Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

wahre Liecht mit Liechtern und Laternen.
stalten unaufhörlich dem Studiren obligen/ daß er muste
wie ein ausgelernter Schuhmacher mit einem grossen
Riemen den Kopff binden/ wann er anderst hat wollen
verhüten/ daß ihm solche Stroh-Hütten nit einfalle/
was? sagt er/ was meint ihr/ was ich mit der Zeit werde
werden? ihr grobe Brüder müst noch einmal mir die
Kuie biegen/ und meiner Gnaden leben. Dem Teuffel
gefiel das Spiel/ daß er solchen Ley- oder Heu-Bruder in
sein Garn gebracht/ erscheinet ihm demnach das ander-
mal wie ein Englischer Bottschaffter vom Himmel/ und
deutet ihm beynebens an/ wie daß in dieser N. Stadt der
Ertz-Bischoff seye mit Tod abgangen/ dessen Stell er un-
verweigerlich solle antretten. Ho, ho, das war eine ange-
nehme Zeitung unserm schmotzigen Baccalaurio, der
macht sich bey Mitternacht aus dem Closter/ und reiset 3.
gantzer Tag dahin/ eine Meil aber von besagter Stadt
entlegen/ nimmt er die Nacht-Herberg bey einem Pfarr-
Herrn/ der ihn gar höflich/ und mit grosser Liebe tractirt/
nachdem der unzeitige Bischoff sich in das Bett gelegt/
machte er ihm allerley sorgfältige Gedancken/ unter an-
dern gedachte er/ daß ihme die gesamte Stadt werde ent-
gegen gehen/ und den neuen Celsissimum mit sonderm
Pomp und Pracht einbegleiten/ es schickte sich aber zu
solchem stattlichen Einzug gar nit wohl sein schmotziger
Habit, den er bereit ins dritte Jahr bey den Kuch-Ge-
schirren und Hack-Brettl getragen/ fällt ihm gleich ein/
daß er kurtz vorhero ein Nagel-neue Kutten des Herrn
Pfarrers in der Kammer habe wahrgenommen/ dann
auch einen schönen Klepper in dem Stall/ besinnt sich dar-
auf nit lang/ sondern schlieft gantz still in den neuen Rock
des Pfarrherrns/ setzt sich auf das schöne Pferd/ und rei-

tet
J i 3

wahre Liecht mit Liechtern und Laternen.
ſtalten unaufhoͤrlich dem Studiren obligen/ daß er muſte
wie ein ausgelernter Schuhmacher mit einem groſſen
Riemen den Kopff binden/ wann er anderſt hat wollen
verhuͤten/ daß ihm ſolche Stroh-Huͤtten nit einfalle/
was? ſagt er/ was meint ihr/ was ich mit der Zeit werde
werden? ihr grobe Bruͤder muͤſt noch einmal mir die
Kuie biegen/ und meiner Gnaden leben. Dem Teuffel
gefiel das Spiel/ daß er ſolchen Ley- oder Heu-Bruder in
ſein Garn gebracht/ erſcheinet ihm demnach das ander-
mal wie ein Engliſcher Bottſchaffter vom Himmel/ und
deutet ihm beynebens an/ wie daß in dieſer N. Stadt der
Ertz-Biſchoff ſeye mit Tod abgangen/ deſſen Stell er un-
verweigerlich ſolle antretten. Ho, ho, das war eine ange-
nehme Zeitung unſerm ſchmotzigen Baccalaurio, der
macht ſich bey Mitternacht aus dem Cloſter/ und reiſet 3.
gantzer Tag dahin/ eine Meil aber von beſagter Stadt
entlegen/ nimmt er die Nacht-Herberg bey einem Pfarr-
Herrn/ der ihn gar hoͤflich/ und mit groſſer Liebe tractirt/
nachdem der unzeitige Biſchoff ſich in das Bett gelegt/
machte er ihm allerley ſorgfaͤltige Gedancken/ unter an-
dern gedachte er/ daß ihme die geſamte Stadt werde ent-
gegen gehen/ und den neuen Celſiſſimum mit ſonderm
Pomp und Pracht einbegleiten/ es ſchickte ſich aber zu
ſolchem ſtattlichen Einzug gar nit wohl ſein ſchmotziger
Habit, den er bereit ins dritte Jahr bey den Kuch-Ge-
ſchirren und Hack-Brettl getragen/ faͤllt ihm gleich ein/
daß er kurtz vorhero ein Nagel-neue Kutten des Herrn
Pfarrers in der Kammer habe wahrgenommen/ dann
auch einen ſchoͤnen Klepper in dem Stall/ beſinnt ſich dar-
auf nit lang/ ſondern ſchlieft gantz ſtill in den neuen Rock
des Pfarrherrns/ ſetzt ſich auf das ſchoͤne Pferd/ und rei-

