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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Grata Thalia tamen geminae con-
versa sorori,

Implicat alterne brachia blanda
soror.

Euphrosynen dextra stupeo, Aglai-
amque
sinistra

Miror, & implicitis brachia ne-
xa modis.

Jupiter est genitor, peperit de se-
mine coeli

Eunomia, & Veneris turba mi
nistra fuit.

Inde alitur nudus placida sub ma-
tre Cupido;

Inde voluptates, inde alimen-
ta Dei.

Das ist:

Nackend sind die Huld-Göttinnen/ weiß
wie glatter Marmelstein/

Die Columna hält sie auf in dem
heilgen Zimmer-Reyhen.

All drey haben eine Mine/ wie dann soll
bey Schwestern seyn.

Drey in einem Alter sind/ einerley Gestalt
in dreyen.

Die Thalia/ die sich wendet zu dem hol-
den Schwestern-Paar/

leget um die Achseln her beyden ihren
Schnee der Hände.

Euphrosynen stellt die Rechte und die
Linck' Aglaiam dar/

mehr als Wunder-würdig ist ihrer Hände
Wickel-Wende.

Jupiter ist rechter Vatter/ Eunomia
Mutter ist/

Venus und ihr Haus-Gesind haben zur
Geburth gedienet.

Daher kommt es/ daß Cupido seine
Mutter nackend grüst/

daher Freud- und Speisen-reich stets die
Götter-Tafel grünet.

Es werden auch diese drey Gratien von Claudiano in folgenden Zeilen beschrieben:

Stant aliae juxta famulae, triplexque
vicissim

Nexa sub ingenti requiescit Gratia
quercu.

Als Mägde stehn alda die Holden
Gratien/

bey einem Eichenbaum/ verknüpfet an-
zusehn.

[Spaltenumbruch]

Sind hier Pallas/ Juno/ Venus. Diß Orts sind unter den Gratien die drey Göttinnen Pallas/ Juno/ und Venus vorgestellet: welche die vornehmsten Stücke eines glückseeligen Lebens bedeuten/ nämlich Verstand/ Schönheit und Reichthum/ drey grosse Göttliche Gaben. Verstand/ Schönheit und Reichthum. Gleichermassen sind sie auch die drey höchste und Göttlichste Gaben/ und darum also zusammen gebunden/ weil sie voneinander nicht seyn/ und keine ohn die andere bestehen können. Die Weltweisen sagen: Daß das Gute und das Schöne einerley sey/ und der Weise allein den Reichthum besitze. Dahin zielet die Lehre Platonis/ und dieser Wunsch Socratis: Wunsch hiervon Socratis und Platonis. O Amice Pan, & alii omnes, qui locum hunc colitis, Dii! Date mihi, ut pulcher intus efficiar, & quaecunque extrinsecus habeo, intrinsecis sint amica. Divitem autem, Sapientem solum existimem. Welches/ so viel sagen will: O Mein Freund Pan/ und Ihr andere Götter ingesamt/ so diesen Ort alhier bewohnen! verschaffet doch/ daß ich inwendig in meinem Gemüte schön werde/ und mein äusseres mit dem Innern sich wol begehe: Denn ein weiser Mann/ ist allein für reich und glückseelig zu achten. Diese Bilder sind von einem Agath nachgezeichnet/ deren Haupt-Zierde/ Helme/ und anders/ gnugsam zu erkennen geben/ daß obgedachte drey Göttinnen damit verstanden werden.

Drey Gratien im Ersten Theil. Es sind aber die drey Gratien oder Huld-Göttinnen von den Poeten also benennet worden:

Welche nach einer vortrefflich antichen Statua/ aus Marmorstein/ von mir abgezeichnet worden/ und im Ersten Buch von der Scultura in Plat. Q. zu ersehen sind.

Bey den Romanern wurde eine Göttin 2. Rumilia/ Göttin der Kinder-Erziehung. Rumilia genannt/ welche die Obsicht hatte auf Erziehung der kleinen Kinder. Diesen Namen bekame sie von den Brüsten/ so die Alten Kuma genennet. Wann man ihr opferte/ so wurde/ wie Plutarchus in Romulo erzehlet/ Milch vergossen. In den Medaglien/ und zwar insonderheit auf der andern Seiten der Faustinae ihrer/ sihet man diese Göttin/ neben zweyen Kindern an der Brust/ mit der Göttin Juno Lucina/ gepreget stehen. Diese gegenwärtige aber ist/ nur mit einem Kind an ihren entblösten Brüsten/ zu ersehen/ welches ich aus einem antichen Carniol nachgebildet.

Die Horae oder Stunden/ sind/ wie die 3. Eine von den Horis. Poeten gedichtet/ zu Verwahrung der Himmelspforte verordnet/ welche zuweilen einen dicken Nebel dafür/ zuweilen auch schöne und heitere Lufft machen müssen. Dieses Bild ist aus einem alten Niccolo abgezeichnet/ und hiehero gesetzet worden: Homerus schreibt hiervon also:

[Spaltenumbruch] Grata Thalia tamen geminae con-
versa sorori,

Implicat alterne brachia blanda
soror.

