Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch]
knirrscht mit dem Zahn/ und ächzt von Ovidius/ im II seiner Verwandlungs-Bücher/ eignet ihm/ verstehe dem Neid/ eine Weibs-Gestalt zu/ (welche die Griechen als einen Menschen ausbilden/ dieweil das Griechische Wörtlein Phthonos, wordurch dieses Unthier bedeutet wird/ generis Masculini ist) und beschreibet ihn dergestalt: Pallor in ore sedet, macies in corpo- re toto: Nusquam recta acies: rigent rubi- gine dentes: Pectora felle virent: lingua est suf- fusa veneno. Risus abest, nisi quem visi movere dolores: Nec fruitur somno, vigilantibus ex- cita curis; Sed videt ingratos, intabescitque videndo, Successus hominum carpitque, & car- pitur una, Suppliciumque suum est. Die Bleichheit sitzt am Mund/ die Ma- gerkeit am Leibe/ Er kan die Augen nie auf was Gewisses drehn. Die Zähnschaar starrt für Rost wie eine Eisen-Scheibe. Man sieht das Hertz voll Gall/ voll Gifft die Zunge stehn. Er lachet nie/ als wann ein finsters Un- glück wachet/ schläfft nie/ sieht keinen Danck/ dieß Se- hen ist ihm Pest/ [Spaltenumbruch] Er tadelt alles Thun/ und wird doch selbst verlachet/ Ist selbsten seine Straff/ wann er sich selbst nicht lässt. Eben dieser beschreibet kurtz vorher die Wohnbehausung deß Neides gleichsam mit seinen eigenen Farben/ indem er saget/ daß er sich daselbst vom Fleisch der Schlangen ernehre. Plutarchus hat ein weitläuffig Werck geschrieben vom Neid oder der Mißgunst: und der grosse Basilius / in einer zum Volck gehaltenen Wem die Neidische gleich seyen. Rede/ sagt unter andern/ die Neidische seyen denen Geyern gantz gleich; dann gleichwie diese/ wann sie über lustige Felder/ oder grüne Wiesen fliegen/ nirgend sich niederlassen/ ausser wo sie ein Aas ersehen/ worvon sie doch nur die verfaulten Stücke fressen/ und das frische Fleisch liegen lassen: also sehen auch die Neidische niemaln auf etwas/ das lobwürdig ist/ sondern geben nur Acht auf das jenige/ woran sie einige Gelegenheit finden/ es zu tadeln. Momus. Von dieser Gattung solle Momus gewesen seyn/ der zwar unter die Götter gezehlet/ und von dem Hesiodus in Theogon. ein Sohn der Nacht und deß Schlaffs genennet wird: dann dieser thäte nichts für sich/ sondern beschauete nur die Wercke der andern Götter/ und pflegte sie ohne Scheu zu tadeln. Dahero Aesopus von ihm geschrieben/ wie Aristoteles erzehlet/ er habe die Erschaffung deß Ochsen getadelt/ als dem die Hörner füglicher auf den Schuldern hätten sollen angesetzt werden/ als am Haupte/ damit er desto kräfftiger stossen könnte. Eben dieser Momus sagte auch von dem Menschen/ wie Lucianus im Hermotimo meldet/ es habe Vulcanus gewaltig gefehlet/ daß er dem Menschen nicht ein Fenster vors Hertz gemacht/ damit man seine Gedancken sehen könnte. An der Venus hat er/ wie Philostratus saget/ nichts zu tadeln gefunden/ ausser daß ihre Pantoffeln/ wann sie darinnen einher trette/ allzu sehr knarreten. Deß Momus Bild. Seine Bildnus wird im IV Buch der Griechischen Epigrammatum beschrieben/ als eines magern/ ausgedorrten/ blassen Menschen/ der das Maul aufsperret/ auf die Erde nieder siehet/ darauf er mit einem in der Hand haltendem Stabe schläget; und solches vielleicht darum/ weil die Götter bey den Alten Kinder der Erden genennet wurden. Von diesem Momus sind diejenige/ welche der Art sind/ daß sie alles/ was ihnen nicht gefället/ zu tadeln pflegen/ Momi genennt worden; welches Laster ins gemein bey ihnen aus dem Neid entspringet/ welcher/ nach deß Euripides Aussage/ wie Aelianus erzehlet/ überaus traurig/ verkehrt und schamhafftig ist. Diese/ verstehe die Mißgunst/ bedeuteten die Alten unter dem Gedenckzeichen eines Aals; weil derselbe/ wie ebenfalls Aelianus schreibet/ von [Spaltenumbruch]
