Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
vielmehr verbirgt sie sich dort hinter
jene Weiden/

und hat doch gern/ daß ich sie sehen soll
bey Zeiten.

Ihrer zween/ so mit Pfeilen aufeinander zielen/ bekräfftigen die angefangene Liebe/ gleich als wollten sie dieselbe in das Hertz pflantzen. Diese spielen deßwegen miteinander/ damit das Liebes-Feuer in ihnen anfange zu glimmen; jene aber werffen oder schiessen aufeinander/ damit nicht etwan die angefangene Liebes-Glut erlöschen möge. Auf der andern Seiten sitzt ein Haase unter den Aepfel-Bäumen/ welcher die herunterfallende Aepffel theils auffrisset/ theils auch angebissen liegen lässet: Diesen jagen und erschrecken sie/ einer mit Zusammschlagung der Hände/ der andere durch sein Geschrey/ noch ein anderer klopfft auf seinen Rock; diese fliegen oben hin/ und ruffen dem Wilde zu/ jene folgen zu Fuß seinen Fußstapffen nach; einer lässet sich herab/ das Wild zu erhaschen/ welches sich aber schon anders wohin gekehret; ein anderer tappet dem Haasen nach den Beinen/ der ihme aber plötzlich entwischet ist. Dannenhero sie lachen und niederfallen/ einer auf die Seiten/ theils vor/ die andern hinter sich/ und geben also durch mancherley Geberden ihre Fehler zu verstehen: keiner aber schicket ihm einigen Pfeil nach/ sondern jedweder trachtet ihn lebendig zu fangen/ und der Göttin Venus aufzuopffern. Der Haas kommt mit der Venus ziemlich überein. Dann man schreibet von dem Haasen/ daß er der Venus sehr nahe verwandt sey: Sintemal man sagt/ es pflege das Weiblein ihre Jungen zwar zu säugen/ und doch darneben auch von neuem wieder zu empfahen/ und fruchtbar zu werden/ also daß es niemals nach der Geburt einige Ruhe habe; welches auch Plinius/ der berühmte Naturkündiger/ bekräfftiget/ und meldet anbey/ es sey unter ihnen kein Unterschied deß Geschlechts/ sondern sie seyen alle Männlein und Weiblein zugleich.

Hasenfleisch essen/ soll schön machen. Eben dieser Plinius schreibet auch im 29 Buch/ man halte ins gemein darfür/ daß/ wann man sieben Tage nacheinander Haasen esse/ der Leib darvon schön zu werden pflege/ welches zwar ein lächerlicher Schertz ist/ der aber doch nicht gar ohne Ursach seyn muß. Hieher gehört auch der bey dem Martialis im V Buch auf die Gellia gerichteter Schertz/ dieses ohngefehren Innhalts:

Si quando leporem mittis mihi, Gel-
lia
, dicis,

Formosus septem, Marce , diebus
eris.

Si non derides, si verum, lux mea,
narras,

Edisti nunquam, Gellia, tu lepo-
rem.

[Spaltenumbruch]
Du sagest/ Gellia/ beym Haasen-überschi-
cken/

es werd' auf sieben Tag mein Antlitz schö-
ner blicken.

Wann wahr ist was du sagst/ so schwör
ich frey darbey/

daß nie von dir ein Haas verzehret wor-
den sey.

Lampridius meldet/ es habe ein Poet auf Alexandrum Severum/ weil er täglich Haasenfleisch gessen/ dergestalt gescherzet:

Pulcrum quod vides esse nostrum
regem,

Quem Syrum sua detulit propago:
Venatus facit, & lepus comesus,
Ex quo continuum capit leporem.
Daß unser König schön/ das ist dem Haa-
sen-essen/

und der bemühten Jagt alleine beyzumes-
sen.

Philostratus schreibet ferner: Es haben die Läppische Liebhaber darfür gehalten/ es stecke in dem Haasen eine gewisse Reitzung zur Liebe verborgen/ wordurch man mit Gewalt zu dergleichen Lust gezogen werde: Dieses aber mag für böse Buben seyn/ die der Gegenliebe unwürdig. Solche sehr schöne Beschreibung der Liebe aus dem Philostrato haben wir allhier anführen wollen/ um dardurch zu zeigen/ daß viel Amores seyen/ und zwar lauter Knäblein/ von nackender Gestalt/ mit gelb-krausen Haaren/ und buntfärbigen Flügeln/ die unterweilen mit brennender Fackel/ bisweilen auch ohne Fackel/ zu Zeiten mit einem Bogen/ Köcher und Pfeilen bewaffnet/ auch wol ohne alle Waffen gebildet werden. Dannenhero Silius Italicus/ wann er im VII Buche die Liebes-Kinder/ so die Venus begleitet/ als sie dem Urtheil deß Paris nachreiste/ beschreibet/ sie dergestalt abgebildet:

Wagen der Venus. Tum matris currus niveos agita-
bat olores

Tempora sollicitus litis servasse
Cupido.

