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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas der verblendete Gesell suchet das
dem Bett/ welche alle die Gnaden-reiche Himmels-Kö-
nigin angeruffen in ihren Nöhten des Leibs; aber wenig
Tafeln/ ja fast keine wirst du antreffen/ woraus abzu-
nehmen/ daß jemand in der Seelen-Noth hätte Hilff ge-
sucht. Alles gilt der Leib/ dieser plumpe Schlenckel/ die-
ser garstige Sau-Narr/ dieser talckete Schurck/ dieser
sterbliche Maden-Sack/ die Seele aber/ welche GOttes
Sohn mit seinem kostbaren Blut/ mit seinem bittern
Tod erlöset hat/ dieses unsterbliche Geschöpff wird so we-
nig geachtet; es wäre noch leidentlich/ wann man ihr nur
halbentheil so viel erwiese/ was man dem Fleglantischen
Leib gibt/ O GOtt! O Seel! O Ewigkeit! Ihr Juden
seyd dazumalen verdammte Böswichter gewest/ wie ihr
Matth. 17.den Barrabam solchen offentlichen Mörder und Aufrüh-
rer habt frey und loß begehrt/ JEsum aber/ als wahren
GOttes Sohn/ zum Tod gezogen; wir aber seynd nit um
ein Haar besser als ihr/ die wir in den mehristen Begeben-
heiten den schlechten Leib der so kostbaren Seele vorzie-
hen.

Unter andern Ubeln/ wormit GOTT die sündige
Adams-Kinder zu straffen pflegt/ ist nit das mindeste die
grassirende Pest/ und gifftige Seuche/ wie behutsam
aber der Mensch dieselbige fliehet/ ist sattsam bekannt/
An. 1679. hat es die Kays. Residentz-Stadt Wien ge-
nugsam erfahren/ indem sich dazumalen ein Freund vom
Freund abgesondert/ ein Mann das Weib geschiehen/ ein
Kind von den Eltern geflohen/ in denen öden und son-
sten unbewohnlichen alten Schlössern/ in holen Felsen
und Stein-Klippen/ in geringen von Gesträuß und
Stauden zusamm geflochtenen Hütten/ in tieffen und
salittersüchtigen Kellern und Gewölbern/ so gar in wü-

sten

Judas der verblendete Geſell ſuchet das
dem Bett/ welche alle die Gnaden-reiche Himmels-Koͤ-
nigin angeruffen in ihren Noͤhten des Leibs; aber wenig
Tafeln/ ja faſt keine wirſt du antreffen/ woraus abzu-
nehmen/ daß jemand in der Seelen-Noth haͤtte Hilff ge-
ſucht. Alles gilt der Leib/ dieſer plumpe Schlenckel/ die-
ſer garſtige Sau-Narr/ dieſer talckete Schurck/ dieſer
ſterbliche Maden-Sack/ die Seele aber/ welche GOttes
Sohn mit ſeinem koſtbaren Blut/ mit ſeinem bittern
Tod erloͤſet hat/ dieſes unſterbliche Geſchoͤpff wird ſo we-
nig geachtet; es waͤre noch leidentlich/ wann man ihr nur
halbentheil ſo viel erwieſe/ was man dem Fleglantiſchen
Leib gibt/ O GOtt! O Seel! O Ewigkeit! Ihr Juden
ſeyd dazumalen verdammte Boͤswichter geweſt/ wie ihr
Matth. 17.den Barrabam ſolchen offentlichen Moͤrder und Aufruͤh-
rer habt frey und loß begehrt/ JEſum aber/ als wahren
GOttes Sohn/ zum Tod gezogen; wir aber ſeynd nit um
ein Haar beſſer als ihr/ die wir in den mehriſten Begeben-
heiten den ſchlechten Leib der ſo koſtbaren Seele vorzie-
hen.

Unter andern Ubeln/ wormit GOTT die ſuͤndige
Adams-Kinder zu ſtraffen pflegt/ iſt nit das mindeſte die
graſſirende Peſt/ und gifftige Seuche/ wie behutſam
aber der Menſch dieſelbige fliehet/ iſt ſattſam bekannt/
An. 1679. hat es die Kayſ. Reſidentz-Stadt Wien ge-
nugſam erfahren/ indem ſich dazumalen ein Freund vom
Freund abgeſondert/ ein Mann das Weib geſchiehen/ ein
Kind von den Eltern geflohen/ in denen oͤden und ſon-
ſten unbewohnlichen alten Schloͤſſern/ in holen Felſen
und Stein-Klippen/ in geringen von Geſtraͤuß und
Stauden zuſamm geflochtenen Huͤtten/ in tieffen und
ſalitterſuͤchtigen Kellern und Gewoͤlbern/ ſo gar in wuͤ-

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[248/0280] Judas der verblendete Geſell ſuchet das dem Bett/ welche alle die Gnaden-reiche Himmels-Koͤ- nigin angeruffen in ihren Noͤhten des Leibs; aber wenig Tafeln/ ja faſt keine wirſt du antreffen/ woraus abzu- nehmen/ daß jemand in der Seelen-Noth haͤtte Hilff ge- ſucht. Alles gilt der Leib/ dieſer plumpe Schlenckel/ die- ſer garſtige Sau-Narr/ dieſer talckete Schurck/ dieſer ſterbliche Maden-Sack/ die Seele aber/ welche GOttes Sohn mit ſeinem koſtbaren Blut/ mit ſeinem bittern Tod erloͤſet hat/ dieſes unſterbliche Geſchoͤpff wird ſo we- nig geachtet; es waͤre noch leidentlich/ wann man ihr nur halbentheil ſo viel erwieſe/ was man dem Fleglantiſchen Leib gibt/ O GOtt! O Seel! O Ewigkeit! Ihr Juden ſeyd dazumalen verdammte Boͤswichter geweſt/ wie ihr den Barrabam ſolchen offentlichen Moͤrder und Aufruͤh- rer habt frey und loß begehrt/ JEſum aber/ als wahren GOttes Sohn/ zum Tod gezogen; wir aber ſeynd nit um ein Haar beſſer als ihr/ die wir in den mehriſten Begeben- heiten den ſchlechten Leib der ſo koſtbaren Seele vorzie- hen. Matth. 17. Unter andern Ubeln/ wormit GOTT die ſuͤndige Adams-Kinder zu ſtraffen pflegt/ iſt nit das mindeſte die graſſirende Peſt/ und gifftige Seuche/ wie behutſam aber der Menſch dieſelbige fliehet/ iſt ſattſam bekannt/ An. 1679. hat es die Kayſ. Reſidentz-Stadt Wien ge- nugſam erfahren/ indem ſich dazumalen ein Freund vom Freund abgeſondert/ ein Mann das Weib geſchiehen/ ein Kind von den Eltern geflohen/ in denen oͤden und ſon- ſten unbewohnlichen alten Schloͤſſern/ in holen Felſen und Stein-Klippen/ in geringen von Geſtraͤuß und Stauden zuſamm geflochtenen Huͤtten/ in tieffen und ſalitterſuͤchtigen Kellern und Gewoͤlbern/ ſo gar in wuͤ- ſten

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/280>, abgerufen am 11.05.2024.