knirrscht mit dem Zahn/ und ächzt von Ovidius/ im II seiner Verwandlungs-Bücher/ eignet ihm/ verstehe dem Neid/ eine Weibs-Gestalt zu/ (welche die Griechen als einen Menschen ausbilden/ dieweil das Griechische Wörtlein Φϑόνος, wordurch dieses Unthier bedeutet wird/ generis Masculini ist) und beschreibet ihn dergestalt: Pallor in ore sedet, macies in corpo- re toto: Nusquam recta acies: rigent rubi- gine dentes: Pectora felle virent: lingua est suf- fusa veneno. Risus abest, nisi quem visi movêre dolores: Nec fruitur somno, vigilantibus ex- cita curis; Sed videt ingratos, intabescitque videndo, Successus hominum carpitque, & car- pitur una, Suppliciumque suum est. Die Bleichheit sitzt am Mund/ die Ma- gerkeit am Leibe/ Er kan die Augen nie auf was Gewisses drehn. Die Zähnschaar starrt für Rost wie eine Eisen-Scheibe. Man sieht das Hertz voll Gall/ voll Gifft die Zunge stehn. Er lachet nie/ als wann ein finsters Un- glück wachet/ schläfft nie/ sieht keinen Danck/ dieß Se- hen ist ihm Pest/ [Spaltenumbruch] Er tadelt alles Thun/ und wird doch selbst verlachet/ Ist selbsten seine Straff/ wann er sich selbst nicht lässt. Eben dieser beschreibet kurtz vorher die Wohnbehausung deß Neides gleichsam mit seinen eigenen Farben/ indem er saget/ daß er sich daselbst vom Fleisch der Schlangen ernehre. Plutarchus hat ein weitläuffig Werck geschrieben vom Neid oder der Mißgunst: und der grosse Basilius / in einer zum Volck gehaltenen Wem die Neidische gleich seyen. Rede/ sagt unter andern/ die Neidische seyen denen Geyern gantz gleich; dann gleichwie diese/ wann sie über lustige Felder/ oder grüne Wiesen fliegen/ nirgend sich niederlassen/ ausser wo sie ein Aas ersehen/ worvon sie doch nur die verfaulten Stücke fressen/ und das frische Fleisch liegen lassen: also sehen auch die Neidische niemaln auf etwas/ das lobwürdig ist/ sondern geben nur Acht auf das jenige/ woran sie einige Gelegenheit finden/ es zu tadeln. Momus. Von dieser Gattung solle Momus gewesen seyn/ der zwar unter die Götter gezehlet/ und von dem Hesiodus in Theogon. ein Sohn der Nacht und deß Schlaffs genennet wird: dann dieser thäte nichts für sich/ sondern beschauete nur die Wercke der andern Götter/ und pflegte sie ohne Scheu zu tadeln. Dahero Aesopus von ihm geschrieben/ wie Aristoteles erzehlet/ er habe die Erschaffung deß Ochsen getadelt/ als dem die Hörner füglicher auf den Schuldern hätten sollen angesetzt werden/ als am Haupte/ damit er desto kräfftiger stossen könnte. Eben dieser Momus sagte auch von dem Menschen/ wie Lucianus im Hermotimo meldet/ es habe Vulcanus gewaltig gefehlet/ daß er dem Menschen nicht ein Fenster vors Hertz gemacht/ damit man seine Gedancken sehen könnte. An der Venus hat er/ wie Philostratus saget/ nichts zu tadeln gefunden/ ausser daß ihre Pantoffeln/ wann sie darinnen einher trette/ allzu sehr knarreten. Deß Momus Bild. Seine Bildnus wird im IV Buch der Griechischen Epigrammatum beschrieben/ als eines magern/ ausgedorrten/ blassen Menschen/ der das Maul aufsperret/ auf die Erde nieder siehet/ darauf er mit einem in der Hand haltendem Stabe schläget; und solches vielleicht darum/ weil die Götter bey den Alten Kinder der Erden genennet wurden. Von diesem Momus sind diejenige/ welche der Art sind/ daß sie alles/ was ihnen nicht gefället/ zu tadeln pflegen/ Momi genennt worden; welches Laster ins gemein bey ihnen aus dem Neid entspringet/ welcher/ nach deß Euripides Aussage/ wie Aelianus erzehlet/ überaus traurig/ verkehrt und schamhafftig ist. Diese/ verstehe die Mißgunst/ bedeuteten die Alten unter dem Gedenckzeichen eines Aals; weil derselbe/ wie ebenfalls Aelianus schreibet/ von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="d1522.1"> <lg> <pb facs="#f0254" xml:id="pb-1529" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 166"/> <cb/> <l>knirrscht mit dem Zahn/ und ächzt von<lb/> Hertzen/</l><lb/> <l>schwitzt eiskalt/ wann uns was gelungen/</l><lb/> <l>speyt schwartzes Gifft von seiner Zungen.