Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] es sey dieses auf der Perser Gottes-Dienst zu deuten; bey welchen niemand in des Apollo Geheimnussen unterrichtet werden mochte/ der nicht zuvor seiner Tugend und Gedult ein Prob-Stück in einer Höhle erwiesen hatte.

Pausanias erzehlt in seinem Buch/ daß in Achaja des Vatters Apollo Bildnuß von Ertz gantz nackend/ und nur allein an den Füssen geschuhet zu sehen/ welches mit einem Fusse auf dem Hauptschedel eines Ochsen stehe. Daß aber Apollo an den Ochsen eine sonderbare Beliebung habe/ bezeuget Alcaeus in einem Gesange/ den er dem Mercurius zu Ehren gemacht/ indem er gedencket/ daß derselbe dem Die Ochsen sind dem Apollo angenehm. Apollo seine Ochsen weggetrieben habe. Ja/ auch vor dem Alcaeus hat dieses Homerus in seinen Gedichten erwehnt/ wann er schreibet/ daß Apollo dem König Laomedon um einen gewissen Lohn sein Rindvieh gehütet/ da er auch den Neptunus also redend einführet:

Ipse ego Trojanam vallabam moenibus
urbem

Tamlatis pulchrisqve, ut inexpugnabilis
esset:

At tu Phoebe, boves, camuras tunc
pastor agebas.

Das Troja ich umgab mit solchen starcken
Mauren/

daß es die stärckste Macht der Feinde kont
ausdauren:

Du aber/ Phoebus! hast/ als ein verachter
Hirt/

auf der begrasten Heid das Ochsen-Heer
geführt.

Man konte dem Apollo kein angenehmer Opffer thun/ als mit einem Ochsen. Dannenhero die Charystier aus der Insul Euboea/ heut zu Tage Nigroponte genannt/ wegen des Persischen Siegs/ dem Apollo einen ährinnen Ochsen zu Ehren aufrichten lassen. Welches Pausanias in Phocicis dahin ziehet/ daß/ nachdem sie die Barbaren aus Griechenland geschlagen/ sie auch andere ihre Güter ungekränckt erhalten/ und auf einem freyen Boden ihre Aecker bestellen können. Und Plutarchus in Beybringung der Ursachen/ warum Theseus auf einer Müntz einen Ochsen pregen lassen/ meldet unter andern/ er habe die Völcker/ so Der Ochs wird für den Feldbau genommen. seiner Treue anvertrauet gewesen/ des Feld und Ackerbaues erinnern/ und sie also verdeckter Weise darzu erwecken und aufmuntern wollen. Die Egypter ehrten einen Ochsen für den Osiris/ den sie für die Sonne hielten/ und glaubten/ daß er nach dem Tode in solcher Gestalt gesehen worden sey: Denn es hatte ihn sein leiblicher Bruder Typhon umgehracht/ als der ihn wegen der grossen Ehre geneidet/ die er mit denen von ihm erfundnen/ und den Egyptern gelehrten Künsten/ verdienet hatte. Dannenhero [Spaltenumbruch] ihn auch die Egyptier Apis/ welches in unserer Sprache einen Ochsen bedeutet/ genennt. Einige aber halten darfür/ der Ochs sey von den Egyptiern darum in so hohen Ehren gehalten worden/ weil es Osiris und dessen Gemahlin die Isis also befohlen und angeordnet/ und zwar solches wegen des grossen Nutzens/ der von den Ochsen dem Menschlichen Geschlechte/ in Ansehung des Ackerbaues/ zukommet.

