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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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sprechend: Freund! worzu bist du kommen?
und sonsten nit/ muß doch ein erhebliche Ursach seyn. Ich
glaub kein andere als diese/ ehe und bevor sich Jacob der
fromme Patriarch niedergelegt/ hat er etliche Stein zu-
sammen geklaubt/ und ihme solcher gestalten einen Haubt-
polster gemacht/ tulit lapides, &c. nachdem er aber er-
wacht/ da hat er gefunden/ daß die etliche Steiner sich al-
so vereiniget/ daß nur einer daraus worden. Wo man
sich dann vereinigen thut/ und allen Zwiespalt und Feind-
schafft beyseits legt/ da kan nit anderst/ als ein gewisse Lei-
ter in Himmel seyn/ wer vergibt/ dem wird auch von
GOtt vergeben werden/ ist gewiß. Wer die empfange-
ne Schmach nit rächet/ dessen Sünde wird auch GOtt
nit rächen/ ist gewiß. Wer das Hertz mit seinem Wi-
dersacher theilt/ mit dem wird auch GOtt sein Glori thei-
len/ ist gewiß. Wer den Zorn wider seinen Nechsten
läst fallen/ den läst GOtt nit in die Gruben des ewigen
Verderbens fallen/ ist gewiß. Wer sich nit revantschirt/
der ist von GOtt schon praedestinirt/ ist gewiß. Dieje-
nige/ die da leben wie Hund und Katzen/ die seynd/ und
werden seyn Kinder der Seeligkeit/ das ist gewiß. Aber
sie müssen leben/ wie Hund und Katzen in der Archen Noe,
dann dazumalen ware die gröste Einigkeit unter ihnen/
und hat eines dem andern nit einmal ein saures Gesicht
gezeigt.

In dem Thal Josaphat zwischen dem Oelberg undBrochard.
Jerusalem/ nechst dem Bach Cedron, ist der H. Stepha-
nus
versteiniget worden/ an welchem Ort noch zu sehen
ein grosser Stein/ worauf der H. Ertzmartyrer zuruck
gefallen/ und so wol sein Haubt als die Achseln einge-
druckt/ dazumalen hat er den Himmel offen gesehen/ und
darum den Himmel offen/ dann er nit allein seinen Fein-

den
S s 3

ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen?
und ſonſten nit/ muß doch ein erhebliche Urſach ſeyn. Ich
glaub kein andere als dieſe/ ehe und bevor ſich Jacob der
fromme Patriarch niedergelegt/ hat er etliche Stein zu-
ſammen geklaubt/ und ihme ſolcher geſtalten einen Haubt-
polſter gemacht/ tulit lapides, &c. nachdem er aber er-
wacht/ da hat er gefunden/ daß die etliche Steiner ſich al-
ſo vereiniget/ daß nur einer daraus worden. Wo man
ſich dann vereinigen thut/ und allen Zwieſpalt und Feind-
ſchafft beyſeits legt/ da kan nit anderſt/ als ein gewiſſe Lei-
ter in Himmel ſeyn/ wer vergibt/ dem wird auch von
GOtt vergeben werden/ iſt gewiß. Wer die empfange-
ne Schmach nit raͤchet/ deſſen Suͤnde wird auch GOtt
nit raͤchen/ iſt gewiß. Wer das Hertz mit ſeinem Wi-
derſacher theilt/ mit dem wird auch GOtt ſein Glori thei-
len/ iſt gewiß. Wer den Zorn wider ſeinen Nechſten
laͤſt fallen/ den laͤſt GOtt nit in die Gruben des ewigen
Verderbens fallen/ iſt gewiß. Wer ſich nit revantſchirt/
der iſt von GOtt ſchon prædeſtinirt/ iſt gewiß. Dieje-
nige/ die da leben wie Hund und Katzen/ die ſeynd/ und
werden ſeyn Kinder der Seeligkeit/ das iſt gewiß. Aber
ſie muͤſſen leben/ wie Hund und Katzen in der Archen Noë,
dann dazumalen ware die groͤſte Einigkeit unter ihnen/
und hat eines dem andern nit einmal ein ſaures Geſicht
gezeigt.

In dem Thal Joſaphat zwiſchen dem Oelberg undBrochard.
Jeruſalem/ nechſt dem Bach Cedron, iſt der H. Stepha-
nus
verſteiniget worden/ an welchem Ort noch zu ſehen
ein groſſer Stein/ worauf der H. Ertzmartyrer zuruck
gefallen/ und ſo wol ſein Haubt als die Achſeln einge-
druckt/ dazumalen hat er den Himmel offen geſehen/ und
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[325/0357] ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen? und ſonſten nit/ muß doch ein erhebliche Urſach ſeyn. Ich glaub kein andere als dieſe/ ehe und bevor ſich Jacob der fromme Patriarch niedergelegt/ hat er etliche Stein zu- ſammen geklaubt/ und ihme ſolcher geſtalten einen Haubt- polſter gemacht/ tulit lapides, &c. nachdem er aber er- wacht/ da hat er gefunden/ daß die etliche Steiner ſich al- ſo vereiniget/ daß nur einer daraus worden. Wo man ſich dann vereinigen thut/ und allen Zwieſpalt und Feind- ſchafft beyſeits legt/ da kan nit anderſt/ als ein gewiſſe Lei- ter in Himmel ſeyn/ wer vergibt/ dem wird auch von GOtt vergeben werden/ iſt gewiß. Wer die empfange- ne Schmach nit raͤchet/ deſſen Suͤnde wird auch GOtt nit raͤchen/ iſt gewiß. Wer das Hertz mit ſeinem Wi- derſacher theilt/ mit dem wird auch GOtt ſein Glori thei- len/ iſt gewiß. Wer den Zorn wider ſeinen Nechſten laͤſt fallen/ den laͤſt GOtt nit in die Gruben des ewigen Verderbens fallen/ iſt gewiß. Wer ſich nit revantſchirt/ der iſt von GOtt ſchon prædeſtinirt/ iſt gewiß. Dieje- nige/ die da leben wie Hund und Katzen/ die ſeynd/ und werden ſeyn Kinder der Seeligkeit/ das iſt gewiß. Aber ſie muͤſſen leben/ wie Hund und Katzen in der Archen Noë, dann dazumalen ware die groͤſte Einigkeit unter ihnen/ und hat eines dem andern nit einmal ein ſaures Geſicht gezeigt. In dem Thal Joſaphat zwiſchen dem Oelberg und Jeruſalem/ nechſt dem Bach Cedron, iſt der H. Stepha- nus verſteiniget worden/ an welchem Ort noch zu ſehen ein groſſer Stein/ worauf der H. Ertzmartyrer zuruck gefallen/ und ſo wol ſein Haubt als die Achſeln einge- druckt/ dazumalen hat er den Himmel offen geſehen/ und darum den Himmel offen/ dann er nit allein ſeinen Fein- den Brochard. S ſ 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/357>, abgerufen am 02.10.2024.