</l><lb/> <l>Die Bleichheit macht das Wangen-Paar/</l><lb/> <l>Die Dürre weist die Beine dar.</l><lb/> <l>Die Speiß ihm keine Freude schafft/</l><lb/> <l>noch auch der bäste Reben-Safft;</l><lb/> <l>und sollt ihm <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> zutrincken/</l><lb/> <l>und ihm zu Dienst der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-216 http://d-nb.info/gnd/119353008 http://viaf.org/viaf/77123599">Hebe</persName> wincken/</l><lb/> <l>und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1478 http://d-nb.info/gnd/118537520 http://viaf.org/viaf/3262256">Ganymedes</persName> Wein darstrecken/</l><lb/> <l>so wird es ihme doch nicht schmecken.</l><lb/> <l>Er schläfft und ruht zu keiner Zeit/</l><lb/> <l>die Glieder sind der Folter Beut/</l><lb/> <l>so daß er rasend werden kan/</l><lb/> <l>wann ihn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Erinnys</persName> zündet an.</l><lb/> <l>In ihm sitzt jener Höllen-Geyer/</l><lb/> <l>der ihme (denckt welch Ungeheuer!)</l><lb/> <l>Vernunfft und Sinnen ewig beisset/</l><lb/> <l>zerfetzet/ reisst und nicht zerreisset.</l><lb/> <l>Sein Hertz ist auf den Grund verwundt/</l><lb/> <l>so daß ihn machen kan gesund</l><lb/> <l>nicht die bewährte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-903 http://d-nb.info/gnd/11903588X http://viaf.org/viaf/54949175">Chirons</persName>-Hand</l><lb/> <l>nicht <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Phoebus</persName> und was ihm verwandt.</l><lb/> </lg> <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName>/ im II seiner Verwandlungs-Bücher/ eignet ihm/ verstehe dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3693">Neid</persName>/ eine Weibs-Gestalt zu/ (welche die Griechen als einen Menschen ausbilden/ dieweil das Griechische Wörtlein <foreign xml:lang="el">Φϑόνος</foreign>, wordurch dieses Unthier bedeutet wird/ <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="la">generis Masculini</foreign></hi> ist) und beschreibet ihn dergestalt:</p> <lg rendition="#aq" xml:lang="la"> <l>Pallor in ore sedet, macies in corpo-<lb/> re toto:</l><lb/> <l>Nusquam recta acies: rigent rubi-<lb/> gine dentes:</l><lb/> <l>Pectora felle virent: lingua est suf-<lb/> fusa veneno.</l><lb/> <l>Risus abest, nisi quem visi movêre<lb/> dolores:</l><lb/> <l>Nec fruitur somno, vigilantibus ex-<lb/> cita curis;</l><lb/> <l>Sed videt ingratos, <reg>intabescitque</reg><lb/> videndo,</l><lb/> <l>Successus hominum <reg>carpitque</reg>, & car-<lb/> pitur una,</l><lb/> <l><reg>Suppliciumque</reg> suum est.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Die Bleichheit sitzt am Mund/ die Ma-<lb/> gerkeit am Leibe/</l><lb/> <l>Er kan die Augen nie auf was Gewisses<lb/> drehn.</l><lb/> <l>Die Zähnschaar starrt für Rost wie eine<lb/> Eisen-Scheibe.</l><lb/> <l>Man sieht das Hertz voll Gall/ voll<lb/> Gifft die Zunge stehn.</l><lb/> <l>Er lachet nie/ als wann ein finsters Un-<lb/> glück wachet/</l><lb/> <l>schläfft nie/ sieht keinen Danck/ dieß Se-<lb/> hen ist ihm Pest/</l><lb/> <cb/> <l>Er tadelt alles Thun/ und wird doch selbst<lb/> verlachet/</l><lb/> <l>Ist selbsten seine Straff/ wann er sich<lb/> selbst nicht lässt.</l><lb/> </lg> <p>Eben dieser beschreibet kurtz vorher die Wohnbehausung deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3693">Neides</persName> gleichsam mit seinen eigenen Farben/ indem er saget/ daß er sich daselbst vom Fleisch der Schlangen ernehre. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName> hat ein weitläuffig Werck geschrieben vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3693">Neid</persName> oder der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3693">Mißgunst</persName>: und der grosse <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5482 http://d-nb.info/gnd/118637797 http://viaf.org/viaf/88967224">Basilius</persName> / in einer zum Volck gehaltenen <note xml:id="n1529.1" place="right">Wem die Neidische gleich seyen.</note> Rede/ sagt unter andern/ die Neidische seyen denen Geyern gantz gleich; 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Dahero <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1795 http://d-nb.info/gnd/118647180 http://viaf.org/viaf/101761945">Aesopus</persName> von ihm geschrieben/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-112 http://d-nb.info/gnd/118650130 http://viaf.org/viaf/7524651">Aristoteles</persName> erzehlet/ er habe die Erschaffung deß Ochsen getadelt/ als dem die Hörner füglicher auf den Schuldern hätten sollen angesetzt werden/ als am Haupte/ damit er desto kräfftiger stossen könnte. Eben dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-473 http://d-nb.info/gnd/119346842 http://viaf.org/viaf/37724636">Momus</persName> sagte auch von dem Menschen/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-119 http://d-nb.info/gnd/118575228 http://viaf.org/viaf/89552688">Lucianus</persName> im <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2450">Hermotimo</ref></bibl> meldet/ es habe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-143 http://d-nb.info/gnd/118770462 http://viaf.org/viaf/42633769">Vulcanus</persName> gewaltig gefehlet/ daß er dem Menschen nicht ein Fenster vors Hertz gemacht/ damit man seine Gedancken sehen könnte. 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Von diesem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-473 http://d-nb.info/gnd/119346842 http://viaf.org/viaf/37724636">Momus</persName> sind diejenige/ welche der Art sind/ daß sie alles/ was ihnen nicht gefället/ zu tadeln pflegen/ Momi genennt worden; welches Laster ins gemein bey ihnen aus dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3693">Neid</persName> entspringet/ welcher/ nach deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1737 http://d-nb.info/gnd/118531395 http://viaf.org/viaf/69066856">Euripides</persName> Aussage/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2035 http://d-nb.info/gnd/119160285 http://viaf.org/viaf/100219416">Aelianus</persName> erzehlet/ überaus traurig/ verkehrt und schamhafftig ist. Diese/ verstehe die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3693">Mißgunst</persName>/ bedeuteten die Alten unter dem Gedenckzeichen eines Aals; weil derselbe/ wie ebenfalls <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2035 http://d-nb.info/gnd/119160285 http://viaf.org/viaf/100219416">Aelianus</persName> schreibet/ von </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [TA 1680, Iconologia Deorum, S. 166/0254]
knirrscht mit dem Zahn/ und ächzt von
Hertzen/
schwitzt eiskalt/ wann uns was gelungen/
speyt schwartzes Gifft von seiner Zungen.
Die Bleichheit macht das Wangen-Paar/
Die Dürre weist die Beine dar.
Die Speiß ihm keine Freude schafft/
noch auch der bäste Reben-Safft;
und sollt ihm Jupiter zutrincken/
und ihm zu Dienst der Hebe wincken/
und Ganymedes Wein darstrecken/
so wird es ihme doch nicht schmecken.
Er schläfft und ruht zu keiner Zeit/
die Glieder sind der Folter Beut/
so daß er rasend werden kan/
wann ihn Erinnys zündet an.
In ihm sitzt jener Höllen-Geyer/
der ihme (denckt welch Ungeheuer!)
Vernunfft und Sinnen ewig beisset/
zerfetzet/ reisst und nicht zerreisset.
Sein Hertz ist auf den Grund verwundt/
so daß ihn machen kan gesund
nicht die bewährte Chirons-Hand
nicht Phoebus und was ihm verwandt.
