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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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andertes Hoff-Leben/ auch erste Laster.
weiß Gesicht etwas seltzames/ in Italien seynd die gel-
be Haar etwas seltzames/ in Teutschland seynd die Ele-
phanten etwas seltzames/ in America seynd die Hund et-
was seltzames/ in Asia seynd die Püchsen etwas seltzames/
in China seynd die Pferdt etwas seltzames/ bey Höfen vnd
grossen Herren/ ist die Warheit etwas seltzames.

Fridericus mit dem Namen der Eltere/ Hertzog in
Oesterreich hat gar offt/ vnd vilmahlen seine stattliche vnd
standmässige Kleider hindann gelegt/ vnd schlechte Baurn-
Kleider angezogen/ den Sammet mit groben Zwilch/
den Castorrenen Hut mit einer Schmerkappen/ die seide-
ne Strimpff mit Baurn-Stiffel verwechselt/ vnd also
vnbekannt bey manchen Baurn den gantzen Tag vmb das
Geld gearbeitet/ in der Scheur oder Stadl getroschen/
vnd andere barte Arbeit verricht/ mit der groben Speiß/
vnd gemeiner Dorff Taffel vor lieb genommen. Es hat
zwar mancher Baur dessen zarte Händ beschnarcht/ vnd
offt bäurisch angefahren. Du Kerl du hast gar waiche
Tatzen/ du must dein Lebetag nicht vil Habern außtro-
schen haben. Wann er demnach in solcher Baurn-Arbeit
begriffen/ hat er angefangen zu reden/ vnd zu fragen.
Was man von Hertzog Friderich halte/ dem zuweilen
ein Baur geantwort/ der Hertzog seye ein liebreicher Herr/
aber seine Apostel seynd nit weit her/ er schaue ihnen gar
zu vil durch die Finger/ braucht dessenthalben wenig Bril-
len: er last die Edel-Leuth hausen nach dero Wohlgefal-
len/ die gehen mit vns vmb/ wie wir Baurn mit den Fel-
ber-Baumen im stutzen; vnser mehrestes Gebett ist für die
Pferd vnserer Gnadigen Herrn/ damit dieselbige lang
tauren/ dann so fern solche solten vmbstehen/ wurden die
Edl-Leuth auff vns Baurn herumb reitten. Wir arme
Narren sevnd nit mehr so glückseelig wie zu David Zeiten/
allwo man die Schaaf-Hirten vnd gemeine Leuth auff die

Banck
T 2

andertes Hoff-Leben/ auch erſte Laſter.
weiß Geſicht etwas ſeltzames/ in Italien ſeynd die gel-
be Haar etwas ſeltzames/ in Teutſchland ſeynd die Ele-
phanten etwas ſeltzames/ in America ſeynd die Hund et-
was ſeltzames/ in Aſia ſeynd die Puͤchſen etwas ſeltzames/
in China ſeynd die Pferdt etwas ſeltzames/ bey Hoͤfen vnd
groſſen Herren/ iſt die Warheit etwas ſeltzames.

