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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Mercurius Dienstes aber gebrauchte er sich in frölichen Begebenheiten: wiewohl ihn auch die andere Götter/ wann sie es nöhtig hatten/ zu einen Bottschaffter gebrauchten. Diese Fabel deutet an/ daß durch die Rede ausgedrucket werde/ was man im Gemüht/ so das in uns überbliebne Göttliche Füncklein ist/ ersonnen Amtsverrichtung deß Mercurius. hat. Er ist bey den Alten nicht allein denen Bottschafften oder Zeitungen/ sondern auch den Gewinsten vorgesetzt gewest/ wie er von sich selbsten beym Plautus in Amphitrione zeuget:

Nam vos quidem id jam scitis con-
cessum,& datum

Mihi esse ab Diis aliis, nuntiis prae-
sim & lucro.

Ich weiß/ ihr wissts/ wie ich hierzu bestellet
bin/

zu seyn der Botten Gott/ und wo man sucht
Gewinn.

Sein Bildnis. Im Buche Antiqvariorum Petri Appiani, wird Mercurius ohne Bart gebildet/ mit zweyen kleinen Flügeln über den Ohren angefügt/ nackendes Leibs/ ausser daß es scheinet/ als ob er auf dem Rücken ein klein Mäntelein hangen habe; in der Rechten hält er einen Beutel/ der auf dem Kopff eines Ziegenbocks liget/ in der Lincken aber führet er seinen/ mit zweyen Schlangen umwundenen/ Stab; zu seinen Füssen stehet ein Hahn samt einem Stab deß Mercurius. Bocke. Der Stab war sein Kennzeichen/ welcher anfänglich eine Ruhte gewesen/ so von andern nicht unterschieden/ und ihme vom Apollo ware verehret worden/ für die Harffe/ welche er ihm gegeben hatte/ da er/ nach Entführung der Ochsen/ einen Bund mit ihme aufgerichtet. Dannenhero Homerus in dem auf den Mercurius gedichteten Gesang/ den Apollo/ ihn also anredend/ einführet:

Hancque tibi virgam, qua felix, at-
que beatus

Efficiere, dabo; placeant si munera
nostra.

Dir will ich diesen Stab/ und alles Glück
mitgeben/

behagt dir nun die Gab/ nach Hertzens-
Wunsch zu leben.

Warum die Schlangen umb den Stab gewunden. An dem Stab hangen/ wie gesagt/ zwo Schlangen; entweder/ weil Mercurius mit demselben zwischen zweyen angetroffnen mit einander streitenden Schlangen/ Friede gestifftet; oder um der Ursach willen/ die Plinius im XXIX. Buche anführet/ welcher/ nachdem er erzehlt/ warum die Schlangen im Sommer sich um einander wickeln/ beyfüget: Diese der Schlangen Umwicklung/ und unbändiger Thiere Einträchtigkeit[Spaltenumbruch] scheinet eine Ursach zu seyn/ warumb die ausländische Völcker diesen deß Mercurius Stab/ mit Schlangen umwickelt/ zu einem Friedens-Zeichen gemacht haben. Die Egypter/ denen wir dieses nicht unbillig als ersten Erfindern zuschreiben/ stellten diesen Stab also vor: Sie bildeten einen Stab/ oder lange Ruthe/ daran zwo Schlangen/ nämlich ein Männlein und Fräulein/ in mitten ihrer Verwicklung/ einen Knoten/ welchen sie den Hercules-Knoten nennen/ machten/ und ihre Köpffe mit zugedruckten Augen gegen einander in einen Kreiß gebogen hatten/ die schlossen deß Circuls Umfang; nächstdem krümmten sich die Schwäntze gegen deß Stabs Angriff/ und waren mit Flügeln gezieret/ die aus eben dem Theile deß Heffts hervor kamen. Diesen Stab nennen die Lateiner Caduceum vom Fallen/ weil auf Erscheinung dessen/ aller Zwiespalt von Stund an dahin gefallen seyn soll. Dannenhero er ein Zeichen deß Friedens Friedens-Botten. war/ und pflegten die/ so wegen deß Friedens abgeordnet wurden/ denselben zu führen/ die auch daher Caduceatores genennet worden; Eben diese hatten auch im Gebrauch/ unterweilen Der Oelbaum ein Zeichen deß Friedens. einen Oehlzweig zu tragen/ dardurch anzudeuten/ daß sie als Freunde kämen.

