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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] gehalten haben/ als welcher den Menschen gezeigt und gewiesen habe/ wie sie die Trauben von den Stöcken abschneiden/ und den Safft daraus pressen solten/ welcher nicht allein wol schmecken/ sondern auch denen/ so ihn mässig trincken würden/ zum Nutzen und der Gesundheit gedeyhen würde: gleichwie er im Gegentheil denen/ so ihn übermässig gebrauchen wolten/ den grösten Schaden zu verursachen pflegte: welches auch die Alten durch mancherley deß Bacchus Bildnussen vorgestellet; dann daß sie ihn nackend gebildet/ darmit haben sie uns lehren wollen/ daß der Wein und die Trunckenheit/ die vorher mit höchstem Fleiß verborgene Warheit offenbahre und an Tag bringe; dannenhero man im Sprichwort zu sagen pfleget/ die Warheit liege im Wein/ inmassen wir auch droben/ als wir vom Dreyfuß gehandelt/ erwehnt haben.

Warum der Bacchus kahlköpfig. Und was bedeutet doch auch eben desselben Statua anders/ wann sie einen alten Greissen vorstellet/ mit kahlen und von allen Haaren entblösstem Haupte/ als daß sie will zu verstehen geben/ daß der übermässige Gebrauch deß Weins das Alter beschleunige/ als in welchem die Menschen viel Wein zu trincken pflegen; dann die Ursach dem Alter zuzuschreiben/ weil nemlich alsdann die eingeschaffne Feuchtigkeit in uns vertrocknet/ die wir dann mit dem Weine zu ersetzen vermeinen/ aber vielfältig betrogen werden/ weil der Wein zwar dieselbe Wurtzelfeuchtigkeit/ aber nach seiner Krafft und Tugend so hitzig ist/ daß er einen weit grössern Theil der Feuchtigkeit wegnimmt/ als bringet oder giebet; welches Galenus gnugsam erweiset/ wann er von den starcken Wein-Säuffern redet/ daß sie den Durst nur mehr anzünden/ indem sie ihn zu löschen suchen.

Und dieweil der Wein erwärmet und erhitzet/ so pfleget deß Bacchus Bildnus gemeiniglich Comus ein Gott der Gastereyen. einen unbärtigen/ blühenden und frölichen Jüngling vorzustellen. Diesem ist Comus/ welchen man für den Gott der Gastereyen PLATTE R. gehalten/ sehr ähnlich; dann dessen Bildnus/ wie es vom Philostratus beschrieben wird/ eines jungen/ zarten und annoch minderjährigen Knabens Gestalt gehabt: Dieser stunde gemeiniglich vor der Thür der Brautkammer/ war vom Wein gantz roth im Gesicht/ als ob er glühete/ und weil er voll war/ schlief er stehend/ hatte das Angesicht vor sich nieder auf die Brust hängend/ daß man nichts vom Halse sehen konnte/ und mit dem lincken Arm steurete er sich auf einen Wurff-Spieß/ die Hand aber/ die er aufzuheben schiene/ sanck hinabwarts/ daher auch die Fackel/ die er in der rechten Hand hielte/ ihm/ als vom Schlaff ermüdeten/ daraus zu fallen schiene: Weil aber Comus/ sich für dem am Schinbein hangenden Feuer zu fürchten das Ansehen hatte/ als legte er das lincke Schinbein auf die rechte Seiten/ nahm die Fackel in die Lincke/ des[Spaltenumbruch] Feuers Dampf zu vermeiden/ und hub die Hand vom vor sich ligenden Knie ab. Der Saal/ und alle umliegende Oerter waren mit Blumen-Gebrauch der Alten. Blumen bestreuet; ja/ auch dieser GOtt selber war mit einem aus Blumen gewundnen Krantze gezieret/ dann die Blumen ein Freuden-Zeichen/ und eine Anzeigung zu seyn pflegten/ daß alle Sorgen beyseit gelegt worden; dannenhero die Alten solche in Gastereyen zu gebrauchen pflegten/ weil allda die Menschen sich frölich erzeigen/ und allen Sorgen Urlaub geben sollen: Ja sie umkräntzten mit denselben nicht allein ihre Häupter/ sondern auch die Gefässe/ woraus sie trancken; deßwegen die Blumen nicht allein dem Bacchus (wie kurtz vorher erwiesen) sondern auch dem Comus zugeeignet waren.

