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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] möchte/ aufs beste schützen kan; auch durchgehends in seinen Verrichtungen/ die sein Fleiß zu wegen bringet/ vortrefflich gläntzet/ Schild der Minerva. und einen hellen Strahl von sich giebt. Sonsten kan das Gold im Schild der Minerva auch auf den Göttlichen Glantz deuten/ der/ vermittelst seines Strahls/ deß Menschen Geist erleuchtet; weil von demselben der Verstand und die Weißheit in die Menschen einzufliessen pfleget.

Wie die Minerva geboren worden. Man sagte auch ehedessen von der Minerva/ wie insonderheit Pausanias in Atticis erzehlet/ sie seye aus deß Jupiters Haupte entsprossen; dann als Vulcanus mit einem Diamantinen Beile deß Jupiters Haupt zerspalten/ solle die Minerva/ ohne Zuthun einer Mutter/ daraus entsprungen seyn; dardurch anzudeuten/ daß die Krafft der verständigen Seelen im Gehirn ihren Aufenthalt habe/ und ihren gantzen Ursprung von dem Göttlichem Gemühte/ welches der Jupiter vorbildet/ her habe; sintemahl alle Weißheit von Gott ist/ und von dem Munde deß Höchsten ausgehet/ keinesweges aber ihre Ankunfft von diesen unteren Dingen/ als welche durch die Juno vorgebildet werden/ genommen habe/ oder noch nehmen könne. Martianus Capella aber sagt/ die Minerva werde darumb gedichtet ohne Mutter gebohren zu seyn/ weil die Weiber weder Verstand noch Klugheit in sich hätten; worinnen er dem Aristoteles folget/ der in Ethicis schreibet/ daß die Weiber keines Rahts oder Verstands fähig seyen.

Haupt der Minerva mit einem Helm. Das Haupt der Minerva hatten die Alten mit einem Helm bedeckt; dardurch anzudeuten/ es pflege ein verständiger Mensch seinen guten Raht nicht einen iedwedem gleich ohne Unterschied mitzutheilen/ auch nicht immer zu reden/ also/ daß er von allen gleich verstanden werde; dann ihm an deme genüget/ daß Seine Worte von seines gleichen mögen gefasset werden/ ob er schon den andern Leuten lauter dunckele Rähtsel vorzubringen scheine. Dannenhero die Egypter im Vorhof deß Tempels der Isis/ (welche eben auch die Minerva war) den Sphinx zu setzen in Gewonheit hatten; Wiewol solches auf die Geheimnissen der Religion kan gedeutet werden/ als die unter heiligen Dingen verborgen werden sollen/ damit sie nicht von dem gemeinem rohen Hauffen gleich verstanden werden/ sondern gleichsam als die vom Sphinx ihnen vorgegebne Rähtseln unerkannt und verborgen bleiben möchten.

Warum der Sphinx vor der Minerva Tempel gesetzet worden. Pausanias in Atticis bezeuget/ daß zu Athen ein Bild der Minerva gestanden/ an dessen Spitze oder Obertheil deß Helms ein Sphinx zu sehen gewesen/ der Helm aber sey zu beyden Seiten von Greiffen gehalten worden/ Greiffen. die an Köpffen und Flügeln den Adlern gleich gewesen/ im übrigen aber Löwen-Gestalt sollen[Spaltenumbruch] gehabt haben. Diese Thiere sollen (dafern einigen Scribenten zu glauben/ dann Plinius Arimaspi ein Einäugigs Volck. in seinem X Buche es vor ein Gedicht hält/) in Scythien zu finden seyn/ und mit den Arimaspis/ so nur ein Auge haben/ deß in ihrer Verwahrung habenden Golds halber/ in stetigem Streite leben. Woraus wir zu sehen und zu lernen haben/ wie sorgfaltig wir unsers Verstandes wahrzunehmen/ wofern wir dessen/ durch die hereinbrechende Arimaspier/ nicht beraubet werden wollen.