Parvulus ex humero coritus, & au-
reus arcus

Fulgebat, nutuque vetans trepidare
parentem,

Monstrabat gravidam telis se ferre
pharetram.

Ast alius nivea comebat fronte ca-
pillos

Purpureos, alius vestis religabat
amictus.

[Spaltenumbruch]
vielmehr verbirgt sie sich dort hinter
jene Weiden/

und hat doch gern/ daß ich sie sehen soll
bey Zeiten.

Ihrer zween/ so mit Pfeilen aufeinander zielen/ bekräfftigen die angefangene Liebe/ gleich als wollten sie dieselbe in das Hertz pflantzen. Diese spielen deßwegen miteinander/ damit das Liebes-Feuer in ihnen anfange zu glimmen; jene aber werffen oder schiessen aufeinander/ damit nicht etwan die angefangene Liebes-Glut erlöschen möge. Auf der andern Seiten sitzt ein Haase unter den Aepfel-Bäumen/ welcher die herunterfallende Aepffel theils auffrisset/ theils auch angebissen liegen lässet: Diesen jagen und erschrecken sie/ einer mit Zusammschlagung der Hände/ der andere durch sein Geschrey/ noch ein anderer klopfft auf seinen Rock; diese fliegen oben hin/ und ruffen dem Wilde zu/ jene folgen zu Fuß seinen Fußstapffen nach; einer lässet sich herab/ das Wild zu erhaschen/ welches sich aber schon anders wohin gekehret; ein anderer tappet dem Haasen nach den Beinen/ der ihme aber plötzlich entwischet ist. Dannenhero sie lachen und niederfallen/ einer auf die Seiten/ theils vor/ die andern hinter sich/ und geben also durch mancherley Geberden ihre Fehler zu verstehen: keiner aber schicket ihm einigen Pfeil nach/ sondern jedweder trachtet ihn lebendig zu fangen/ und der Göttin Venus aufzuopffern. Der Haas kommt mit der Venus ziemlich überein. Dann man schreibet von dem Haasen/ daß er der Venus sehr nahe verwandt sey: Sintemal man sagt/ es pflege das Weiblein ihre Jungen zwar zu säugen/ und doch darneben auch von neuem wieder zu empfahen/ und fruchtbar zu werden/ also daß es niemals nach der Geburt einige Ruhe habe; welches auch Plinius/ der berühmte Naturkündiger/ bekräfftiget/ und meldet anbey/ es sey unter ihnen kein Unterschied deß Geschlechts/ sondern sie seyen alle Männlein und Weiblein zugleich.

Hasenfleisch essen/ soll schön machen. Eben dieser Plinius schreibet auch im 29 Buch/ man halte ins gemein darfür/ daß/ wann man sieben Tage nacheinander Haasen esse/ der Leib darvon schön zu werden pflege/ welches zwar ein lächerlicher Schertz ist/ der aber doch nicht gar ohne Ursach seyn muß. Hieher gehört auch der bey dem Martialis im V Buch auf die Gellia gerichteter Schertz/ dieses ohngefehren Innhalts:

Si quando leporem mittis mihi, Gel-
lia
, dicis,

Formosus septem, Marce , diebus
eris.

Si non derides, si verum, lux mea,
narras,

Edisti nunquam, Gellia, tu lepo-
rem.

[Spaltenumbruch]
Du sagest/ Gellia/ beym Haasen-überschi-
cken/

es werd’ auf sieben Tag mein Antlitz schö-
ner blicken.

Wann wahr ist was du sagst/ so schwör
ich frey darbey/

daß nie von dir ein Haas verzehret wor-
den sey.

Lampridius meldet/ es habe ein Poet auf Alexandrum Severum/ weil er täglich Haasenfleisch gessen/ dergestalt gescherzet:

Pulcrum quod vides esse nostrum
regem,

Quem Syrum sua detulit propago:
Venatus facit, & lepus comesus,
Ex quo continuum capit leporem.
Daß unser König schön/ das ist dem Haa-
sen-essen/

und der bemühten Jagt alleine beyzumes-
sen.