Sie waren aber mit dessen Bildnus nicht vergnügt/ sondern ehrten auch ein lebendig Thier/ das sie doch auch nicht lang leben liessen/ dann nach wenig Jahren stiessen sie es ins Meer/ über dessen Tod sie ein öffentliches Leidwesen bezeigten/ indem sie hin und wieder die Kleider zerrissen/ die Haare ausraufften/ und so lang einen Anstand der Gerichte ausruffen liessen/ bis ein anderer Ochs gefunden worden; Dann nicht ein iedweder Ochs oder Wie der Isis Ochs beschaffen seyn muste. Kalb (so nennets Herodotus) war tüglich für den Gott Apis angenommen zu werden; sondern sie wehlten die Erste Geburt von einer Kuh/ (welche/ wie sie vorgaben/ durch einen vom Himmel gesandten Glantz trächtig worden) die gantz schwartz/ ausser an der Stirn mit einem viereckten weissen Flecken besprengt war; auf dem Rücken aber hatte solcher Ochs oder Kalb einen Adler/ und auf der Zunge/ oder am Gaumen/ ein ausgedrucktes schwartzes Zeichen/ welches fast einem Roßkäfer gleich und ähnlich sahe/ der Schwantz muste mit doppelten Haaren besetzt seyn. Wann nun die Egypter ein solches Thier erlanget/ so liessen sie öffentliche Freudenzeichen von sich blicken/ und übergaben selbiges mit der grösten Ehrbezeugung und göttlicher Verehrung den Priestern zu verwahren/ von dem sie auch hernach die Oracula oder Antworten auf diese Weise ersuchten: Sie reichten ihm Heu oder Früchte dar; wann nun dieser Ochse solche alsobald wegnahm/ hielten sie es für ein gut und glückliches Zeichen/ und daß ihr Vornehmen einen guten Ausgang nehmen würde; wo ers aber anzunehmen sich widrig stellte/ achteten sie es für ein unfehlbar böses Zeichen. Sie sagten auch/ es lasse sich unterweilen der Apis zu Memphis sehen; dahero sie einige diesem Sehen gewidmete Feste mit grossem Eyfer begiengen.

Der Perser König Cambyses aber/ der Egypten sich unterwürffig gemacht hatte/ als er aus dem von ihm sehr unglücklich geführten Ammonischen Krieg wieder nach Memphis kehrte/ und das Volck eben zur selbigen Zeit besagtes Fest/ mit öffentlicher Freuden-Bezeugung/ hielte/ befande sich dardurch dermassen beleidigt/ (dann er vorher von der Gewonheit dieses Fests nichts gehört hatte) daß er von Stund an (ungeachtet aller ihrer Entschuldigung/ daß es ihr Gottes-Dienst also erfordere) etliche der Vornehmsten tödten liesse; dieweil

[Spaltenumbruch] es sey dieses auf der Perser Gottes-Dienst zu deuten; bey welchen niemand in des Apollo Geheimnussen unterrichtet werden mochte/ der nicht zuvor seiner Tugend und Gedult ein Prob-Stück in einer Höhle erwiesen hatte.

Pausanias erzehlt in seinem Buch/ daß in Achaja des Vatters Apollo Bildnuß von Ertz gantz nackend/ und nur allein an den Füssen geschuhet zu sehen/ welches mit einem Fusse auf dem Hauptschedel eines Ochsen stehe. Daß aber Apollo an den Ochsen eine sonderbare Beliebung habe/ bezeuget Alcaeus in einem Gesange/ den er dem Mercurius zu Ehren gemacht/ indem er gedencket/ daß derselbe dem Die Ochsen sind dem Apollo angenehm. Apollo seine Ochsen weggetrieben habe. Ja/ auch vor dem Alcaeus hat dieses Homerus in seinen Gedichten erwehnt/ wann er schreibet/ daß Apollo dem König Laomedon um einen gewissen Lohn sein Rindvieh gehütet/ da er auch den Neptunus also redend einführet:

Ipse ego Trojanam vallabam moenibus
urbem

Tamlatis pulchrisqve, ut inexpugnabilis
esset:

At tu Phoebe, boves, camuras tunc
pastor agebas.

Das Troja ich umgab mit solchen starcken
Mauren/

daß es die stärckste Macht der Feinde kont
ausdauren:

Du aber/ Phoebus! hast/ als ein verachter
Hirt/

auf der begrasten Heid das Ochsen-Heer
geführt.

Man konte dem Apollo kein angenehmer Opffer thun/ als mit einem Ochsen. Dannenhero die Charystier aus der Insul Euboea/ heut zu Tage Nigroponte genannt/ wegen des Persischen Siegs/ dem Apollo einen ährinnen Ochsen zu Ehren aufrichten lassen. Welches Pausanias in Phocicis dahin ziehet/ daß/ nachdem sie die Barbaren aus Griechenland geschlagen/ sie auch andere ihre Güter ungekränckt erhalten/ und auf einem freyen Boden ihre Aecker bestellen können. Und Plutarchus in Beybringung der Ursachen/ warum Theseus auf einer Müntz einen Ochsen pregen lassen/ meldet unter andern/ er habe die Völcker/ so Der Ochs wird für den Feldbau genommen. seiner Treue anvertrauet gewesen/ des Feld und Ackerbaues erinnern/ und sie also verdeckter Weise darzu erwecken und aufmuntern wollen. Die Egypter ehrten einen Ochsen für den Osiris/ den sie für die Sonne hielten/ und glaubten/ daß er nach dem Tode in solcher Gestalt gesehen worden sey: Denn es hatte ihn sein leiblicher Bruder Typhon umgehracht/ als der ihn wegen der grossen Ehre geneidet/ die er mit denen von ihm erfundnen/ und den Egyptern gelehrten Künsten/ verdienet hatte. Dannenhero [Spaltenumbruch] ihn auch die Egyptier Apis/ welches in unserer Sprache einen Ochsen bedeutet/ genennt. Einige aber halten darfür/ der Ochs sey von den Egyptiern darum in so hohen Ehren gehalten worden/ weil es Osiris und dessen Gemahlin die Isis also befohlen und angeordnet/ und zwar solches wegen des grossen Nutzens/ der von den Ochsen dem Menschlichen Geschlechte/ in Ansehung des Ackerbaues/ zukommet.