Ovidius/ im II seiner Verwandlungs-Bücher/ eignet ihm/ verstehe dem Neid/ eine Weibs-Gestalt zu/ (welche die Griechen als einen Menschen ausbilden/ dieweil das Griechische Wörtlein Φϑόνος, wordurch dieses Unthier bedeutet wird/ generis Masculini ist) und beschreibet ihn dergestalt:
Pallor in ore sedet, macies in corpo-
re toto:
Nusquam recta acies: rigent rubi-
gine dentes:
Pectora felle virent: lingua est suf-
fusa veneno.
Risus abest, nisi quem visi movêre
dolores:
Nec fruitur somno, vigilantibus ex-
cita curis;
Sed videt ingratos, intabescitque
videndo,
Successus hominum carpitque, & car-
pitur una,
Suppliciumque suum est.
Die Bleichheit sitzt am Mund/ die Ma-
gerkeit am Leibe/
Er kan die Augen nie auf was Gewisses
drehn.
Die Zähnschaar starrt für Rost wie eine
Eisen-Scheibe.
Man sieht das Hertz voll Gall/ voll
Gifft die Zunge stehn.
Er lachet nie/ als wann ein finsters Un-
glück wachet/
schläfft nie/ sieht keinen Danck/ dieß Se-
hen ist ihm Pest/
Er tadelt alles Thun/ und wird doch selbst
verlachet/
Ist selbsten seine Straff/ wann er sich
selbst nicht lässt.
Eben dieser beschreibet kurtz vorher die Wohnbehausung deß Neides gleichsam mit seinen eigenen Farben/ indem er saget/ daß er sich daselbst vom Fleisch der Schlangen ernehre. Plutarchus hat ein weitläuffig Werck geschrieben vom Neid oder der Mißgunst: und der grosse Basilius / in einer zum Volck gehaltenen Rede/ sagt unter andern/ die Neidische seyen denen Geyern gantz gleich; dann gleichwie diese/ wann sie über lustige Felder/ oder grüne Wiesen fliegen/ nirgend sich niederlassen/ ausser wo sie ein Aas ersehen/ worvon sie doch nur die verfaulten Stücke fressen/ und das frische Fleisch liegen lassen: also sehen auch die Neidische niemaln auf etwas/ das lobwürdig ist/ sondern geben nur Acht auf das jenige/ woran sie einige Gelegenheit finden/ es zu tadeln.
Wem die Neidische gleich seyen. Von dieser Gattung solle Momus gewesen seyn/ der zwar unter die Götter gezehlet/ und von dem Hesiodus in Theogon. ein Sohn der Nacht und deß Schlaffs genennet wird: dann dieser thäte nichts für sich/ sondern beschauete nur die Wercke der andern Götter/ und pflegte sie ohne Scheu zu tadeln. Dahero Aesopus von ihm geschrieben/ wie Aristoteles erzehlet/ er habe die Erschaffung deß Ochsen getadelt/ als dem die Hörner füglicher auf den Schuldern hätten sollen angesetzt werden/ als am Haupte/ damit er desto kräfftiger stossen könnte. Eben dieser Momus sagte auch von dem Menschen/ wie Lucianus im Hermotimo meldet/ es habe Vulcanus gewaltig gefehlet/ daß er dem Menschen nicht ein Fenster vors Hertz gemacht/ damit man seine Gedancken sehen könnte. An der Venus hat er/ wie Philostratus saget/ nichts zu tadeln gefunden/ ausser daß ihre Pantoffeln/ wann sie darinnen einher trette/ allzu sehr knarreten.
Momus. Seine Bildnus wird im IV Buch der Griechischen Epigrammatum beschrieben/ als eines magern/ ausgedorrten/ blassen Menschen/ der das Maul aufsperret/ auf die Erde nieder siehet/ darauf er mit einem in der Hand haltendem Stabe schläget; und solches vielleicht darum/ weil die Götter bey den Alten Kinder der Erden genennet wurden. Von diesem Momus sind diejenige/ welche der Art sind/ daß sie alles/ was ihnen nicht gefället/ zu tadeln pflegen/ Momi genennt worden; welches Laster ins gemein bey ihnen aus dem Neid entspringet/ welcher/ nach deß Euripides Aussage/ wie Aelianus erzehlet/ überaus traurig/ verkehrt und schamhafftig ist. Diese/ verstehe die Mißgunst/ bedeuteten die Alten unter dem Gedenckzeichen eines Aals; weil derselbe/ wie ebenfalls Aelianus schreibet/ von
Deß Momus Bild.
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