Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas vom Geitz eingenommen.
werde. O Bestia! Ein solcher Egl kombt mir vor/ wie ein
Ygl/ diser bey fruchtbarer Herbst-Zeit kriecht auß seiner tieffen
Herberg hervor/ steigt auff einen vollen Apffel-Baum/ vnd
wirfft das beste Obst herab/ nachmahls waltzt er sich vnder dem
Baum hin vnd her/ daß also die Aepffel alle an seine außge-
streckte Stahel angespist werden/ mit welchem Raub vnd rei-
cher Beuth er sein Loch zufüllt/ diß Willens/ mit disem Pro-
viant den Winter hindurch zu bringen/ wann er aber zu dem
engen Loch will hinein schlieffen/ alsdann streifft er alle gestoh-
lene Aepffel herab/ vnd bringt folgsamb nichts mit sich in die
tieffe Erd/ nihil. Wenceslaus König in Böhmen ist also
auff das Gelt gangen/ daß er derentwegen die Hussitische Ke-
tzerey in seinem Königreich gestattet/ dann er pflegte zu sagen/
daß ihm dise Ganß (Hus heist in Teutscher Sprach ein Ganß)
guldene Eyr lege. Wenceslae, was hast du mit dir in das
Grab getragen? nihil, nichts. König Ferdinandus zu Nea-
pel
war dem Geltgeitz also ergeben/ daß er in der Statt Capua
Pontan.so gar ein Tribut gelegt (salva venia) auff den Urin. Ferdi-
nande,
was hast du mit dir in die Erd gebracht? nihil, nichts.
Craffto Gasslariensis hatte einen vnbeschreiblichen Schatz zu-
sammen gescharrt/ vnd wie er einmahl nach vollbrachtem Mit-
tagmahl in die Kammer getretten/ seinem Gelt die Visita zu
geben/ hat man gefunden ihn mit vmbgeribenen Halß/ kohl-
schwartzem Angesicht/ vnd erbärmlicher Gestalt. Craffto,
Craffto,
was hast du auß so grossem Reichthum mit dir in das
Leblank
super
Psal.
78.
Grab getragen? nihil, nichts. Reginerus Bischoff in Meis-
sen hat mehrer/ vnd embsiger gesucht Mnam, quam animam,
ist mehrer goldseelig/ als gottseelig gewest/ massen er Tag vnd
Nacht nichts anders gethan/ als sein silberne vnd guldene
Müntz von einem Sack in den andern gezehlt/ welches dann den
Göttlichen Augen dergestalten mißfallen/ daß er von dem vr-
plötzlichen Todt überfallen/ vnd mit auffgesperrtem Maul auff
Sponda.
An.
1066.
dem Gelt gefunden worden. Reginere, sag an/ was hast du
auß allem disen Schatz mit dir genommen? nihil, nichts.

Weil

Judas vom Geitz eingenommen.
werde. O Beſtia! Ein ſolcher Egl kombt mir vor/ wie ein
Ygl/ diſer bey fruchtbarer Herbſt-Zeit kriecht auß ſeiner tieffen
Herberg hervor/ ſteigt auff einen vollen Apffel-Baum/ vnd
wirfft das beſte Obſt herab/ nachmahls waltzt er ſich vnder dem
Baum hin vnd her/ daß alſo die Aepffel alle an ſeine außge-
ſtreckte Stahel angeſpiſt werden/ mit welchem Raub vnd rei-
cher Beuth er ſein Loch zufuͤllt/ diß Willens/ mit diſem Pro-
viant den Winter hindurch zu bringen/ wann er aber zu dem
engen Loch will hinein ſchlieffen/ alsdann ſtreifft er alle geſtoh-
lene Aepffel herab/ vnd bringt folgſamb nichts mit ſich in die
tieffe Erd/ nihil. Wenceslaus Koͤnig in Boͤhmen iſt alſo
auff das Gelt gangen/ daß er derentwegen die Huſſitiſche Ke-
tzerey in ſeinem Koͤnigreich geſtattet/ dann er pflegte zu ſagen/
daß ihm diſe Ganß (Hus heiſt in Teutſcher Sprach ein Ganß)
guldene Eyr lege. Wenceslae, was haſt du mit dir in das
Grab getragen? nihil, nichts. Koͤnig Ferdinandus zu Nea-
pel
war dem Geltgeitz alſo ergeben/ daß er in der Statt Capua
Pontan.ſo gar ein Tribut gelegt (ſalvâ veniâ) auff den Urin. Ferdi-
nande,
was haſt du mit dir in die Erd gebracht? nihil, nichts.
