Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas macht auß dem stehlen ein Gewonheit.
legenheit ist ein eysnerne Pfaidt/ was man einmahl ge-
wohnt/ das kan man so leicht nit abgewöhnen.

Solche Leurh kommen in die Predig/ es gefallt ihnen
das Concept deß Predigers/ sie loben deß Predigers Apo-
stolischen Eyser. Offt dencken sie/ Holla! da trifft er mich
wol auch; es ist wol wahr/ das Zeitliche hat so gar keinen
Bestand/ vnd in jener Welt ist das Ewige/ ach Ewige!
Ewige. Ich muß warhafftig einen andern Wandl anfan-
gen. Ach GOtt! ewig! ewig! ich will mich bessern. Si,
si,
ja/ ja/ gar gewiß; scilicet. Mansit, ut ante fuit.

Er bleibt allzeit wie zuvor/
Es last sich nicht waschen diser Mohr.
In vita.

Der wunderthätige Antonius Paduanus predigte
einsmahls in der Statt Rimini die Lehr JEsu Christi/
welcher Doctrin der Ketzer Bombellus sambt den mehre-
sten Innwohnern zu wider waren/ welches dann verursa-
chet/ daß Antonius vnder seiner Predig wenig Zuhörer be-
kommen. Ja mit der Weil nichts/ als höltzerne Zuhörer/
nemblichen die Herren von Banckenriedt vnd Stüellin-
gen: will sagen/ nichts als Stüel vnd Bänck in der Kir-
chen. Solches schmertzte Antonium, daß denen Rimine-
sern besser schmeckten die Egyptische Knoblach deß Bom-
belli,
als das süsse Manna deß Wort Gottes. Wann
dann/ sagt Antonius, der Saamen deß Göttlichen Worts
diser Erden mißfallet/ so will ich ihn werffen in das Was-
ser/ vnd weilen mich die Menschen verachten/ so werden
mich doch die Fisch anhören. Antonius in grosser Beglait-
schafft gehet zu dem Gestatt deß Meers/ fangt an zu pre-
digen das Evangelium JEsu Christi. Sihe Wunder!
bey dem schönen trucknen Wetter lauter nasse Zuhörer;
massen alle Fisch gantz eylfertig dem Gestatt zugeschwum-
men/ die Köpff auß dem Wasser gehebt/ vnd der Predig
zugehöret.

Die

Judas macht auß dem ſtehlen ein Gewonheit.
legenheit iſt ein eyſnerne Pfaidt/ was man einmahl ge-
wohnt/ das kan man ſo leicht nit abgewoͤhnen.

Solche Leurh kommen in die Predig/ es gefallt ihnen
das Concept deß Predigers/ ſie loben deß Predigers Apo-
ſtoliſchen Eyſer. Offt dencken ſie/ Holla! da trifft er mich
wol auch; es iſt wol wahr/ das Zeitliche hat ſo gar keinen
Beſtand/ vnd in jener Welt iſt das Ewige/ ach Ewige!
Ewige. Ich muß warhafftig einen andern Wandl anfan-
gen. Ach GOtt! ewig! ewig! ich will mich beſſern. Si,
ſi,
ja/ ja/ gar gewiß; ſcilicet. Manſit, ut ante fuit.

Er bleibt allzeit wie zuvor/
Es laſt ſich nicht waſchen diſer Mohr.
In vita.

