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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judae schmählerische Ehrabschneiderey
Dornhecken/ welche keinen lassen vorbey gehen/ den sie
nicht ropffen.

Dem heiligen Udalrico Bischoffen zu Augspurg
pflegt man einen Fisch beyzumahlen/ vnnd zwar fol-
gender Vrsach halber/ weilen ihn auff ein Zeit ein ande-
ter heiliger Bischoff haimbgesucht/ also hat er ihn auß
obligender Schuldigkeit mit einem guten Nachtmahl
empfangen/ vnd war es an einem Donnerstag. Indem
sie aber beede wegen deß geistreichen Gesprächs also ver-
tiefft waren/ daß sie biß fruhe morgens am Freytag bey
der Tafel gesessen/ vnnd ohne eintziger Berührung der
Speisen/ sich allein sättigen mit Himmlischen Worten.
Vnderdessen aber ist ein Bott ankommen von dem Her-
tzog in Bayrn mit Brieffen zu dem heiligen Udalricus,
welchen der heilige Mann alsobalden lassen vorkommen/
vnd nach etlichen Fragen ihme ein zimbliches Stuck vom
Gebrattenen dargeraicht/ vnvermercket/ daß es schon
der Freytag wäre. Besagter Bott schiebt solch[e]s ge-
brattene Trinck-Gelt in den Sack/ vnnd eylet schleunigst
wider nach Hauß zu dem Hertzogen. Er konte aber das
Maul nicht gnug auffreissen wider die heilige Bischöff.
Was? sagt er/ Durchleuchtigister Hertzog/ ihr glauber
der Bischoff Udalricus seye heilig; ja wol heilig/ es
müst ihn nur ein Würth/ oder ein Koch canonicieren;
ja wol heilig/ seines gleichen findt man auff einem jeden
Bauren-Kirchtag; ja wol heilig/ wann fressen vnnd
sauffen heilig machet/ so frimme ich mir morgen einen
Schein an bey dem Gold-Schmidt. Ist das ein Heilig-
keit am Freytag Fleisch essen? dann ich kan hierinnfalls
ein Ayd ablegen/ daß ich gedachten Bischoffen Ulrich sambt
noch einem anderen Bischoffen ertappet habe. Was
mehr/ ich habe noch von seinen aignen Händen ein gute

Por-
R r r r 2

Judæ ſchmaͤhleriſche Ehrabſchneiderey
Dornhecken/ welche keinen laſſen vorbey gehen/ den ſie
nicht ropffen.

Dem heiligen Udalrico Biſchoffen zu Augſpurg
pflegt man einen Fiſch beyzumahlen/ vnnd zwar fol-
gender Vrſach halber/ weilen ihn auff ein Zeit ein ande-
ter heiliger Biſchoff haimbgeſucht/ alſo hat er ihn auß
obligender Schuldigkeit mit einem guten Nachtmahl
empfangen/ vnd war es an einem Donnerſtag. Indem
ſie aber beede wegen deß geiſtreichen Geſpraͤchs alſo ver-
tiefft waren/ daß ſie biß fruhe morgens am Freytag bey
der Tafel geſeſſen/ vnnd ohne eintziger Beruͤhrung der
Speiſen/ ſich allein ſaͤttigen mit Himmliſchen Worten.
Vnderdeſſen aber iſt ein Bott ankommen von dem Her-
tzog in Bayrn mit Brieffen zu dem heiligen Udalricus,
welchen der heilige Mann alſobalden laſſen vorkommen/
vnd nach etlichen Fragen ihme ein zimbliches Stuck vom
Gebrattenen dargeraicht/ vnvermercket/ daß es ſchon
der Freytag waͤre. Beſagter Bott ſchiebt ſolch[e]s ge-
brattene Trinck-Gelt in den Sack/ vnnd eylet ſchleunigſt
wider nach Hauß zu dem Hertzogen. Er konte aber das
Maul nicht gnug auffreiſſen wider die heilige Biſchoͤff.
Was? ſagt er/ Durchleuchtigiſter Hertzog/ ihr glauber
der Biſchoff Udalricus ſeye heilig; ja wol heilig/ es
muͤſt ihn nur ein Wuͤrth/ oder ein Koch canonicieren;
ja wol heilig/ ſeines gleichen findt man auff einem jeden
Bauren-Kirchtag; ja wol heilig/ wann freſſen vnnd
ſauffen heilig machet/ ſo frimme ich mir morgen einen
Schein an bey dem Gold-Schmidt. Iſt das ein Heilig-
keit am Freytag Fleiſch eſſen? dann ich kan hierinnfalls
ein Ayd ablegen/ daß ich gedachten Biſchoffen Ulrich ſambt
noch einem anderen Biſchoffen ertappet habe. Was
mehr/ ich habe noch von ſeinen aignen Haͤnden ein gute

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[683/0719] Judæ ſchmaͤhleriſche Ehrabſchneiderey Dornhecken/ welche keinen laſſen vorbey gehen/ den ſie nicht ropffen. Dem heiligen Udalrico Biſchoffen zu Augſpurg pflegt man einen Fiſch beyzumahlen/ vnnd zwar fol- gender Vrſach halber/ weilen ihn auff ein Zeit ein ande- ter heiliger Biſchoff haimbgeſucht/ alſo hat er ihn auß obligender Schuldigkeit mit einem guten Nachtmahl empfangen/ vnd war es an einem Donnerſtag. Indem ſie aber beede wegen deß geiſtreichen Geſpraͤchs alſo ver- tiefft waren/ daß ſie biß fruhe morgens am Freytag bey der Tafel geſeſſen/ vnnd ohne eintziger Beruͤhrung der Speiſen/ ſich allein ſaͤttigen mit Himmliſchen Worten. Vnderdeſſen aber iſt ein Bott ankommen von dem Her- tzog in Bayrn mit Brieffen zu dem heiligen Udalricus, welchen der heilige Mann alſobalden laſſen vorkommen/ vnd nach etlichen Fragen ihme ein zimbliches Stuck vom Gebrattenen dargeraicht/ vnvermercket/ daß es ſchon der Freytag waͤre. Beſagter Bott ſchiebt ſolches ge- brattene Trinck-Gelt in den Sack/ vnnd eylet ſchleunigſt wider nach Hauß zu dem Hertzogen. Er konte aber das Maul nicht gnug auffreiſſen wider die heilige Biſchoͤff. Was? ſagt er/ Durchleuchtigiſter Hertzog/ ihr glauber der Biſchoff Udalricus ſeye heilig; ja wol heilig/ es muͤſt ihn nur ein Wuͤrth/ oder ein Koch canonicieren; ja wol heilig/ ſeines gleichen findt man auff einem jeden Bauren-Kirchtag; ja wol heilig/ wann freſſen vnnd ſauffen heilig machet/ ſo frimme ich mir morgen einen Schein an bey dem Gold-Schmidt. Iſt das ein Heilig- keit am Freytag Fleiſch eſſen? dann ich kan hierinnfalls ein Ayd ablegen/ daß ich gedachten Biſchoffen Ulrich ſambt noch einem anderen Biſchoffen ertappet habe. Was mehr/ ich habe noch von ſeinen aignen Haͤnden ein gute Por- R r r r 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/719>, abgerufen am 22.07.2024.