Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

Die Namen dieser Pferde stellen uns der Sonnen Krafft vor/ wann sie dero Wagen ziehen/ Sonnen-Wagen. welcher vom Ovidius daselbsten gantz gülden beschrieben wird; ausser daß der Räder Speichen silbern waren. Durch die Wagen-Achsen waren Chrysoliten gesteckt/ und nach der Ordnung mit Edelgesteinen besetzt/ welche/ wann sie von der Sonnen bestrahlet wurden/ einen wunderbaren Glantz von sich gaben. Was nun dißfalls der Ovidius dem Sonnen-Wagen zugeschrieben/ das hat Martianus Capella im ersten Buch seiner Philologiae, samt noch vielen andern Dingen mehr/ dem Phoebus selbsten zugeeignet/ dann er also Deß Phoebus Cron. vom selben saget: Er hatte eine Circulrunde helleuchtende Cron/ so von zwölff Flammen feuriger Edelgesteine gläntzete/ deren drey an der Stirn waren/ nämlich ein Carfunckel/ oder (wie Georg Agricola will) ein gelblichter Rubin/ ein Stern- und ein Donnerstein; die andern sechs gläntzten zu beyden Seiten/ nämlich ein Smaragd/ ein Scytis oder Schlangenstein/ und ein Jaspis/ zwischen deren Grüne es überaus schön herausspielte; es leuchtete auch eine sonderbare Lieblichkeit von innen heraus/ und warff die Crone mit Hyacinthen/ Dendriten oder Baumsteinen und Heliotropien oder Sonnenwend-Steinen zu beyden Seiten sehr künstlich besetzt/ also daß diese Steine mit ihren Farben zu gewissen Zeiten und Abwechslungen das Erdreich mit einer lieblich-grünen Farbe bestrahlten. Der Hintere Theil dieser Cron war mit einem Hydatis/ Diamant und Kristall befestigt/ welche der nasse Winter generirt hatte. Seine/ nämlich deß Phoebus/ güldne Locken und Haare waren anzusehen als die schönsten von klarem Golde geschlagene Fäden. Vom Angesicht schiene er denen Hineingehenden als ein lieblich und munterer Knab: wann man näher zu ihm tratt/ als ein keichender Jüngling; endlich wann man gantz nahe vor ihm stunde/ als ein alter dem Tode nahender Greiß. Sein Leib war durchaus einer Feuer-Flamme gleich/ die Fersen geflügelt/ der Mantel purpurfärbig/ iedoch also/ daß das Gold überall heraus schimmerte. In der lincken Hand hielte er einen hellgläntzenden Schild/ in der Rechten aber eine brennende Fackel/ die Schuhe waren von schöner Feuerröhte denen herrlichsten Carfunckeln gleich. Weil nun diese Bildnus an sich selbsten klar und deutlich/ als achten wir unnötig zu seyn/ einige fernere Erklärung beyzufügen/ wenden uns demnach zu einer andern/welche/ wie Eusebius meldet/ zu Elephantopoli, oder Elephanten-Stadt/ in Egypten gewesen. Diese Bildnus war in Gestalt eines Menschen zu sehen/ hatte einen Widders-Kopff mit Hörnern/ und war an Farb Himmelblau/ welche Farbe/ weil sie mit dem Meer einige Verwandschafft hat/ das jenige/ so feucht ist/ andeutet. Nach deß Eusebius Meinung soll der Mond/ wann er mit der Sonne im Zeichen deß Widders vereinigt/[Spaltenumbruch] in dieser untern Region eine grosse Nässe verursachen. Aber diese und dergleichen andere Dinge mehr wollen wir den Astrologis befehlen/ weil die Astrologischen Bildnußen zu unserm Vorhaben nicht dienlich sind.