Philostratus schreibet ferner: Es haben die Läppische Liebhaber darfür gehalten/ es stecke in dem Haasen eine gewisse Reitzung zur Liebe verborgen/ wordurch man mit Gewalt zu dergleichen Lust gezogen werde: Dieses aber mag für böse Buben seyn/ die der Gegenliebe unwürdig. Solche sehr schöne Beschreibung der Liebe aus dem Philostrato haben wir allhier anführen wollen/ um dardurch zu zeigen/ daß viel Amores seyen/ und zwar lauter Knäblein/ von nackender Gestalt/ mit gelb-krausen Haaren/ und buntfärbigen Flügeln/ die unterweilen mit brennender Fackel/ bisweilen auch ohne Fackel/ zu Zeiten mit einem Bogen/ Köcher und Pfeilen bewaffnet/ auch wol ohne alle Waffen gebildet werden. Dannenhero Silius Italicus/ wann er im VII Buche die Liebes-Kinder/ so die Venus begleitet/ als sie dem Urtheil deß Paris nachreiste/ beschreibet/ sie dergestalt abgebildet:

Wagen der Venus. Tum matris currus niveos agita-
bat olores

Tempora sollicitus litis servasse
Cupido.

Parvulus ex humero coritus, & au-
reus arcus

Fulgebat, nutuque vetans trepidare
parentem,

Monstrabat gravidam telis se ferre
pharetram.

