Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite
sprechend: Freund! worzu bist du kommen?

Paulus der Apostel schafft in der Insul Melita oder
Malta denen Schlangen und Nattern/ daß sie nit sollen
gifftig seyn/ und haben solche alsobalden den Gehorsamb
geleistet: Und du Mensch/ du/ du/ der du den Namen ei-
nes Christen trägst/ wilst nit lassen deinen Zorn/ dein
Gifft wider deinen Neben-Menschen/ da es dir doch
Christus so ernstlich auferlegt.

Sieben wilde und ausgehungerte Löwen zu Baby-
lon/ haben sich auf dem Befelch GOttes enthalten/ daß
sie ihre Rachen nit eröffnet gegen dem Daniel/ und du
suchest stäten Rach/ immerwehrenden Rach/ unaus-
löschlichen Rach an deinem Feind/ unangesehen der Hey-
land der Welt es so hoch verbotten.

Drey Knaben zu Babylon seynd aus Befelch des Ty-
rannischen Nabuchodonosors in den angezündten Ofen
geworffen worden/ weil aber GOTT dem Feuer gebot-
ten/ daß es ihnen nit ein Härl solle schaden/ also ist es
dem Göttlichen Befelch nachkommen/ und seine natür-
liche Hitz entzogen; und du wilst noch immerzu im Zorn
wider deinen Nechsten gantz entzündet seyn/ und nach
Revantsch trachten/ so doch wider das [kl]are Gebot deines
Heylands JESU?

Auf den Befelch Josuä läst sich das grosse Sonnen-
Liecht von seinem schnellen Lauff aufhalten/ und voll-
ziehet was ihme anbefohlen wird; und du/ auf den Befehl
des Allmächtigen GOttes/ lässest dich nit aufhalten
Rach zu suchen an deinem Feind.

GOtt der HErr gebietet einem grossen Wallfisch/
daß er dem ungehorsamen Jonä ein Herberg vergönnen/
und ihn/ gleich wie andere Speisen/ nit verzehren; wel-
chem dann der grosse Fisch urbietig nachkommen/ und
den Propheten gantz schadloß gehalten; Und du/ wider
so ausdrückliches Gebot GOttes/ stellest dich also ergrim-
met gegen deinen Nechsten/ als woltest du ihn fressen/ ja

so
R r 2
ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen?

Paulus der Apoſtel ſchafft in der Inſul Melita oder
Malta denen Schlangen und Nattern/ daß ſie nit ſollen
gifftig ſeyn/ und haben ſolche alſobalden den Gehorſamb
geleiſtet: Und du Menſch/ du/ du/ der du den Namen ei-
nes Chriſten traͤgſt/ wilſt nit laſſen deinen Zorn/ dein
Gifft wider deinen Neben-Menſchen/ da es dir doch
Chriſtus ſo ernſtlich auferlegt.

Sieben wilde und ausgehungerte Loͤwen zu Baby-
lon/ haben ſich auf dem Befelch GOttes enthalten/ daß
ſie ihre Rachen nit eroͤffnet gegen dem Daniel/ und du
ſucheſt ſtaͤten Rach/ immerwehrenden Rach/ unaus-
loͤſchlichen Rach an deinem Feind/ unangeſehen der Hey-
land der Welt es ſo hoch verbotten.

Drey Knaben zu Babylon ſeynd aus Befelch des Ty-
ranniſchen Nabuchodonoſors in den angezuͤndten Ofen
geworffen worden/ weil aber GOTT dem Feuer gebot-
ten/ daß es ihnen nit ein Haͤrl ſolle ſchaden/ alſo iſt es
dem Goͤttlichen Befelch nachkommen/ und ſeine natuͤr-
liche Hitz entzogen; und du wilſt noch immerzu im Zorn
wider deinen Nechſten gantz entzuͤndet ſeyn/ und nach
Revantſch trachten/ ſo doch wider das [kl]are Gebot deines
Heylands JESU?

