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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689.

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Judas einer auß den ersten Priestern
in das kostbariste Fleisch vnd Blut JEsu Christi/ O venera-
bilis Dignitas Manuum.
Auß welchen allen gnug vnd
sattsamb abzunemmen ist/ in was Ehren die GOtt gewidmete
Priesterschafft solle gehalten werden/ massen zu solchem selbst
veranlasset der Geistliche Nam/ vnd gewohnliche Titul Jhr
Ehrwürden.
Aber wo steht solches geschriben? Antwort/
in den zehen Gebotten GOttes/ last sehen?

Das erste Gebott/ du solst an einen GOtt glauben/ den-
selben müglichist verehren/ etc. Wann du dir last wahrsagen
von einer alten Hydropolitanischen Fechhauben/ oder wann
du dich härter machst/ durch die Passauer Zöttl/ als da gewest
deß Samsons Dusacken/ welcher ein Künbacken von einem
Esel gewest/ so ist es schon wider diß Gebott.

Das anderte Gebott/ du solst den Namen GOttes nicht
eytel nemmen: Wann du die Fluch-Wort herauß wirffest/ wie
ein alte Huesterin die Cathar-Splitter/ oder wann du so spöt-
lich von GOtt redest/ wie König Alphonsus in Spanien/
welcher in dise gottslästerliche Wort außgebrochen: Wann er
wär gegenwertig gewesen/ wie GOtt im Anfang die Welt er-
schaffen/ so wolt er die Sach vil besser eingericht haben/ etc. so
ist es schon wider diß Gebott.

Das dritte Gebott/ du solst die Feyertäg heiligen: Wann
du den Sonntag hindurch gut Pamphilianisch bist/ oder dein
Andacht hast im Wirthshauß beym weissen Creutz/ so dann
ist es schon wider dises Gebott.

Das vierdte Gebott/ du solst Vatter vnd Mutter in Eh-
ren haben: Wann du deiner vorgesetzten Obrigkeit einen Bur-
tzelbaum wünschest/ wie im alten Testament der Heli gemacht
so zuruck gefallen/ vnd den Halß gebrochen/ so ist es schon wi-
der diß Gebott.

Das fünffte Gebott/ du solt nit tödten: Wann du deinem
Mit-Beambten den Todt wünschet/ auff daß du mögst an sein
Stöll kommen (ich sage nit Stel kommen) vnd also geschicht

wie

Judas einer auß den erſten Prieſtern
in das koſtbariſte Fleiſch vnd Blut JEſu Chriſti/ O venera-
bilis Dignitas Manuum.
Auß welchen allen gnug vnd
ſattſamb abzunemmen iſt/ in was Ehren die GOtt gewidmete
Prieſterſchafft ſolle gehalten werden/ maſſen zu ſolchem ſelbſt
veranlaſſet der Geiſtliche Nam/ vnd gewohnliche Titul Jhr
Ehrwuͤrden.
Aber wo ſteht ſolches geſchriben? Antwort/
in den zehen Gebotten GOttes/ laſt ſehen?

Das erſte Gebott/ du ſolſt an einen GOtt glauben/ den-
ſelben muͤglichiſt verehren/ ꝛc. Wann du dir laſt wahrſagen
von einer alten Hydropolitaniſchen Fechhauben/ oder wann
du dich haͤrter machſt/ durch die Paſſauer Zoͤttl/ als da geweſt
deß Samſons Duſacken/ welcher ein Kuͤnbacken von einem
Eſel geweſt/ ſo iſt es ſchon wider diß Gebott.

Das anderte Gebott/ du ſolſt den Namen GOttes nicht
eytel nem̃en: Wann du die Fluch-Wort herauß wirffeſt/ wie
ein alte Hueſterin die Cathar-Splitter/ oder wann du ſo ſpoͤt-
lich von GOtt redeſt/ wie Koͤnig Alphonſus in Spanien/
welcher in diſe gottslaͤſterliche Wort außgebrochen: Wann er
waͤr gegenwertig geweſen/ wie GOtt im Anfang die Welt er-
ſchaffen/ ſo wolt er die Sach vil beſſer eingericht haben/ ꝛc. ſo
iſt es ſchon wider diß Gebott.