Noch ein einig Bildnis der Sonnen wollen wir anitzo mittheilen/ und hernach uns zu einer andern Materi begeben. Claudianus stellet sie/ im II Buch von der Proserpina Kleid/ in folgenden Versen gar schicklich vor:

Hic Hyperionio Solem de semine
nasci

Fecerat, & pariter Lunam, sed di-
spare forma:

Aurorae, noctisqve duces, cunabula
Thetis

Praebet, & infantes gremio solatur
anhelos,

Caeruleusqve sinus roseis radiatur a-
lumnis.

Invalidum dextro portat Titana la-
certo

Nondum luce gravem, nec pube-
scentibus alte

Cristatum radiis, primo clementior
aevo

Fingitur, & tenerum vagitu despuit
ignem.

Laeva parte Soror vitrei libamina
potat

Uberis, & parvo signantur tempo-
ra cornu.

Der hat die Sonn und Mond aus Hype-
rions
Saamen

hervorgebracht/ iedoch ganz ungleich an
Gestalt.

Aurora/ samt der Nacht/ sie zu begleiten
kamen.

die Thetis reichet dar die Wieg zum Auf-
enthalt/

und tröstet sie aufs best. Die blaue Schoß
wird helle

von diesem güldnen Paar. Des Titans
schwachen Leib

Trägt sie im rechten Arm; Sein Liecht
an solcher Stelle

Ist annoch etwas schwach; Er speyet
aus der Scheib

mit weinen zartes Feur. An seiner linken
Seiten

trinckt von der reinen Brust der Schwe-
ster süsser Mund.

Das Stirn-gestirne ziert ein Hörnlein ie-
der Zeiten/

damit wird/ wer sie sey/ dem/ der sie sie-
het/ kund.

[Spaltenumbruch]

Die Namen dieser Pferde stellen uns der Sonnen Krafft vor/ wann sie dero Wagen ziehen/ Sonnen-Wagen. welcher vom Ovidius daselbsten gantz gülden beschrieben wird; ausser daß der Räder Speichen silbern waren. Durch die Wagen-Achsen waren Chrysoliten gesteckt/ und nach der Ordnung mit Edelgesteinen besetzt/ welche/ wann sie von der Sonnen bestrahlet wurden/ einen wunderbaren Glantz von sich gaben. Was nun dißfalls der Ovidius dem Sonnen-Wagen zugeschrieben/ das hat Martianus Capella im ersten Buch seiner Philologiae, samt noch vielen andern Dingen mehr/ dem Phoebus selbsten zugeeignet/ dann er also Deß Phoebus Cron. vom selben saget: Er hatte eine Circulrunde helleuchtende Cron/ so von zwölff Flammen feuriger Edelgesteine gläntzete/ deren drey an der Stirn waren/ nämlich ein Carfunckel/ oder (wie Georg Agricola will) ein gelblichter Rubin/ ein Stern- und ein Donnerstein; die andern sechs gläntzten zu beyden Seiten/ nämlich ein Smaragd/ ein Scytis oder Schlangenstein/ und ein Jaspis/ zwischen deren Grüne es überaus schön herausspielte; es leuchtete auch eine sonderbare Lieblichkeit von innen heraus/ und warff die Crone mit Hyacinthen/ Dendriten oder Baumsteinen und Heliotropien oder Sonnenwend-Steinen zu beyden Seiten sehr künstlich besetzt/ also daß diese Steine mit ihren Farben zu gewissen Zeiten und Abwechslungen das Erdreich mit einer lieblich-grünen Farbe bestrahlten. Der Hintere Theil dieser Cron war mit einem Hydatis/ Diamant und Kristall befestigt/ welche der nasse Winter generirt hatte. Seine/ nämlich deß Phoebus/ güldne Locken und Haare waren anzusehen als die schönsten von klarem Golde geschlagene Fäden. Vom Angesicht schiene er denen Hineingehenden als ein lieblich und munterer Knab: wann man näher zu ihm tratt/ als ein keichender Jüngling; endlich wann man gantz nahe vor ihm stunde/ als ein alter dem Tode nahender Greiß. Sein Leib war durchaus einer Feuer-Flamme gleich/ die Fersen geflügelt/ der Mantel purpurfärbig/ iedoch also/ daß das Gold überall heraus schimmerte. In der lincken Hand hielte er einen hellgläntzenden Schild/ in der Rechten aber eine brennende Fackel/ die Schuhe waren von schöner Feuerröhte denen herrlichsten Carfunckeln gleich. Weil nun diese Bildnus an sich selbsten klar und deutlich/ als achten wir unnötig zu seyn/ einige fernere Erklärung beyzufügen/ wenden uns demnach zu einer andern/welche/ wie Eusebius meldet/ zu Elephantopoli, oder Elephanten-Stadt/ in Egypten gewesen. Diese Bildnus war in Gestalt eines Menschen zu sehen/ hatte einen Widders-Kopff mit Hörnern/ und war an Farb Himmelblau/ welche Farbe/ weil sie mit dem Meer einige Verwandschafft hat/ das jenige/ so feucht ist/ andeutet. Nach deß Eusebius Meinung soll der Mond/ wann er mit der Sonne im Zeichen deß Widders vereinigt/[Spaltenumbruch] in dieser untern Region eine grosse Nässe verursachen. Aber diese und dergleichen andere Dinge mehr wollen wir den Astrologis befehlen/ weil die Astrologischen Bildnußen zu unserm Vorhaben nicht dienlich sind.