Sie waren aber mit dessen Bildnus nicht vergnügt/ sondern ehrten auch ein lebendig Thier/ das sie doch auch nicht lang leben liessen/ dann nach wenig Jahren stiessen sie es ins Meer/ über dessen Tod sie ein öffentliches Leidwesen bezeigten/ indem sie hin und wieder die Kleider zerrissen/ die Haare ausraufften/ und so lang einen Anstand der Gerichte ausruffen liessen/ bis ein anderer Ochs gefunden worden; Dann nicht ein iedweder Ochs oder Wie der Isis Ochs beschaffen seyn muste. Kalb (so nennets Herodotus) war tüglich für den Gott Apis angenommen zu werden; sondern sie wehlten die Erste Geburt von einer Kuh/ (welche/ wie sie vorgaben/ durch einen vom Himmel gesandten Glantz trächtig worden) die gantz schwartz/ ausser an der Stirn mit einem viereckten weissen Flecken besprengt war; auf dem Rücken aber hatte solcher Ochs oder Kalb einen Adler/ und auf der Zunge/ oder am Gaumen/ ein ausgedrucktes schwartzes Zeichen/ welches fast einem Roßkäfer gleich und ähnlich sahe/ der Schwantz muste mit doppelten Haaren besetzt seyn. Wann nun die Egypter ein solches Thier erlanget/ so liessen sie öffentliche Freudenzeichen von sich blicken/ und übergaben selbiges mit der grösten Ehrbezeugung und göttlicher Verehrung den Priestern zu verwahren/ von dem sie auch hernach die Oracula oder Antworten auf diese Weise ersuchten: Sie reichten ihm Heu oder Früchte dar; wann nun dieser Ochse solche alsobald wegnahm/ hielten sie es für ein gut und glückliches Zeichen/ und daß ihr Vornehmen einen guten Ausgang nehmen würde; wo ers aber anzunehmen sich widrig stellte/ achteten sie es für ein unfehlbar böses Zeichen. Sie sagten auch/ es lasse sich unterweilen der Apis zu Memphis sehen; dahero sie einige diesem Sehen gewidmete Feste mit grossem Eyfer begiengen.

Der Perser König Cambyses aber/ der Egypten sich unterwürffig gemacht hatte/ als er aus dem von ihm sehr unglücklich geführten Ammonischen Krieg wieder nach Memphis kehrte/ und das Volck eben zur selbigen Zeit besagtes Fest/ mit öffentlicher Freuden-Bezeugung/ hielte/ befande sich dardurch dermassen beleidigt/ (dann er vorher von der Gewonheit dieses Fests nichts gehört hatte) daß er von Stund an (ungeachtet aller ihrer Entschuldigung/ daß es ihr Gottes-Dienst also erfordere) etliche der Vornehmsten tödten liesse; dieweil