Wir wenden uns aber wieder zum Bacchus/ den wir als einen Jüngling/ und in frölicher und lieblicher Gestalt gebildet/ vorgestellet; dieweil die/ so den Wein mässig trincken/ ihre Gemühter ermuntern/ hurtiger und gesunder werden/ und auch im Verstande scharffsinniger Bacchus der Musen Haupt und Führer. seyn sollen. Dahero ist auch kommen/ daß die Alten den Bacchus/ wie auch den Apollo/ für der Musen Haupt und Führer ausgegeben; und die Poeten nicht allein mit Lorbeerzweigen/ weil dieser Baum dem Apollo gewiedmet/ sondern auch mit Epheu/ welcher dem Bacchus zugeeignet ward/ gekrönet worden.

Dannenhero man in den Faben lieset/ es haben die Musen den Bacchus zu Nysa/ einer Stadt in Indien/ auferzogen: von welcher er dann auch nachgehends/ wie etliche wollen/ Dionysius soll seyn genennet worden. Von diesem hat Amphitryon/ der Athenienser König/ wie Athenaeus erzehlt/ erlernet/ den Wein mit Wasser zu mischen/ welche Erfindung den Menschen einen grossen Nutzen gegeben: weßwegen er ihm in der Horen oder der Stunden ihrem Tempel einen Altar aufrichten lassen: dann weil diese die Jahres-Zeiten sind/ so geben sie dem Weinstock Vermehrung und Früchte. Nicht weit von diesem hat er noch einen andern Tempel/ den Nymphen zu Ehren/ aufrichten lassen; dardurch anzudeuten/ daß man den Wein mässig gebrauchen müsse: weil die Nymphen für das Brunn- und Fluß-Wasser/ welche beyde zum Trincken dienen/ genommen werden.

Es werden auch die Musen/ so öffters einerley mit den Nymphen sind/ für des Dionysius Silenus des Dionysius Zuchtmeister. Säugammen ausgegeben/ gleich wie Silenus dessen Zuchtmeister gewest seyn soll/ daher man gedichtet/ daß er ihn allzeit und allenthalben begleitet habe. Auf einem Esel reitend ward er gebildet/ theils/ weil er Alters halben schwach/ und zu Fuß nicht mehr gehen können; theils auch/ weil er gemeiniglich bezecht gewesen; welches jener zu verstehen geben wollen/ der dorten bey den Eleern/ wie

[Spaltenumbruch] gehalten haben/ als welcher den Menschen gezeigt und gewiesen habe/ wie sie die Trauben von den Stöcken abschneiden/ und den Safft daraus pressen solten/ welcher nicht allein wol schmecken/ sondern auch denen/ so ihn mässig trincken würden/ zum Nutzen und der Gesundheit gedeyhen würde: gleichwie er im Gegentheil denen/ so ihn übermässig gebrauchen wolten/ den grösten Schaden zu verursachen pflegte: welches auch die Alten durch mancherley deß Bacchus Bildnussen vorgestellet; dann daß sie ihn nackend gebildet/ darmit haben sie uns lehren wollen/ daß der Wein und die Trunckenheit/ die vorher mit höchstem Fleiß verborgene Warheit offenbahre und an Tag bringe; dannenhero man im Sprichwort zu sagen pfleget/ die Warheit liege im Wein/ inmassen wir auch droben/ als wir vom Dreyfuß gehandelt/ erwehnt haben.

