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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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der vnschuldigen Magdalenae.
tum. Ihr werden vil Sünd vergeben/ dann sie
hat vil geliebet.
Schau mir einer ein Brennzeug oder
Distillier-Kolben bey dem Apodecker/ was gestalten die Hitz
oder das Feur in demselben auß den Rosen/ vnd andern Blu-
men Gewächs das Wasser herauß prest/ daß also ein Tropf-
fen an den andern schlaget. Das hat man auch gesehen in
dem Hauß deß Phariseers/ allwo die Thränen auß denen
Augen Magdalena dergestalten geflossen/ daß sie hiermit
die Füß Christi gewaschen/ aber dises Wasser hat auch er-
prest das Feur der Liebe.

Ex oculis lachrymas, elicit intus amor.

Laß andere Magdalenam loben/ daß sie seye wie ein grünes
Scheitt/ welches auff einer Seiten brint/ auff der andern
aber Wasser herauß treibt. "In dem Hertzen hat sie gebrun-
"nen/ auß den Augen ist Wasser gerunnen/ ich aber sag Nix
von Magdalena. Laß andere Magdalenam preisen/ daß
sie seye wie ein Wolcken/ in welcher sich Anfangs die feuri-
ge Blitzer erheben/ nachmahls folgt ein haylsamer Regen;
"Ihr Hertz brint Liebes wegen/ auß ihren Augen kombt ein Regen/
ich aber sag Nix von Magdalena. Laß andere Magdalenam
hervorstreichen/ daß sie seye wie ein Aenten/ welche sich
vnder das Wasser ducket/ damit sie dem Feind entweiche.
"Sie last auß den Augen rinnen/ damit sie mög dem Feind ent-
"rinnen. Ich aber sag Nix von Magdalena. Es mag je-
mand Magdalenam vergleichen einer Tauben/ dero
Stimm nichts anderst ist/ als seufftzen: Ich aber sag Nix
von ihr. Es mag einer Magdalenam vergleichen einem
Kalch/ welcher Mitten im Wasser brinnt/ ich aber sag
Nix von ihr. Es vergleiche einer Magdalenam einem Re-
genbogen/ welcher von Sonnen-Strahlen/ vnd Wasser
bestehet/ ich aber sag Nix, Nix, Nix von ihr/ ich verste-
he es aber Lateinisch/ Nix haist auff Teutsch ein Schnee.
Einem Schnee vergleiche ich Magdalenam, ehe vnnd

bevor
T t t t 2

der vnſchuldigen Magdalenæ.
tum. Ihr werden vil Suͤnd vergeben/ dann ſie
hat vil geliebet.
Schau mir einer ein Brennzeug oder
Diſtillier-Kolben bey dem Apodecker/ was geſtalten die Hitz
oder das Feur in demſelben auß den Roſen/ vnd andern Blu-
men Gewaͤchs das Waſſer herauß preſt/ daß alſo ein Tropf-
fen an den andern ſchlaget. Das hat man auch geſehen in
dem Hauß deß Phariſeers/ allwo die Thraͤnen auß denen
Augen Magdalena dergeſtalten gefloſſen/ daß ſie hiermit
die Fuͤß Chriſti gewaſchen/ aber diſes Waſſer hat auch er-
preſt das Feur der Liebe.

Ex oculis lachrymas, elicit intus amor.