Fridericus mit dem Namen der Eltere/ Hertzog in
Oeſterreich hat gar offt/ vnd vilmahlen ſeine ſtattliche vnd
ſtandmaͤſſige Kleider hindann gelegt/ vnd ſchlechte Baurn-
Kleider angezogen/ den Sammet mit groben Zwilch/
den Caſtorrenen Hut mit einer Schmerkappen/ die ſeide-
ne Strimpff mit Baurn-Stiffel verwechſelt/ vnd alſo
vnbekannt bey manchen Baurn den gantzen Tag vmb das
Geld gearbeitet/ in der Scheur oder Stadl getroſchen/
vnd andere barte Arbeit verricht/ mit der groben Speiß/
vnd gemeiner Dorff Taffel vor lieb genommen. Es hat
zwar mancher Baur deſſen zarte Haͤnd beſchnarcht/ vnd
offt baͤuriſch angefahren. Du Kerl du haſt gar waiche
Tatzen/ du muſt dein Lebetag nicht vil Habern außtro-
ſchen haben. Wann er demnach in ſolcher Baurn-Arbeit
begriffen/ hat er angefangen zu reden/ vnd zu fragen.
Was man von Hertzog Friderich halte/ dem zuweilen
ein Baur geantwort/ der Hertzog ſeye ein liebreicher Herꝛ/
aber ſeine Apoſtel ſeynd nit weit her/ er ſchaue ihnen gar
zu vil durch die Finger/ braucht deſſenthalben wenig Bril-
len: er laſt die Edel-Leuth hauſen nach dero Wohlgefal-
len/ die gehen mit vns vmb/ wie wir Baurn mit den Fel-
ber-Baumen im ſtutzen; vnſer mehreſtes Gebett iſt fuͤr die
Pferd vnſerer Gnadigen Herꝛn/ damit dieſelbige lang
tauren/ dann ſo fern ſolche ſolten vmbſtehen/ wurden die
Edl-Leuth auff vns Baurn herumb reitten. Wir arme
Narren ſevnd nit mehr ſo gluͤckſeelig wie zu David Zeiten/
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[147/0183] andertes Hoff-Leben/ auch erſte Laſter. weiß Geſicht etwas ſeltzames/ in Italien ſeynd die gel- be Haar etwas ſeltzames/ in Teutſchland ſeynd die Ele- phanten etwas ſeltzames/ in America ſeynd die Hund et- was ſeltzames/ in Aſia ſeynd die Puͤchſen etwas ſeltzames/ in China ſeynd die Pferdt etwas ſeltzames/ bey Hoͤfen vnd groſſen Herren/ iſt die Warheit etwas ſeltzames. Fridericus mit dem Namen der Eltere/ Hertzog in Oeſterreich hat gar offt/ vnd vilmahlen ſeine ſtattliche vnd ſtandmaͤſſige Kleider hindann gelegt/ vnd ſchlechte Baurn- Kleider angezogen/ den Sammet mit groben Zwilch/ den Caſtorrenen Hut mit einer Schmerkappen/ die ſeide- ne Strimpff mit Baurn-Stiffel verwechſelt/ vnd alſo vnbekannt bey manchen Baurn den gantzen Tag vmb das Geld gearbeitet/ in der Scheur oder Stadl getroſchen/ vnd andere barte Arbeit verricht/ mit der groben Speiß/ vnd gemeiner Dorff Taffel vor lieb genommen. Es hat zwar mancher Baur deſſen zarte Haͤnd beſchnarcht/ vnd offt baͤuriſch angefahren. Du Kerl du haſt gar waiche Tatzen/ du muſt dein Lebetag nicht vil Habern außtro- ſchen haben. Wann er demnach in ſolcher Baurn-Arbeit begriffen/ hat er angefangen zu reden/ vnd zu fragen. Was man von Hertzog Friderich halte/ dem zuweilen ein Baur geantwort/ der Hertzog ſeye ein liebreicher Herꝛ/ aber ſeine Apoſtel ſeynd nit weit her/ er ſchaue ihnen gar zu vil durch die Finger/ braucht deſſenthalben wenig Bril- len: er laſt die Edel-Leuth hauſen nach dero Wohlgefal- len/ die gehen mit vns vmb/ wie wir Baurn mit den Fel- ber-Baumen im ſtutzen; vnſer mehreſtes Gebett iſt fuͤr die Pferd vnſerer Gnadigen Herꝛn/ damit dieſelbige lang tauren/ dann ſo fern ſolche ſolten vmbſtehen/ wurden die Edl-Leuth auff vns Baurn herumb reitten. Wir arme Narren ſevnd nit mehr ſo gluͤckſeelig wie zu David Zeiten/ allwo man die Schaaf-Hirten vnd gemeine Leuth auff die Banck T 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/183>, abgerufen am 17.05.2024.