Warum der Bacchus kahlköpfig. Und was bedeutet doch auch eben desselben Statua anders/ wann sie einen alten Greissen vorstellet/ mit kahlen und von allen Haaren entblösstem Haupte/ als daß sie will zu verstehen geben/ daß der übermässige Gebrauch deß Weins das Alter beschleunige/ als in welchem die Menschen viel Wein zu trincken pflegen; dann die Ursach dem Alter zuzuschreiben/ weil nemlich alsdann die eingeschaffne Feuchtigkeit in uns vertrocknet/ die wir dann mit dem Weine zu ersetzen vermeinen/ aber vielfältig betrogen werden/ weil der Wein zwar dieselbe Wurtzelfeuchtigkeit/ aber nach seiner Krafft und Tugend so hitzig ist/ daß er einen weit grössern Theil der Feuchtigkeit wegnimmt/ als bringet oder giebet; welches Galenus gnugsam erweiset/ wann er von den starcken Wein-Säuffern redet/ daß sie den Durst nur mehr anzünden/ indem sie ihn zu löschen suchen.

Und dieweil der Wein erwärmet und erhitzet/ so pfleget deß Bacchus Bildnus gemeiniglich Comus ein Gott der Gastereyen. einen unbärtigen/ blühenden und frölichen Jüngling vorzustellen. Diesem ist Comus/ welchen man für den Gott der Gastereyen PLATTE R. gehalten/ sehr ähnlich; dann dessen Bildnus/ wie es vom Philostratus beschrieben wird/ eines jungen/ zarten und annoch minderjährigen Knabens Gestalt gehabt: Dieser stunde gemeiniglich vor der Thür der Brautkammer/ war vom Wein gantz roth im Gesicht/ als ob er glühete/ und weil er voll war/ schlief er stehend/ hatte das Angesicht vor sich nieder auf die Brust hängend/ daß man nichts vom Halse sehen konnte/ und mit dem lincken Arm steurete er sich auf einen Wurff-Spieß/ die Hand aber/ die er aufzuheben schiene/ sanck hinabwarts/ daher auch die Fackel/ die er in der rechten Hand hielte/ ihm/ als vom Schlaff ermüdeten/ daraus zu fallen schiene: Weil aber Comus/ sich für dem am Schinbein hangenden Feuer zu fürchten das Ansehen hatte/ als legte er das lincke Schinbein auf die rechte Seiten/ nahm die Fackel in die Lincke/ des[Spaltenumbruch] Feuers Dampf zu vermeiden/ und hub die Hand vom vor sich ligenden Knie ab. Der Saal/ und alle umliegende Oerter waren mit Blumen-Gebrauch der Alten. Blumen bestreuet; ja/ auch dieser GOtt selber war mit einem aus Blumen gewundnen Krantze gezieret/ dann die Blumen ein Freuden-Zeichen/ und eine Anzeigung zu seyn pflegten/ daß alle Sorgen beyseit gelegt worden; dannenhero die Alten solche in Gastereyen zu gebrauchen pflegten/ weil allda die Menschen sich frölich erzeigen/ und allen Sorgen Urlaub geben sollen: Ja sie umkräntzten mit denselben nicht allein ihre Häupter/ sondern auch die Gefässe/ woraus sie trancken; deßwegen die Blumen nicht allein dem Bacchus (wie kurtz vorher erwiesen) sondern auch dem Comus zugeeignet waren.

Wir wenden uns aber wieder zum Bacchus/ den wir als einen Jüngling/ und in frölicher und lieblicher Gestalt gebildet/ vorgestellet; dieweil die/ so den Wein mässig trincken/ ihre Gemühter ermuntern/ hurtiger und gesunder werden/ und auch im Verstande scharffsinniger Bacchus der Musen Haupt und Führer. seyn sollen. Dahero ist auch kommen/ daß die Alten den Bacchus/ wie auch den Apollo/ für der Musen Haupt und Führer ausgegeben; und die Poeten nicht allein mit Lorbeerzweigen/ weil dieser Baum dem Apollo gewiedmet/ sondern auch mit Epheu/ welcher dem Bacchus zugeeignet ward/ gekrönet worden.