Unterweilen pflegten die Alten auf der Minerva Helm auch wol einen Hahn zu setzen/ dergleichen bey den Eleern/ in einer Statua/ vom Phidia aus Gold und Helffenbein gemacht/ zu sehen gewesen/ welches Pausanias auf die im Krieg benöhtigte Kühnheit deutet/ sintemahl der Hahn sich sehr Kühn erweiset: wiewohl mans auch auf die Wachsamkeit ziehen könte/ welche einem tapffern und verständigen Kriegs-General billig beywohnen soll: dann die Minerva von den Alten sowol den Kriegs- als Fridens-Künsten vorgesetzt/ und deßwegen gewaffnet ausgebildet worden. Es melden auch die Fabeln/ daß Minerva den Riesen Pallas getödtet habe/ von dem sie/ nach Pallas. etlicher Meinung/ den Nahmen Pallas auch angenommen haben soll: Andere aber wollen daß sie apo tou pallein to doru, das ist/ vom Schwingen der Lantzen/ also genennt worden/ Palladium dann ihr Palladium die Lanze zu schwingen/ und die Augen zu bewegen schiene. Es war aber dieses Palladium der Pallas oder der Minerva Bildnus/ welches/ nach der Alten Vorgeben/ solle vom Himmel herabgefallen seyn; und dieses stunde zu Rom im Tempel der Vesta/ allda es mit solchem Fleiß verwahret ward/ daß niemand es auch nur anzusehen/ geschweige dann zu betasten/ sich dahin verfügen dorffte/ ausgenommen einer Jungfrauen oder Nonnen/ derer die Aussicht darüber anvertrauet war.

Eben diese ist auch Tritonia genennt worden/ entweder von einem Libyschen Pful/ dessen Warum die Minerva Tritonia genennet worden. Tochter sie/ nach etlicher Meinung/ seyn soll; vielleicht darum/ weil sie zu erst daselbst gesehen worden/ oder/ weil drey Theil oder Stücke der Weißheit sind/ nämlich das Gegenwärtige kennen/ was künfftig ist zuvor sehen/ und sich deß Vergangnen erinnern: oder weil ein weiser Mann drey absonderliche Amts-Verrichtungen hat/ nämlich gute Rahtschläge geben/ recht urtheilen oder richten/ und gerecht handeln. Was sonst noch zur Erklärung dieses Namens dienen möchte/ übergehen wir darumb mit gutem Vorbedacht/ weil es zu unserm Vorhaben nicht dienlich/ wie auch das Worher die Minerva diesen ihren Namen bekommen. jenige/ daß die Minerva den Namen habe entweder a monendo, das ist/ vom Erinnern/ dann die Weißheit uns iederzeit unsers Amts erinnert; oder a minuendis eorum viribus, qvi se sapientiae studiis dediderunt, das ist/

[Spaltenumbruch] möchte/ aufs beste schützen kan; auch durchgehends in seinen Verrichtungen/ die sein Fleiß zu wegen bringet/ vortrefflich gläntzet/ Schild der Minerva. und einen hellen Strahl von sich giebt. Sonsten kan das Gold im Schild der Minerva auch auf den Göttlichen Glantz deuten/ der/ vermittelst seines Strahls/ deß Menschen Geist erleuchtet; weil von demselben der Verstand und die Weißheit in die Menschen einzufliessen pfleget.

Wie die Minerva geboren worden. Man sagte auch ehedessen von der Minerva/ wie insonderheit Pausanias in Atticis erzehlet/ sie seye aus deß Jupiters Haupte entsprossen; dann als Vulcanus mit einem Diamantinen Beile deß Jupiters Haupt zerspalten/ solle die Minerva/ ohne Zuthun einer Mutter/ daraus entsprungen seyn; dardurch anzudeuten/ daß die Krafft der verständigen Seelen im Gehirn ihren Aufenthalt habe/ und ihren gantzen Ursprung von dem Göttlichem Gemühte/ welches der Jupiter vorbildet/ her habe; sintemahl alle Weißheit von Gott ist/ und von dem Munde deß Höchsten ausgehet/ keinesweges aber ihre Ankunfft von diesen unteren Dingen/ als welche durch die Juno vorgebildet werden/ genommen habe/ oder noch nehmen könne. Martianus Capella aber sagt/ die Minerva werde darumb gedichtet ohne Mutter gebohren zu seyn/ weil die Weiber weder Verstand noch Klugheit in sich hätten; worinnen er dem Aristoteles folget/ der in Ethicis schreibet/ daß die Weiber keines Rahts oder Verstands fähig seyen.