Der wunderthaͤtige Antonius Paduanus predigte
einsmahls in der Statt Rimini die Lehr JEſu Chriſti/
welcher Doctrin der Ketzer Bombellus ſambt den mehre-
ſten Innwohnern zu wider waren/ welches dann verurſa-
chet/ daß Antonius vnder ſeiner Predig wenig Zuhoͤrer be-
kommen. Ja mit der Weil nichts/ als hoͤltzerne Zuhoͤrer/
nemblichen die Herren von Banckenriedt vnd Stuͤellin-
gen: will ſagen/ nichts als Stuͤel vnd Baͤnck in der Kir-
chen. Solches ſchmertzte Antonium, daß denen Rimine-
ſern beſſer ſchmeckten die Egyptiſche Knoblach deß Bom-
belli,
als das ſuͤſſe Manna deß Wort Gottes. Wann
dann/ ſagt Antonius, der Saamen deß Goͤttlichen Worts
diſer Erden mißfallet/ ſo will ich ihn werffen in das Waſ-
ſer/ vnd weilen mich die Menſchen verachten/ ſo werden
mich doch die Fiſch anhoͤren. Antonius in groſſer Beglait-
ſchafft gehet zu dem Geſtatt deß Meers/ fangt an zu pre-
digen das Evangelium JEſu Chriſti. Sihe Wunder!
bey dem ſchoͤnen trucknen Wetter lauter naſſe Zuhoͤrer;
maſſen alle Fiſch gantz eylfertig dem Geſtatt zugeſchwum-
men/ die Koͤpff auß dem Waſſer gehebt/ vnd der Predig
zugehoͤret.

