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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] dafür halten und sagen/ sie haben dieses von den Egyptiern entlehnt: Dieweil dieselben/ wie man sagt/ die ersten gewesen/ die den Göttern Tempel erbauet/ und ihnen Altäre und Bilder gewidmet. Wie nun die Griechen von den Egyptiern; also haben die Römer von den Griechen den Gebrauch der heiligen Bilder empfangen. Welches zu Marcellus ist der erste/ so die Bilder von den Griechen zu den Römern überbracht. der Zeit das erste mahl geschehen/ als Marcellus/ nach Eroberung der Stadt Syracusa zu Rom im Triumph eingezogen/ und was er daselbst vortrefliches gefunden/ mit sich dahin gebracht; theils/ daß er durch solches Schauspiel das Volck ihm günstig machte; theils auch/ daß er durch deren Anschauen die Bürgerschafft/ als die noch niemals erfahren hatte/ was vor Freude und Ergötzung die Schönheit der Bilder und Gemählde zu geben pflegte/ in Verwunderung brächte. Dannenhero solches gleich damahls dem Marcellus von vielen für übel gehalten worden/ erstlich/ daß er aus allzugrossen Hochmuth darfür angesehen seyn wollen/ als ob er die Götter selbst im Triumph führete/ indem er mit deren Bildern sein Sieggepräng angestellt: Fürs andere/ daß er dem Römischen Volcke/ welches zuvor nur den Kriegsverrichtungen obgelegen/ hierdurch Anlaß gegeben dem Müssiggang und der Faulheit nachzuhangen/ also daß es nachgehends die Zeit unnützlich hinzubringen angefangen/ und entweder seine Augenlust an den eiteln Gemählden gehabt/ oder aber die künstlich ausgearbeitete Bilder/ und der Menschen Hände Werck/ mit grosser Gemühts-Verwunderung angeschauet. Dieses erzehlet vom Marcello Plutarchus/ und setzet annoch hinzu/ er habe sich dessen noch zu rühmen pflegen/ daß er der erste gewesen/ der diese Dinge in die Stadt gebracht/ welche bey seinen Bürgern eine sehr grosse Verwunderung über der Griechen Sachen erweckt hätten: wie dann auch vor Plutarcho eben dieses Livius schrifftlich hinterlassen/ daß nemlich dazumahl die Römer angefangen der Griechen Künste in Verwunderung zu ziehen; auch dahero nachgehender Zeit so wolheilige/ als ungeheiligte Dinge/ mit unglaublicher Kühnheit/ geplündert und hinweggeraubt. So scheinets auch/ es habe Tertullianus/ wann er sagt/ es sey zu Rom der Götter Dienst vom Numa nicht mit prächtigen Ceremonien/ ja auch ohne alle Bilder eingesetzt gewest/ (dieweil weder die Griechen noch Hetruscier dahin kommen waren) sein Absehen auf den Tarqvinius Priscus gehabt/ als welcher ein Griech/ der Hetruscier Religion wol erfahren/ und der Erste gewesen/ so den Römern das Bildermachen gelehrt habe.