Haupt der Minerva mit einem Helm. Das Haupt der Minerva hatten die Alten mit einem Helm bedeckt; dardurch anzudeuten/ es pflege ein verständiger Mensch seinen guten Raht nicht einen iedwedem gleich ohne Unterschied mitzutheilen/ auch nicht immer zu reden/ also/ daß er von allen gleich verstanden werde; dann ihm an deme genüget/ daß Seine Worte von seines gleichen mögen gefasset werden/ ob er schon den andern Leuten lauter dunckele Rähtsel vorzubringen scheine. Dannenhero die Egypter im Vorhof deß Tempels der Isis/ (welche eben auch die Minerva war) den Sphinx zu setzen in Gewonheit hatten; Wiewol solches auf die Geheimnissen der Religion kan gedeutet werden/ als die unter heiligen Dingen verborgen werden sollen/ damit sie nicht von dem gemeinem rohen Hauffen gleich verstanden werden/ sondern gleichsam als die vom Sphinx ihnen vorgegebne Rähtseln unerkannt und verborgen bleiben möchten.

Warum der Sphinx vor der Minerva Tempel gesetzet worden. Pausanias in Atticis bezeuget/ daß zu Athen ein Bild der Minerva gestanden/ an dessen Spitze oder Obertheil deß Helms ein Sphinx zu sehen gewesen/ der Helm aber sey zu beyden Seiten von Greiffen gehalten worden/ Greiffen. die an Köpffen und Flügeln den Adlern gleich gewesen/ im übrigen aber Löwen-Gestalt sollen[Spaltenumbruch] gehabt haben. Diese Thiere sollen (dafern einigen Scribenten zu glauben/ dann Plinius Arimaspi ein Einäugigs Volck. in seinem X Buche es vor ein Gedicht hält/) in Scythien zu finden seyn/ und mit den Arimaspis/ so nur ein Auge haben/ deß in ihrer Verwahrung habenden Golds halber/ in stetigem Streite leben. Woraus wir zu sehen und zu lernen haben/ wie sorgfaltig wir unsers Verstandes wahrzunehmen/ wofern wir dessen/ durch die hereinbrechende Arimaspier/ nicht beraubet werden wollen.

Unterweilen pflegten die Alten auf der Minerva Helm auch wol einen Hahn zu setzen/ dergleichen bey den Eleern/ in einer Statua/ vom Phidia aus Gold und Helffenbein gemacht/ zu sehen gewesen/ welches Pausanias auf die im Krieg benöhtigte Kühnheit deutet/ sintemahl der Hahn sich sehr Kühn erweiset: wiewohl mans auch auf die Wachsamkeit ziehen könte/ welche einem tapffern und verständigen Kriegs-General billig beywohnen soll: dann die Minerva von den Alten sowol den Kriegs- als Fridens-Künsten vorgesetzt/ und deßwegen gewaffnet ausgebildet worden. Es melden auch die Fabeln/ daß Minerva den Riesen Pallas getödtet habe/ von dem sie/ nach Pallas. etlicher Meinung/ den Nahmen Pallas auch angenommen haben soll: Andere aber wollen daß sie ἀπὸ τοῦ παλλεῖν τὸ δόρυ, das ist/ vom Schwingen der Lantzen/ also genennt worden/ Palladium dann ihr Palladium die Lanze zu schwingen/ und die Augen zu bewegen schiene. Es war aber dieses Palladium der Pallas oder der Minerva Bildnus/ welches/ nach der Alten Vorgeben/ solle vom Himmel herabgefallen seyn; und dieses stunde zu Rom im Tempel der Vesta/ allda es mit solchem Fleiß verwahret ward/ daß niemand es auch nur anzusehen/ geschweige dann zu betasten/ sich dahin verfügen dorffte/ ausgenommen einer Jungfrauen oder Nonnen/ derer die Aussicht darüber anvertrauet war.

