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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas der Ertz-Schelm hasset das geistliche Gesang/
ges Opffer/ sondern mehr ein Abscheuen. CHristus der
HErr wolte solches einmal sattsam zu verstehen geben/ in-
dem er einem dergleichen schläfferigen Mönchen in dem
Chor erschienen/ ihme aber nur den Rucken gezeigt/ wor-
Cafar. lib.
4. c. 29.
aus abzunehmen war/ daß ein solcher saumseeliger Reli-
gios
nit werth seye/ sein Göttliches Angesicht zu sehen.

Ihr Herren Canonici und Thumherren/ ihr Stifft-
herren/ ihr Ehrherren/ (cum pleno & plano titulo)
warumen so selten im Chor? Petrus Abuscus, Petrus
Telmus, Odo,
und andere mehr/ waren heilige Thum-
herren/ aber öffter im Thum/ darum Canonici zu cano-
nizi
ren. So viel ich mercke/ entschuldigt sich einer und
der andere mit einer papirenen Excusa, wie daß er ein
Reiß habe nacher Carthago, von dannen soll die Kart-
ten ihren saubern Ursprung haben. Ich bitte demühtig um
Vergebung/ daß ich so offenhertzig rede. In den Geschich-
ten der Aposteln list man öffters/ daß sie/ der Seelen Heyl
Act. 14.zu suchen/ gereist sind nach Pamphyliam, auch daselbsten
sich eine Zeitlang aufgehalten/ wie da gethan hat Paulus
und Barnabas, aber von dem Pamphyli hab ich nie nichts
gelesen/ wie kommt es dann? Es halten sich zweyerley Vö-
gel in der Kirchen auf/ die Schwalben/ und die Nacht-
Enlen/ aber auf unterschiedliche Weise/ dann die Schwal-
ben befinden sich in der Kirchen/ singen aber auch daselbst/
die Nacht-Eulen aber sind nur derenthalben allda/ damit
sie das Oel aus den Lampen sauffen: Also findet man auch
zuweilen einige/ die nur das faiste Einkommen der Kir-
chen geniesen/ im übrigen weiter nit viel thun wollen.

Es gibt nit alle in saubere Singer/ saumige Singer/
sondern auch sauere Singer/ und diese seynd alle die jeni-
ge/ dero Gesang und psalliren in den Ohren GOttes nit

süß

Judas der Ertz-Schelm haſſet das geiſtliche Geſang/
ges Opffer/ ſondern mehr ein Abſcheuen. CHriſtus der
HErr wolte ſolches einmal ſattſam zu verſtehen geben/ in-
dem er einem dergleichen ſchlaͤfferigen Moͤnchen in dem
Chor erſchienen/ ihme aber nur den Rucken gezeigt/ wor-
Cafar. lib.
4. c. 29.
aus abzunehmen war/ daß ein ſolcher ſaumſeeliger Reli-
gios
nit werth ſeye/ ſein Goͤttliches Angeſicht zu ſehen.

Ihr Herren Canonici und Thumherren/ ihr Stifft-
herren/ ihr Ehrherren/ (cum pleno & plano titulo)
warumen ſo ſelten im Chor? Petrus Abuſcus, Petrus
Telmus, Odo,
und andere mehr/ waren heilige Thum-
herren/ aber oͤffter im Thum/ darum Canonici zu cano-
nizi
ren. So viel ich mercke/ entſchuldigt ſich einer und
der andere mit einer papirenen Excuſa, wie daß er ein
Reiß habe nacher Carthago, von dannen ſoll die Kart-
ten ihren ſaubern Urſprung haben. Ich bitte demuͤhtig um
Vergebung/ daß ich ſo offenhertzig rede. In den Geſchich-
ten der Apoſteln liſt man oͤffters/ daß ſie/ der Seelen Heyl
Act. 14.zu ſuchen/ gereiſt ſind nach Pamphyliam, auch daſelbſten
ſich eine Zeitlang aufgehalten/ wie da gethan hat Paulus
und Barnabas, aber von dem Pamphyli hab ich nie nichts
geleſen/ wie kommt es dann? Es halten ſich zweyerley Voͤ-
gel in der Kirchen auf/ die Schwalben/ und die Nacht-
Enlen/ aber auf unterſchiedliche Weiſe/ dann die Schwal-
ben befinden ſich in der Kirchen/ ſingen aber auch daſelbſt/
die Nacht-Eulen aber ſind nur derenthalben allda/ damit
ſie das Oel aus den Lampen ſauffen: Alſo findet man auch
zuweilen einige/ die nur das faiſte Einkommen der Kir-
chen genieſen/ im uͤbrigen weiter nit viel thun wollen.

Es gibt nit alle in ſaubere Singer/ ſaumige Singer/
ſondern auch ſauere Singer/ und dieſe ſeynd alle die jeni-
ge/ dero Geſang und pſalliren in den Ohren GOttes nit

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[100/0132] Judas der Ertz-Schelm haſſet das geiſtliche Geſang/ ges Opffer/ ſondern mehr ein Abſcheuen. CHriſtus der HErr wolte ſolches einmal ſattſam zu verſtehen geben/ in- dem er einem dergleichen ſchlaͤfferigen Moͤnchen in dem Chor erſchienen/ ihme aber nur den Rucken gezeigt/ wor- aus abzunehmen war/ daß ein ſolcher ſaumſeeliger Reli- gios nit werth ſeye/ ſein Goͤttliches Angeſicht zu ſehen. Cafar. lib. 4. c. 29. Ihr Herren Canonici und Thumherren/ ihr Stifft- herren/ ihr Ehrherren/ (cum pleno & plano titulo) warumen ſo ſelten im Chor? Petrus Abuſcus, Petrus Telmus, Odo, und andere mehr/ waren heilige Thum- herren/ aber oͤffter im Thum/ darum Canonici zu cano- niziren. So viel ich mercke/ entſchuldigt ſich einer und der andere mit einer papirenen Excuſa, wie daß er ein Reiß habe nacher Carthago, von dannen ſoll die Kart- ten ihren ſaubern Urſprung haben. Ich bitte demuͤhtig um Vergebung/ daß ich ſo offenhertzig rede. In den Geſchich- ten der Apoſteln liſt man oͤffters/ daß ſie/ der Seelen Heyl zu ſuchen/ gereiſt ſind nach Pamphyliam, auch daſelbſten ſich eine Zeitlang aufgehalten/ wie da gethan hat Paulus und Barnabas, aber von dem Pamphyli hab ich nie nichts geleſen/ wie kommt es dann? Es halten ſich zweyerley Voͤ- gel in der Kirchen auf/ die Schwalben/ und die Nacht- Enlen/ aber auf unterſchiedliche Weiſe/ dann die Schwal- ben befinden ſich in der Kirchen/ ſingen aber auch daſelbſt/ die Nacht-Eulen aber ſind nur derenthalben allda/ damit ſie das Oel aus den Lampen ſauffen: Alſo findet man auch zuweilen einige/ die nur das faiſte Einkommen der Kir- chen genieſen/ im uͤbrigen weiter nit viel thun wollen. Act. 14. Es gibt nit alle in ſaubere Singer/ ſaumige Singer/ ſondern auch ſauere Singer/ und dieſe ſeynd alle die jeni- ge/ dero Geſang und pſalliren in den Ohren GOttes nit ſuͤß

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/132>, abgerufen am 28.11.2024.