Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas der falsche Bößwicht
Carolo Magno Lob-würdigsten Kayser/ haben sich
zwey Schwestern eines Hertzogs in Francken beklagt/
wie daß ihnen ihr Bruder die gebührende Erbs-Portion
gantz Gewissen-loß entzogen. Der Hertzog wurde des-
senthalben befragt/ so aber alles rund abgelaugnet/ auch
noch hierüber sich zu einem Jurament freywillig aner-
botten/ so bald er aber solches falsch abgeleget/ ist er ur-
Vincent.
Bell. l. 24.
plötzlich dahin gefallen/ das Eingeweyd wie ein verzweif-
felter Judas heraus geschüttet/ und solcher gestalten von
c. 24.der zeitlichen Straffe zu der Ewigen kommen.

Zu Rom/ in der Kirchen des Heiligen Antonii, wird
ein Bild gezeiget/ worauf ein Mensch in Mitte der Feuer-
Flammen zu sehen/ darunter die Schrifft verfasset: Mar-
cus,
ein Soldat von Brixen/ als er auf dem Altar
des Heiligen
Antonii einen falschen Schwur ab-
gelegt/ ist wunderlich durch das Feuer verzehrt
worden
. An. 1587.

Bauren seynd Lauren/ ja mancher wohnet unter ei-
ner mit Stroh bedeckten Hütten/ und hat beynebens nit
allezeit Stroh im Hirn/ und so auch Petrus manchem
Bauren solte das Ohr abhauen/ wie dem Malcho, so
bliebe gleichwol noch etwas übriges hinter den Ohren.
Dergleichen schlauer Gesell war jener Bauer/ welcher von
dem Grund/ so der Kirchen des Heiligen Euguini zuge-
hörig/ einen zimlichen Theil ihme zueignete/ und als er
derentwegen vom Gericht einen scharffen Befehl bekom-
men/ daß er solle an einem bestimmten Tag erscheinen/
und daselbst ein Jurament ablegen/ daß solche Erden sein
seye/ deme auch der Bauer embsig nachkommen/ zuvor
aber in seine Schuh etliche Hände voll Erd/ die er aus sei-
nem eignem Hauß genommen/ arglistig geschüttet: Als

er nun

Judas der falſche Boͤßwicht
Carolo Magno Lob-wuͤrdigſten Kayſer/ haben ſich
zwey Schweſtern eines Hertzogs in Francken beklagt/
wie daß ihnen ihr Bruder die gebuͤhrende Erbs-Portion
gantz Gewiſſen-loß entzogen. Der Hertzog wurde deſ-
ſenthalben befragt/ ſo aber alles rund abgelaugnet/ auch
noch hieruͤber ſich zu einem Jurament freywillig aner-
botten/ ſo bald er aber ſolches falſch abgeleget/ iſt er ur-
Vincent.
Bell. l. 24.
ploͤtzlich dahin gefallen/ das Eingeweyd wie ein verzweif-
felter Judas heraus geſchuͤttet/ und ſolcher geſtalten von
c. 24.der zeitlichen Straffe zu der Ewigen kommen.

Zu Rom/ in der Kirchen des Heiligen Antonii, wird
ein Bild gezeiget/ worauf ein Menſch in Mitte der Feuer-
Flammen zu ſehen/ darunter die Schrifft verfaſſet: Mar-
cus,
ein Soldat von Brixen/ als er auf dem Altar
des Heiligen
Antonii einen falſchen Schwur ab-
gelegt/ iſt wunderlich durch das Feuer verzehrt
worden
. An. 1587.

Bauren ſeynd Lauren/ ja mancher wohnet unter ei-
ner mit Stroh bedeckten Huͤtten/ und hat beynebens nit
allezeit Stroh im Hirn/ und ſo auch Petrus manchem
Bauren ſolte das Ohr abhauen/ wie dem Malcho, ſo
bliebe gleichwol noch etwas uͤbriges hinter den Ohren.
Dergleichen ſchlauer Geſell war jener Bauer/ welcher von
dem Grund/ ſo der Kirchen des Heiligen Euguini zuge-
hoͤrig/ einen zimlichen Theil ihme zueignete/ und als er
derentwegen vom Gericht einen ſcharffen Befehl bekom-
men/ daß er ſolle an einem beſtimmten Tag erſcheinen/
und daſelbſt ein Jurament ablegen/ daß ſolche Erden ſein
ſeye/ deme auch der Bauer embſig nachkommen/ zuvor
aber in ſeine Schuh etliche Haͤnde voll Erd/ die er aus ſei-
nem eignem Hauß genommen/ argliſtig geſchuͤttet: Als