Eben diese ist auch Tritonia genennt worden/ entweder von einem Libyschen Pful/ dessen Warum die Minerva Tritonia genennet worden. Tochter sie/ nach etlicher Meinung/ seyn soll; vielleicht darum/ weil sie zu erst daselbst gesehen worden/ oder/ weil drey Theil oder Stücke der Weißheit sind/ nämlich das Gegenwärtige kennen/ was künfftig ist zuvor sehen/ und sich deß Vergangnen erinnern: oder weil ein weiser Mann drey absonderliche Amts-Verrichtungen hat/ nämlich gute Rahtschläge geben/ recht urtheilen oder richten/ und gerecht handeln. Was sonst noch zur Erklärung dieses Namens dienen möchte/ übergehen wir darumb mit gutem Vorbedacht/ weil es zu unserm Vorhaben nicht dienlich/ wie auch das Worher die Minerva diesen ihren Namen bekommen. jenige/ daß die Minerva den Namen habe entweder à monendo, das ist/ vom Erinnern/ dann die Weißheit uns iederzeit unsers Amts erinnert; oder à minuendis eorum viribus, qvi se sapientiae studiis dediderunt, das ist/

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          <p xml:id="p1484.1"><note place="right">Wie die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> geboren worden.</note> Man sagte auch ehedessen von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName>/ wie insonderheit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> in <hi rendition="#aq">Atticis</hi> erzehlet/ sie seye aus deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Haupte entsprossen; dann als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-143 http://d-nb.info/gnd/118770462 http://viaf.org/viaf/42633769">Vulcanus</persName> mit einem Diamantinen Beile deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Haupt zerspalten/ solle die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName>/ ohne Zuthun einer Mutter/ daraus entsprungen seyn; dardurch anzudeuten/ daß die Krafft der verständigen Seelen im Gehirn ihren Aufenthalt habe/ und ihren gantzen Ursprung von dem Göttlichem Gemühte/ welches der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> vorbildet/ her habe; sintemahl alle Weißheit von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> ist/ und von dem Munde deß Höchsten ausgehet/ keinesweges aber ihre Ankunfft von diesen unteren Dingen/ als welche durch die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName> vorgebildet werden/ genommen habe/ oder noch nehmen könne. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2044 http://d-nb.info/gnd/118578278 http://viaf.org/viaf/95152094">Martianus Capella</persName> aber sagt/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> werde darumb gedichtet ohne Mutter gebohren zu seyn/ weil die Weiber weder Verstand noch Klugheit in sich hätten; worinnen er dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-112 http://d-nb.info/gnd/118650130 http://viaf.org/viaf/7524651">Aristoteles</persName> folget/ der in <hi rendition="#aq">Ethicis</hi> schreibet/ daß die Weiber keines Rahts oder Verstands fähig seyen.</p>
          <p xml:id="p1484.2"><note place="right">Haupt der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> mit einem Helm.