Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.Judas Iscarioth war ein vnverschamb- ter Lugner/ in Worten vnd Wercken. NAch laut deß gemainen Sprichwort/ haists/ das händi-
Judas Iſcarioth war ein vnverſchamb- ter Lugner/ in Worten vnd Wercken. NAch laut deß gemainen Sprichwort/ haiſts/ das haͤndi-
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Judas Iſcarioth war ein vnverſchamb-
ter Lugner/ in Worten vnd Wercken.
NAch laut deß gemainen Sprichwort/ haiſts/ das
letzte/ das beſte. Wie dann in der Warheit
auff der Hochzeit zu Cana der letzte Trunck/ den
man auff die Tafel gebracht/ der allerbeſte war/ vmb hal-
ben Thail beſſer/ als der erſte. Aber in der Wahl vnd Auff-
nehmung der Apoſtel geſchicht das Widerſpiel. Maſſen
in dem Apoſtoliſchen Collegio Thadæus der Eylffte war/
nach diſem iſt erſt Judas Iſcarioth als der Zwoͤlffte/ vnd
letzteſte beruffen worden. Diſer letzte iſt geweſt der letzeſte/
in dem er ſeinem heiligen Beruff nicht gemaͤß gelebet hat/
ſondern mit laſterhafftem Diebſtall ſein heiliges Ambt
ſpoͤttlich entunehret. Weilen aber gemainiglich ein Suͤnd
der andern die Thuͤr auffſperret/ vnd gar ſelten eine gantz
allein iſt/ ſondern mehreſten Thail ein Beglaitſchafft vi-
ler andern mit ſich fuͤhrt. Wie dann jene Moͤrder dem ar-
men Tropffen/ welcher von Jeruſalem nacher Jericho ge-
raiſt/ nit nur eine/ ſondern gar vil Wunden verſetzet. Al-
ſo war die Seel deß Judæ nicht nur mit einer Suͤnd/ ſon-
dern mit mehrern/ durch die hoͤlliſche Moͤrder verwundet.
Vnnd iſt gar glaublich/ daß er ein vnverſchambter Lug-
ner zum oͤfftern ſeye geweſen/ maſſen das liegen vnd ſtehlen
alſo nahend befreundt ſeyn/ wie Jacob vnd Eſau; vnd ſte-
het denen diebiſchen Haͤnden niemand beſſer an die Hand/
als die verlogene Zung. Wann gutwillige Leuth etwann
ein heiliges Allmoſen Chriſto dem HErꝛn vorgeſtrecket/
hat er jedesmahl ſolches Gelt vngezehlter dem Judæ einge-
haͤndi-
Luc. c. 10.
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