Ist derohalben deren Gebrauch von den Egyptiern/ als ersten Erfindern/ zu den Griechen/ und durch die Griechen zu den Römern überkommen. Wie solcher aber auch in Egypten aufkommen/ darvon sind so viel Meinungen/ [Spaltenumbruch] daß unmüglich etwas gewisses zu schliessen. Luctatius sagt/ es seyen viel in der Meinung/ daß sie darfür halten die Statuen oder Bilder wären anfänglich den Königen oder Helden zu Ehren aufgerichtet worden/ welche die ihnen untergebene Völcker weislich und gerecht regirt gehabt; dardurch anzudeuten/ daß sie die Gedächtnus ihrer gerechten Könige/ und die sonderbare Gewogenheit/ die sie bey ihrem Leben zu ihnen getragen/ auch nach dem Tode/ mit höchster Ehrbezeugung/ durch ihre Bildnussen annoch bezeugten und von sich blicken liessen. Eben dergleichen schreibet auch Eusebius daß nemlich bey den Alten gebräuchlich gewesen/ der vortrefflichsten Leute Gedächtnus mit Bildern zu verehren; dardurch anzuzeigen/ wie hoch sie die jenigen liebten und ehrten/ die da wohl gelebt hätten. Beym Svidas lieset man/ daß Seruch/ von Japhet/ des Noä Sohne/ herstammend der allererste gewesen/ welcher den Bilderdienst in die Welt eingeführt/ indem er selbige ihme selbst/ das Andencken tapferer Helden desto besser im Gedächtnus zu erhalten/ gemacht/ den andern aber an statt der Götter/ von denen allen Menschen die gröste Wolthaten erzeigt worden/ vorgestellt habe. So hat es auch an solchen Königen nicht ermangelt/die/ weil sie annoch im Leben gewesen/ ihnen selbst Statuen und Bilder aufrichten lassen/ und dieselben anzubeten befohlen/ wie von der Semiramis gelesen wird/ welche/ wo sie nicht selbst die erste gewesen/ doch unter die ersten/ die solches gethan/ und ins Werck gerichtet/ gezehlet wird: Dann man von derselben berichtet/ daß sie ihre Bildnus in einem Steine/ dessen Länge siebenzehen Stadien Statua von unglaublicher Grösse. (sonach Plinii Meinung 1125. Werckschuch machen/) hauen lassen/ und hundert Priester verordnet/ die selbige durch öffentliche Ceremonien und sonderbaren Pracht veneriren/ und ihr/ als ob sie eine Göttin wäre/ mancherley Opffer thun müssen. Eusebius schreibet/ daß vor Zeiten in Egypten ein sehr reicher Mann gewesen/der/ zu Stillung des Schmertzens/ welchen er über seines einigen Sohns Tode empfunden/ dessen Bildnus zu Hause aufrichten lassen/ und dasselbe mit eben der Liebe/ als ob er annoch lebte/ angesehen/ daher die Knechte/ wann sie ihres Herrn Unwillen wider sich erregt/ und in Furchten gewesen/ zu diesem Bilde ihre Zuflucht genommen/ auf ihre Knie niedergefallen/ und umb Vergebung ihres Verbrechens geflehet/ die sie auch von ihm/ wegen der zu seinem Sohne annoch tragenden Liebe/ erlangt hätten; worauf hernachmal erfolget/ daß sie diese Bildnus mit Blumen gekrönt/ und mit andern Geschencken verehrt/ als dero sie zum öfftern für ihres Lebens Erhaltung zu dancken sich schuldig erkannt. Diesem nun zu folge/ sind andere Statuen und Bilder mehr aufgerichtet/ und in dieselbe/ damit sie vielleicht ein grössers Ansehen hätten/ unterschiedlicher Götter Namen gehauen worden.