</note> Das Haupt der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> hatten die Alten mit einem Helm bedeckt; dardurch anzudeuten/ es pflege ein verständiger Mensch seinen guten Raht nicht einen iedwedem gleich ohne Unterschied mitzutheilen/ auch nicht immer zu reden/ also/ daß er von allen gleich verstanden werde; dann ihm an deme genüget/ daß Seine Worte von seines gleichen mögen gefasset werden/ ob er schon den andern Leuten lauter dunckele Rähtsel vorzubringen scheine. Dannenhero die Egypter im Vorhof deß Tempels der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName>/ (welche eben auch die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> war) den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4704 http://d-nb.info/gnd/4136733-9">Sphinx</persName> zu setzen in Gewonheit hatten; Wiewol solches auf die Geheimnissen der Religion kan gedeutet werden/ als die unter heiligen Dingen verborgen werden sollen/ damit sie nicht von dem gemeinem rohen Hauffen gleich verstanden werden/ sondern gleichsam als die vom Sphinx ihnen vorgegebne Rähtseln unerkannt und verborgen bleiben möchten.</p>
          <p xml:id="p1484.3"><note place="right">Warum der Sphinx vor der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> Tempel gesetzet worden.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> in <hi rendition="#aq">Atticis</hi> bezeuget/ daß zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-25 http://www.geonames.org/264371/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7001393">Athen</placeName> ein Bild der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> gestanden/ an dessen Spitze oder Obertheil deß Helms ein Sphinx zu sehen gewesen/ der Helm aber sey zu beyden Seiten von Greiffen gehalten worden/ <note xml:id="n1484.2" place="right">Greiffen.</note> die an Köpffen und Flügeln den Adlern gleich gewesen/ im übrigen aber Löwen-Gestalt sollen<cb/>
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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 127/0203] möchte/ aufs beste schützen kan; auch durchgehends in seinen Verrichtungen/ die sein Fleiß zu wegen bringet/ vortrefflich gläntzet/ und einen hellen Strahl von sich giebt. Sonsten kan das Gold im Schild der Minerva auch auf den Göttlichen Glantz deuten/ der/ vermittelst seines Strahls/ deß Menschen Geist erleuchtet; weil von demselben der Verstand und die Weißheit in die Menschen einzufliessen pfleget. Schild der Minerva. Man sagte auch ehedessen von der Minerva/ wie insonderheit Pausanias in Atticis erzehlet/ sie seye aus deß Jupiters Haupte entsprossen; dann als Vulcanus mit einem Diamantinen Beile deß Jupiters Haupt zerspalten/ solle die Minerva/ ohne Zuthun einer Mutter/ daraus entsprungen seyn; dardurch anzudeuten/ daß die Krafft der verständigen Seelen im Gehirn ihren Aufenthalt habe/ und ihren gantzen Ursprung von dem Göttlichem Gemühte/ welches der Jupiter vorbildet/ her habe; sintemahl alle Weißheit von Gott ist/ und von dem Munde deß Höchsten ausgehet/ keinesweges aber ihre Ankunfft von diesen unteren Dingen/ als welche durch die Juno vorgebildet werden/ genommen habe/ oder noch nehmen könne. Martianus Capella aber sagt/ die Minerva werde darumb gedichtet ohne Mutter gebohren zu seyn/ weil die Weiber weder Verstand noch Klugheit in sich hätten; worinnen er dem Aristoteles folget/ der in Ethicis schreibet/ daß die Weiber keines Rahts oder Verstands fähig seyen. Wie die Minerva geboren worden. Das Haupt der Minerva hatten die Alten mit einem Helm bedeckt; dardurch anzudeuten/ es pflege ein verständiger Mensch seinen guten Raht nicht einen iedwedem gleich ohne Unterschied mitzutheilen/ auch nicht immer zu reden/ also/ daß er von allen gleich verstanden werde; dann ihm an deme genüget/ daß Seine Worte von seines gleichen mögen gefasset werden/ ob er schon den andern Leuten lauter dunckele Rähtsel vorzubringen scheine. Dannenhero die Egypter im Vorhof deß Tempels der Isis/ (welche eben auch die Minerva war) den Sphinx zu