Ast alius nivea comebat fronte ca-
pillos

Purpureos, alius vestis religabat
amictus.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1535.1">
          <pb facs="#f0267" xml:id="pb-1540" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 175"/>
          <cb/>
          <lg>
            <l>vielmehr verbirgt sie sich dort hinter<lb/>
jene Weiden/</l><lb/>
            <l>und hat doch gern/ daß ich sie sehen soll<lb/>
bey Zeiten.</l><lb/>
          </lg>
          <p>Ihrer zween/ so mit Pfeilen aufeinander zielen/ bekräfftigen die angefangene Liebe/ gleich als wollten sie dieselbe in das Hertz pflantzen. Diese spielen deßwegen miteinander/ damit das Liebes-Feuer in ihnen anfange zu glimmen; jene aber werffen oder schiessen aufeinander/ damit nicht etwan die angefangene Liebes-Glut erlöschen möge. Auf der andern Seiten sitzt ein Haase unter den Aepfel-Bäumen/ welcher die herunterfallende Aepffel theils auffrisset/ theils auch angebissen liegen lässet: Diesen jagen und erschrecken sie/ einer mit Zusammschlagung der Hände/ der andere durch sein Geschrey/ noch ein anderer klopfft auf seinen Rock; diese fliegen oben hin/ und ruffen dem Wilde zu/ jene folgen zu Fuß seinen Fußstapffen nach; einer lässet sich herab/ das Wild zu erhaschen/ welches sich aber schon anders wohin gekehret; ein anderer tappet dem Haasen nach den Beinen/ der ihme aber plötzlich entwischet ist. Dannenhero sie lachen und niederfallen/ einer auf die Seiten/ theils vor/ die andern hinter sich/ und geben also durch mancherley Geberden ihre Fehler zu verstehen: keiner aber schicket ihm einigen Pfeil nach/ sondern jedweder trachtet ihn lebendig zu fangen/ und der Göttin <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> aufzuopffern. <note xml:id="n1540.1" place="right">Der Haas kommt mit der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> ziemlich überein.</note> Dann man schreibet von dem Haasen/ daß er der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> sehr nahe verwandt sey: Sintemal man sagt/ es pflege das Weiblein ihre Jungen zwar zu säugen/ und doch darneben auch von neuem wieder zu empfahen/ und fruchtbar zu werden/ also daß es niemals nach der Geburt einige Ruhe habe; welches auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinius</persName>/ der berühmte Naturkündiger/ bekräfftiget/ und meldet anbey/ es sey unter ihnen kein Unterschied deß Geschlechts/ sondern sie seyen alle Männlein und Weiblein zugleich.</p>
          <p xml:id="p1540.1"><note place="right">Hasenfleisch essen/ soll schön machen.</note> Eben dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinius</persName> schreibet auch im <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1348">29 Buch</ref></bibl>/ man halte ins gemein darfür/ daß/ wann man sieben Tage nacheinander Haasen esse/ der Leib darvon schön zu werden pflege/ welches zwar ein lächerlicher Schertz ist/ der aber doch nicht gar ohne Ursach seyn muß. Hieher gehört auch der bey dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1378 http://d-nb.info/gnd/11857826X http://viaf.org/viaf/8099277">Martialis</persName> im <hi rendition="#aq">V</hi> Buch auf die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3728">Gellia</persName> gerichteter Schertz/ dieses ohngefehren Innhalts:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Si quando leporem mittis mihi, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3728">Gel-<lb/>
lia</persName>, dicis,</l><lb/>
            <l>Formosus septem, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Marce</persName> , diebus<lb/>
eris.</l><lb/>
            <l>Si non derides, si verum, lux mea,<lb/>
narras,</l><lb/>
            <l>Edisti nunquam, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3728">Gellia</persName>, tu lepo-<lb/>
rem.</l><lb/>
          </lg>
          <cb/>
          <lg>
            <l>Du sagest/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3728">Gellia</persName>/ beym Haasen-überschi-<lb/>
cken/</l><lb/>
            <l>es werd&#x2019; auf sieben Tag mein Antlitz schö-<lb/>
ner blicken.</l><lb/>
            <l>Wann wahr ist was du sagst/ so schwör<lb/>
ich frey darbey/</l><lb/>
            <l>daß nie von dir ein Haas verzehret wor-<lb/>
den sey.</l><lb/>
          </lg>
          <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-915 http://d-nb.info/gnd/119353083 http://viaf.org/viaf/30344893">Lampridius</persName> meldet/ es habe ein Poet auf <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-764 http://d-nb.info/gnd/11861357X http://viaf.org/viaf/50018342">Alexandrum Severum</persName>/ weil er täglich Haasenfleisch gessen/ dergestalt gescherzet:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Pulcrum quod vides esse nostrum<lb/>
regem,</l><lb/>
            <l>Quem Syrum sua detulit propago:</l><lb/>
            <l>Venatus facit, &amp; lepus comesus,</l><lb/>
            <l>Ex quo continuum capit leporem.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Daß unser König schön/ das ist dem Haa-<lb/>
sen-essen/</l><lb/>
            <l>und der bemühten Jagt alleine beyzumes-<lb/>
sen.</l><lb/>
          </lg>