[Spaltenumbruch] dafür halten und sagen/ sie haben dieses von den Egyptiern entlehnt: Dieweil dieselben/ wie man sagt/ die ersten gewesen/ die den Göttern Tempel erbauet/ und ihnen Altäre und Bilder gewidmet. Wie nun die Griechen von den Egyptiern; also haben die Römer von den Griechen den Gebrauch der heiligen Bilder empfangen. Welches zu Marcellus ist der erste/ so die Bilder von den Griechen zu den Römern überbracht. der Zeit das erste mahl geschehen/ als Marcellus/ nach Eroberung der Stadt Syracusa zu Rom im Triumph eingezogen/ und was er daselbst vortrefliches gefunden/ mit sich dahin gebracht; theils/ daß er durch solches Schauspiel das Volck ihm günstig machte; theils auch/ daß er durch deren Anschauen die Bürgerschafft/ als die noch niemals erfahren hatte/ was vor Freude und Ergötzung die Schönheit der Bilder und Gemählde zu geben pflegte/ in Verwunderung brächte. Dannenhero solches gleich damahls dem Marcellus von vielen für übel gehalten worden/ erstlich/ daß er aus allzugrossen Hochmuth darfür angesehen seyn wollen/ als ob er die Götter selbst im Triumph führete/ indem er mit deren Bildern sein Sieggepräng angestellt: Fürs andere/ daß er dem Römischen Volcke/ welches zuvor nur den Kriegsverrichtungen obgelegen/ hierdurch Anlaß gegeben dem Müssiggang und der Faulheit nachzuhangen/ also daß es nachgehends die Zeit unnützlich hinzubringen angefangen/ und entweder seine Augenlust an den eiteln Gemählden gehabt/ oder aber die künstlich ausgearbeitete Bilder/ und der Menschen Hände Werck/ mit grosser Gemühts-Verwunderung angeschauet. Dieses erzehlet vom Marcello Plutarchus/ und setzet annoch hinzu/ er habe sich dessen noch zu rühmen pflegen/ daß er der erste gewesen/ der diese Dinge in die Stadt gebracht/ welche bey seinen Bürgern eine sehr grosse Verwunderung über der Griechen Sachen erweckt hätten: wie dann auch vor Plutarcho eben dieses Livius schrifftlich hinterlassen/ daß nemlich dazumahl die Römer angefangen der Griechen Künste in Verwunderung zu ziehen; auch dahero nachgehender Zeit so wolheilige/ als ungeheiligte Dinge/ mit unglaublicher Kühnheit/ geplündert und hinweggeraubt. So scheinets auch/ es habe Tertullianus/ wann er sagt/ es sey zu Rom der Götter Dienst vom Numa nicht mit prächtigen Ceremonien/ ja auch ohne alle Bilder eingesetzt gewest/ (dieweil weder die Griechen noch Hetruscier dahin kommen waren) sein Absehen auf den Tarqvinius Priscus gehabt/ als welcher ein Griech/ der Hetruscier Religion wol erfahren/ und der Erste gewesen/ so den Römern das Bildermachen gelehrt habe.

Ist derohalben deren Gebrauch von den Egyptiern/ als ersten Erfindern/ zu den Griechen/ und durch die Griechen zu den Römern überkommen. Wie solcher aber auch in Egypten aufkommen/ darvon sind so viel Meinungen/ [Spaltenumbruch] daß unmüglich etwas gewisses zu schliessen. Luctatius sagt/ es seyen viel in der Meinung/ daß sie darfür halten die Statuen oder Bilder wären anfänglich den Königen oder Helden zu Ehren aufgerichtet worden/ welche die ihnen untergebene Völcker weislich und gerecht regirt gehabt; dardurch anzudeuten/ daß sie die Gedächtnus ihrer gerechten Könige/ und die sonderbare Gewogenheit/ die sie bey ihrem Leben zu ihnen getragen/ auch nach dem Tode/ mit höchster Ehrbezeugung/ durch ihre Bildnussen annoch bezeugten und von sich blicken liessen. Eben dergleichen schreibet auch Eusebius daß nemlich bey den Alten gebräuchlich gewesen/ der vortrefflichsten Leute Gedächtnus mit Bildern zu verehren; dardurch anzuzeigen/ wie hoch sie die jenigen liebten und ehrten/ die da wohl gelebt hätten. Beym Svidas lieset man/ daß Seruch/ von Japhet/ des Noä Sohne/ herstammend der allererste gewesen/ welcher den Bilderdienst in die Welt eingeführt/ indem er selbige ihme selbst/ das Andencken tapferer Helden desto besser im Gedächtnus zu erhalten/ gemacht/ den andern aber an statt der Götter/ von denen allen Menschen die gröste Wolthaten erzeigt worden/ vorgestellt habe. So hat es auch an solchen Königen nicht ermangelt/die/ weil sie annoch im Leben gewesen/ ihnen selbst Statuen und Bilder aufrichten lassen/ und dieselben anzubeten befohlen/ wie von der Semiramis