Euphrosynen dextra stupeo, Aglai-
amque
sinistra

Miror, & implicitis brachia ne-
xa modis.

Jupiter est genitor, peperit de se-
mine coeli

Eunomia, & Veneris turba mi
nistra fuit.

Inde alitur nudus placida sub ma-
tre Cupido;

Inde voluptates, inde alimen-
ta Dei.

Das ist:

Nackend sind die Huld-Göttinnen/ weiß
wie glatter Marmelstein/

Die Columna hält sie auf in dem
heilgen Zimmer-Reyhen.

All drey haben eine Mine/ wie dann soll
bey Schwestern seyn.

Drey in einem Alter sind/ einerley Gestalt
in dreyen.

Die Thalia/ die sich wendet zu dem hol-
den Schwestern-Paar/

leget um die Achseln her beyden ihren
Schnee der Hände.

Euphrosynen stellt die Rechte und die
Linck' Aglaiam dar/

mehr als Wunder-würdig ist ihrer Hände
Wickel-Wende.

Jupiter ist rechter Vatter/ Eunomia
Mutter ist/

Venus und ihr Haus-Gesind haben zur
Geburth gedienet.

Daher kommt es/ daß Cupido seine
Mutter nackend grüst/

daher Freud- und Speisen-reich stets die
Götter-Tafel grünet.

Es werden auch diese drey Gratien von Claudiano in folgenden Zeilen beschrieben:

Stant aliae juxta famulae, triplexque
vicissim

Nexa sub ingenti requiescit Gratia
quercu.

Als Mägde stehn alda die Holden
Gratien/

bey einem Eichenbaum/ verknüpfet an-
zusehn.

[Spaltenumbruch]

Sind hier Pallas/ Juno/ Venus. Diß Orts sind unter den Gratien die drey Göttinnen Pallas/ Juno/ und Venus vorgestellet: welche die vornehmsten Stücke eines glückseeligen Lebens bedeuten/ nämlich Verstand/ Schönheit und Reichthum/ drey grosse Göttliche Gaben. Verstand/ Schönheit und Reichthum. Gleichermassen sind sie auch die drey höchste und Göttlichste Gaben/ und darum also zusammen gebunden/ weil sie voneinander nicht seyn/ und keine ohn die andere bestehen können. Die Weltweisen sagen: Daß das Gute und das Schöne einerley sey/ und der Weise allein den Reichthum besitze. Dahin zielet die Lehre Platonis/ und dieser Wunsch Socratis: Wunsch hiervon Socratis und Platonis. O Amice Pan, & alii omnes, qui locum hunc colitis, Dii! Date mihi, ut pulcher intus efficiar, & quaecunque extrinsecus habeo, intrinsecis sint amica. Divitem autem, Sapientem solùm existimem. Welches/ so viel sagen will: O Mein Freund Pan/ und Ihr andere Götter ingesamt/ so diesen Ort alhier bewohnen! verschaffet doch/ daß ich inwendig in meinem Gemüte schön werde/ und mein äusseres mit dem Innern sich wol begehe: Denn ein weiser Mann/ ist allein für reich und glückseelig zu achten. Diese Bilder sind von einem Agath nachgezeichnet/ deren Haupt-Zierde/ Helme/ und anders/ gnugsam zu erkennen geben/ daß obgedachte drey Göttinnen damit verstanden werden.

Drey Gratien im Ersten Theil. Es sind aber die drey Gratien oder Huld-Göttinnen von den Poeten also benennet worden:

Welche nach einer vortrefflich antichen Statua/ aus Marmorstein/ von mir abgezeichnet worden/ und im Ersten Buch von der Scultura in Plat. Q. zu ersehen sind.

Bey den Romanern wurde eine Göttin 2. Rumilia/ Göttin der Kinder-Erziehung. Rumilia genannt/ welche die Obsicht hatte auf Erziehung der kleinen Kinder. Diesen Namen bekame sie von den Brüsten/ so die Alten Kuma genennet. Wann man ihr opferte/ so wurde/ wie Plutarchus in Romulo erzehlet/ Milch vergossen. In den Medaglien/ und zwar insonderheit auf der andern Seiten der Faustinae ihrer/ sihet man diese Göttin/ neben zweyen Kindern an der Brust/ mit der Göttin Juno Lucina/ gepreget stehen. Diese gegenwärtige aber ist/ nur mit einem Kind an ihren entblösten Brüsten/ zu ersehen/ welches ich aus einem antichen Carniol nachgebildet.