Laß andere Magdalenam loben/ daß ſie ſeye wie ein gruͤnes
Scheitt/ welches auff einer Seiten brint/ auff der andern
aber Waſſer herauß treibt. „In dem Hertzen hat ſie gebrun-
„nen/ auß den Augen iſt Waſſer gerunnen/ ich aber ſag Nix
von Magdalena. Laß andere Magdalenam preiſen/ daß
ſie ſeye wie ein Wolcken/ in welcher ſich Anfangs die feuri-
ge Blitzer erheben/ nachmahls folgt ein haylſamer Regen;
„Ihr Hertz brint Liebes wegen/ auß ihren Augen kombt ein Regen/
ich aber ſag Nix von Magdalena. Laß andere Magdalenam
hervorſtreichen/ daß ſie ſeye wie ein Aenten/ welche ſich
vnder das Waſſer ducket/ damit ſie dem Feind entweiche.
„Sie laſt auß den Augen rinnen/ damit ſie moͤg dem Feind ent-
„rinnen. Ich aber ſag Nix von Magdalena. Es mag je-
mand Magdalenam vergleichen einer Tauben/ dero
Stimm nichts anderſt iſt/ als ſeufftzen: Ich aber ſag Nix
von ihr. Es mag einer Magdalenam vergleichen einem
Kalch/ welcher Mitten im Waſſer brinnt/ ich aber ſag
Nix von ihr. Es vergleiche einer Magdalenam einem Re-
genbogen/ welcher von Sonnen-Strahlen/ vnd Waſſer
beſtehet/ ich aber ſag Nix, Nix, Nix von ihr/ ich verſte-
he es aber Lateiniſch/ Nix haiſt auff Teutſch ein Schnee.
Einem Schnee vergleiche ich Magdalenam, ehe vnnd

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[699/0735] der vnſchuldigen Magdalenæ. tum. Ihr werden vil Suͤnd vergeben/ dann ſie hat vil geliebet. Schau mir einer ein Brennzeug oder Diſtillier-Kolben bey dem Apodecker/ was geſtalten die Hitz oder das Feur in demſelben auß den Roſen/ vnd andern Blu- men Gewaͤchs das Waſſer herauß preſt/ daß alſo ein Tropf- fen an den andern ſchlaget. Das hat man auch geſehen in dem Hauß deß Phariſeers/ allwo die Thraͤnen auß denen Augen Magdalena dergeſtalten gefloſſen/ daß ſie hiermit die Fuͤß Chriſti gewaſchen/ aber diſes Waſſer hat auch er- preſt das Feur der Liebe. Ex oculis lachrymas, elicit intus amor. Laß andere Magdalenam loben/ daß ſie ſeye wie ein gruͤnes Scheitt/ welches auff einer Seiten brint/ auff der andern aber Waſſer herauß treibt. „In dem Hertzen hat ſie gebrun- „nen/ auß den Augen iſt Waſſer gerunnen/ ich aber ſag Nix von Magdalena. Laß andere Magdalenam preiſen/ daß ſie ſeye wie ein Wolcken/ in welcher ſich Anfangs die feuri- ge Blitzer erheben/ nachmahls folgt ein haylſamer Regen; „Ihr Hertz brint Liebes wegen/ auß ihren Augen kombt ein Regen/ ich aber ſag Nix von Magdalena. Laß andere Magdalenam hervorſtreichen/ daß ſie ſeye wie ein Aenten/ welche ſich vnder das Waſſer ducket/ damit ſie dem Feind entweiche. „Sie laſt auß den Augen rinnen/ damit ſie moͤg dem Feind ent- „rinnen. Ich aber ſag Nix von Magdalena. Es mag je- mand Magdalenam vergleichen einer Tauben/ dero Stimm nichts anderſt iſt/ als ſeufftzen: Ich aber ſag Nix von ihr. Es mag einer Magdalenam vergleichen einem Kalch/ welcher Mitten im Waſſer brinnt/ ich aber ſag Nix von ihr. Es vergleiche einer Magdalenam einem Re- genbogen/ welcher von Sonnen-Strahlen/ vnd Waſſer beſtehet/ ich aber ſag Nix, Nix, Nix von ihr/ ich verſte- he es aber Lateiniſch/ Nix haiſt auff Teutſch ein Schnee. Einem Schnee vergleiche ich Magdalenam, ehe vnnd bevor T t t t 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/735>, abgerufen am 18.06.2024.