Auf den Befelch Joſuaͤ laͤſt ſich das groſſe Sonnen-
Liecht von ſeinem ſchnellen Lauff aufhalten/ und voll-
ziehet was ihme anbefohlen wird; und du/ auf den Befehl
des Allmaͤchtigen GOttes/ laͤſſeſt dich nit aufhalten
Rach zu ſuchen an deinem Feind.

GOtt der HErr gebietet einem groſſen Wallfiſch/
daß er dem ungehorſamen Jonaͤ ein Herberg vergoͤnnen/
und ihn/ gleich wie andere Speiſen/ nit verzehren; wel-
chem dann der groſſe Fiſch urbietig nachkommen/ und
den Propheten gantz ſchadloß gehalten; Und du/ wider
ſo ausdruͤckliches Gebot GOttes/ ſtelleſt dich alſo ergrim-
met gegen deinen Nechſten/ als wolteſt du ihn freſſen/ ja

ſo
R r 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0347" n="315"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">&#x017F;prechend: Freund! worzu bi&#x017F;t du kommen?</hi> </fw><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Paulus</hi> der Apo&#x017F;tel &#x017F;chafft in der In&#x017F;ul <hi rendition="#aq">Melita</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">Malta</hi> denen Schlangen und Nattern/ daß &#x017F;ie nit &#x017F;ollen<lb/>
gifftig &#x017F;eyn/ und haben &#x017F;olche al&#x017F;obalden den Gehor&#x017F;amb<lb/>
gelei&#x017F;tet: Und du Men&#x017F;ch/ du/ du/ der du den Namen ei-<lb/>
nes Chri&#x017F;ten tra&#x0364;g&#x017F;t/ wil&#x017F;t nit la&#x017F;&#x017F;en deinen Zorn/ dein<lb/>
Gifft wider deinen Neben-Men&#x017F;chen/ da es dir doch<lb/>
Chri&#x017F;tus &#x017F;o ern&#x017F;tlich auferlegt.</p><lb/>
        <p>Sieben wilde und ausgehungerte Lo&#x0364;wen zu Baby-<lb/>
lon/ haben &#x017F;ich auf dem Befelch GOttes enthalten/ daß<lb/>
&#x017F;ie ihre Rachen nit ero&#x0364;ffnet gegen dem Daniel/ und du<lb/>
&#x017F;uche&#x017F;t &#x017F;ta&#x0364;ten <hi rendition="#fr">Rach</hi>/ immerwehrenden Rach/ unaus-<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;chlichen Rach an deinem Feind/ unange&#x017F;ehen der Hey-<lb/>
land der Welt es &#x017F;o hoch verbotten.</p><lb/>
        <p>Drey Knaben zu Babylon &#x017F;eynd aus Befelch des Ty-<lb/>
ranni&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Nabuchodono&#x017F;ors</hi> in den angezu&#x0364;ndten Ofen<lb/>
geworffen worden/ weil aber GOTT dem Feuer gebot-<lb/>
ten/ daß es ihnen nit ein Ha&#x0364;rl &#x017F;olle &#x017F;chaden/ al&#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
dem Go&#x0364;ttlichen Befelch nachkommen/ und &#x017F;eine natu&#x0364;r-<lb/>
liche Hitz entzogen; und du wil&#x017F;t noch immerzu im Zorn<lb/>
wider deinen Nech&#x017F;ten gantz <hi rendition="#fr">entzu&#x0364;ndet</hi> &#x017F;eyn/ und nach<lb/>
Revant&#x017F;ch trachten/ &#x017F;o doch wider das <supplied>kl</supplied>are Gebot deines<lb/>
Heylands JESU?</p><lb/>
        <p>Auf den Befelch Jo&#x017F;ua&#x0364; la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich das gro&#x017F;&#x017F;e Sonnen-<lb/>