er nun
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0330" n="298"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Judas der fal&#x017F;che Bo&#x0364;ßwicht</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Carolo Magno</hi> Lob-wu&#x0364;rdig&#x017F;ten Kay&#x017F;er/ haben &#x017F;ich<lb/>
zwey Schwe&#x017F;tern eines Hertzogs in Francken beklagt/<lb/>
wie daß ihnen ihr Bruder die gebu&#x0364;hrende Erbs-<hi rendition="#aq">Portion</hi><lb/>
gantz Gewi&#x017F;&#x017F;en-loß entzogen. Der Hertzog wurde de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enthalben befragt/ &#x017F;o aber alles rund abgelaugnet/ auch<lb/>
noch hieru&#x0364;ber &#x017F;ich zu einem <hi rendition="#aq">Jurament</hi> freywillig aner-<lb/>
botten/ &#x017F;o bald er aber &#x017F;olches fal&#x017F;ch abgeleget/ i&#x017F;t er ur-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Vincent.<lb/>
Bell. l. 24.</hi></note>plo&#x0364;tzlich dahin gefallen/ das Eingeweyd wie ein verzweif-<lb/>
felter <hi rendition="#aq">Judas</hi> heraus ge&#x017F;chu&#x0364;ttet/ und &#x017F;olcher ge&#x017F;talten von<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">c. 24.</hi></note>der zeitlichen Straffe zu der Ewigen kommen.</p><lb/>
        <p>Zu Rom/ in der Kirchen des Heiligen <hi rendition="#aq">Antonii,</hi> wird<lb/>
ein Bild gezeiget/ worauf ein Men&#x017F;ch in Mitte der Feuer-<lb/>
Flammen zu &#x017F;ehen/ darunter die Schrifft verfa&#x017F;&#x017F;et: <hi rendition="#aq">Mar-<lb/>
cus,</hi> <hi rendition="#fr">ein Soldat von Brixen/ als er auf dem Altar<lb/>
des Heiligen</hi> <hi rendition="#aq">Antonii</hi> <hi rendition="#fr">einen fal&#x017F;chen Schwur ab-<lb/>
gelegt/ i&#x017F;t wunderlich durch das Feuer verzehrt<lb/>
worden</hi>. <hi rendition="#aq">An.</hi> 1587.</p><lb/>
        <p>Bauren &#x017F;eynd Lauren/ ja mancher wohnet unter ei-<lb/>
ner mit Stroh bedeckten Hu&#x0364;tten/ und hat beynebens nit<lb/>
allezeit Stroh im Hirn/ und &#x017F;o auch <hi rendition="#aq">Petrus</hi> manchem<lb/>
Bauren &#x017F;olte das Ohr abhauen/ wie dem <hi rendition="#aq">Malcho,</hi> &#x017F;o<lb/>
bliebe gleichwol noch etwas u&#x0364;briges hinter den Ohren.<lb/>
Dergleichen &#x017F;chlauer Ge&#x017F;ell war jener Bauer/ welcher von<lb/>
dem Grund/ &#x017F;o der Kirchen des Heiligen <hi rendition="#aq">Euguini</hi> zuge-<lb/>
ho&#x0364;rig/ einen zimlichen Theil ihme zueignete/ und als er<lb/>
derentwegen vom Gericht einen &#x017F;charffen Befehl bekom-<lb/>
men/ daß er &#x017F;olle an einem be&#x017F;timmten Tag er&#x017F;cheinen/<lb/>
und da&#x017F;elb&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">Jurament</hi> ablegen/ daß &#x017F;olche Erden &#x017F;ein<lb/>
&#x017F;eye/ deme auch der Bauer emb&#x017F;ig nachkommen/ zuvor<lb/>
aber in &#x017F;eine Schuh etliche Ha&#x0364;nde voll Erd/ die er aus &#x017F;ei-<lb/>
nem eignem Hauß genommen/ argli&#x017F;tig ge&#x017F;chu&#x0364;ttet: Als<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er nun</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0330] Judas der falſche Boͤßwicht Carolo Magno Lob-wuͤrdigſten Kayſer/ haben ſich zwey Schweſtern eines Hertzogs in Francken beklagt/ wie daß ihnen ihr Bruder die gebuͤhrende Erbs-Portion gantz Gewiſſen-loß entzogen. Der Hertzog wurde deſ- ſenthalben befragt/ ſo aber alles rund abgelaugnet/ auch noch hieruͤber ſich zu einem Jurament freywillig aner- botten/ ſo bald er aber ſolches falſch abgeleget/ iſt er ur- ploͤtzlich dahin gefallen/ das Eingeweyd wie ein verzweif- felter Judas heraus geſchuͤttet/ und ſolcher geſtalten von der zeitlichen Straffe zu der Ewigen kommen. Vincent. Bell. l. 24. c. 24. Zu Rom/ in der Kirchen des Heiligen Antonii, wird ein Bild gezeiget/ worauf ein Menſch in Mitte der Feuer- Flammen zu ſehen/ darunter die Schrifft verfaſſet: Mar- cus, ein Soldat von Brixen/ als er auf dem Altar des Heiligen Antonii einen falſchen Schwur ab- gelegt/ iſt wunderlich durch das Feuer verzehrt worden. An. 1587. Bauren ſeynd Lauren/ ja mancher wohnet unter ei- ner mit Stroh bedeckten Huͤtten/ und hat beynebens nit allezeit Stroh im Hirn/ und ſo auch Petrus manchem Bauren ſolte das Ohr abhauen/ wie dem Malcho, ſo bliebe gleichwol noch etwas uͤbriges hinter den Ohren. Dergleichen ſchlauer Geſell war jener Bauer/ welcher von dem Grund/ ſo der Kirchen des Heiligen Euguini zuge- hoͤrig/ einen zimlichen Theil ihme zueignete/ und als er derentwegen vom Gericht einen ſcharffen Befehl bekom- men/ daß er ſolle an einem beſtimmten Tag erſcheinen/ und daſelbſt ein Jurament ablegen/ daß ſolche Erden ſein ſeye/ deme auch der Bauer embſig nachkommen/ zuvor aber in ſeine Schuh etliche Haͤnde voll Erd/ die er aus ſei- nem eignem Hauß genommen/ argliſtig geſchuͤttet: Als er nun

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/330
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/330>, abgerufen am 11.05.2024.