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1367.1">
          <p><pb facs="#f0082" xml:id="pb-1373" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 26"/><cb/>
es sey dieses auf der Perser Gottes-Dienst zu deuten; bey welchen niemand in des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> Geheimnussen unterrichtet werden mochte/ der nicht zuvor seiner Tugend und Gedult ein Prob-Stück in einer Höhle erwiesen hatte.</p>
          <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> erzehlt in seinem Buch/ daß in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-198">Achaja</placeName> des Vatters <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> Bildnuß von Ertz gantz nackend/ und nur allein an den Füssen geschuhet zu sehen/ welches mit einem Fusse auf dem Hauptschedel eines Ochsen stehe. Daß aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> an den Ochsen eine sonderbare Beliebung habe/ bezeuget <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2052 http://d-nb.info/gnd/118501720 http://viaf.org/viaf/100168958">Alcaeus</persName> in einem Gesange/ den er dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName> zu Ehren gemacht/ indem er gedencket/ daß derselbe dem <note xml:id="n1373.1" place="right">Die Ochsen sind dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> angenehm.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> seine Ochsen weggetrieben habe. Ja/ auch vor dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2052 http://d-nb.info/gnd/118501720 http://viaf.org/viaf/100168958">Alcaeus</persName> hat dieses <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName> in seinen Gedichten erwehnt/ wann er schreibet/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-717">König Laomedon</persName> um einen gewissen Lohn sein Rindvieh gehütet/ da er auch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName> also redend einführet:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Ipse ego <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-138 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002329">Trojanam</placeName> vallabam moenibus<lb/>
urbem</l><lb/>
            <l>Tamlatis pulchrisqve, ut inexpugnabilis<lb/>
esset:</l><lb/>
            <l>At tu <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Phoebe</persName>, boves, camuras tunc<lb/>
pastor agebas.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Das <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-138 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002329">Troja</placeName> ich umgab mit solchen starcken<lb/>
Mauren/</l><lb/>
            <l>daß es die stärckste Macht der Feinde kont<lb/>
ausdauren:</l><lb/>
            <l>Du aber/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Phoebus</persName>! hast/ als ein verachter<lb/>
Hirt/</l><lb/>
            <l>auf der begrasten Heid das Ochsen-Heer<lb/>
geführt.</l><lb/>
          </lg>
          <p>Man konte dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> kein angenehmer Opffer thun/ als mit einem Ochsen. Dannenhero die Charystier aus der Insul <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-183 http://www.geonames.org/262565/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002677">Euboea</placeName>/ heut zu Tage <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-183 http://www.geonames.org/262565/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002677">Nigroponte</placeName> genannt/ wegen des Persischen Siegs/ dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> einen ährinnen Ochsen zu Ehren aufrichten lassen. Welches <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> in <hi rendition="#aq">Phocicis</hi> dahin ziehet/ daß/ nachdem sie die Barbaren aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-336 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000074">Griechenland</placeName> geschlagen/ sie auch andere ihre Güter ungekränckt erhalten/ und auf einem freyen Boden ihre Aecker bestellen können. Und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName> in Beybringung der Ursachen/ warum <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-222 http://d-nb.info/gnd/11862184X http://viaf.org/viaf/805104">Theseus</persName> auf einer Müntz einen Ochsen pregen lassen/ meldet unter andern/ er habe die Völcker/ so <note xml:id="n1373.3" place="right">Der Ochs wird für den Feldbau genommen.</note> seiner Treue anvertrauet gewesen/ des Feld und Ackerbaues erinnern/ und sie also verdeckter Weise darzu erwecken und aufmuntern wollen. Die Egypter ehrten einen Ochsen für den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName>/ den sie für die Sonne hielten/ und glaubten/ daß er nach dem Tode in solcher Gestalt gesehen worden sey: Denn es hatte ihn sein leiblicher Bruder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> umgehracht/ als der ihn wegen der grossen Ehre geneidet/ die er mit denen von ihm erfundnen/ und den Egyptern gelehrten Künsten/ verdienet hatte. Dannenhero