Dannenhero man in den Faben lieset/ es haben die Musen den Bacchus zu Nysa/ einer Stadt in Indien/ auferzogen: von welcher er dann auch nachgehends/ wie etliche wollen/ Dionysius soll seyn genennet worden. Von diesem hat Amphitryon/ der Athenienser König/ wie Athenaeus erzehlt/ erlernet/ den Wein mit Wasser zu mischen/ welche Erfindung den Menschen einen grossen Nutzen gegeben: weßwegen er ihm in der Horen oder der Stunden ihrem Tempel einen Altar aufrichten lassen: dann weil diese die Jahres-Zeiten sind/ so geben sie dem Weinstock Vermehrung und Früchte. Nicht weit von diesem hat er noch einen andern Tempel/ den Nymphen zu Ehren/ aufrichten lassen; dardurch anzudeuten/ daß man den Wein mässig gebrauchen müsse: weil die Nymphen für das Brunn- und Fluß-Wasser/ welche beyde zum Trincken dienen/ genommen werden.

Es werden auch die Musen/ so öffters einerley mit den Nymphen sind/ für des Dionysius Silenus des Dionysius Zuchtmeister. Säugammen ausgegeben/ gleich wie Silenus dessen Zuchtmeister gewest seyn soll/ daher man gedichtet/ daß er ihn allzeit und allenthalben begleitet habe. Auf einem Esel reitend ward er gebildet/ theils/ weil er Alters halben schwach/ und zu Fuß nicht mehr gehen können; theils auch/ weil er gemeiniglich bezecht gewesen; welches jener zu verstehen geben wollen/ der dorten bey den Eleern/ wie