Noch ein einig Bildnis der Sonnen wollen wir anitzo mittheilen/ und hernach uns zu einer andern Materi begeben. Claudianus stellet sie/ im II Buch von der Proserpina Kleid/ in folgenden Versen gar schicklich vor:

Hic Hyperionio Solem de semine
nasci

Fecerat, & pariter Lunam, sed di-
spare forma:

Aurorae, noctisqve duces, cunabula
Thetis

Praebet, & infantes gremio solatur
anhelos,

Caeruleusqve sinus roseis radiatur a-
lumnis.

Invalidum dextro portat Titana la-
certo

Nondum luce gravem, nec pube-
scentibus alte

Cristatum radiis, primo clementior
aevo

Fingitur, & tenerum vagitu despuit
ignem.

Laeva parte Soror vitrei libamina
potat

Uberis, & parvo signantur tempo-
ra cornu.

Der hat die Sonn und Mond aus Hype-
rions
Saamen

hervorgebracht/ iedoch ganz ungleich an
Gestalt.

Aurora/ samt der Nacht/ sie zu begleiten
kamen.

die Thetis reichet dar die Wieg zum Auf-
enthalt/

und tröstet sie aufs best. Die blaue Schoß
wird helle

von diesem güldnen Paar. Des Titans
schwachen Leib

Trägt sie im rechten Arm; Sein Liecht
an solcher Stelle

Ist annoch etwas schwach; Er speyet
aus der Scheib

mit weinen zartes Feur. An seiner linken
Seiten

trinckt von der reinen Brust der Schwe-
ster süsser Mund.