Virgilius dichtet/ es habe Aeneas hundert Redner an den Latinus abgefertigt/ mit Oehlzweigen gekrönt; Eben selbiger habe/ als er zum Evander gereiset/ dem Pallanti/ der ihm zu erst begegnet/ in der Hand einen Oehlzweig gezeigt/ hierdurch anzudeuten/ er komme als ein Freund zu ihnen. Statius erzehlet/ als Tydeus/ der Abgesandte deß Polynices/ nach Thebe zum Eteocles kommen/ das Reich wieder zu begehren/ habe er einen Oehlzweig vor sich hergetragen; nachdem er aber unverrichter Sachen wieder umbkehren müssen/ habe er selbigen zur Erde geworffen/ worauf der schändliche Krieg zwischen diesen zweyen Brüden seinen Anfang genommen.

Appianus Alexandrinus schreibet/ daß Asdrubal/ als er gesehen/ daß er das Schloß/ oder königliche Burg zu Carthago wider die Römer länger nicht schützen könne/ mit Hinterlassung seines Weibs/ Kinder/ und vieler anderer/ in deß Aesculapius Tempel geflüchteter Menschen/ (die sich nach gehends selbsten verbrennet) heimlich zum Scipio geflohen/ und einen Oehlzweig mit sich getragen habe: dardurch zu verstehen gebend/ er komme zu ihn/ umb einen Frieden zu bitten/ welches kurtz zuvor auch viel von seinen Soldaten gethan hatten/ die sich zum Scipio begeben/ umb von selbigem zu erhalten/ daß er denen/ so aus dem Schlosse geflohen/ und keine Oehlzweige/ sondern nur Eisenkraut vor sich getragen/ nicht etwan einigen Schaden zufügen möchte; wiewohl aus deß Appianus Worten nicht allein Verbena oder Eisen-Kraut. Eisenkraut/ sondern auch andere Kräuter-Arten/ wormit deß Aesculapius Tempel und Altar/ der

[Spaltenumbruch] Mercurius Dienstes aber gebrauchte er sich in frölichen Begebenheiten: wiewohl ihn auch die andere Götter/ wann sie es nöhtig hatten/ zu einen Bottschaffter gebrauchten. Diese Fabel deutet an/ daß durch die Rede ausgedrucket werde/ was man im Gemüht/ so das in uns überbliebne Göttliche Füncklein ist/ ersonnen Amtsverrichtung deß Mercurius. hat. Er ist bey den Alten nicht allein denen Bottschafften oder Zeitungen/ sondern auch den Gewinsten vorgesetzt gewest/ wie er von sich selbsten beym Plautus in Amphitrione zeuget:

Nam vos quidem id jam scitis con-
cessum,& datum

Mihi esse ab Diis aliis, nuntiis prae-
sim & lucro.

Ich weiß/ ihr wissts/ wie ich hierzu bestellet
bin/

zu seyn der Botten Gott/ und wo man sucht
Gewinn.

Sein Bildnis. Im Buche Antiqvariorum Petri Appiani, wird Mercurius ohne Bart gebildet/ mit zweyen kleinen Flügeln über den Ohren angefügt/ nackendes Leibs/ ausser daß es scheinet/ als ob er auf dem Rücken ein klein Mäntelein hangen habe; in der Rechten hält er einen Beutel/ der auf dem Kopff eines Ziegenbocks liget/ in der Lincken aber führet er seinen/ mit zweyen Schlangen umwundenen/ Stab; zu seinen Füssen stehet ein Hahn samt einem Stab deß Mercurius. Bocke. Der Stab war sein Kennzeichen/ welcher anfänglich eine Ruhte gewesen/ so von andern nicht unterschieden/ und ihme vom Apollo ware verehret worden/ für die Harffe/ welche er ihm gegeben hatte/ da er/ nach Entführung der Ochsen/ einen Bund mit ihme aufgerichtet. Dannenhero Homerus in dem auf den Mercurius gedichteten Gesang/ den Apollo/ ihn also anredend/ einführet:

Hancque tibi virgam, qua felix, at-
que beatus

Efficiere, dabo; placeant si munera
nostra.