Das dritte Gebott/ du ſolſt die Feyertaͤg heiligen: Wann
du den Sonntag hindurch gut Pamphilianiſch biſt/ oder dein
Andacht haſt im Wirthshauß beym weiſſen Creutz/ ſo dann
iſt es ſchon wider diſes Gebott.

Das vierdte Gebott/ du ſolſt Vatter vnd Mutter in Eh-
ren haben: Wann du deiner vorgeſetzten Obrigkeit einen Bur-
tzelbaum wuͤnſcheſt/ wie im alten Teſtament der Heli gemacht
ſo zuruck gefallen/ vnd den Halß gebrochen/ ſo iſt es ſchon wi-
der diß Gebott.

Das fuͤnffte Gebott/ du ſolt nit toͤdten: Wann du deinem
Mit-Beambten den Todt wuͤnſchet/ auff daß du moͤgſt an ſein
Stoͤll kommen (ich ſage nit Stel kommen) vnd alſo geſchicht

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[492/0510] Judas einer auß den erſten Prieſtern in das koſtbariſte Fleiſch vnd Blut JEſu Chriſti/ O venera- bilis Dignitas Manuum. Auß welchen allen gnug vnd ſattſamb abzunemmen iſt/ in was Ehren die GOtt gewidmete Prieſterſchafft ſolle gehalten werden/ maſſen zu ſolchem ſelbſt veranlaſſet der Geiſtliche Nam/ vnd gewohnliche Titul Jhr Ehrwuͤrden. Aber wo ſteht ſolches geſchriben? Antwort/ in den zehen Gebotten GOttes/ laſt ſehen? Das erſte Gebott/ du ſolſt an einen GOtt glauben/ den- ſelben muͤglichiſt verehren/ ꝛc. Wann du dir laſt wahrſagen von einer alten Hydropolitaniſchen Fechhauben/ oder wann du dich haͤrter machſt/ durch die Paſſauer Zoͤttl/ als da geweſt deß Samſons Duſacken/ welcher ein Kuͤnbacken von einem Eſel geweſt/ ſo iſt es ſchon wider diß Gebott. Das anderte Gebott/ du ſolſt den Namen GOttes nicht eytel nem̃en: Wann du die Fluch-Wort herauß wirffeſt/ wie ein alte Hueſterin die Cathar-Splitter/ oder wann du ſo ſpoͤt- lich von GOtt redeſt/ wie Koͤnig Alphonſus in Spanien/ welcher in diſe gottslaͤſterliche Wort außgebrochen: Wann er waͤr gegenwertig geweſen/ wie GOtt im Anfang die Welt er- ſchaffen/ ſo wolt er die Sach vil beſſer eingericht haben/ ꝛc. ſo iſt es ſchon wider diß Gebott. Das dritte Gebott/ du ſolſt die Feyertaͤg heiligen: Wann du den Sonntag hindurch gut Pamphilianiſch biſt/ oder dein Andacht haſt im Wirthshauß beym weiſſen Creutz/ ſo dann iſt es ſchon wider diſes Gebott. Das vierdte Gebott/ du ſolſt Vatter vnd Mutter in Eh- ren haben: Wann du deiner vorgeſetzten Obrigkeit einen Bur- tzelbaum wuͤnſcheſt/ wie im alten Teſtament der Heli gemacht ſo zuruck gefallen/ vnd den Halß gebrochen/ ſo iſt es ſchon wi- der diß Gebott. Das fuͤnffte Gebott/ du ſolt nit toͤdten: Wann du deinem Mit-Beambten den Todt wuͤnſchet/ auff daß du moͤgſt an ſein Stoͤll kommen (ich ſage nit Stel kommen) vnd alſo geſchicht wie

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas02_1689/510>, abgerufen am 12.05.2024.