tet
J i 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0285" n="253"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">wahre Liecht mit Liechtern und Laternen.</hi></fw><lb/>
&#x017F;talten unaufho&#x0364;rlich dem <hi rendition="#aq">Studi</hi>ren obligen/ daß er mu&#x017F;te<lb/>
wie ein ausgelernter Schuhmacher mit einem gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Riemen den Kopff binden/ wann er ander&#x017F;t hat wollen<lb/>
verhu&#x0364;ten/ daß ihm &#x017F;olche Stroh-Hu&#x0364;tten nit einfalle/<lb/>
was? &#x017F;agt er/ was meint ihr/ was ich mit der Zeit werde<lb/>
werden? ihr grobe Bru&#x0364;der mu&#x0364;&#x017F;t noch einmal mir die<lb/>
Kuie biegen/ und meiner Gnaden leben. Dem Teuffel<lb/>
gefiel das Spiel/ daß er &#x017F;olchen Ley- oder Heu-Bruder in<lb/>
&#x017F;ein Garn gebracht/ er&#x017F;cheinet ihm demnach das ander-<lb/>
mal wie ein Engli&#x017F;cher Bott&#x017F;chaffter vom Himmel/ und<lb/>
deutet ihm beynebens an/ wie daß in die&#x017F;er <hi rendition="#aq">N.</hi> Stadt der<lb/>
Ertz-Bi&#x017F;choff &#x017F;eye mit Tod abgangen/ de&#x017F;&#x017F;en Stell er un-<lb/>
verweigerlich &#x017F;olle antretten. <hi rendition="#aq">Ho, ho,</hi> das war eine ange-<lb/>
nehme Zeitung un&#x017F;erm &#x017F;chmotzigen <hi rendition="#aq">Baccalaurio,</hi> der<lb/>
macht &#x017F;ich bey Mitternacht aus dem Clo&#x017F;ter/ und rei&#x017F;et 3.<lb/>
gantzer Tag dahin/ eine Meil aber von be&#x017F;agter Stadt<lb/>
entlegen/ nimmt er die Nacht-Herberg bey einem Pfarr-<lb/>
Herrn/ der ihn gar ho&#x0364;flich/ und mit gro&#x017F;&#x017F;er Liebe <hi rendition="#aq">tracti</hi>rt/<lb/>
nachdem der unzeitige Bi&#x017F;choff &#x017F;ich in das Bett gelegt/<lb/>
machte er ihm allerley &#x017F;orgfa&#x0364;ltige Gedancken/ unter an-<lb/>
dern gedachte er/ daß ihme die ge&#x017F;amte Stadt werde ent-<lb/>
gegen gehen/ und den neuen <hi rendition="#aq">Cel&#x017F;i&#x017F;&#x017F;imum</hi> mit &#x017F;onderm<lb/>
Pomp und Pracht einbegleiten/ es &#x017F;chickte &#x017F;ich aber zu<lb/>
&#x017F;olchem &#x017F;tattlichen Einzug gar nit wohl &#x017F;ein &#x017F;chmotziger<lb/><hi rendition="#aq">Habit,</hi> den er bereit ins dritte Jahr bey den Kuch-Ge-<lb/>
&#x017F;chirren und Hack-Brettl getragen/ fa&#x0364;llt ihm gleich ein/<lb/>
daß er kurtz vorhero ein Nagel-neue Kutten des Herrn<lb/>
Pfarrers in der Kammer habe wahrgenommen/ dann<lb/>
auch einen &#x017F;cho&#x0364;nen Klepper in dem Stall/ be&#x017F;innt &#x017F;ich dar-<lb/>
auf nit lang/ &#x017F;ondern &#x017F;chlieft gantz &#x017F;till in den neuen Rock<lb/>
des Pfarrherrns/ &#x017F;etzt &#x017F;ich auf das &#x017F;cho&#x0364;ne Pferd/ und rei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 3</fw><fw place="bottom" type="catch">tet</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0285] wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. ſtalten unaufhoͤrlich dem Studiren obligen/ daß er muſte wie ein ausgelernter Schuhmacher mit einem groſſen Riemen den Kopff binden/ wann er anderſt hat wollen verhuͤten/ daß ihm ſolche Stroh-Huͤtten nit einfalle/ was? ſagt er/ was meint ihr/ was ich mit der Zeit werde werden? ihr grobe Bruͤder muͤſt noch einmal mir die Kuie biegen/ und meiner Gnaden leben. Dem Teuffel gefiel das Spiel/ daß er ſolchen Ley- oder Heu-Bruder in ſein Garn gebracht/ erſcheinet ihm demnach das ander- mal wie ein Engliſcher Bottſchaffter vom Himmel/ und deutet ihm beynebens an/ wie daß in dieſer N. Stadt der Ertz-Biſchoff ſeye mit Tod abgangen/ deſſen Stell er un- verweigerlich ſolle antretten. Ho, ho, das war eine ange- nehme Zeitung unſerm ſchmotzigen Baccalaurio, der macht ſich bey Mitternacht aus dem Cloſter/ und reiſet 3. gantzer Tag dahin/ eine Meil aber von beſagter Stadt entlegen/ nimmt er die Nacht-Herberg bey einem Pfarr- Herrn/ der ihn gar hoͤflich/ und mit groſſer Liebe tractirt/ nachdem der unzeitige Biſchoff ſich in das Bett gelegt/ machte er ihm allerley ſorgfaͤltige Gedancken/ unter an- dern gedachte er/ daß ihme die geſamte Stadt werde ent- gegen gehen/ und den neuen Celſiſſimum mit ſonderm Pomp und Pracht einbegleiten/ es ſchickte ſich aber zu ſolchem ſtattlichen Einzug gar nit wohl ſein ſchmotziger Habit, den er bereit ins dritte Jahr bey den Kuch-Ge- ſchirren und Hack-Brettl getragen/ faͤllt ihm gleich ein/ daß er kurtz vorhero ein Nagel-neue Kutten des Herrn Pfarrers in der Kammer habe wahrgenommen/ dann auch einen ſchoͤnen Klepper in dem Stall/ beſinnt ſich dar- auf nit lang/ ſondern ſchlieft gantz ſtill in den neuen Rock des Pfarrherrns/ ſetzt ſich auf das ſchoͤne Pferd/ und rei- tet J i 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/285
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/285>, abgerufen am 22.11.2024.