Die Horae oder Stunden/ sind/ wie die 3. Eine von den Horis. Poeten gedichtet/ zu Verwahrung der Himmelspforte verordnet/ welche zuweilen einen dicken Nebel dafür/ zuweilen auch schöne und heitere Lufft machen müssen. Dieses Bild ist aus einem alten Niccolo abgezeichnet/ und hiehero gesetzet worden: Homerus schreibt hiervon also:

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 194/0292] Grata Thalia tamen geminae con- versa sorori, Implicat alterne brachia blanda soror. Euphrosynen dextra stupeo, Aglai- amque sinistra Miror, & implicitis brachia ne- xa modis. Jupiter est genitor, peperit de se- mine coeli Eunomia, & Veneris turba mi nistra fuit. Inde alitur nudus placida sub ma- tre Cupido; Inde voluptates, inde alimen- ta Dei. Das ist: Nackend sind die Huld-Göttinnen/ weiß wie glatter Marmelstein/ Die Columna hält sie auf in dem heilgen Zimmer-Reyhen. All drey haben eine Mine/ wie dann soll bey Schwestern seyn. Drey in einem Alter sind/ einerley Gestalt in dreyen. Die Thalia/ die sich wendet zu dem hol- den Schwestern-Paar/ leget um die Achseln her beyden ihren Schnee der Hände. Euphrosynen stellt die Rechte und die Linck' Aglaiam dar/ mehr als Wunder-würdig ist ihrer Hände Wickel-Wende. Jupiter ist rechter Vatter/ Eunomia Mutter ist/ Venus und ihr Haus-Gesind haben zur Geburth gedienet. Daher kommt es/ daß Cupido seine Mutter nackend grüst/ daher Freud- und Speisen-reich stets die Götter-Tafel grünet. Es werden auch diese drey Gratien von Claudiano in folgenden Zeilen beschrieben: Stant aliae juxta famulae, triplexque vicissim Nexa sub ingenti requiescit Gratia quercu. Als Mägde stehn alda die Holden Gratien/ bey einem Eichenbaum/ verknüpfet an- zusehn. Diß Orts sind unter den Gratien die drey Göttinnen Pallas/ Juno/ und Venus vorgestellet: welche die vornehmsten Stücke eines glückseeligen Lebens bedeuten/ nämlich Verstand/ Schönheit und Reichthum. Gleichermassen sind sie auch die drey höchste und Göttlichste Gaben/ und darum also zusammen gebunden/ weil sie voneinander nicht seyn/ und keine ohn die andere bestehen können. Die Weltweisen sagen: Daß das Gute und das Schöne einerley sey/ und der Weise allein den Reichthum besitze. Dahin zielet die Lehre Platonis/ und dieser Wunsch Socratis: O Amice Pan, & alii omnes, qui locum hunc colitis, Dii! Date mihi, ut pulcher intus efficiar, & quaecunque extrinsecus habeo, intrinsecis sint amica. Divitem autem, Sapientem solùm existimem. Welches/ so viel sagen will: O Mein Freund Pan/ und Ihr andere Götter ingesamt/ so diesen Ort alhier bewohnen! verschaffet doch/ daß ich inwendig in meinem Gemüte schön werde/ und mein äusseres mit dem Innern sich wol begehe: Denn ein weiser Mann/ ist allein für reich und glückseelig zu achten. Diese Bilder sind von einem Agath nachgezeichnet/ deren Haupt-Zierde/ Helme/ und anders/ gnugsam zu erkennen geben/ daß obgedachte drey Göttinnen damit verstanden werden. Sind hier Pallas/ Juno/ Venus. Verstand/ Schönheit und Reichthum/ drey grosse Göttliche Gaben. Wunsch hiervon Socratis und Platonis. Es sind aber die drey Gratien oder Huld-Göttinnen von den Poeten also benennet worden: Drey Gratien im Ersten Theil. Euphrosyne, tres sunt Charites, Aglaia, Thalia. Welche nach einer vortrefflich antichen Statua/ aus Marmorstein/ von mir abgezeichnet worden/ und im Ersten Buch von der Scultura in Plat. Q. zu ersehen sind. Bey den Romanern wurde eine Göttin Rumilia genannt/ welche die Obsicht hatte auf Erziehung der kleinen Kinder. Diesen Namen bekame sie von den Brüsten/ so die Alten Kuma genennet. Wann man ihr opferte/ so wurde/ wie Plutarchus in Romulo erzehlet/ Milch vergossen. In den Medaglien/ und zwar insonderheit auf der andern Seiten der Faustinae ihrer/ sihet man diese Göttin/ neben zweyen Kindern an der Brust/ mit der Göttin Juno Lucina/ gepreget stehen. Diese gegenwärtige aber ist/ nur mit einem Kind an ihren entblösten Brüsten/ zu ersehen/ welches ich aus einem antichen Carniol nachgebildet. 2. Rumilia/ Göttin der Kinder-Erziehung.Die Horae oder Stunden/ sind/ wie die Poeten gedichtet/ zu Verwahrung der Himmelspforte verordnet/ welche zuweilen einen dicken Nebel dafür/ zuweilen auch schöne und heitere Lufft machen müssen. Dieses Bild ist aus einem alten Niccolo abgezeichnet/ und hiehero gesetzet worden: Homerus schreibt hiervon also: 3. Eine von den Horis.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/292>, abgerufen am 12.05.2024.