Liecht von &#x017F;einem &#x017F;chnellen Lauff aufhalten/ und voll-<lb/>
ziehet was ihme anbefohlen wird; und du/ auf den Befehl<lb/>
des Allma&#x0364;chtigen GOttes/ la&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t dich nit <hi rendition="#fr">aufhalten</hi><lb/>
Rach zu &#x017F;uchen an deinem Feind.</p><lb/>
        <p>GOtt der HErr gebietet einem gro&#x017F;&#x017F;en Wallfi&#x017F;ch/<lb/>
daß er dem ungehor&#x017F;amen Jona&#x0364; ein Herberg vergo&#x0364;nnen/<lb/>
und ihn/ gleich wie andere Spei&#x017F;en/ nit verzehren; wel-<lb/>
chem dann der gro&#x017F;&#x017F;e Fi&#x017F;ch urbietig nachkommen/ und<lb/>
den Propheten gantz &#x017F;chadloß gehalten; Und du/ wider<lb/>
&#x017F;o ausdru&#x0364;ckliches Gebot GOttes/ &#x017F;telle&#x017F;t dich al&#x017F;o ergrim-<lb/>
met gegen deinen Nech&#x017F;ten/ als wolte&#x017F;t du ihn <hi rendition="#fr">fre&#x017F;&#x017F;en</hi>/ ja<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[315/0347] ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen? Paulus der Apoſtel ſchafft in der Inſul Melita oder Malta denen Schlangen und Nattern/ daß ſie nit ſollen gifftig ſeyn/ und haben ſolche alſobalden den Gehorſamb geleiſtet: Und du Menſch/ du/ du/ der du den Namen ei- nes Chriſten traͤgſt/ wilſt nit laſſen deinen Zorn/ dein Gifft wider deinen Neben-Menſchen/ da es dir doch Chriſtus ſo ernſtlich auferlegt. Sieben wilde und ausgehungerte Loͤwen zu Baby- lon/ haben ſich auf dem Befelch GOttes enthalten/ daß ſie ihre Rachen nit eroͤffnet gegen dem Daniel/ und du ſucheſt ſtaͤten Rach/ immerwehrenden Rach/ unaus- loͤſchlichen Rach an deinem Feind/ unangeſehen der Hey- land der Welt es ſo hoch verbotten. Drey Knaben zu Babylon ſeynd aus Befelch des Ty- ranniſchen Nabuchodonoſors in den angezuͤndten Ofen geworffen worden/ weil aber GOTT dem Feuer gebot- ten/ daß es ihnen nit ein Haͤrl ſolle ſchaden/ alſo iſt es dem Goͤttlichen Befelch nachkommen/ und ſeine natuͤr- liche Hitz entzogen; und du wilſt noch immerzu im Zorn wider deinen Nechſten gantz entzuͤndet ſeyn/ und nach Revantſch trachten/ ſo doch wider das klare Gebot deines Heylands JESU? Auf den Befelch Joſuaͤ laͤſt ſich das groſſe Sonnen- Liecht von ſeinem ſchnellen Lauff aufhalten/ und voll- ziehet was ihme anbefohlen wird; und du/ auf den Befehl des Allmaͤchtigen GOttes/ laͤſſeſt dich nit aufhalten Rach zu ſuchen an deinem Feind. GOtt der HErr gebietet einem groſſen Wallfiſch/ daß er dem ungehorſamen Jonaͤ ein Herberg vergoͤnnen/ und ihn/ gleich wie andere Speiſen/ nit verzehren; wel- chem dann der groſſe Fiſch urbietig nachkommen/ und den Propheten gantz ſchadloß gehalten; Und du/ wider ſo ausdruͤckliches Gebot GOttes/ ſtelleſt dich alſo ergrim- met gegen deinen Nechſten/ als wolteſt du ihn freſſen/ ja ſo R r 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/347
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/347>, abgerufen am 12.05.2024.