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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch]
der rührt der Mauren Grund mit seinem
Scepter an/

daher er diese Stadt zu grunde richten kan.

Das Erdbeben wird vom Neptunus erreget. Aus dieser Ursach ist er von den Griechen enosigaios, das ist/ ein Erdenschütterer genennet worden/ dardurch anzudeuten/ daß das Erdbeben dem Neptunus/ wegen der Bewegung und Ungestümme deß Wassers/ zugeeignet werde. Dannenhero die Thessalier vorgaben/ es habe der Neptunus denen Wassern/ die ehmalen das gantze Thessalien überschwemmet hatten/ den Ausgang eröffnet; dann er durch Erregung eines gewaltigen Erdbebens die Berge zerspalten/ also/ daß der Fluß Peneus einen breiten Ausfluß bekam/ und die Erde/ so zwischen den Bergen innen lag/ beqvemlich konte bewohnet werden/ wie solches auch Herodotus bekräfftiget. Und eben das/ was ich vom Neptunus/ dem Erdenschütterer/ gesagt/ könte auch sehr schön auf die Ausbildung deß Erdbebens gezogen werden/ wann iemand dasselbe vorzustellen gesonnen.

Oceanus. Die Bildnussen deß Neptunus und Oceans waren einander nicht gar unähnlich. Diesen/ nämlich den Ocean/ haben die Alten einen Vatter der Götter geheissen/ und durch ihn nicht allein das Meer/ so die gantze Welt umlauffet/ sondern auch deß Wassers Krafft und Tugend verstanden/ welche Thales für den Anfang aller Dinge gehalten. Diesem Vatter aller Götter haben sie die Thetis zur Gemahlin gegeben/ von welchen hernach unzehlig viel Meer- Fluß- und Brunnen-Götter/ ingleichen auch Nymphen herkommen seyn sollen. Sie/ die Thetis/ wurde alt/ grau und weiß ausgebildet/ und von den Poeten eine Mutter genennet. Sie kan neben ihres Gemahls Bildnus gesetzet werden/ welcher/ wie Johannes Boccatius erzehlet/ auf einem Wagen/ den vier Wallfische durchs Meer gezogen/ gebildet zu sehen war/ vor ihm her giengen die Tritones mit Hörnern versehen; umb ihn stunden die Nymphen; von hinten folgten ihm eine grosse Anzahl Meer-Thiere/ die den Proteus zu ihren Führer und Hirten hatten.

Proteus. Dieser Proteus war einer aus den Meer-Göttern/ der künfftige Dinge/ iedoch anders nicht als gezwungen/ vorher verkündigte/ und die jenigen/ so ihm Gewalt anthun wolten/ mit List hintergienge/ auch allerley Gestalten annahm/ daß er ihnen entwischen möchte: Dannenhero man ihn binden/ und so lange halten muste/ biß er wieder zu seiner vorigen Gestalt kame/ alsdann antwortete er leichtlich auf die vorgestellte Fragen. Von ihme erzehlet Diodorus/ daß er von den Egyptern ins Reich genommen worden/ als einer/ der an Weißheit alle andere übertroffen/ wordurch er auch seine Rahtschläge zu rechter Zeit zu fassen so glückseelig war/ daß er/ nach Erforderung [Spaltenumbruch] Warumb Proteus in mancherley Gestalten verwandelt worden. der Zeit/ selbige augenblicks aufs allerfüglichste zu verändern wuste/ daher man von ihm zu sagen pflegen/ er verwandele sich in unterschiedliche Gestalten/ welches eben das ist/ als ob sie gesagt hätten/ er habe sich wol in die Zeit zu schicken gewust. Die Griechen wollen/ man habe dieses vom Proteus ausgegeben/ umb dardurch der Egyptischen Könige Gewonheit zu verstehen zu geben: dann wann dieselben sich öffentlich sehen liessen/ so trugen sie allezeit ein gewisses Kennzeichen am Haupt/ das die Königliche Majestät andeutete/ welches sie aber stetigs zu verändern pflegten; Sintemahlen sie unterweilen eines Löwen/ oder Stiers/ oder Drachen Vördertheil/ unterweilen ein Bäumlein/ zur andern Zeit ein Feuer/ bißweilen auch wolriechende Salben darzu gebrauchten. Daher die Fabel kommen/ daß der Proteus sich in alle die jenige Dinge/ so er auf dem Haupt truge/ zu verwandeln pflege. In der Insul Carpathus (von welcher das Carpatische Meer/ so nahe an Egypten gelegen/ seinen Namen hat/) soll er/ wie von ihm geschrieben wird/ gleichfalls regieret haben: Weil nun dieses Meer/ die Meerkälber (welche also genennet werden/ dieweil sie von fornen auf Art der Kälber mit Haaren und Haut bedeckt seynd) und andere Meer-Thiere in grosser Menge zeuget/ ist er ein Hirt der Meeres-Heerde genennet worden.