setzen in Gewonheit hatten; Wiewol solches auf die Geheimnissen der Religion kan gedeutet werden/ als die unter heiligen Dingen verborgen werden sollen/ damit sie nicht von dem gemeinem rohen Hauffen gleich verstanden werden/ sondern gleichsam als die vom Sphinx ihnen vorgegebne Rähtseln unerkannt und verborgen bleiben möchten. Haupt der Minerva mit einem Helm. Pausanias in Atticis bezeuget/ daß zu Athen ein Bild der Minerva gestanden/ an dessen Spitze oder Obertheil deß Helms ein Sphinx zu sehen gewesen/ der Helm aber sey zu beyden Seiten von Greiffen gehalten worden/ die an Köpffen und Flügeln den Adlern gleich gewesen/ im übrigen aber Löwen-Gestalt sollen gehabt haben. Diese Thiere sollen (dafern einigen Scribenten zu glauben/ dann Plinius in seinem X Buche es vor ein Gedicht hält/) in Scythien zu finden seyn/ und mit den Arimaspis/ so nur ein Auge haben/ deß in ihrer Verwahrung habenden Golds halber/ in stetigem Streite leben. Woraus wir zu sehen und zu lernen haben/ wie sorgfaltig wir unsers Verstandes wahrzunehmen/ wofern wir dessen/ durch die hereinbrechende Arimaspier/ nicht beraubet werden wollen. Warum der Sphinx vor der Minerva Tempel gesetzet worden. Greiffen.Unterweilen pflegten die Alten auf der Minerva Helm auch wol einen Hahn zu setzen/ dergleichen bey den Eleern/ in einer Statua/ vom Phidia aus Gold und Helffenbein gemacht/ zu sehen gewesen/ welches Pausanias auf die im Krieg benöhtigte Kühnheit deutet/ sintemahl der Hahn sich sehr Kühn erweiset: wiewohl mans auch auf die Wachsamkeit ziehen könte/ welche einem tapffern und verständigen Kriegs-General billig beywohnen soll: dann die Minerva von den Alten sowol den Kriegs- als Fridens-Künsten vorgesetzt/ und deßwegen gewaffnet ausgebildet worden. Es melden auch die Fabeln/ daß Minerva den Riesen Pallas getödtet habe/ von dem sie/ nach etlicher Meinung/ den Nahmen Pallas auch angenommen haben soll: Andere aber wollen daß sie ἀπὸ τοῦ παλλεῖν τὸ δόρυ, das ist/ vom Schwingen der Lantzen/ also genennt worden/ dann ihr Palladium die Lanze zu schwingen/ und die Augen zu bewegen schiene. Es war aber dieses Palladium der Pallas oder der Minerva Bildnus/ welches/ nach der Alten Vorgeben/ solle vom Himmel herabgefallen seyn; und dieses stunde zu Rom im Tempel der Vesta/ allda es mit solchem Fleiß verwahret ward/ daß niemand es auch nur anzusehen/ geschweige dann zu betasten/ sich dahin verfügen dorffte/ ausgenommen einer Jungfrauen oder Nonnen/ derer die Aussicht darüber anvertrauet war. Pallas. PalladiumEben diese ist auch Tritonia genennt worden/ entweder von einem Libyschen Pful/ dessen Tochter sie/ nach etlicher Meinung/ seyn soll; vielleicht darum/ weil sie zu erst daselbst gesehen worden/ oder/ weil drey Theil oder Stücke der Weißheit sind/ nämlich das Gegenwärtige kennen/ was künfftig ist zuvor sehen/ und sich deß Vergangnen erinnern: oder weil ein weiser Mann drey absonderliche Amts-Verrichtungen hat/ nämlich gute Rahtschläge geben/ recht urtheilen oder richten/ und gerecht handeln. Was sonst noch zur Erklärung dieses Namens dienen möchte/ übergehen wir darumb mit gutem Vorbedacht/ weil es zu unserm Vorhaben nicht dienlich/ wie auch das jenige/ daß die Minerva den Namen habe entweder à monendo, das ist/ vom Erinnern/ dann die Weißheit uns iederzeit unsers Amts erinnert; oder à minuendis eorum viribus, qvi se sapientiae studiis dediderunt, das ist/ Warum die Minerva Tritonia genennet worden. Worher die Minerva diesen ihren Namen bekommen.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/203>, abgerufen am 30.04.2024.