          <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1917 http://d-nb.info/gnd/118594044 http://viaf.org/viaf/89765385">Philostratus</persName> schreibet ferner: Es haben die Läppische Liebhaber darfür gehalten/ es stecke in dem Haasen eine gewisse Reitzung zur Liebe verborgen/ wordurch man mit Gewalt zu dergleichen Lust gezogen werde: Dieses aber mag für böse Buben seyn/ die der Gegenliebe unwürdig. Solche sehr schöne Beschreibung der Liebe aus dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1917 http://d-nb.info/gnd/118594044 http://viaf.org/viaf/89765385">Philostrato</persName> haben <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> allhier anführen wollen/ um dardurch zu zeigen/ daß viel Amores seyen/ und zwar lauter Knäblein/ von nackender Gestalt/ mit gelb-krausen Haaren/ und buntfärbigen Flügeln/ die unterweilen mit brennender Fackel/ bisweilen auch ohne Fackel/ zu Zeiten mit einem Bogen/ Köcher und Pfeilen bewaffnet/ auch wol ohne alle Waffen gebildet werden. Dannenhero <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1928 http://d-nb.info/gnd/118614347 http://viaf.org/viaf/27071645">Silius Italicus</persName>/ wann er im <hi rendition="#aq">VII</hi> Buche die Liebes-Kinder/ so die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> begleitet/ als sie dem Urtheil deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-514 http://d-nb.info/gnd/118739301 http://viaf.org/viaf/807597">Paris</persName> nachreiste/ beschreibet/ sie dergestalt abgebildet:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <note xml:id="n1540.2" xml:lang="de" place="right">Wagen der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>.</note>
            <l>Tum matris currus niveos agita-<lb/>
bat olores</l><lb/>
            <l>Tempora sollicitus litis servasse<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName>.</l><lb/>
            <l>Parvulus ex humero coritus, &amp; au-<lb/>
reus arcus</l><lb/>
            <l>Fulgebat, <reg>nutuque</reg> vetans trepidare<lb/>
parentem,</l><lb/>
            <l>Monstrabat gravidam telis se ferre<lb/>
pharetram.</l><lb/>
            <l>Ast alius nivea comebat fronte ca-<lb/>
pillos</l><lb/>
            <l>Purpureos, alius vestis religabat<lb/>
amictus.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 175/0267] vielmehr verbirgt sie sich dort hinter jene Weiden/ und hat doch gern/ daß ich sie sehen soll bey Zeiten. Ihrer zween/ so mit Pfeilen aufeinander zielen/ bekräfftigen die angefangene Liebe/ gleich als wollten sie dieselbe in das Hertz pflantzen. Diese spielen deßwegen miteinander/ damit das Liebes-Feuer in ihnen anfange zu glimmen; jene aber werffen oder schiessen aufeinander/ damit nicht etwan die angefangene Liebes-Glut erlöschen möge. Auf der andern Seiten sitzt ein Haase unter den Aepfel-Bäumen/ welcher die herunterfallende Aepffel theils auffrisset/ theils auch angebissen liegen lässet: Diesen jagen und erschrecken sie/ einer mit Zusammschlagung der Hände/ der andere durch sein Geschrey/ noch ein anderer klopfft auf seinen Rock; diese fliegen oben hin/ und ruffen dem Wilde zu/ jene folgen zu Fuß seinen Fußstapffen nach; einer lässet sich herab/ das Wild zu erhaschen/ welches sich aber schon anders wohin gekehret; ein anderer tappet dem Haasen nach den Beinen/ der ihme aber plötzlich entwischet ist. Dannenhero sie lachen und niederfallen/ einer auf die Seiten/ theils vor/ die andern hinter sich/ und geben also durch mancherley Geberden ihre Fehler zu verstehen: keiner aber schicket ihm einigen Pfeil nach/ sondern jedweder trachtet ihn lebendig zu fangen/ und der Göttin Venus aufzuopffern. Dann man schreibet von dem Haasen/ daß er der Venus sehr nahe verwandt sey: Sintemal man sagt/ es pflege das Weiblein ihre Jungen zwar zu säugen/ und doch darneben auch von neuem wieder zu empfahen/ und fruchtbar zu werden/ also daß es niemals nach der Geburt einige Ruhe habe; welches auch Plinius/ der berühmte Naturkündiger/ bekräfftiget/ und meldet anbey/ es sey unter ihnen kein Unterschied deß Geschlechts/ sondern sie seyen alle Männlein und Weiblein zugleich. Der Haas kommt mit der Venus ziemlich überein. Eben dieser Plinius schreibet auch im 29 Buch/ man halte ins gemein darfür/ daß/ wann man sieben Tage nacheinander Haasen esse/ der Leib darvon schön zu werden pflege/ welches zwar ein lächerlicher Schertz ist/ der aber doch nicht gar ohne Ursach seyn muß. Hieher gehört auch der bey dem Martialis im V Buch auf die Gellia gerichteter Schertz/ dieses ohngefehren Innhalts: Hasenfleisch essen/ soll schön machen.Si quando leporem mittis mihi, Gel- lia, dicis, Formosus septem, Marce , diebus eris. Si non derides, si verum, lux mea, narras, Edisti nunquam, Gellia, tu lepo- rem. Du sagest/ Gellia/ beym Haasen-überschi- cken/ es werd’ auf sieben Tag mein Antlitz schö- ner blicken. Wann wahr ist was du sagst/ so schwör ich frey darbey/ daß nie von dir ein Haas verzehret wor- den sey. Lampridius meldet/ es habe ein Poet auf Alexandrum Severum/ weil er täglich Haasenfleisch gessen/ dergestalt gescherzet: Pulcrum quod vides esse nostrum regem, Quem Syrum sua detulit propago: Venatus facit, & lepus comesus, Ex quo continuum capit leporem. Daß unser König schön/ das ist dem Haa- sen-essen/ und der bemühten Jagt alleine beyzumes- sen. Philostratus schreibet ferner: Es haben die Läppische Liebhaber darfür gehalten/ es stecke in dem Haasen eine gewisse Reitzung zur Liebe verborgen/ wordurch man mit Gewalt zu dergleichen Lust gezogen werde: Dieses aber mag für böse Buben seyn/ die der Gegenliebe unwürdig. Solche sehr schöne Beschreibung der Liebe aus dem Philostrato haben wir allhier anführen wollen/ um dardurch zu zeigen/ daß viel Amores seyen/ und zwar lauter Knäblein/ von nackender Gestalt/ mit gelb-krausen Haaren/ und buntfärbigen Flügeln/ die unterweilen mit brennender Fackel/ bisweilen auch ohne Fackel/ zu Zeiten mit einem Bogen/ Köcher und Pfeilen bewaffnet/ auch wol ohne alle Waffen gebildet werden. Dannenhero Silius Italicus/ wann er im VII Buche die Liebes-Kinder/ so die Venus begleitet/ als sie dem Urtheil deß Paris nachreiste/ beschreibet/ sie dergestalt abgebildet: Tum matris currus niveos agita- bat olores Tempora sollicitus litis servasse Cupido. Parvulus ex humero coritus, & au- reus arcus Fulgebat, nutuque vetans trepidare parentem, Monstrabat gravidam telis se ferre pharetram. Ast alius nivea comebat fronte ca- pillos Purpureos, alius vestis religabat amictus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/267
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/267>, abgerufen am 11.05.2024.