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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas verursachet/ daß die Hebräer von GOtt
gl eichte/ daß er einen andern Vatter gehabt/ man rede-
te zu Hof ohne Scheu/ der König hab ein Cron von ei-
nem Widder zu leich genommen. Was brauchts viel/
sagte fast jeder Stallknecht/ jetzt siht unser König einem
Widhopffen gleicher/ als einem Paradeißvogel/ es wä-
re bald dahin kommen/ daß man den David ermahnet
hätte/ er soll sich bucken/ wann er durch ein Thür gehet/
damit er nit anstosse. Das hat dem guten und from-
men David also geschmertzt/ daß er manche Nacht nicht
ein Aug zugethan/ sondern stets und immerzu geseuff-
zet/ O mein GOtt/ sagte er offt/ mein GOtt/ warum
straffest du mich also? ich wolt alles gern gedulden/ und
ausstehen/ nur das nit/ daß man mich vor einen Henri-
cum
soll halten. Mein David auf dieses warum/ ist gar
leichtlich zu geben das darum/ GOtt ist ein guter Zah-
ler/ und zahlt er meistentheils mit gleicher Müntz/ dar-
um schickt er diesen Spott über dich/ ob er schon auf blo-
sen Argwohn mehr gegründet/ weil du auch dem Uriae
solchen Spott angethan/ und ihme Hörner aufgesetzt.
GOtt hat sich endlichen gleichwol seines Dieners erbar-
met/ und den David wider aus solchem üblen Geschrey
Lyranus in
c. 3. Paral.
gebracht/ dann einsmals führte er besagten übelgeschaf-
fenen Printzen auf einen Saal/ in Beyseyn der gantzen
Hofstatt/ hebt daselbst seine Augen gen Himmel/ und
bricht in diese Wort aus: Judicet est ostendat Deus per
evidens signum, cujus iste puer sit filius,
der gerechte GOtt
wolle doch durch ein scheinbares Kennzeichen offenbaren/
wer dieses Knabens Vatter seye. Worauf alsob alden
ein Stral vom Himmel in das Angesicht des Printzen
gefallen/ welcher ihn augenblicklich also verkehrt/ daß er
der allerschönste Mensch worden/ und dem David so
gleich/ als wäre er ihme vom Gesicht herunter geschnit-
ten/ aber vorhero muste der David gleichwol mit glei-
cher Müntz bezahlet werden. Ja dißmal zwar nur mit

dem

Judas verurſachet/ daß die Hebraͤer von GOtt
gl eichte/ daß er einen andern Vatter gehabt/ man rede-
te zu Hof ohne Scheu/ der Koͤnig hab ein Cron von ei-
nem Widder zu leich genommen. Was brauchts viel/
ſagte faſt jeder Stallknecht/ jetzt ſiht unſer Koͤnig einem
Widhopffen gleicher/ als einem Paradeißvogel/ es waͤ-
re bald dahin kommen/ daß man den David ermahnet
haͤtte/ er ſoll ſich bucken/ wann er durch ein Thuͤr gehet/
damit er nit anſtoſſe. Das hat dem guten und from-
men David alſo geſchmertzt/ daß er manche Nacht nicht
ein Aug zugethan/ ſondern ſtets und immerzu geſeuff-
zet/ O mein GOtt/ ſagte er offt/ mein GOtt/ warum
ſtraffeſt du mich alſo? ich wolt alles gern gedulden/ und
ausſtehen/ nur das nit/ daß man mich vor einen Henri-
cum
ſoll halten. Mein David auf dieſes warum/ iſt gar
leichtlich zu geben das darum/ GOtt iſt ein guter Zah-
ler/ und zahlt er meiſtentheils mit gleicher Muͤntz/ dar-
um ſchickt er dieſen Spott uͤber dich/ ob er ſchon auf blo-
ſen Argwohn mehr gegruͤndet/ weil du auch dem Uriæ
ſolchen Spott angethan/ und ihme Hoͤrner aufgeſetzt.
GOtt hat ſich endlichen gleichwol ſeines Dieners erbar-
met/ und den David wider aus ſolchem uͤblen Geſchrey
Lyranus in
c. 3. Paral.
gebracht/ dann einsmals fuͤhrte er beſagten uͤbelgeſchaf-
fenen Printzen auf einen Saal/ in Beyſeyn der gantzen
Hofſtatt/ hebt daſelbſt ſeine Augen gen Himmel/ und
bricht in dieſe Wort aus: Judicet eſt oſtendat Deus per
evidens ſignum, cujus iſte puer ſit filius,
der gerechte GOtt
wolle doch durch ein ſcheinbares Kennzeichen offenbaren/
wer dieſes Knabens Vatter ſeye. Worauf alſob alden
ein Stral vom Himmel in das Angeſicht des Printzen
gefallen/ welcher ihn augenblicklich alſo verkehrt/ daß er
der allerſchoͤnſte Menſch worden/ und dem David ſo
gleich/ als waͤre er ihme vom Geſicht herunter geſchnit-
ten/ aber vorhero muſte der David gleichwol mit glei-
cher Muͤntz bezahlet werden. Ja dißmal zwar nur mit