gelesen wird/ welche/ wo sie nicht selbst die erste gewesen/ doch unter die ersten/ die solches gethan/ und ins Werck gerichtet/ gezehlet wird: Dann man von derselben berichtet/ daß sie ihre Bildnus in einem Steine/ dessen Länge siebenzehen Stadien Statua von unglaublicher Grösse. (sonach Plinii Meinung 1125. Werckschuch machen/) hauen lassen/ und hundert Priester verordnet/ die selbige durch öffentliche Ceremonien und sonderbaren Pracht veneriren/ und ihr/ als ob sie eine Göttin wäre/ mancherley Opffer thun müssen. Eusebius schreibet/ daß vor Zeiten in Egypten ein sehr reicher Mann gewesen/der/ zu Stillung des Schmertzens/ welchen er über seines einigen Sohns Tode empfunden/ dessen Bildnus zu Hause aufrichten lassen/ und dasselbe mit eben der Liebe/ als ob er annoch lebte/ angesehen/ daher die Knechte/ wann sie ihres Herrn Unwillen wider sich erregt/ und in Furchten gewesen/ zu diesem Bilde ihre Zuflucht genommen/ auf ihre Knie niedergefallen/ und umb Vergebung ihres Verbrechens geflehet/ die sie auch von ihm/ wegen der zu seinem Sohne annoch tragenden Liebe/ erlangt hätten; worauf hernachmal erfolget/ daß sie diese Bildnus mit Blumen gekrönt/ und mit andern Geschencken verehrt/ als dero sie zum öfftern für ihres Lebens Erhaltung zu dancken sich schuldig erkannt. Diesem nun zu folge/ sind andere Statuen und Bilder mehr aufgerichtet/ und in dieselbe/ damit sie vielleicht ein grössers Ansehen hätten/ unterschiedlicher Götter Namen gehauen worden.

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 5/0057] dafür halten und sagen/ sie haben dieses von den Egyptiern entlehnt: Dieweil dieselben/ wie man sagt/ die ersten gewesen/ die den Göttern Tempel erbauet/ und ihnen Altäre und Bilder gewidmet. Wie nun die Griechen von den Egyptiern; also haben die Römer von den Griechen den Gebrauch der heiligen Bilder empfangen. Welches zu der Zeit das erste mahl geschehen/ als Marcellus/ nach Eroberung der Stadt Syracusa zu Rom im Triumph eingezogen/ und was er daselbst vortrefliches gefunden/ mit sich dahin gebracht; theils/ daß er durch solches Schauspiel das Volck ihm günstig machte; theils auch/ daß er durch deren Anschauen die Bürgerschafft/ als die noch niemals erfahren hatte/ was vor Freude und Ergötzung die Schönheit der Bilder und Gemählde zu geben pflegte/ in Verwunderung brächte. Dannenhero solches gleich damahls dem Marcellus von vielen für übel gehalten worden/ erstlich/ daß er aus allzugrossen Hochmuth darfür angesehen seyn wollen/ als ob er die Götter selbst im Triumph führete/ indem er mit deren Bildern sein Sieggepräng angestellt: Fürs andere/ daß er dem Römischen Volcke/ welches zuvor nur den Kriegsverrichtungen obgelegen/ hierdurch Anlaß gegeben dem Müssiggang und der Faulheit nachzuhangen/ also daß es nachgehends die Zeit unnützlich hinzubringen angefangen/ und entweder seine Augenlust an den eiteln Gemählden gehabt/ oder aber die künstlich ausgearbeitete Bilder/ und der Menschen Hände Werck/ mit grosser Gemühts-Verwunderung angeschauet. Dieses erzehlet vom Marcello Plutarchus/ und setzet annoch hinzu/ er habe sich dessen noch zu rühmen pflegen/ daß er der erste gewesen/ der diese Dinge in die Stadt gebracht/ welche bey seinen Bürgern eine sehr grosse Verwunderung über der Griechen Sachen erweckt hätten: wie dann auch vor Plutarcho eben dieses Livius schrifftlich hinterlassen/ daß nemlich dazumahl die Römer angefangen der Griechen Künste in Verwunderung zu ziehen; auch dahero nachgehender Zeit so wolheilige/ als ungeheiligte Dinge/ mit unglaublicher Kühnheit/ geplündert und hinweggeraubt. So scheinets auch/ es habe