Dir will ich diesen Stab/ und alles Glück
mitgeben/

behagt dir nun die Gab/ nach Hertzens-
Wunsch zu leben.

Warum die Schlangen umb den Stab gewunden. An dem Stab hangen/ wie gesagt/ zwo Schlangen; entweder/ weil Mercurius mit demselben zwischen zweyen angetroffnen mit einander streitenden Schlangen/ Friede gestifftet; oder um der Ursach willen/ die Plinius im XXIX. Buche anführet/ welcher/ nachdem er erzehlt/ warum die Schlangen im Sommer sich um einander wickeln/ beyfüget: Diese der Schlangen Umwicklung/ und unbändiger Thiere Einträchtigkeit[Spaltenumbruch] scheinet eine Ursach zu seyn/ warumb die ausländische Völcker diesen deß Mercurius Stab/ mit Schlangen umwickelt/ zu einem Friedens-Zeichen gemacht haben. Die Egypter/ denen wir dieses nicht unbillig als ersten Erfindern zuschreiben/ stellten diesen Stab also vor: Sie bildeten einen Stab/ oder lange Ruthe/ daran zwo Schlangen/ nämlich ein Männlein und Fräulein/ in mitten ihrer Verwicklung/ einen Knoten/ welchen sie den Hercules-Knoten nennen/ machten/ und ihre Köpffe mit zugedruckten Augen gegen einander in einen Kreiß gebogen hatten/ die schlossen deß Circuls Umfang; nächstdem krümmten sich die Schwäntze gegen deß Stabs Angriff/ und waren mit Flügeln gezieret/ die aus eben dem Theile deß Heffts hervor kamen. Diesen Stab nennen die Lateiner Caduceum vom Fallen/ weil auf Erscheinung dessen/ aller Zwiespalt von Stund an dahin gefallen seyn soll. Dannenhero er ein Zeichen deß Friedens Friedens-Botten. war/ und pflegten die/ so wegen deß Friedens abgeordnet wurden/ denselben zu führen/ die auch daher Caduceatores genennet worden; Eben diese hatten auch im Gebrauch/ unterweilen Der Oelbaum ein Zeichen deß Friedens. einen Oehlzweig zu tragen/ dardurch anzudeuten/ daß sie als Freunde kämen.

Virgilius dichtet/ es habe Aeneas hundert Redner an den Latinus abgefertigt/ mit Oehlzweigen gekrönt; Eben selbiger habe/ als er zum Evander gereiset/ dem Pallanti/ der ihm zu erst begegnet/ in der Hand einen Oehlzweig gezeigt/ hierdurch anzudeuten/ er komme als ein Freund zu ihnen. Statius erzehlet/ als Tydeus/ der Abgesandte deß Polynices/ nach Thebe zum Eteocles kommen/ das Reich wieder zu begehren/ habe er einen Oehlzweig vor sich hergetragen; nachdem er aber unverrichter Sachen wieder umbkehren müssen/ habe er selbigen zur Erde geworffen/ worauf der schändliche Krieg zwischen diesen zweyen Brüden seinen Anfang genommen.

Appianus Alexandrinus schreibet/ daß Asdrubal/ als er gesehen/ daß er das Schloß/ oder königliche Burg zu Carthago wider die Römer länger nicht schützen könne/ mit Hinterlassung seines Weibs/ Kinder/ und vieler anderer/ in deß Aesculapius Tempel geflüchteter Menschen/ (die sich nach gehends selbsten verbrennet) heimlich zum Scipio geflohen/ und einen Oehlzweig mit sich getragen habe: dardurch zu verstehen gebend/ er komme zu ihn/ umb einen Frieden zu bitten/ welches kurtz zuvor auch viel von seinen Soldaten gethan hatten/ die sich zum Scipio begeben/ umb von selbigem zu erhalten/ daß er denen/ so aus dem Schlosse geflohen/ und keine Oehlzweige/ sondern nur Eisenkraut vor sich getragen/ nicht etwan einigen Schaden zufügen möchte; wiewohl aus deß Appianus Worten nicht allein Verbena oder Eisen-Kraut. Eisenkraut/ sondern auch andere Kräuter-Arten/ wormit deß Aesculapius Tempel und Altar/ der

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  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/185>, abgerufen am 22.11.2024.