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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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verrahtet JEsum mit einem Kuß.
auf aber gleich folgende Nacht der heilige Märtyrer die-
sem Gewissen-losen Menschen erschienen/ ihn bey der Na-
sen gezogen/ sprechend: Du bist ein falscher Schelm. Früh
Morgeus/ als er die Kleider angezogen/ erzehlet er sei-
nem Weib den gehabten Traum/ nun/ sagte er/ heut hab
ich eins von Quintino auf die Nasen bekommen/ viel-
leicht/ weilen ich ihme habe eins auf die Nasen geben/ wä-
schet hierüber nach Gewonheit das Angesicht/ und als er
mit den nassen Händen über die Nasen gefahren/ da ist
von freyen Stücken dem Kerl sein Schmecker in das
Hand-Beck herunter gefallen/ und hat er wahrgenom-
men/ daß er in seinen falschen Reden ein Ovidius gewest/
aber nunmehr kein Naso. Der stoltze Gesell hat sich zwar
ferners wegen des Walds nit mehr angemast/ aber
gleichwol hat er gesucht Nasen-witzig zu seyn/ und ihme
eine guldene Nasen lassen verfertigen/ welche er gar ma-
nierlich konte und wuste anzuhäncken. Aber der Heilige
Quintinus wolte auch diese nit leiden/ sondern ihme bey
der Nacht mehrmalen erschienen/ bedrohend/ daferne er
ohne Nasen nit wolte seyn/ so habe er das gröste Ubel zu
gewarten/ dann GOTT/ als die ewige Watheit/ wolle
dessenthalben solches Zeichen an ihme erhalten/ damit die
Welt sehe/ wie so mißfällig seye seinen Göttlichen Augen
die falsche Zeugnuß. Durch solche schwehre Bedrohung
ist er dergestalten bewegt worden/ daß er nit allein ihme
selbsten die falsche Nasen abgenommen/ sondern auch sol-
che zum Zeichen seiner begangenen Falschheit offentlich in
der Kirchen aufgehenckt.

Falsch schwöhren ist schwehr/ und schwöhret man-
cher dem Teuffel ein Ohr ab/ und kommt nachmals zum
Teuffel/ welcher sein Ohr wird zimlich rächen. Bey

Ca-
Pars III. P p

verrahtet JEſum mit einem Kuß.
auf aber gleich folgende Nacht der heilige Maͤrtyrer die-
ſem Gewiſſen-loſen Menſchen erſchienen/ ihn bey der Na-
ſen gezogen/ ſprechend: Du biſt ein falſcher Schelm. Fruͤh
Morgeus/ als er die Kleider angezogen/ erzehlet er ſei-
nem Weib den gehabten Traum/ nun/ ſagte er/ heut hab
ich eins von Quintino auf die Naſen bekommen/ viel-
leicht/ weilen ich ihme habe eins auf die Naſen geben/ waͤ-
ſchet hieruͤber nach Gewonheit das Angeſicht/ und als er
mit den naſſen Haͤnden uͤber die Naſen gefahren/ da iſt
von freyen Stuͤcken dem Kerl ſein Schmecker in das
Hand-Beck herunter gefallen/ und hat er wahrgenom-
men/ daß er in ſeinen falſchen Reden ein Ovidius geweſt/
aber nunmehr kein Naſo. Der ſtoltze Geſell hat ſich zwar
ferners wegen des Walds nit mehr angemaſt/ aber
gleichwol hat er geſucht Naſen-witzig zu ſeyn/ und ihme
eine guldene Naſen laſſen verfertigen/ welche er gar ma-
nierlich konte und wuſte anzuhaͤncken. Aber der Heilige
Quintinus wolte auch dieſe nit leiden/ ſondern ihme bey
der Nacht mehrmalen erſchienen/ bedrohend/ daferne er
ohne Naſen nit wolte ſeyn/ ſo habe er das groͤſte Ubel zu
gewarten/ dann GOTT/ als die ewige Watheit/ wolle
deſſenthalben ſolches Zeichen an ihme erhalten/ damit die
Welt ſehe/ wie ſo mißfaͤllig ſeye ſeinen Goͤttlichen Augen
die falſche Zeugnuß. Durch ſolche ſchwehre Bedrohung
iſt er dergeſtalten bewegt worden/ daß er nit allein ihme
ſelbſten die falſche Naſen abgenommen/ ſondern auch ſol-
che zum Zeichen ſeiner begangenen Falſchheit offentlich in
der Kirchen aufgehenckt.

Falſch ſchwoͤhren iſt ſchwehr/ und ſchwoͤhret man-
cher dem Teuffel ein Ohr ab/ und kommt nachmals zum
Teuffel/ welcher ſein Ohr wird zimlich raͤchen. Bey

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Pars III. P p
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[297/0329] verrahtet JEſum mit einem Kuß. auf aber gleich folgende Nacht der heilige Maͤrtyrer die- ſem Gewiſſen-loſen Menſchen erſchienen/ ihn bey der Na- ſen gezogen/ ſprechend: Du biſt ein falſcher Schelm. Fruͤh Morgeus/ als er die Kleider angezogen/ erzehlet er ſei- nem Weib den gehabten Traum/ nun/ ſagte er/ heut hab ich eins von Quintino auf die Naſen bekommen/ viel- leicht/ weilen ich ihme habe eins auf die Naſen geben/ waͤ- ſchet hieruͤber nach Gewonheit das Angeſicht/ und als er mit den naſſen Haͤnden uͤber die Naſen gefahren/ da iſt von freyen Stuͤcken dem Kerl ſein Schmecker in das Hand-Beck herunter gefallen/ und hat er wahrgenom- men/ daß er in ſeinen falſchen Reden ein Ovidius geweſt/ aber nunmehr kein Naſo. Der ſtoltze Geſell hat ſich zwar ferners wegen des Walds nit mehr angemaſt/ aber gleichwol hat er geſucht Naſen-witzig zu ſeyn/ und ihme eine guldene Naſen laſſen verfertigen/ welche er gar ma- nierlich konte und wuſte anzuhaͤncken. Aber der Heilige Quintinus wolte auch dieſe nit leiden/ ſondern ihme bey der Nacht mehrmalen erſchienen/ bedrohend/ daferne er ohne Naſen nit wolte ſeyn/ ſo habe er das groͤſte Ubel zu gewarten/ dann GOTT/ als die ewige Watheit/ wolle deſſenthalben ſolches Zeichen an ihme erhalten/ damit die Welt ſehe/ wie ſo mißfaͤllig ſeye ſeinen Goͤttlichen Augen die falſche Zeugnuß. Durch ſolche ſchwehre Bedrohung iſt er dergeſtalten bewegt worden/ daß er nit allein ihme ſelbſten die falſche Naſen abgenommen/ ſondern auch ſol- che zum Zeichen ſeiner begangenen Falſchheit offentlich in der Kirchen aufgehenckt. Falſch ſchwoͤhren iſt ſchwehr/ und ſchwoͤhret man- cher dem Teuffel ein Ohr ab/ und kommt nachmals zum Teuffel/ welcher ſein Ohr wird zimlich raͤchen. Bey Ca- Pars III. P p

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/329>, abgerufen am 11.05.2024.