Das Stirn-gestirne ziert ein Hörnlein ie-
der Zeiten/

damit wird/ wer sie sey/ dem/ der sie sie-
het/ kund.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1367.1">
          <pb facs="#f0090" xml:id="pb-1381" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 34"/>
          <cb/>
          <p>Die Namen dieser Pferde stellen uns der Sonnen Krafft vor/ wann sie dero Wagen ziehen/ <note xml:id="n1381.2" place="right">Sonnen-Wagen.</note> welcher vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName> daselbsten gantz gülden beschrieben wird; ausser daß der Räder Speichen silbern waren. Durch die Wagen-Achsen waren Chrysoliten gesteckt/ und nach der Ordnung mit Edelgesteinen besetzt/ welche/ wann sie von der Sonnen bestrahlet wurden/ einen wunderbaren Glantz von sich gaben. Was nun dißfalls der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName> dem Sonnen-Wagen zugeschrieben/ das hat <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2044 http://d-nb.info/gnd/118578278 http://viaf.org/viaf/95152094">Martianus Capella</persName> im ersten Buch seiner <hi rendition="#aq">Philologiae,</hi> samt noch vielen andern Dingen mehr/ dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Phoebus</persName> selbsten zugeeignet/ dann er also <note xml:id="n1381.1" place="right">Deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Phoebus</persName> Cron.</note> vom selben saget: Er hatte eine Circulrunde helleuchtende Cron/ so von zwölff Flammen feuriger Edelgesteine gläntzete/ deren drey an der Stirn waren/ nämlich ein Carfunckel/ oder (wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4350 http://d-nb.info/gnd/118501062 http://viaf.org/viaf/100164815">Georg Agricola</persName> will) ein gelblichter Rubin/ ein Stern- und ein Donnerstein; die andern sechs gläntzten zu beyden Seiten/ nämlich ein Smaragd/ ein Scytis oder Schlangenstein/ und ein Jaspis/ zwischen deren Grüne es überaus schön herausspielte; es leuchtete auch eine sonderbare Lieblichkeit von innen heraus/ und warff die Crone mit Hyacinthen/ Dendriten oder Baumsteinen und Heliotropien oder Sonnenwend-Steinen zu beyden Seiten sehr künstlich besetzt/ also daß diese Steine mit ihren Farben zu gewissen Zeiten und Abwechslungen das Erdreich mit einer lieblich-grünen Farbe bestrahlten. Der Hintere Theil dieser Cron war mit einem Hydatis/ Diamant und Kristall befestigt/ welche der nasse Winter <hi rendition="#aq">generi</hi>rt hatte. Seine/ nämlich deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Phoebus</persName>/ güldne Locken und Haare waren anzusehen als die schönsten von klarem Golde geschlagene Fäden. Vom Angesicht schiene er denen Hineingehenden als ein lieblich und munterer Knab: wann man näher zu ihm tratt/ als ein keichender Jüngling; endlich wann man gantz nahe vor ihm stunde/ als ein alter dem Tode nahender Greiß. Sein Leib war durchaus einer Feuer-Flamme gleich/ die Fersen geflügelt/ der Mantel purpurfärbig/ iedoch also/ daß das Gold überall heraus schimmerte. In der lincken Hand hielte er einen hellgläntzenden Schild/ in der Rechten aber eine brennende Fackel/ die Schuhe waren von schöner Feuerröhte denen herrlichsten Carfunckeln gleich. Weil nun diese Bildnus an sich selbsten klar und deutlich/ als achten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> unnötig zu seyn/ einige fernere Erklärung beyzufügen/ wenden uns demnach zu einer andern/welche/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-477 http://d-nb.info/gnd/118531425 http://viaf.org/viaf/88876431">Eusebius</persName> meldet/ zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-974 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7026054"><hi rendition="#aq">Elephantopoli</hi></placeName>, oder <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-974 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7026054">Elephanten-Stadt</placeName>/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName> gewesen. Diese Bildnus war in Gestalt eines Menschen zu sehen/ hatte einen Widders-Kopff mit Hörnern/ und war an Farb Himmelblau/ welche Farbe/ weil sie mit dem Meer einige Verwandschafft hat/ das jenige/ so feucht ist/ andeutet. Nach deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-477 http://d-nb.info/gnd/118531425 http://viaf.org/viaf/88876431">Eusebius</persName> Meinung soll der Mond/ wann er mit der Sonne im Zeichen deß Widders vereinigt/<cb/>