Eurynome. Wir wenden uns aber wieder zum Ocean/ vor dessen Tochter die Eurynome gehalten wurde/ welche Homerus der Thetis zur Gefertin zugesellet/ als sie sich zum Vulcanus verfügte. Einige haben sie/ wie Pausanias meldet/ für die Diana gehalten/ welches aber gar nicht mit ihrem Bildnus überein kommet; dann es zwar eine weibliche Gestalt hatte/ iedoch nur biß an die Hüfften/ unterhalb aber als ein Fisch gestaltet/ und mit güldenen Ketten gebunden war. Diese Göttin/ oder vielmehr Göttliche Krafft/ wurde von den Phigalensern/ einem Volck in Arcadien/ geehret/ derer Tempel an einem gewissen Tage im Jahre geöffnet/ und der Gottes-Dienst öffentlich verrichtet wurde.

Derceto. Ihr war nicht gar unähnlich eine Göttin/ Derceto genannt: welche/ ausser dem weiblichen Haupt/ die Gestalt eines Fisches hatte. Von dieser schreibet Diodorus Siculus im III. Buche/ daß sie eine Nymphe gewesen/ hernach schwanger worden/ (von wem aber sey unbekannt) und den Semiramis geboren habe; dieser ihr Fall seye ihr hernach dermassen zu Hertzen gegangen/ daß sie für Schaam sich in einen See in Syrien gestürtzt/ deßwegen auch von selbigen Völkern als eine Göttin verehrt worden/ welche von ihr gedichtet/ Sie habe sich selbst in einen Fisch verwandelt; daher auch bey ihnen diese Gewonheit entstanden/ daß sie keinen Fisch aus selbigem See gegessen/ weil sie dieselben alle dieser Göttin geheiligt zu seyn geglaubet.

[Spaltenumbruch]
der rührt der Mauren Grund mit seinem
Scepter an/

daher er diese Stadt zu grunde richten kan.

Das Erdbeben wird vom Neptunus erreget. Aus dieser Ursach ist er von den Griechen ἐνοσίγαιος, das ist/ ein Erdenschütterer genennet worden/ dardurch anzudeuten/ daß das Erdbeben dem Neptunus/ wegen der Bewegung und Ungestümme deß Wassers/ zugeeignet werde. Dannenhero die Thessalier vorgaben/ es habe der Neptunus denen Wassern/ die ehmalen das gantze Thessalien überschwemmet hatten/ den Ausgang eröffnet; dann er durch Erregung eines gewaltigen Erdbebens die Berge zerspalten/ also/ daß der Fluß Peneus einen breiten Ausfluß bekam/ und die Erde/ so zwischen den Bergen innen lag/ beqvemlich konte bewohnet werden/ wie solches auch Herodotus bekräfftiget. Und eben das/ was ich vom Neptunus/ dem Erdenschütterer/ gesagt/ könte auch sehr schön auf die Ausbildung deß Erdbebens gezogen werden/ wann iemand dasselbe vorzustellen gesonnen.

Oceanus. Die Bildnussen deß Neptunus und Oceans waren einander nicht gar unähnlich. Diesen/ nämlich den Ocean/ haben die Alten einen Vatter der Götter geheissen/ und durch ihn nicht allein das Meer/ so die gantze Welt umlauffet/ sondern auch deß Wassers Krafft und Tugend verstanden/ welche Thales für den Anfang aller Dinge gehalten. Diesem Vatter aller Götter haben sie die Thetis zur Gemahlin gegeben/ von welchen hernach unzehlig viel Meer- Fluß- und Brunnen-Götter/ ingleichen auch Nymphen herkommen seyn sollen. Sie/ die Thetis/ wurde alt/ grau und weiß ausgebildet/ und von den Poeten eine Mutter genennet. Sie kan neben ihres Gemahls Bildnus gesetzet werden/ welcher/ wie Johannes Boccatius erzehlet/ auf einem Wagen/ den vier Wallfische durchs Meer gezogen/ gebildet zu sehen war/ vor ihm her giengen die Tritones mit Hörnern versehen; umb ihn stunden die Nymphen; von hinten folgten ihm eine grosse Anzahl Meer-Thiere/ die den Proteus zu ihren Führer und Hirten hatten.