<cb/>
ihn auch die Egyptier <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-229">Apis</persName>/ welches in unserer Sprache einen Ochsen bedeutet/ genennt. Einige aber halten darfür/ der Ochs sey von den Egyptiern darum in so hohen Ehren gehalten worden/ weil es <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> und dessen Gemahlin die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName> also befohlen und angeordnet/ und zwar solches wegen des grossen Nutzens/ der von den Ochsen dem Menschlichen Geschlechte/ in Ansehung des Ackerbaues/ zukommet.</p>
          <p>Sie waren aber mit dessen Bildnus nicht vergnügt/ sondern ehrten auch ein lebendig Thier/ das sie doch auch nicht lang leben liessen/ dann nach wenig Jahren stiessen sie es ins Meer/ über dessen Tod sie ein öffentliches Leidwesen bezeigten/ indem sie hin und wieder die Kleider zerrissen/ die Haare ausraufften/ und so lang einen Anstand der Gerichte ausruffen liessen/ bis ein anderer Ochs gefunden worden; Dann nicht ein iedweder Ochs oder <note xml:id="n1373.2" place="right">Wie der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName> Ochs beschaffen seyn muste.</note> Kalb (so nennets <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-325 http://d-nb.info/gnd/118549855 http://viaf.org/viaf/108387842">Herodotus</persName>) war tüglich für den Gott <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-229">Apis</persName> angenommen zu werden; sondern sie wehlten die Erste Geburt von einer Kuh/ (welche/ wie sie vorgaben/ durch einen vom Himmel gesandten Glantz trächtig worden) die gantz schwartz/ ausser an der Stirn mit einem viereckten weissen Flecken besprengt war; auf dem Rücken aber hatte solcher Ochs oder Kalb einen Adler/ und auf der Zunge/ oder am Gaumen/ ein ausgedrucktes schwartzes Zeichen/ welches fast einem Roßkäfer gleich und ähnlich sahe/ der Schwantz muste mit doppelten Haaren besetzt seyn. Wann nun die Egypter ein solches Thier erlanget/ so liessen sie öffentliche Freudenzeichen von sich blicken/ und übergaben selbiges mit der grösten Ehrbezeugung und göttlicher Verehrung den Priestern zu verwahren/  von dem sie auch hernach die <hi rendition="#aq">Oracula</hi> oder Antworten auf diese Weise ersuchten: Sie reichten ihm Heu oder Früchte dar; wann nun dieser Ochse solche alsobald wegnahm/ hielten sie es für ein gut und glückliches Zeichen/ und daß ihr Vornehmen einen guten Ausgang nehmen würde; wo ers aber anzunehmen sich widrig stellte/ achteten sie es für ein unfehlbar böses Zeichen. Sie sagten auch/ es lasse sich unterweilen der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-229">Apis</persName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-470 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7001186">Memphis</placeName> sehen; dahero sie einige diesem Sehen gewidmete Feste mit grossem Eyfer begiengen.</p>
          <p>Der Perser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3286 http://d-nb.info/gnd/118800582 http://viaf.org/viaf/69725750">König Cambyses</persName> aber/ der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName> sich unterwürffig gemacht hatte/ als er aus dem von ihm sehr unglücklich geführten Ammonischen Krieg wieder nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-470 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7001186">Memphis</placeName> kehrte/ und das Volck eben zur selbigen Zeit besagtes Fest/ mit öffentlicher Freuden-Bezeugung/ hielte/ befande sich dardurch dermassen beleidigt/ (dann er vorher von der Gewonheit dieses Fests nichts gehört hatte) daß er von Stund an (ungeachtet aller ihrer Entschuldigung/ daß es ihr Gottes-Dienst also erfordere) etliche der Vornehmsten tödten liesse; dieweil