Tertullianus/ wann er sagt/ es sey zu Rom der Götter Dienst vom Numa nicht mit prächtigen Ceremonien/ ja auch ohne alle Bilder eingesetzt gewest/ (dieweil weder die Griechen noch Hetruscier dahin kommen waren) sein Absehen auf den Tarqvinius Priscus gehabt/ als welcher ein Griech/ der Hetruscier Religion wol erfahren/ und der Erste gewesen/ so den Römern das Bildermachen gelehrt habe. Marcellus ist der erste/ so die Bilder von den Griechen zu den Römern überbracht.Ist derohalben deren Gebrauch von den Egyptiern/ als ersten Erfindern/ zu den Griechen/ und durch die Griechen zu den Römern überkommen. Wie solcher aber auch in Egypten aufkommen/ darvon sind so viel Meinungen/ daß unmüglich etwas gewisses zu schliessen. Luctatius sagt/ es seyen viel in der Meinung/ daß sie darfür halten die Statuen oder Bilder wären anfänglich den Königen oder Helden zu Ehren aufgerichtet worden/ welche die ihnen untergebene Völcker weislich und gerecht regirt gehabt; dardurch anzudeuten/ daß sie die Gedächtnus ihrer gerechten Könige/ und die sonderbare Gewogenheit/ die sie bey ihrem Leben zu ihnen getragen/ auch nach dem Tode/ mit höchster Ehrbezeugung/ durch ihre Bildnussen annoch bezeugten und von sich blicken liessen. Eben dergleichen schreibet auch Eusebius daß nemlich bey den Alten gebräuchlich gewesen/ der vortrefflichsten Leute Gedächtnus mit Bildern zu verehren; dardurch anzuzeigen/ wie hoch sie die jenigen liebten und ehrten/ die da wohl gelebt hätten. Beym Svidas lieset man/ daß Seruch/ von Japhet/ des Noä Sohne/ herstammend der allererste gewesen/ welcher den Bilderdienst in die Welt eingeführt/ indem er selbige ihme selbst/ das Andencken tapferer Helden desto besser im Gedächtnus zu erhalten/ gemacht/ den andern aber an statt der Götter/ von denen allen Menschen die gröste Wolthaten erzeigt worden/ vorgestellt habe. So hat es auch an solchen Königen nicht ermangelt/die/ weil sie annoch im Leben gewesen/ ihnen selbst Statuen und Bilder aufrichten lassen/ und dieselben anzubeten befohlen/ wie von der Semiramis gelesen wird/ welche/ wo sie nicht selbst die erste gewesen/ doch unter die ersten/ die solches gethan/ und ins Werck gerichtet/ gezehlet wird: Dann man von derselben berichtet/ daß sie ihre Bildnus in einem Steine/ dessen Länge siebenzehen Stadien (sonach Plinii Meinung 1125. Werckschuch machen/) hauen lassen/ und hundert Priester verordnet/ die selbige durch öffentliche Ceremonien und sonderbaren Pracht veneriren/ und ihr/ als ob sie eine Göttin wäre/ mancherley Opffer thun müssen. Eusebius schreibet/ daß vor Zeiten in Egypten ein sehr reicher Mann gewesen/der/ zu Stillung des Schmertzens/ welchen er über seines einigen Sohns Tode empfunden/ dessen Bildnus zu Hause aufrichten lassen/ und dasselbe mit eben der Liebe/ als ob er annoch lebte/ angesehen/ daher die Knechte/ wann sie ihres Herrn Unwillen wider sich erregt/ und in Furchten gewesen/ zu diesem Bilde ihre Zuflucht genommen/ auf ihre Knie niedergefallen/ und umb Vergebung ihres Verbrechens geflehet/ die sie auch von ihm/ wegen der zu seinem Sohne annoch tragenden Liebe/ erlangt hätten; worauf hernachmal erfolget/ daß sie diese Bildnus mit Blumen gekrönt/ und mit andern Geschencken verehrt/ als dero sie zum öfftern für ihres Lebens Erhaltung zu dancken sich schuldig erkannt. Diesem nun zu folge/ sind andere Statuen und Bilder mehr aufgerichtet/ und in dieselbe/ damit sie vielleicht ein grössers Ansehen hätten/ unterschiedlicher Götter Namen gehauen worden. Statua von unglaublicher Grösse.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/57>, abgerufen am 27.11.2024.