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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689.

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Judas vom Geitz eingenommen.
vnd gleichwie in dem Mantl Eliae ein doppelter Geist/ also
in disem Kleyd ein doppelte Cresa, weil sie vmb den Kopff wolt
allzeit Steinreich seyn/ also muß er Blutarm werden/ der vil-
färbige Regenbogen ihrer Kleyder hat dem Mann wol öffter
ein nasses Wetter in den Augen gemacht; der vornehme Pro-
cat
an ihrem Manto hat verursacht harte Brocken an ihrem
Mann/ ihre kostbare Spitz haben nit ein kleines Loch bohrt in
seinem Beutl/ ihre theuere Armb-Bänder haben der Armuth
die Thür eröffnet/ ihr stattlicher Auffzug war der guten Mittel
Abzug/ ihre Musch vnd Mäschen vmb den Kopff machten ein
Gemisch Gemäsch in der Wirthschafft/ etc. geht ein solcher Un-
kosten auff sein eigenes Weib/ bey Leib verbiet das Gold dem
Geitzigen/ er soll nit begehren auch seines Nechsten Haußfrau/
damit die Spesa nit wachsen.

Das zehende Gebott: Du solst nit begehren dei-
nes Nechsten Gut.
Allhier ist zu mercken/ daß eigentlich
nichts auff der Welt seye/ welches da konte den Nahmen ha-
ben eines Guts/ ausser die Gnad GOttes/ alle andere zeitliche
Haabschafften verdienen solchen Nahmen nit/ in disem Ver-
stand befilcht das Gold den Seinigen/ sie sollen dises Gut nit
verlangen/ wie dann jener bethörrte Tropff in Niderland sich
also verliebt in seinen köstlich erbauten Garten/ daß er sich halb
todter in besagtes Lust Orth tragen lassen/ vnd mit zornigen
Englgrav.
263. Coel.
Empir.
Augen gen Himmel in dise gottslästerige Wort außgebrochen/
du bist mir ein vngerechter GOtt/ dann ich weder dich/ noch
das deinige jemahl verlangt/ vnd anjetzo vergunnst du mir die
Erden nit. Weil dann der Geitzige pro suo Deo Diabolum
vnd Diobulum hat/ das Gold wie Gott anbettet/ vnd ver-
ehrt/ dessen 10. Gebott auff das embsigste haltet/ also kan er
mit gutem Fug ein Heyd genennt werden.

Weil ich dann die Geitzigen auff dem Heyden-Schuß
zu Wienn logiert hab/ also erkenne ich sie nicht allein für
Heyden/ massen mir dises beylegt der H. Paulus: Omnis

avarus,

Judas vom Geitz eingenommen.
vnd gleichwie in dem Mantl Eliæ ein doppelter Geiſt/ alſo
in diſem Kleyd ein doppelte Creſa, weil ſie vmb den Kopff wolt
allzeit Steinreich ſeyn/ alſo muß er Blutarm werden/ der vil-
faͤrbige Regenbogen ihrer Kleyder hat dem Mann wol oͤffter
ein naſſes Wetter in den Augen gemacht; der vornehme Pro-
cat
an ihrem Manto hat verurſacht harte Brocken an ihrem
Mann/ ihre koſtbare Spitz haben nit ein kleines Loch bohrt in
ſeinem Beutl/ ihre theuere Armb-Baͤnder haben der Armuth
die Thuͤr eroͤffnet/ ihr ſtattlicher Auffzug war der guten Mittel
Abzug/ ihre Muſch vnd Maͤſchen vmb den Kopff machten ein
Gemiſch Gemaͤſch in der Wirthſchafft/ ꝛc. geht ein ſolcher Un-
koſten auff ſein eigenes Weib/ bey Leib verbiet das Gold dem
Geitzigen/ er ſoll nit begehren auch ſeines Nechſten Haußfrau/
damit die Speſa nit wachſen.