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 26/0082] es sey dieses auf der Perser Gottes-Dienst zu deuten; bey welchen niemand in des Apollo Geheimnussen unterrichtet werden mochte/ der nicht zuvor seiner Tugend und Gedult ein Prob-Stück in einer Höhle erwiesen hatte. Pausanias erzehlt in seinem Buch/ daß in Achaja des Vatters Apollo Bildnuß von Ertz gantz nackend/ und nur allein an den Füssen geschuhet zu sehen/ welches mit einem Fusse auf dem Hauptschedel eines Ochsen stehe. Daß aber Apollo an den Ochsen eine sonderbare Beliebung habe/ bezeuget Alcaeus in einem Gesange/ den er dem Mercurius zu Ehren gemacht/ indem er gedencket/ daß derselbe dem Apollo seine Ochsen weggetrieben habe. Ja/ auch vor dem Alcaeus hat dieses Homerus in seinen Gedichten erwehnt/ wann er schreibet/ daß Apollo dem König Laomedon um einen gewissen Lohn sein Rindvieh gehütet/ da er auch den Neptunus also redend einführet: Die Ochsen sind dem Apollo angenehm. Ipse ego Trojanam vallabam moenibus urbem Tamlatis pulchrisqve, ut inexpugnabilis esset: At tu Phoebe, boves, camuras tunc pastor agebas. Das Troja ich umgab mit solchen starcken Mauren/ daß es die stärckste Macht der Feinde kont ausdauren: Du aber/ Phoebus! hast/ als ein verachter Hirt/ auf der begrasten Heid das Ochsen-Heer geführt. Man konte dem Apollo kein angenehmer Opffer thun/ als mit einem Ochsen. Dannenhero die Charystier aus der Insul Euboea/ heut zu Tage Nigroponte genannt/ wegen des Persischen Siegs/ dem Apollo einen ährinnen Ochsen zu Ehren aufrichten lassen. Welches Pausanias in Phocicis dahin ziehet/ daß/ nachdem sie die Barbaren aus Griechenland geschlagen/ sie auch andere ihre Güter ungekränckt erhalten/ und auf einem freyen Boden ihre Aecker bestellen können. Und Plutarchus in Beybringung der Ursachen/ warum Theseus auf einer Müntz einen Ochsen pregen lassen/ meldet unter andern/ er habe die Völcker/ so seiner Treue anvertrauet gewesen/ des Feld und Ackerbaues erinnern/ und sie also verdeckter Weise darzu erwecken und aufmuntern wollen. Die Egypter ehrten einen Ochsen für den Osiris/ den sie für die Sonne hielten/ und glaubten/ daß er nach dem Tode in solcher Gestalt gesehen worden sey: Denn es hatte ihn sein leiblicher Bruder Typhon umgehracht/ als der ihn wegen der grossen Ehre geneidet/ die er mit denen von ihm erfundnen/ und den Egyptern gelehrten Künsten/ verdienet hatte. Dannenhero ihn auch die Egyptier Apis/ welches in unserer Sprache einen Ochsen bedeutet/ genennt. Einige aber halten darfür/ der Ochs sey von den Egyptiern darum in so hohen Ehren gehalten worden/ weil es Osiris und dessen Gemahlin die Isis also befohlen und angeordnet/ und zwar solches wegen des grossen Nutzens/ der von den Ochsen dem Menschlichen Geschlechte/ in Ansehung des Ackerbaues/ zukommet. Der Ochs wird für den Feldbau genommen.Sie waren aber mit dessen Bildnus nicht vergnügt/ sondern ehrten auch ein lebendig Thier/ das sie doch auch nicht lang leben liessen/ dann nach wenig Jahren stiessen sie es ins Meer/ über dessen Tod sie ein öffentliches Leidwesen bezeigten/ indem sie hin und wieder die Kleider zerrissen/ die Haare ausraufften/ und so lang einen Anstand der Gerichte ausruffen liessen/ bis ein anderer Ochs gefunden worden; Dann nicht ein iedweder Ochs oder Kalb (so nennets Herodotus) war tüglich für den Gott Apis angenommen zu werden; sondern sie wehlten die Erste Geburt von einer Kuh/ (welche/ wie sie vorgaben/ durch einen vom Himmel gesandten Glantz trächtig worden) die gantz schwartz/ ausser an der Stirn mit einem viereckten weissen Flecken besprengt war; auf dem Rücken aber hatte solcher Ochs oder Kalb einen Adler/ und auf der Zunge/ oder am Gaumen/ ein ausgedrucktes schwartzes Zeichen/ welches fast einem Roßkäfer gleich und ähnlich sahe/ der Schwantz muste mit doppelten Haaren besetzt seyn. Wann nun die Egypter ein solches Thier erlanget/ so liessen sie öffentliche Freudenzeichen von sich blicken/ und übergaben selbiges mit der grösten Ehrbezeugung und göttlicher Verehrung den Priestern zu verwahren/ von dem sie auch hernach die Oracula oder Antworten auf diese Weise ersuchten: Sie reichten ihm Heu oder Früchte dar; wann nun dieser Ochse solche alsobald wegnahm/ hielten sie es für ein gut und glückliches Zeichen/ und daß ihr Vornehmen einen guten Ausgang nehmen würde; wo ers aber anzunehmen sich widrig stellte/ achteten sie es für ein unfehlbar böses Zeichen. Sie sagten auch/ es lasse sich unterweilen der Apis zu Memphis sehen; dahero sie einige diesem Sehen gewidmete Feste mit grossem Eyfer begiengen. Wie der Isis Ochs beschaffen seyn muste.Der Perser König Cambyses aber/ der Egypten sich unterwürffig gemacht hatte/ als er aus dem von ihm sehr unglücklich geführten Ammonischen Krieg wieder nach Memphis kehrte/ und das Volck eben zur selbigen Zeit besagtes Fest/ mit öffentlicher Freuden-Bezeugung/ hielte/ befande sich dardurch dermassen beleidigt/ (dann er vorher von der Gewonheit dieses Fests nichts gehört hatte) daß er von Stund an (ungeachtet aller ihrer Entschuldigung/ daß es ihr Gottes-Dienst also erfordere) etliche der Vornehmsten tödten liesse; dieweil

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/82
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/82>, abgerufen am 23.11.2024.