Craffto Gaſslarienſis hatte einen vnbeſchreiblichen Schatz zu-
ſammen geſcharꝛt/ vnd wie er einmahl nach vollbrachtem Mit-
tagmahl in die Kammer getretten/ ſeinem Gelt die Viſita zu
geben/ hat man gefunden ihn mit vmbgeribenen Halß/ kohl-
ſchwartzem Angeſicht/ vnd erbaͤrmlicher Geſtalt. Craffto,
Craffto,
was haſt du auß ſo groſſem Reichthum mit dir in das
Leblank
ſuper
Pſal.
78.
Grab getragen? nihil, nichts. Reginerus Biſchoff in Meiſ-
ſen hat mehrer/ vnd embſiger geſucht Mnam, quàm animam,
iſt mehrer goldſeelig/ als gottſeelig geweſt/ maſſen er Tag vnd
Nacht nichts anders gethan/ als ſein ſilberne vnd guldene
Muͤntz von einem Sack in den andern gezehlt/ welches dann den
Goͤttlichen Augen dergeſtalten mißfallen/ daß er von dem vr-
ploͤtzlichen Todt uͤberfallen/ vnd mit auffgeſperꝛtem Maul auff
Sponda.
An.
1066.
dem Gelt gefunden worden. Reginere, ſag an/ was haſt du
auß allem diſen Schatz mit dir genommen? nihil, nichts.

Weil
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0340" n="322"/><fw place="top" type="header">Judas vom Geitz eingenommen.</fw><lb/>
werde. <hi rendition="#aq">O Be&#x017F;tia!</hi> Ein &#x017F;olcher Egl kombt mir vor/ wie ein<lb/>
Ygl/ di&#x017F;er bey fruchtbarer Herb&#x017F;t-Zeit kriecht auß &#x017F;einer tieffen<lb/>
Herberg hervor/ &#x017F;teigt auff einen vollen Apffel-Baum/ vnd<lb/>
wirfft das be&#x017F;te Ob&#x017F;t herab/ nachmahls waltzt er &#x017F;ich vnder dem<lb/>
Baum hin vnd her/ daß al&#x017F;o die Aepffel alle an &#x017F;eine außge-<lb/>
&#x017F;treckte Stahel ange&#x017F;pi&#x017F;t werden/ mit welchem Raub vnd rei-<lb/>
cher Beuth er &#x017F;ein Loch zufu&#x0364;llt/ diß Willens/ mit di&#x017F;em Pro-<lb/>
viant den Winter hindurch zu bringen/ wann er aber zu dem<lb/>
engen Loch will hinein &#x017F;chlieffen/ alsdann &#x017F;treifft er alle ge&#x017F;toh-<lb/>
lene Aepffel herab/ vnd bringt folg&#x017F;amb nichts mit &#x017F;ich in die<lb/>
tieffe Erd/ <hi rendition="#aq">nihil. Wenceslaus</hi> Ko&#x0364;nig in Bo&#x0364;hmen i&#x017F;t al&#x017F;o<lb/>
auff das Gelt gangen/ daß er derentwegen die <hi rendition="#aq">Hu&#x017F;&#x017F;iti</hi>&#x017F;che Ke-<lb/>
tzerey in &#x017F;einem Ko&#x0364;nigreich ge&#x017F;tattet/ dann er pflegte zu &#x017F;agen/<lb/>
daß ihm di&#x017F;e Ganß (<hi rendition="#aq">Hus</hi> hei&#x017F;t in Teut&#x017F;cher Sprach ein Ganß)<lb/>
guldene Eyr lege. <hi rendition="#aq">Wenceslae,</hi> was ha&#x017F;t du mit dir in das<lb/>
Grab getragen? <hi rendition="#aq">nihil,</hi> nichts. Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Ferdinandus</hi> zu <hi rendition="#aq">Nea-<lb/>
pel</hi> war dem Geltgeitz al&#x017F;o ergeben/ daß er in der Statt <hi rendition="#aq">Capua</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Pontan.</hi></note>&#x017F;o gar ein Tribut gelegt (<hi rendition="#aq">&#x017F;alvâ veniâ</hi>) auff den Urin. <hi rendition="#aq">Ferdi-<lb/>
nande,</hi> was ha&#x017F;t du mit dir in die Erd gebracht? <hi rendition="#aq">nihil,</hi> nichts.<lb/><hi rendition="#aq">Craffto Ga&#x017F;slarien&#x017F;is</hi> hatte einen vnbe&#x017F;chreiblichen Schatz zu-<lb/>
&#x017F;ammen ge&#x017F;char&#xA75B;t/ vnd wie er einmahl nach vollbrachtem Mit-<lb/>
tagmahl in die Kammer getretten/ &#x017F;einem Gelt die <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ita</hi> zu<lb/>
geben/ hat man gefunden ihn mit vmbgeribenen Halß/ kohl-<lb/>
&#x017F;chwartzem Ange&#x017F;icht/ vnd erba&#x0364;rmlicher Ge&#x017F;talt. <hi rendition="#aq">Craffto,<lb/>
