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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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sprechend: Freund! worzu bist du kommen?
leicht ein Gebott zu machen/ es ist ein Frag/ ob es sich hal-
ten lässet.

O vermessene Zung! als wann GOtt etwas unmög-
lich thäte gebieten/ welches doch er/ und viel tausend an-
dere gehalten; Sag her rachgieriges Tieger-Gemüth und
Schlangen-Brut/ was findest du bey deinem Rächen?
nichts anderst als was der Müllner bey seinem Rechen/
nichts anderst als Prügel und Ruthen/ mit denen die Gött-
liche Gerechtigkeit dich züchtigen wird/ hast du dann schon
vergessen/ was dem H. Pabst Gregorio widerfahren?
Welcher vor einen Verstorbenen das Ampt der H. Meß
gehalten/ und als er angefangen Requiem aeternam do-
na ei Domine &c.
O HErr gibe ihme die ewige Ruhe/
worauf er die Stimm von GOtt vernommen/ non fa-
ciam,
ich thue es nit/ und dieses das andere und dritte-
mal/ bis endlichen dem H. Mann von GOtt offenbaret
worden/ daß er darum diesem nit wolle verzeihen/ noch
die ewige Ruhe geben/ weilen er auch seinen Feinden nitDiez dom
I. V. amor[.]

verziehen/ noch dieselbige in der Ruhe gelassen.

Ist dir dann schon aus der Gedächtnuß entfallen/ was
Caesareus schreibt von zweyen Bauern/ welche im im-
merwährenden Zanck/ Hader und Uneinigkeiten gelebet/
auch einer dem andern auf keine Weise verzeihen wollen/
nachdem sie nun durch Göttliche Verhängnuß beede an ei-
nem Tag ihr Leben beschlossen/ auch alle zwey zugleich in
ein Grab gelegt worden/ da hat von freyen Stuck ein je-
der in dem Grab sich umgewendet/ und einer dem andernDiscip. di-
stinct. 9.
Exc.
95.

den Rucken gezeigt/ zum augenscheinlichen Zeichen ihrer
ewigen Verdammnuß.

Denckst du dann nit mehr an dasjenige/ was Specu-
lum Exemplorum
von einer Frauen registrirt/ welche

son-
S s 2

ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen?
leicht ein Gebott zu machen/ es iſt ein Frag/ ob es ſich hal-
ten laͤſſet.

O vermeſſene Zung! als wann GOtt etwas unmoͤg-
lich thaͤte gebieten/ welches doch er/ und viel tauſend an-
dere gehalten; Sag her rachgieriges Tieger-Gemuͤth und
Schlangen-Brut/ was findeſt du bey deinem Raͤchen?
nichts anderſt als was der Muͤllner bey ſeinem Rechen/
nichts anderſt als Pruͤgel und Ruthen/ mit denen die Goͤtt-
liche Gerechtigkeit dich zuͤchtigen wird/ haſt du dann ſchon
vergeſſen/ was dem H. Pabſt Gregorio widerfahren?
Welcher vor einen Verſtorbenen das Ampt der H. Meß
gehalten/ und als er angefangen Requiem æternam do-
na ei Domine &c.
O HErr gibe ihme die ewige Ruhe/
worauf er die Stimm von GOtt vernommen/ non fa-
ciam,
ich thue es nit/ und dieſes das andere und dritte-
mal/ bis endlichen dem H. Mann von GOtt offenbaret
worden/ daß er darum dieſem nit wolle verzeihen/ noch
die ewige Ruhe geben/ weilen er auch ſeinen Feinden nitDiez dom
I. V. amor[.]

verziehen/ noch dieſelbige in der Ruhe gelaſſen.

Iſt dir dann ſchon aus der Gedaͤchtnuß entfallen/ was
Cæſareus ſchreibt von zweyen Bauern/ welche im im-
merwaͤhrenden Zanck/ Hader und Uneinigkeiten gelebet/
auch einer dem andern auf keine Weiſe verzeihen wollen/
nachdem ſie nun durch Goͤttliche Verhaͤngnuß beede an ei-
nem Tag ihr Leben beſchloſſen/ auch alle zwey zugleich in
ein Grab gelegt worden/ da hat von freyen Stuck ein je-
der in dem Grab ſich umgewendet/ und einer dem andernDiſcip. di-
ſtinct. 9.
Exc.
95.

den Rucken gezeigt/ zum augenſcheinlichen Zeichen ihrer
ewigen Verdammnuß.

Denckſt du dann nit mehr an dasjenige/ was Specu-
lum Exemplorum
von einer Frauen regiſtrirt/ welche

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S ſ 2
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[323/0355] ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen? leicht ein Gebott zu machen/ es iſt ein Frag/ ob es ſich hal- ten laͤſſet. O vermeſſene Zung! als wann GOtt etwas unmoͤg- lich thaͤte gebieten/ welches doch er/ und viel tauſend an- dere gehalten; Sag her rachgieriges Tieger-Gemuͤth und Schlangen-Brut/ was findeſt du bey deinem Raͤchen? nichts anderſt als was der Muͤllner bey ſeinem Rechen/ nichts anderſt als Pruͤgel und Ruthen/ mit denen die Goͤtt- liche Gerechtigkeit dich zuͤchtigen wird/ haſt du dann ſchon vergeſſen/ was dem H. Pabſt Gregorio widerfahren? Welcher vor einen Verſtorbenen das Ampt der H. Meß gehalten/ und als er angefangen Requiem æternam do- na ei Domine &c. O HErr gibe ihme die ewige Ruhe/ worauf er die Stimm von GOtt vernommen/ non fa- ciam, ich thue es nit/ und dieſes das andere und dritte- mal/ bis endlichen dem H. Mann von GOtt offenbaret worden/ daß er darum dieſem nit wolle verzeihen/ noch die ewige Ruhe geben/ weilen er auch ſeinen Feinden nit verziehen/ noch dieſelbige in der Ruhe gelaſſen. Diez dom I. V. amor. Iſt dir dann ſchon aus der Gedaͤchtnuß entfallen/ was Cæſareus ſchreibt von zweyen Bauern/ welche im im- merwaͤhrenden Zanck/ Hader und Uneinigkeiten gelebet/ auch einer dem andern auf keine Weiſe verzeihen wollen/ nachdem ſie nun durch Goͤttliche Verhaͤngnuß beede an ei- nem Tag ihr Leben beſchloſſen/ auch alle zwey zugleich in ein Grab gelegt worden/ da hat von freyen Stuck ein je- der in dem Grab ſich umgewendet/ und einer dem andern den Rucken gezeigt/ zum augenſcheinlichen Zeichen ihrer ewigen Verdammnuß. Diſcip. di- ſtinct. 9. Exc. 95. Denckſt du dann nit mehr an dasjenige/ was Specu- lum Exemplorum von einer Frauen regiſtrirt/ welche ſon- S ſ 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/355>, abgerufen am 21.05.2024.