Das zehende Gebott: Du ſolſt nit begehren dei-
nes Nechſten Gut.
Allhier iſt zu mercken/ daß eigentlich
nichts auff der Welt ſeye/ welches da konte den Nahmen ha-
ben eines Guts/ auſſer die Gnad GOttes/ alle andere zeitliche
Haabſchafften verdienen ſolchen Nahmen nit/ in diſem Ver-
ſtand befilcht das Gold den Seinigen/ ſie ſollen diſes Gut nit
verlangen/ wie dann jener bethoͤrꝛte Tropff in Niderland ſich
alſo verliebt in ſeinen koͤſtlich erbauten Garten/ daß er ſich halb
todter in beſagtes Luſt Orth tragen laſſen/ vnd mit zornigen
Englgrav.
263. Cœl.
Empir.
Augen gen Himmel in diſe gottslaͤſterige Wort außgebrochen/
du biſt mir ein vngerechter GOtt/ dann ich weder dich/ noch
das deinige jemahl verlangt/ vnd anjetzo vergunnſt du mir die
Erden nit. Weil dann der Geitzige pro ſuo Deo Diabolum
vnd Diobulum hat/ das Gold wie Gott anbettet/ vnd ver-
ehrt/ deſſen 10. Gebott auff das embſigſte haltet/ alſo kan er
mit gutem Fug ein Heyd genennt werden.

Weil ich dann die Geitzigen auff dem Heyden-Schuß
zu Wienn logiert hab/ alſo erkenne ich ſie nicht allein fuͤr
Heyden/ maſſen mir diſes beylegt der H. Paulus: Omnis

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[292/0310] Judas vom Geitz eingenommen. vnd gleichwie in dem Mantl Eliæ ein doppelter Geiſt/ alſo in diſem Kleyd ein doppelte Creſa, weil ſie vmb den Kopff wolt allzeit Steinreich ſeyn/ alſo muß er Blutarm werden/ der vil- faͤrbige Regenbogen ihrer Kleyder hat dem Mann wol oͤffter ein naſſes Wetter in den Augen gemacht; der vornehme Pro- cat an ihrem Manto hat verurſacht harte Brocken an ihrem Mann/ ihre koſtbare Spitz haben nit ein kleines Loch bohrt in ſeinem Beutl/ ihre theuere Armb-Baͤnder haben der Armuth die Thuͤr eroͤffnet/ ihr ſtattlicher Auffzug war der guten Mittel Abzug/ ihre Muſch vnd Maͤſchen vmb den Kopff machten ein Gemiſch Gemaͤſch in der Wirthſchafft/ ꝛc. geht ein ſolcher Un- koſten auff ſein eigenes Weib/ bey Leib verbiet das Gold dem Geitzigen/ er ſoll nit begehren auch ſeines Nechſten Haußfrau/ damit die Speſa nit wachſen. Das zehende Gebott: Du ſolſt nit begehren dei- nes Nechſten Gut. Allhier iſt zu mercken/ daß eigentlich nichts auff der Welt ſeye/ welches da konte den Nahmen ha- ben eines Guts/ auſſer die Gnad GOttes/ alle andere zeitliche Haabſchafften verdienen ſolchen Nahmen nit/ in diſem Ver- ſtand befilcht das Gold den Seinigen/ ſie ſollen diſes Gut nit verlangen/ wie dann jener bethoͤrꝛte Tropff in Niderland ſich alſo verliebt in ſeinen koͤſtlich erbauten Garten/ daß er ſich halb todter in beſagtes Luſt Orth tragen laſſen/ vnd mit zornigen Augen gen Himmel in diſe gottslaͤſterige Wort außgebrochen/ du biſt mir ein vngerechter GOtt/ dann ich weder dich/ noch das deinige jemahl verlangt/ vnd anjetzo vergunnſt du mir die Erden nit. Weil dann der Geitzige pro ſuo Deo Diabolum vnd Diobulum hat/ das Gold wie Gott anbettet/ vnd ver- ehrt/ deſſen 10. Gebott auff das embſigſte haltet/ alſo kan er mit gutem Fug ein Heyd genennt werden. Englgrav. 263. Cœl. Empir. Weil ich dann die Geitzigen auff dem Heyden-Schuß zu Wienn logiert hab/ alſo erkenne ich ſie nicht allein fuͤr Heyden/ maſſen mir diſes beylegt der H. Paulus: Omnis avarus,

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 2 Salzburg, 1689, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas02_1689/310>, abgerufen am 13.05.2024.