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0428" n="394[392]"/><fw place="top" type="header">Judas macht auß dem &#x017F;tehlen ein Gewonheit.</fw><lb/>
legenheit i&#x017F;t ein <hi rendition="#fr">ey&#x017F;nerne Pfaidt/</hi> was man einmahl ge-<lb/>
wohnt/ das kan man &#x017F;o leicht nit abgewo&#x0364;hnen.</p><lb/>
        <p>Solche Leurh kommen in die Predig/ es gefallt ihnen<lb/>
das <hi rendition="#aq">Concept</hi> deß Predigers/ &#x017F;ie loben deß Predigers Apo-<lb/>
&#x017F;toli&#x017F;chen Ey&#x017F;er. Offt dencken &#x017F;ie/ <hi rendition="#aq">Holla!</hi> da trifft er mich<lb/>
wol auch; es i&#x017F;t wol wahr/ das Zeitliche hat &#x017F;o gar keinen<lb/>
Be&#x017F;tand/ vnd in jener Welt i&#x017F;t das Ewige/ ach Ewige!<lb/>
Ewige. Ich muß warhafftig einen andern Wandl anfan-<lb/>
gen. Ach GOtt! ewig! ewig! ich will mich be&#x017F;&#x017F;ern. <hi rendition="#aq">Si,<lb/>
&#x017F;i,</hi> ja/ ja/ gar gewiß; <hi rendition="#aq">&#x017F;cilicet. Man&#x017F;it, ut ante fuit.</hi></p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Er bleibt allzeit wie zuvor/</l><lb/>
          <l>Es la&#x017F;t &#x017F;ich nicht wa&#x017F;chen di&#x017F;er Mohr.</l>
        </lg><lb/>
        <note place="left"> <hi rendition="#aq">In vita.</hi> </note>
        <p>Der wundertha&#x0364;tige <hi rendition="#aq">Antonius Paduanus</hi> predigte<lb/>
einsmahls in der Statt <hi rendition="#aq">Rimini</hi> die Lehr JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti/<lb/>
welcher <hi rendition="#aq">Doctrin</hi> der Ketzer <hi rendition="#aq">Bombellus</hi> &#x017F;ambt den mehre-<lb/>
&#x017F;ten Innwohnern zu wider waren/ welches dann verur&#x017F;a-<lb/>
chet/ daß <hi rendition="#aq">Antonius</hi> vnder &#x017F;einer Predig wenig Zuho&#x0364;rer be-<lb/>
kommen. Ja mit der Weil nichts/ als ho&#x0364;ltzerne Zuho&#x0364;rer/<lb/>
nemblichen die Herren von Banckenriedt vnd Stu&#x0364;ellin-<lb/>
gen: will &#x017F;agen/ nichts als Stu&#x0364;el vnd Ba&#x0364;nck in der Kir-<lb/>
chen. Solches &#x017F;chmertzte <hi rendition="#aq">Antonium,</hi> daß denen <hi rendition="#aq">Rimine-</hi><lb/>
&#x017F;ern be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chmeckten die Egypti&#x017F;che Knoblach deß <hi rendition="#aq">Bom-<lb/>
belli,</hi> als das &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Manna</hi> deß Wort Gottes. Wann<lb/>
dann/ &#x017F;agt <hi rendition="#aq">Antonius,</hi> der Saamen deß Go&#x0364;ttlichen Worts<lb/>
di&#x017F;er Erden mißfallet/ &#x017F;o will ich ihn werffen in das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er/ vnd weilen mich die Men&#x017F;chen verachten/ &#x017F;o werden<lb/>
mich doch die Fi&#x017F;ch anho&#x0364;ren. <hi rendition="#aq">Antonius</hi> in gro&#x017F;&#x017F;er Beglait-<lb/>
&#x017F;chafft gehet zu dem Ge&#x017F;tatt deß Meers/ fangt an zu pre-<lb/>
digen das Evangelium JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti. Sihe Wunder!<lb/>
bey dem &#x017F;cho&#x0364;nen trucknen Wetter lauter na&#x017F;&#x017F;e Zuho&#x0364;rer;<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en alle Fi&#x017F;ch gantz eylfertig dem Ge&#x017F;tatt zuge&#x017F;chwum-<lb/>
men/ die Ko&#x0364;pff auß dem Wa&#x017F;&#x017F;er gehebt/ vnd der Predig<lb/>
zugeho&#x0364;ret.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394[392]/0428] Judas macht auß dem ſtehlen ein Gewonheit. legenheit iſt ein eyſnerne Pfaidt/ was man einmahl ge- wohnt/ das kan man ſo leicht nit abgewoͤhnen. Solche Leurh kommen in die Predig/ es gefallt ihnen das Concept deß Predigers/ ſie loben deß Predigers Apo- ſtoliſchen Eyſer. Offt dencken ſie/ Holla! da trifft er mich wol auch; es iſt wol wahr/ das Zeitliche hat ſo gar keinen Beſtand/ vnd in jener Welt iſt das Ewige/ ach Ewige! Ewige. Ich muß warhafftig einen andern Wandl anfan- gen. Ach GOtt! ewig! ewig! ich will mich beſſern. Si, ſi, ja/ ja/ gar gewiß; ſcilicet. Manſit, ut ante fuit. Er bleibt allzeit wie zuvor/ Es laſt ſich nicht waſchen diſer Mohr. Der wunderthaͤtige Antonius Paduanus predigte einsmahls in der Statt Rimini die Lehr JEſu Chriſti/ welcher Doctrin der Ketzer Bombellus ſambt den mehre- ſten Innwohnern zu wider waren/ welches dann verurſa- chet/ daß Antonius vnder ſeiner Predig wenig Zuhoͤrer be- kommen. Ja mit der Weil nichts/ als hoͤltzerne Zuhoͤrer/ nemblichen die Herren von Banckenriedt vnd Stuͤellin- gen: will ſagen/ nichts als Stuͤel vnd Baͤnck in der Kir- chen. Solches ſchmertzte Antonium, daß denen Rimine- ſern beſſer ſchmeckten die Egyptiſche Knoblach deß Bom- belli, als das ſuͤſſe Manna deß Wort Gottes. Wann dann/ ſagt Antonius, der Saamen deß Goͤttlichen Worts diſer Erden mißfallet/ ſo will ich ihn werffen in das Waſ- ſer/ vnd weilen mich die Menſchen verachten/ ſo werden mich doch die Fiſch anhoͤren. Antonius in groſſer Beglait- ſchafft gehet zu dem Geſtatt deß Meers/ fangt an zu pre- digen das Evangelium JEſu Chriſti. Sihe Wunder! bey dem ſchoͤnen trucknen Wetter lauter naſſe Zuhoͤrer; maſſen alle Fiſch gantz eylfertig dem Geſtatt zugeſchwum- men/ die Koͤpff auß dem Waſſer gehebt/ vnd der Predig zugehoͤret. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/428
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 394[392]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/428>, abgerufen am 22.11.2024.