Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.andertes Hoff-Leben/ auch erste Laster. daß einest etliche andächtige Kirch- vnd Wahlfahrter auffdem Meer sich befunden/ willens die Kirchen deß H. Ni- colai zu besuchen/ wie sie nun mit glücklichem Wind fortgeseglet/ so begegnet ihnen ein wackere anschliche Da- ma in einem kleinen Schiffel/ redet die Pilgram gantz freundlich an/ wie daß sie doch wolten ihr die Gnad/ vnd dem H. Nicolao die Ehr erweisen/ vnd dises Geschier/ welches sie darraichte/ mir sich nacher St. Nicola nem- men/ daselbsten mit dem kostbaren Oel/ so in diser Büch- sen verwahrt/ die Kirchen-Wänd bestreichen/ auff das hierdurch dem H. Patron ein Ehr/ vnd denen anwesenden Kirchfahrtern ein Erquickung möchte geschehen/ die gu- te fromme Leuth nemmen solches Oel an/ mit Gewissen verhaissen/ daß sie dero Willen in allem embsig vollzie- hen werden. Nachdeme solche edle Frau wider ihren Ruckweeg genommen/ so erscheint ihnen der H. Nicolaus selbst/ vnd offenbahret/ wie daß dise Frau der vermäsch-Valerius Venet fol. 41. kerte Teuffel seye gewest/ welcher gedachte Kirchen/ mit disem ihnen gegebenen Oel/ in Aschen zu legen gesinnt seye/ sollen demnach das verfluchte Oel in das Meer werf- fen/ dafern sie grossem Ubel entgehen wollen/ als sie nun solchen Befelch nachkommen/ hat das Oel ein so vnge- heurige Feuers Brunst in Mitten der Meer-Wellen er- weckt/ daß sie alle wären/ so nicht der H. Nicolaus hätte gnädige Beyhilff gelaist/ zu grund gangen. Disem ver- dambten Oel gleicht auch ein Schmeichlerey; Oleum peccatoris, durch welches schon so grosse Unglück ent- standen. Was das Schmeichlen verursacht hat der Da- lilae, das hat Samson erfahren; was das Schmeichlen deß Ammons hat außgebrüt/ das hat die Thamar erfah- ren; was das Schmeichlen der Jabel hat zu gefügt/ das hat Sisara erfabren; was das Schmeichlen eines Jocobs hat außgezüchtet/ das hat Esau erfahren/ was das Schmeich- Y
andertes Hoff-Leben/ auch erſte Laſter. daß eineſt etliche andaͤchtige Kirch- vnd Wahlfahrter auffdem Meer ſich befunden/ willens die Kirchen deß H. Ni- colai zu beſuchen/ wie ſie nun mit gluͤcklichem Wind fortgeſeglet/ ſo begegnet ihnen ein wackere anſchliche Da- ma in einem kleinen Schiffel/ redet die Pilgram gantz freundlich an/ wie daß ſie doch wolten ihr die Gnad/ vnd dem H. Nicolao die Ehr erweiſen/ vnd diſes Geſchier/ welches ſie darraichte/ mir ſich nacher St. Nicola nem- men/ daſelbſten mit dem koſtbaren Oel/ ſo in diſer Buͤch- ſen verwahrt/ die Kirchen-Waͤnd beſtreichen/ auff das hierdurch dem H. Patron ein Ehr/ vnd denen anweſenden Kirchfahrtern ein Erquickung moͤchte geſchehen/ die gu- te fromme Leuth nemmen ſolches Oel an/ mit Gewiſſen verhaiſſen/ daß ſie dero Willen in allem embſig vollzie- hen werden. Nachdeme ſolche edle Frau wider ihren Ruckweeg genommen/ ſo erſcheint ihnen der H. Nicolaus ſelbſt/ vnd offenbahret/ wie daß diſe Frau der vermaͤſch-Valerius Venet fol. 41. kerte Teuffel ſeye geweſt/ welcher gedachte Kirchen/ mit diſem ihnen gegebenen Oel/ in Aſchen zu legen geſinnt ſeye/ ſollen demnach das verfluchte Oel in das Meer werf- fen/ dafern ſie groſſem Ubel entgehen wollen/ als ſie nun ſolchen Befelch nachkommen/ hat das Oel ein ſo vnge- heurige Feuers Brunſt in Mitten der Meer-Wellen er- weckt/ daß ſie alle waͤren/ ſo nicht der H. Nicolaus haͤtte gnaͤdige Beyhilff gelaiſt/ zu grund gangen. Diſem ver- dambten Oel gleicht auch ein Schmeichlerey; Oleum peccatoris, durch welches ſchon ſo groſſe Ungluͤck ent- ſtanden. Was das Schmeichlen verurſacht hat der Da- lilæ, das hat Samſon erfahren; was das Schmeichlen deß Ammons hat außgebruͤt/ das hat die Thamar erfah- ren; was das Schmeichlen der Jabel hat zu gefuͤgt/ das hat Siſara erfabren; was das Schmeichlen eines Jocobs hat außgezuͤchtet/ das hat Eſau erfahren/ was das Schmeich- Y
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andertes Hoff-Leben/ auch erſte Laſter.
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colai zu beſuchen/ wie ſie nun mit gluͤcklichem Wind
fortgeſeglet/ ſo begegnet ihnen ein wackere anſchliche Da-
ma in einem kleinen Schiffel/ redet die Pilgram gantz
freundlich an/ wie daß ſie doch wolten ihr die Gnad/ vnd
dem H. Nicolao die Ehr erweiſen/ vnd diſes Geſchier/
welches ſie darraichte/ mir ſich nacher St. Nicola nem-
men/ daſelbſten mit dem koſtbaren Oel/ ſo in diſer Buͤch-
ſen verwahrt/ die Kirchen-Waͤnd beſtreichen/ auff das
hierdurch dem H. Patron ein Ehr/ vnd denen anweſenden
Kirchfahrtern ein Erquickung moͤchte geſchehen/ die gu-
te fromme Leuth nemmen ſolches Oel an/ mit Gewiſſen
verhaiſſen/ daß ſie dero Willen in allem embſig vollzie-
hen werden. Nachdeme ſolche edle Frau wider ihren
Ruckweeg genommen/ ſo erſcheint ihnen der H. Nicolaus
ſelbſt/ vnd offenbahret/ wie daß diſe Frau der vermaͤſch-
kerte Teuffel ſeye geweſt/ welcher gedachte Kirchen/ mit
diſem ihnen gegebenen Oel/ in Aſchen zu legen geſinnt
ſeye/ ſollen demnach das verfluchte Oel in das Meer werf-
fen/ dafern ſie groſſem Ubel entgehen wollen/ als ſie nun
ſolchen Befelch nachkommen/ hat das Oel ein ſo vnge-
heurige Feuers Brunſt in Mitten der Meer-Wellen er-
weckt/ daß ſie alle waͤren/ ſo nicht der H. Nicolaus haͤtte
gnaͤdige Beyhilff gelaiſt/ zu grund gangen. Diſem ver-
dambten Oel gleicht auch ein Schmeichlerey; Oleum
peccatoris, durch welches ſchon ſo groſſe Ungluͤck ent-
ſtanden. Was das Schmeichlen verurſacht hat der Da-
lilæ, das hat Samſon erfahren; was das Schmeichlen
deß Ammons hat außgebruͤt/ das hat die Thamar erfah-
ren; was das Schmeichlen der Jabel hat zu gefuͤgt/ das
hat Siſara erfabren; was das Schmeichlen eines Jocobs
hat außgezuͤchtet/ das hat Eſau erfahren/ was das
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