Proteus. Dieser Proteus war einer aus den Meer-Göttern/ der künfftige Dinge/ iedoch anders nicht als gezwungen/ vorher verkündigte/ und die jenigen/ so ihm Gewalt anthun wolten/ mit List hintergienge/ auch allerley Gestalten annahm/ daß er ihnen entwischen möchte: Dannenhero man ihn binden/ und so lange halten muste/ biß er wieder zu seiner vorigen Gestalt kame/ alsdann antwortete er leichtlich auf die vorgestellte Fragen. Von ihme erzehlet Diodorus/ daß er von den Egyptern ins Reich genommen worden/ als einer/ der an Weißheit alle andere übertroffen/ wordurch er auch seine Rahtschläge zu rechter Zeit zu fassen so glückseelig war/ daß er/ nach Erforderung [Spaltenumbruch] Warumb Proteus in mancherley Gestalten verwandelt worden. der Zeit/ selbige augenblicks aufs allerfüglichste zu verändern wuste/ daher man von ihm zu sagen pflegen/ er verwandele sich in unterschiedliche Gestalten/ welches eben das ist/ als ob sie gesagt hätten/ er habe sich wol in die Zeit zu schicken gewust. Die Griechen wollen/ man habe dieses vom Proteus ausgegeben/ umb dardurch der Egyptischen Könige Gewonheit zu verstehen zu geben: dann wann dieselben sich öffentlich sehen liessen/ so trugen sie allezeit ein gewisses Kennzeichen am Haupt/ das die Königliche Majestät andeutete/ welches sie aber stetigs zu verändern pflegten; Sintemahlen sie unterweilen eines Löwen/ oder Stiers/ oder Drachen Vördertheil/ unterweilen ein Bäumlein/ zur andern Zeit ein Feuer/ bißweilen auch wolriechende Salben darzu gebrauchten. Daher die Fabel kommen/ daß der Proteus sich in alle die jenige Dinge/ so er auf dem Haupt truge/ zu verwandeln pflege. In der Insul Carpathus (von welcher das Carpatische Meer/ so nahe an Egypten gelegen/ seinen Namen hat/) soll er/ wie von ihm geschrieben wird/ gleichfalls regieret haben: Weil nun dieses Meer/ die Meerkälber (welche also genennet werden/ dieweil sie von fornen auf Art der Kälber mit Haaren und Haut bedeckt seynd) und andere Meer-Thiere in grosser Menge zeuget/ ist er ein Hirt der Meeres-Heerde genennet worden.

Eurynome. Wir wenden uns aber wieder zum Ocean/ vor dessen Tochter die Eurynome gehalten wurde/ welche Homerus der Thetis zur Gefertin zugesellet/ als sie sich zum Vulcanus verfügte. Einige haben sie/ wie Pausanias meldet/ für die Diana gehalten/ welches aber gar nicht mit ihrem Bildnus überein kommet; dann es zwar eine weibliche Gestalt hatte/ iedoch nur biß an die Hüfften/ unterhalb aber als ein Fisch gestaltet/ und mit güldenen Ketten gebunden war. Diese Göttin/ oder vielmehr Göttliche Krafft/ wurde von den Phigalensern/ einem Volck in Arcadien/ geehret/ derer Tempel an einem gewissen Tage im Jahre geöffnet/ und der Gottes-Dienst öffentlich verrichtet wurde.

Derceto. Ihr war nicht gar unähnlich eine Göttin/ Derceto genannt: welche/ ausser dem weiblichen Haupt/ die Gestalt eines Fisches hatte. Von dieser schreibet Diodorus Siculus im III. Buche/ daß sie eine Nymphe gewesen/ hernach schwanger worden/ (von wem aber sey unbekannt) und den Semiramis geboren habe; dieser ihr Fall seye ihr hernach dermassen zu Hertzen gegangen/ daß sie für Schaam sich in einen See in Syrien gestürtzt/ deßwegen auch von selbigen Völkern als eine Göttin verehrt worden/ welche von ihr gedichtet/ Sie habe sich selbst in einen Fisch verwandelt; daher auch bey ihnen diese Gewonheit entstanden/ daß sie keinen Fisch aus selbigem See gegessen/ weil sie dieselben alle dieser Göttin geheiligt zu seyn geglaubet.