in dieser untern Region eine grosse Nässe verursachen. Aber diese und dergleichen andere Dinge mehr wollen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> den <hi rendition="#aq">Astrologis</hi> befehlen/ weil die Astrologischen Bildnußen zu unserm Vorhaben nicht dienlich sind.</p>
          <p>Noch ein einig Bildnis der Sonnen wollen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> anitzo mittheilen/ und hernach uns zu einer andern Materi begeben. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1938 http://d-nb.info/gnd/118521055 http://viaf.org/viaf/100219056">Claudianus</persName> stellet sie/ im <hi rendition="#aq">II</hi> Buch von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName> Kleid/ in folgenden Versen gar schicklich vor:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Hic <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3245">Hyperionio</persName> Solem de semine<lb/>
nasci</l><lb/>
            <l>Fecerat, &amp; pariter Lunam, sed di-<lb/>
spare forma:</l><lb/>
            <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-837 http://d-nb.info/gnd/119240416 http://viaf.org/viaf/42643644">Aurorae</persName>, noctisqve duces, cunabula<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Thetis</persName></l><lb/>
            <l>Praebet, &amp; infantes gremio solatur<lb/>
anhelos,</l><lb/>
            <l><reg>Caeruleusqve</reg> sinus roseis radiatur a-<lb/>
lumnis.</l><lb/>
            <l>Invalidum dextro portat <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4571">Titana</persName> la-<lb/>
certo</l><lb/>
            <l>Nondum luce gravem, nec pube-<lb/>
scentibus alte</l><lb/>
            <l>Cristatum radiis, primo clementior<lb/>
aevo</l><lb/>
            <l>Fingitur, &amp; tenerum vagitu despuit<lb/>
ignem.</l><lb/>
            <l>Laeva parte Soror vitrei libamina<lb/>
potat</l><lb/>
            <l>Uberis, &amp; parvo signantur tempo-<lb/>
ra cornu.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Der hat die Sonn und Mond aus <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3245">Hype-<lb/>
rions</persName> Saamen</l><lb/>
            <l>hervorgebracht/ iedoch ganz ungleich an<lb/>
Gestalt.</l><lb/>
            <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-837 http://d-nb.info/gnd/119240416 http://viaf.org/viaf/42643644">Aurora</persName>/ samt der Nacht/ sie zu begleiten<lb/>
kamen.</l><lb/>
            <l>die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Thetis</persName> reichet dar die Wieg zum Auf-<lb/>
enthalt/</l><lb/>
            <l>und tröstet sie aufs best. Die blaue Schoß<lb/>
wird helle</l><lb/>
            <l>von diesem güldnen Paar. Des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4571">Titans</persName><lb/>
schwachen Leib</l><lb/>
            <l>Trägt sie im rechten Arm; Sein Liecht<lb/>
an solcher Stelle</l><lb/>
            <l>Ist annoch etwas schwach; Er speyet<lb/>
aus der Scheib</l><lb/>
            <l>mit weinen zartes Feur. An seiner linken<lb/>
Seiten</l><lb/>
            <l>trinckt von der reinen Brust der Schwe-<lb/>
ster süsser Mund.</l><lb/>
            <l>Das Stirn-gestirne ziert ein Hörnlein ie-<lb/>
der Zeiten/</l><lb/>
            <l>damit wird/ wer sie sey/ dem/ der sie sie-<lb/>