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 147/0229] gehalten haben/ als welcher den Menschen gezeigt und gewiesen habe/ wie sie die Trauben von den Stöcken abschneiden/ und den Safft daraus pressen solten/ welcher nicht allein wol schmecken/ sondern auch denen/ so ihn mässig trincken würden/ zum Nutzen und der Gesundheit gedeyhen würde: gleichwie er im Gegentheil denen/ so ihn übermässig gebrauchen wolten/ den grösten Schaden zu verursachen pflegte: welches auch die Alten durch mancherley deß Bacchus Bildnussen vorgestellet; dann daß sie ihn nackend gebildet/ darmit haben sie uns lehren wollen/ daß der Wein und die Trunckenheit/ die vorher mit höchstem Fleiß verborgene Warheit offenbahre und an Tag bringe; dannenhero man im Sprichwort zu sagen pfleget/ die Warheit liege im Wein/ inmassen wir auch droben/ als wir vom Dreyfuß gehandelt/ erwehnt haben. Und was bedeutet doch auch eben desselben Statua anders/ wann sie einen alten Greissen vorstellet/ mit kahlen und von allen Haaren entblösstem Haupte/ als daß sie will zu verstehen geben/ daß der übermässige Gebrauch deß Weins das Alter beschleunige/ als in welchem die Menschen viel Wein zu trincken pflegen; dann die Ursach dem Alter zuzuschreiben/ weil nemlich alsdann die eingeschaffne Feuchtigkeit in uns vertrocknet/ die wir dann mit dem Weine zu ersetzen vermeinen/ aber vielfältig betrogen werden/ weil der Wein zwar dieselbe Wurtzelfeuchtigkeit/ aber nach seiner Krafft und Tugend so hitzig ist/ daß er einen weit grössern Theil der Feuchtigkeit wegnimmt/ als bringet oder giebet; welches Galenus gnugsam erweiset/ wann er von den starcken Wein-Säuffern redet/ daß sie den Durst nur mehr anzünden/ indem sie ihn zu löschen suchen. 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Diesem ist Comus/ welchen man für den Gott der Gastereyen gehalten/ sehr ähnlich; dann dessen Bildnus/ wie es vom Philostratus beschrieben wird/ eines jungen/ zarten und annoch minderjährigen Knabens Gestalt gehabt: Dieser stunde gemeiniglich vor der Thür der Brautkammer/ war vom Wein gantz roth im Gesicht/ als ob er glühete/ und weil er voll war/ schlief er stehend/ hatte das Angesicht vor sich nieder auf die Brust hängend/ daß man nichts vom Halse sehen konnte/ und mit dem lincken Arm steurete er sich auf einen Wurff-Spieß/ die Hand aber/ die er aufzuheben schiene/ sanck hinabwarts/ daher auch die Fackel/ die er in der rechten Hand hielte/ ihm/ als vom Schlaff ermüdeten/ daraus zu fallen schiene: Weil aber Comus/ sich für dem am Schinbein hangenden Feuer zu fürchten das Ansehen hatte/ als legte er das lincke Schinbein auf die rechte Seiten/ nahm die Fackel in die Lincke/ des Feuers Dampf zu vermeiden/ und hub die Hand vom vor sich ligenden Knie ab. Der Saal/ und alle umliegende Oerter waren mit Blumen bestreuet; ja/ auch dieser GOtt selber war mit einem aus Blumen gewundnen Krantze gezieret/ dann die Blumen ein Freuden-Zeichen/ und eine Anzeigung zu seyn pflegten/ daß alle Sorgen beyseit gelegt worden; dannenhero die Alten solche in Gastereyen zu gebrauchen pflegten/ weil allda die Menschen sich frölich erzeigen/ und allen Sorgen Urlaub geben sollen: Ja sie umkräntzten mit denselben nicht allein ihre Häupter/ sondern auch die Gefässe/ woraus sie trancken; deßwegen die Blumen nicht allein dem Bacchus (wie kurtz vorher erwiesen) sondern auch dem Comus zugeeignet waren. Comus ein Gott der Gastereyen. PLATTE R. Blumen-Gebrauch der Alten.Wir wenden uns aber wieder zum Bacchus/ den wir als einen Jüngling/ und in frölicher und lieblicher Gestalt gebildet/ vorgestellet; dieweil die/ so den Wein mässig trincken/ ihre Gemühter ermuntern/ hurtiger und gesunder werden/ und auch im Verstande scharffsinniger seyn sollen. Dahero ist auch kommen/ daß die Alten den Bacchus/ wie auch den Apollo/ für der Musen Haupt und Führer ausgegeben; und die Poeten nicht allein mit Lorbeerzweigen/ weil dieser Baum dem Apollo gewiedmet/ sondern auch mit Epheu/ welcher dem Bacchus zugeeignet ward/ gekrönet worden. Bacchus der Musen Haupt und Führer.Dannenhero man in den Faben lieset/ es haben die Musen den Bacchus zu Nysa/ einer Stadt in Indien/ auferzogen: von welcher er dann auch nachgehends/ wie etliche wollen/ Dionysius soll seyn genennet worden. Von diesem hat Amphitryon/ der Athenienser König/ wie Athenaeus erzehlt/ erlernet/ den Wein mit Wasser zu mischen/ welche Erfindung den Menschen einen grossen Nutzen gegeben: weßwegen er ihm in der Horen oder der Stunden ihrem Tempel einen Altar aufrichten lassen: dann weil diese die Jahres-Zeiten sind/ so geben sie dem Weinstock Vermehrung und Früchte. Nicht weit von diesem hat er noch einen andern Tempel/ den Nymphen zu Ehren/ aufrichten lassen; dardurch anzudeuten/ daß man den Wein mässig gebrauchen müsse: weil die Nymphen für das Brunn- und Fluß-Wasser/ welche beyde zum Trincken dienen/ genommen werden. Es werden auch die Musen/ so öffters einerley mit den Nymphen sind/ für des Dionysius Säugammen ausgegeben/ gleich wie Silenus dessen Zuchtmeister gewest seyn soll/ daher man gedichtet/ daß er ihn allzeit und allenthalben begleitet habe. Auf einem Esel reitend ward er gebildet/ theils/ weil er Alters halben schwach/ und zu Fuß nicht mehr gehen können; theils auch/ weil er gemeiniglich bezecht gewesen; welches jener zu verstehen geben wollen/ der dorten bey den Eleern/ wie Silenus des Dionysius Zuchtmeister.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/229>, abgerufen am 30.04.2024.