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 91/0159] der rührt der Mauren Grund mit seinem Scepter an/ daher er diese Stadt zu grunde richten kan. Aus dieser Ursach ist er von den Griechen ἐνοσίγαιος, das ist/ ein Erdenschütterer genennet worden/ dardurch anzudeuten/ daß das Erdbeben dem Neptunus/ wegen der Bewegung und Ungestümme deß Wassers/ zugeeignet werde. Dannenhero die Thessalier vorgaben/ es habe der Neptunus denen Wassern/ die ehmalen das gantze Thessalien überschwemmet hatten/ den Ausgang eröffnet; dann er durch Erregung eines gewaltigen Erdbebens die Berge zerspalten/ also/ daß der Fluß Peneus einen breiten Ausfluß bekam/ und die Erde/ so zwischen den Bergen innen lag/ beqvemlich konte bewohnet werden/ wie solches auch Herodotus bekräfftiget. Und eben das/ was ich vom Neptunus/ dem Erdenschütterer/ gesagt/ könte auch sehr schön auf die Ausbildung deß Erdbebens gezogen werden/ wann iemand dasselbe vorzustellen gesonnen. Das Erdbeben wird vom Neptunus erreget. Die Bildnussen deß Neptunus und Oceans waren einander nicht gar unähnlich. Diesen/ nämlich den Ocean/ haben die Alten einen Vatter der Götter geheissen/ und durch ihn nicht allein das Meer/ so die gantze Welt umlauffet/ sondern auch deß Wassers Krafft und Tugend verstanden/ welche Thales für den Anfang aller Dinge gehalten. Diesem Vatter aller Götter haben sie die Thetis zur Gemahlin gegeben/ von welchen hernach unzehlig viel Meer-Fluß- und Brunnen-Götter/ ingleichen auch Nymphen herkommen seyn sollen. Sie/ die Thetis/ wurde alt/ grau und weiß ausgebildet/ und von den Poeten eine Mutter genennet. Sie kan neben ihres Gemahls Bildnus gesetzet werden/ welcher/ wie Johannes Boccatius erzehlet/ auf einem Wagen/ den vier Wallfische durchs Meer gezogen/ gebildet zu sehen war/ vor ihm her giengen die Tritones mit Hörnern versehen; umb ihn stunden die Nymphen; von hinten folgten ihm eine grosse Anzahl Meer-Thiere/ die den Proteus zu ihren Führer und Hirten hatten. Oceanus. 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Die Griechen wollen/ man habe dieses vom Proteus ausgegeben/ umb dardurch der Egyptischen Könige Gewonheit zu verstehen zu geben: dann wann dieselben sich öffentlich sehen liessen/ so trugen sie allezeit ein gewisses Kennzeichen am Haupt/ das die Königliche Majestät andeutete/ welches sie aber stetigs zu verändern pflegten; Sintemahlen sie unterweilen eines Löwen/ oder Stiers/ oder Drachen Vördertheil/ unterweilen ein Bäumlein/ zur andern Zeit ein Feuer/ bißweilen auch wolriechende Salben darzu gebrauchten. Daher die Fabel kommen/ daß der Proteus sich in alle die jenige Dinge/ so er auf dem Haupt truge/ zu verwandeln pflege. In der Insul Carpathus (von welcher das Carpatische Meer/ so nahe an Egypten gelegen/ seinen Namen hat/) soll er/ wie von ihm geschrieben wird/ gleichfalls regieret haben: Weil nun dieses Meer/ die Meerkälber (welche also genennet werden/ dieweil sie von fornen auf Art der Kälber mit Haaren und Haut bedeckt seynd) und andere Meer-Thiere in grosser Menge zeuget/ ist er ein Hirt der Meeres-Heerde genennet worden. Proteus. Warumb Proteus in mancherley Gestalten verwandelt worden. Wir wenden uns aber wieder zum Ocean/ vor dessen Tochter die Eurynome gehalten wurde/ welche Homerus der Thetis zur Gefertin zugesellet/ als sie sich zum Vulcanus verfügte. Einige haben sie/ wie Pausanias meldet/ für die Diana gehalten/ welches aber gar nicht mit ihrem Bildnus überein kommet; dann es zwar eine weibliche Gestalt hatte/ iedoch nur biß an die Hüfften/ unterhalb aber als ein Fisch gestaltet/ und mit güldenen Ketten gebunden war. 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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/159>, abgerufen am 28.04.2024.