het/ kund.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 34/0090] Die Namen dieser Pferde stellen uns der Sonnen Krafft vor/ wann sie dero Wagen ziehen/ welcher vom Ovidius daselbsten gantz gülden beschrieben wird; ausser daß der Räder Speichen silbern waren. Durch die Wagen-Achsen waren Chrysoliten gesteckt/ und nach der Ordnung mit Edelgesteinen besetzt/ welche/ wann sie von der Sonnen bestrahlet wurden/ einen wunderbaren Glantz von sich gaben. Was nun dißfalls der Ovidius dem Sonnen-Wagen zugeschrieben/ das hat Martianus Capella im ersten Buch seiner Philologiae, samt noch vielen andern Dingen mehr/ dem Phoebus selbsten zugeeignet/ dann er also vom selben saget: Er hatte eine Circulrunde helleuchtende Cron/ so von zwölff Flammen feuriger Edelgesteine gläntzete/ deren drey an der Stirn waren/ nämlich ein Carfunckel/ oder (wie Georg Agricola will) ein gelblichter Rubin/ ein Stern- und ein Donnerstein; die andern sechs gläntzten zu beyden Seiten/ nämlich ein Smaragd/ ein Scytis oder Schlangenstein/ und ein Jaspis/ zwischen deren Grüne es überaus schön herausspielte; es leuchtete auch eine sonderbare Lieblichkeit von innen heraus/ und warff die Crone mit Hyacinthen/ Dendriten oder Baumsteinen und Heliotropien oder Sonnenwend-Steinen zu beyden Seiten sehr künstlich besetzt/ also daß diese Steine mit ihren Farben zu gewissen Zeiten und Abwechslungen das Erdreich mit einer lieblich-grünen Farbe bestrahlten. Der Hintere Theil dieser Cron war mit einem Hydatis/ Diamant und Kristall befestigt/ welche der nasse Winter generirt hatte. Seine/ nämlich deß Phoebus/ güldne Locken und Haare waren anzusehen als die schönsten von klarem Golde geschlagene Fäden. Vom Angesicht schiene er denen Hineingehenden als ein lieblich und munterer Knab: wann man näher zu ihm tratt/ als ein keichender Jüngling; endlich wann man gantz nahe vor ihm stunde/ als ein alter dem Tode nahender Greiß. Sein Leib war durchaus einer Feuer-Flamme gleich/ die Fersen geflügelt/ der Mantel purpurfärbig/ iedoch also/ daß das Gold überall heraus schimmerte. In der lincken Hand hielte er einen hellgläntzenden Schild/ in der Rechten aber eine brennende Fackel/ die Schuhe waren von schöner Feuerröhte denen herrlichsten Carfunckeln gleich. Weil nun diese Bildnus an sich selbsten klar und deutlich/ als achten wir unnötig zu seyn/ einige fernere Erklärung beyzufügen/ wenden uns demnach zu einer andern/welche/ wie Eusebius meldet/ zu Elephantopoli, oder Elephanten-Stadt/ in Egypten gewesen. Diese Bildnus war in Gestalt eines Menschen zu sehen/ hatte einen Widders-Kopff mit Hörnern/ und war an Farb Himmelblau/ welche Farbe/ weil sie mit dem Meer einige Verwandschafft hat/ das jenige/ so feucht ist/ andeutet. Nach deß Eusebius Meinung soll der Mond/ wann er mit der Sonne im Zeichen deß Widders vereinigt/ in dieser untern Region eine grosse Nässe verursachen. Aber diese und dergleichen andere Dinge mehr wollen wir den Astrologis befehlen/ weil die Astrologischen Bildnußen zu unserm Vorhaben nicht dienlich sind. Sonnen-Wagen. Deß Phoebus Cron.Noch ein einig Bildnis der Sonnen wollen wir anitzo mittheilen/ und hernach uns zu einer andern Materi begeben. Claudianus stellet sie/ im II Buch von der Proserpina Kleid/ in folgenden Versen gar schicklich vor: Hic Hyperionio Solem de semine nasci Fecerat, & pariter Lunam, sed di- spare forma: Aurorae, noctisqve duces, cunabula Thetis Praebet, & infantes gremio solatur anhelos, Caeruleusqve sinus roseis radiatur a- lumnis. Invalidum dextro portat Titana la- certo Nondum luce gravem, nec pube- scentibus alte Cristatum radiis, primo clementior aevo Fingitur, & tenerum vagitu despuit ignem. Laeva parte Soror vitrei libamina potat Uberis, & parvo signantur tempo- ra cornu. Der hat die Sonn und Mond aus Hype- rions Saamen hervorgebracht/ iedoch ganz ungleich an Gestalt. Aurora/ samt der Nacht/ sie zu begleiten kamen. die Thetis reichet dar die Wieg zum Auf- enthalt/ und tröstet sie aufs best. Die blaue Schoß wird helle von diesem güldnen Paar. Des Titans schwachen Leib Trägt sie im rechten Arm; Sein Liecht an solcher Stelle Ist annoch etwas schwach; Er speyet aus der Scheib mit weinen zartes Feur. An seiner linken Seiten trinckt von der reinen Brust der Schwe- ster süsser Mund. Das Stirn-gestirne ziert ein Hörnlein ie- der Zeiten/ damit wird/ wer sie sey/ dem/ der sie sie- het/ kund.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/90
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/90>, abgerufen am 23.11.2024.