saubern Aufzug/ wie der zuruckkehrende verlohrne Sohn/
da wirst du wiederum aus der tiefen Gruben gezogen/
wie der Jeremias. Da werden wieder deine Wunden
geheilt/ wie jenem/ der unter die Mörder gerathen/ und
vom Samaritan versorgt worden. Da tragt dich der gute
Hirt als ein verlohrnes Schäflein wiederum auf seinen
Achseln zu der Heerd. Da wird dein Nam wiederum in
das Protocoll der Lebendigen gezeichnet. Da bekommst
du wiederum ein Ladschreiben/ daß du mit den fünff
weisen Jungfrauen zur himmlischen Hochzeit bist einge-
laden. Endlichen durch dieses Bad wirst du wieder so
rein/ so sauber/ so schön/ daß du vor GOtt/ vor den En-
geln/ und vor allen Auserwählten erscheinen darffst.
S. Isidor.
lib. in sin.
c.
31.
Nulla tam gravis est culpa, quae per confessionem non ha-
beat veniam.

Ich muß dir noch einen Stein in den Garten werffen/
mein lieber Leser/ dann in dem Königreich Böhaim ist
ein Ort/ welches Stein genandt wird/ und wegen eines
Gnadenbilds der Mutter Gottes schon über die dreyhun-
dert Jahr sehr berühmt. In dem grösten Kriegs-Lauff
haben die Inwohner aus Gottseeliger Sorgfältigkeit
besagtes Gnadenbild wollen in die Stadt Neuß salviten/
aber die Pferd wurden durch unsichtbaren Gewalt auf-
gehalten/ daß sie auf keine Weise zum Hinwegführen
konten gebracht werden. Unter andern denckwürdig-
sten Dingen allda wird gesagt/ und von gar vielen be-
stättiget/ daß selbige wolgefärbte Bildnuß gantz erblei-
Gumperg.
lmag
130.
che/ wann ein grosser Sünder in die Kirchen hinein tritt/
so bald aber solcher seine Sünden mit rechter Reu und

Leyd

Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kuß
GOtt abgeſ[o]ndert/ zu Boden nieder/ wie zu Joſue Zei-
ten um die Stadt Jericho, da wird der Stein/ ſo dir auf
dem Hertzẽ gel[e]gen/ hinweg gewaltzet/ wie bey dem Grab
Chriſti. Da wirſt du vom Ausſatz gereiniget/ wie der
Naam Syrus. Da bekommeſt du ein neues Kleyd und
ſaubern Aufzug/ wie der zuruckkehrende verlohrne Sohn/
da wirſt du wiederum aus der tiefen Gruben gezogen/
wie der Jeremias. Da werden wieder deine Wunden
geheilt/ wie jenem/ der unter die Moͤrder gerathen/ und
vom Samaritan verſorgt worden. Da tragt dich der gute
Hirt als ein verlohrnes Schaͤflein wiederum auf ſeinen
Achſeln zu der Heerd. Da wird dein Nam wiederum in
das Protocoll der Lebendigen gezeichnet. Da bekom̃ſt
du wiederum ein Ladſchreiben/ daß du mit den fuͤnff
weiſen Jungfrauen zur himmliſchen Hochzeit biſt einge-
laden. Endlichen durch dieſes Bad wirſt du wieder ſo
rein/ ſo ſauber/ ſo ſchön/ daß du vor GOtt/ vor den En-
geln/ und vor allen Auserwaͤhlten erſcheinen darffſt.
S. Iſidor.
lib. in ſin.
c.
31.
Nulla tam gravis eſt culpa, quæ per confeſſionem non ha-
beat veniam.

Ich muß dir noch einen Stein in den Garten werffen/
mein lieber Leſer/ dann in dem Koͤnigreich Boͤhaim iſt
ein Ort/ welches Stein genandt wird/ und wegen eines
Gnadenbilds der Mutter Gottes ſchon uͤber die dreyhun-
dert Jahr ſehr beruͤhmt. In dem groͤſten Kriegs-Lauff
haben die Inwohner aus Gottſeeliger Sorgfaͤltigkeit
beſagtes Gnadenbild wollen in die Stadt Neuß ſalviten/
aber die Pferd wurden durch unſichtbaren Gewalt auf-
gehalten/ daß ſie auf keine Weiſe zum Hinwegfuͤhren
konten gebracht werden. Unter andern denckwuͤrdig-
ſten Dingen allda wird geſagt/ und von gar vielen be-
ſtaͤttiget/ daß ſelbige wolgefaͤrbte Bildnuß gantz erblei-
Gumperg.
lmag
130.
che/ wann ein groſſer Suͤnder in die Kirchen hinein tritt/
ſo bald aber ſolcher ſeine Suͤnden mit rechter Reu und

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[350/0382] Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kuß GOtt abgeſondert/ zu Boden nieder/ wie zu Joſue Zei- ten um die Stadt Jericho, da wird der Stein/ ſo dir auf dem Hertzẽ gelegen/ hinweg gewaltzet/ wie bey dem Grab Chriſti. Da wirſt du vom Ausſatz gereiniget/ wie der Naam Syrus. Da bekommeſt du ein neues Kleyd und ſaubern Aufzug/ wie der zuruckkehrende verlohrne Sohn/ da wirſt du wiederum aus der tiefen Gruben gezogen/ wie der Jeremias. Da werden wieder deine Wunden geheilt/ wie jenem/ der unter die Moͤrder gerathen/ und vom Samaritan verſorgt worden. Da tragt dich der gute Hirt als ein verlohrnes Schaͤflein wiederum auf ſeinen Achſeln zu der Heerd. Da wird dein Nam wiederum in das Protocoll der Lebendigen gezeichnet. Da bekom̃ſt du wiederum ein Ladſchreiben/ daß du mit den fuͤnff weiſen Jungfrauen zur himmliſchen Hochzeit biſt einge- laden. Endlichen durch dieſes Bad wirſt du wieder ſo rein/ ſo ſauber/ ſo ſchön/ daß du vor GOtt/ vor den En- geln/ und vor allen Auserwaͤhlten erſcheinen darffſt. Nulla tam gravis eſt culpa, quæ per confeſſionem non ha- beat veniam. S. Iſidor. lib. in ſin. c. 31. Ich muß dir noch einen Stein in den Garten werffen/ mein lieber Leſer/ dann in dem Koͤnigreich Boͤhaim iſt ein Ort/ welches Stein genandt wird/ und wegen eines Gnadenbilds der Mutter Gottes ſchon uͤber die dreyhun- dert Jahr ſehr beruͤhmt. In dem groͤſten Kriegs-Lauff haben die Inwohner aus Gottſeeliger Sorgfaͤltigkeit beſagtes Gnadenbild wollen in die Stadt Neuß ſalviten/ aber die Pferd wurden durch unſichtbaren Gewalt auf- gehalten/ daß ſie auf keine Weiſe zum Hinwegfuͤhren konten gebracht werden. Unter andern denckwuͤrdig- ſten Dingen allda wird geſagt/ und von gar vielen be- ſtaͤttiget/ daß ſelbige wolgefaͤrbte Bildnuß gantz erblei- che/ wann ein groſſer Suͤnder in die Kirchen hinein tritt/ ſo bald aber ſolcher ſeine Suͤnden mit rechter Reu und Leyd Gumperg. lmag 130.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/382>, abgerufen am 22.11.2024.