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[184/0216] Judas verurſachet/ daß die Hebraͤer von GOtt gl eichte/ daß er einen andern Vatter gehabt/ man rede- te zu Hof ohne Scheu/ der Koͤnig hab ein Cron von ei- nem Widder zu leich genommen. Was brauchts viel/ ſagte faſt jeder Stallknecht/ jetzt ſiht unſer Koͤnig einem Widhopffen gleicher/ als einem Paradeißvogel/ es waͤ- re bald dahin kommen/ daß man den David ermahnet haͤtte/ er ſoll ſich bucken/ wann er durch ein Thuͤr gehet/ damit er nit anſtoſſe. Das hat dem guten und from- men David alſo geſchmertzt/ daß er manche Nacht nicht ein Aug zugethan/ ſondern ſtets und immerzu geſeuff- zet/ O mein GOtt/ ſagte er offt/ mein GOtt/ warum ſtraffeſt du mich alſo? ich wolt alles gern gedulden/ und ausſtehen/ nur das nit/ daß man mich vor einen Henri- cum ſoll halten. Mein David auf dieſes warum/ iſt gar leichtlich zu geben das darum/ GOtt iſt ein guter Zah- ler/ und zahlt er meiſtentheils mit gleicher Muͤntz/ dar- um ſchickt er dieſen Spott uͤber dich/ ob er ſchon auf blo- ſen Argwohn mehr gegruͤndet/ weil du auch dem Uriæ ſolchen Spott angethan/ und ihme Hoͤrner aufgeſetzt. GOtt hat ſich endlichen gleichwol ſeines Dieners erbar- met/ und den David wider aus ſolchem uͤblen Geſchrey gebracht/ dann einsmals fuͤhrte er beſagten uͤbelgeſchaf- fenen Printzen auf einen Saal/ in Beyſeyn der gantzen Hofſtatt/ hebt daſelbſt ſeine Augen gen Himmel/ und bricht in dieſe Wort aus: Judicet eſt oſtendat Deus per evidens ſignum, cujus iſte puer ſit filius, der gerechte GOtt wolle doch durch ein ſcheinbares Kennzeichen offenbaren/ wer dieſes Knabens Vatter ſeye. Worauf alſob alden ein Stral vom Himmel in das Angeſicht des Printzen gefallen/ welcher ihn augenblicklich alſo verkehrt/ daß er der allerſchoͤnſte Menſch worden/ und dem David ſo gleich/ als waͤre er ihme vom Geſicht herunter geſchnit- ten/ aber vorhero muſte der David gleichwol mit glei- cher Muͤntz bezahlet werden. Ja dißmal zwar nur mit dem Lyranus in c. 3. Paral.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/216>, abgerufen am 23.11.2024.