Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas der Ertzschelm hat den Feyertag nit geheiliget/ nigen Sonntag/ die andere alle seynd dir zu Diensten/und du wilst ihme auch diesen nit gar vergönnen. Der H. Bollan. 13. Jan.Bischof Kentingernus hat bey dem Fluß Gladt eine Mühl gebauet/ welche die gantze Wochen hindurch allezeit gan- gen/ ausser am Sonntag/ an welchem man auch mit dem grösten Gewalt nit konte ein Rad bewegen. Diese Mühl soll dir Bauer eine Schul seyn/ worinn du lernest den Sonntag heiligen/ oder seye dir eine Witzigung das jeni- ge/ was etlichen Bauren zur Zeit des Heil. Abts Leufri- di widerfahren. Nachdeine einsmals dieser Heil. Mann an einem Sonntag den gewöhnlichen Gottesdienst ver- richt/ und nachmals in der Gegend herum mit einem klei- nen Spatziergang ergötzt/ so hat er ohn alles Verhoffen etliche Bauren angetroffen/ welche denselben H. Sonntag auf dem Acker dem Pflug geführet/ Leufridus thät sich hierüber nit wenig eutrüsten/ gab ihnen derenthalben ei- nen ernstlichen Verweiß/ um weil sie das göttliche Gebot so freventlich übertretten/ wendet beynebens seine Augen In vita.gen Himmel/ nit ohne häuffige Zähren/ und wünschte zu- gleich/ daß in Ewigkeit keine Frucht mehr an diesem Orth wachse/ welches auch also geschehen/ und sihet man noch auf diese Stund das gantze Feld voller Distel und Dornen/ angefüllt mit allerley Schlangen/ Nattern/ und schädli- chem Unzieffer/ und so man es auch hundertmal solte um- ackern/ und besaamen/ so würde doch/ wie probirt wor- den/ nit ein Körnlein aufgehen. So scrupulos wie besagte 3. fromme Weiber bin ich warum
Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget/ nigen Sonntag/ die andere alle ſeynd dir zu Dienſten/und du wilſt ihme auch dieſen nit gar vergoͤnnen. Der H. Bollan. 13. Jan.Biſchof Kentingernus hat bey dem Fluß Gladt eine Muͤhl gebauet/ welche die gantze Wochen hindurch allezeit gan- gen/ auſſer am Sonntag/ an welchem man auch mit dem groͤſten Gewalt nit konte ein Rad bewegen. Dieſe Muͤhl ſoll dir Bauer eine Schul ſeyn/ worinn du lerneſt den Sonntag heiligen/ oder ſeye dir eine Witzigung das jeni- ge/ was etlichen Bauren zur Zeit des Heil. Abts Leufri- di widerfahren. Nachdeine einsmals dieſer Heil. Mann an einem Sonntag den gewoͤhnlichen Gottesdienſt ver- richt/ und nachmals in der Gegend herum mit einem klei- nen Spatziergang ergoͤtzt/ ſo hat er ohn alles Verhoffen etliche Bauren angetroffen/ welche denſelben H. Sonntag auf dem Acker dem Pflug gefuͤhret/ Leufridus thaͤt ſich hieruͤber nit wenig eutruͤſten/ gab ihnen derenthalben ei- nen ernſtlichen Verweiß/ um weil ſie das goͤttliche Gebot ſo freventlich uͤbertretten/ wendet beynebens ſeine Augen In vita.gen Himmel/ nit ohne haͤuffige Zaͤhren/ und wuͤnſchte zu- gleich/ daß in Ewigkeit keine Frucht mehr an dieſem Orth wachſe/ welches auch alſo geſchehen/ und ſihet man noch auf dieſe Stund das gantze Feld voller Diſtel und Dornen/ angefuͤllt mit allerley Schlangen/ Nattern/ und ſchaͤdli- chem Unzieffer/ und ſo man es auch hundertmal ſolte um- ackern/ und beſaamen/ ſo wuͤrde doch/ wie probirt wor- den/ nit ein Koͤrnlein aufgehen. So ſcrupulos wie beſagte 3. fromme Weiber bin ich warum
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Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget/
nigen Sonntag/ die andere alle ſeynd dir zu Dienſten/
und du wilſt ihme auch dieſen nit gar vergoͤnnen. Der H.
Biſchof Kentingernus hat bey dem Fluß Gladt eine Muͤhl
gebauet/ welche die gantze Wochen hindurch allezeit gan-
gen/ auſſer am Sonntag/ an welchem man auch mit dem
groͤſten Gewalt nit konte ein Rad bewegen. Dieſe Muͤhl
ſoll dir Bauer eine Schul ſeyn/ worinn du lerneſt den
Sonntag heiligen/ oder ſeye dir eine Witzigung das jeni-
ge/ was etlichen Bauren zur Zeit des Heil. Abts Leufri-
di widerfahren. Nachdeine einsmals dieſer Heil. Mann
an einem Sonntag den gewoͤhnlichen Gottesdienſt ver-
richt/ und nachmals in der Gegend herum mit einem klei-
nen Spatziergang ergoͤtzt/ ſo hat er ohn alles Verhoffen
etliche Bauren angetroffen/ welche denſelben H. Sonntag
auf dem Acker dem Pflug gefuͤhret/ Leufridus thaͤt ſich
hieruͤber nit wenig eutruͤſten/ gab ihnen derenthalben ei-
nen ernſtlichen Verweiß/ um weil ſie das goͤttliche Gebot
ſo freventlich uͤbertretten/ wendet beynebens ſeine Augen
gen Himmel/ nit ohne haͤuffige Zaͤhren/ und wuͤnſchte zu-
gleich/ daß in Ewigkeit keine Frucht mehr an dieſem Orth
wachſe/ welches auch alſo geſchehen/ und ſihet man noch
auf dieſe Stund das gantze Feld voller Diſtel und Dornen/
angefuͤllt mit allerley Schlangen/ Nattern/ und ſchaͤdli-
chem Unzieffer/ und ſo man es auch hundertmal ſolte um-
ackern/ und beſaamen/ ſo wuͤrde doch/ wie probirt wor-
den/ nit ein Koͤrnlein aufgehen.
Bollan. 13.
Jan.
In vita.
So ſcrupulos wie beſagte 3. fromme Weiber bin ich
nit/ ſagt eine Baͤuerin/ unſer Pfartherr predigt zwar/
man ſoll am Sonntag nit arbeiten/ entgegen thut er den-
ſelben Tag faſt gantz zubringen im Wachtel-Fangen/
warum ſoll es mir nit erlaubt ſeyn/ die Leinwath bleichen?
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