Craffto,</hi> was ha&#x017F;t du auß &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;em Reichthum mit dir in das<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Leblank<lb/>
&#x017F;uper<lb/>
P&#x017F;al.</hi> 78.</note>Grab getragen? <hi rendition="#aq">nihil,</hi> nichts. <hi rendition="#aq">Reginerus</hi> Bi&#x017F;choff in Mei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en hat mehrer/ vnd emb&#x017F;iger ge&#x017F;ucht <hi rendition="#aq">Mnam, quàm animam,</hi><lb/>
i&#x017F;t mehrer gold&#x017F;eelig/ als gott&#x017F;eelig gewe&#x017F;t/ ma&#x017F;&#x017F;en er Tag vnd<lb/>
Nacht nichts anders gethan/ als &#x017F;ein &#x017F;ilberne vnd guldene<lb/>
Mu&#x0364;ntz von einem Sack in den andern gezehlt/ welches dann den<lb/>
Go&#x0364;ttlichen Augen derge&#x017F;talten mißfallen/ daß er von dem vr-<lb/>
plo&#x0364;tzlichen Todt u&#x0364;berfallen/ vnd mit auffge&#x017F;per&#xA75B;tem Maul auff<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Sponda.<lb/>
An.</hi> 1066.</note>dem Gelt gefunden worden. <hi rendition="#aq">Reginere,</hi> &#x017F;ag an/ was ha&#x017F;t du<lb/>
auß allem di&#x017F;en Schatz mit dir genommen? <hi rendition="#aq">nihil,</hi> nichts.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Weil</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0340] Judas vom Geitz eingenommen. werde. O Beſtia! Ein ſolcher Egl kombt mir vor/ wie ein Ygl/ diſer bey fruchtbarer Herbſt-Zeit kriecht auß ſeiner tieffen Herberg hervor/ ſteigt auff einen vollen Apffel-Baum/ vnd wirfft das beſte Obſt herab/ nachmahls waltzt er ſich vnder dem Baum hin vnd her/ daß alſo die Aepffel alle an ſeine außge- ſtreckte Stahel angeſpiſt werden/ mit welchem Raub vnd rei- cher Beuth er ſein Loch zufuͤllt/ diß Willens/ mit diſem Pro- viant den Winter hindurch zu bringen/ wann er aber zu dem engen Loch will hinein ſchlieffen/ alsdann ſtreifft er alle geſtoh- lene Aepffel herab/ vnd bringt folgſamb nichts mit ſich in die tieffe Erd/ nihil. Wenceslaus Koͤnig in Boͤhmen iſt alſo auff das Gelt gangen/ daß er derentwegen die Huſſitiſche Ke- tzerey in ſeinem Koͤnigreich geſtattet/ dann er pflegte zu ſagen/ daß ihm diſe Ganß (Hus heiſt in Teutſcher Sprach ein Ganß) guldene Eyr lege. Wenceslae, was haſt du mit dir in das Grab getragen? nihil, nichts. Koͤnig Ferdinandus zu Nea- pel war dem Geltgeitz alſo ergeben/ daß er in der Statt Capua ſo gar ein Tribut gelegt (ſalvâ veniâ) auff den Urin. Ferdi- nande, was haſt du mit dir in die Erd gebracht? nihil, nichts. Craffto Gaſslarienſis hatte einen vnbeſchreiblichen Schatz zu- ſammen geſcharꝛt/ vnd wie er einmahl nach vollbrachtem Mit- tagmahl in die Kammer getretten/ ſeinem Gelt die Viſita zu geben/ hat man gefunden ihn mit vmbgeribenen Halß/ kohl- ſchwartzem Angeſicht/ vnd erbaͤrmlicher Geſtalt. Craffto, Craffto, was haſt du auß ſo groſſem Reichthum mit dir in das Grab getragen? nihil, nichts. Reginerus Biſchoff in Meiſ- ſen hat mehrer/ vnd embſiger geſucht Mnam, quàm animam, iſt mehrer goldſeelig/ als gottſeelig geweſt/ maſſen er Tag vnd Nacht nichts anders gethan/ als ſein ſilberne vnd guldene Muͤntz von einem Sack in den andern gezehlt/ welches dann den Goͤttlichen Augen dergeſtalten mißfallen/ daß er von dem vr- ploͤtzlichen Todt uͤberfallen/ vnd mit auffgeſperꝛtem Maul auff dem Gelt gefunden worden. Reginere, ſag an/ was haſt du auß allem diſen Schatz mit dir genommen? nihil, nichts. Pontan. Leblank ſuper Pſal. 78. Sponda. An. 1066. Weil

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas02_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas02_1689/340
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas02_1689/340>, abgerufen am 22.11.2024.