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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Der Bonae Deae oder der guten Göttin Gottes-Dienst. worden. Dannenhero ist es kommen/ daß keinem Manns-Bild erlaubt gewesen in ihren Tempel zu gehen/ oder dem ihr verordnetem Gotttes-Dienst beyzuwohnen/ welcher entweder in deß Ober-Priesters/ Bürgermeisters oder Praetoris Behausung celebrirt und gehalten zu werden pflegte/ zu welcher Zeit alles/ was Männlich war/ hinausgehen/ und den Weibs-Personen Platz machen muste/ welche alsdann der Göttin zu opffern die gantze Nacht zubrachten/ dieweil ihr deß Tages über einigen Gottes-Dienst zu leisten sich nicht geziemte. Es musten aber nicht allein die Mannspersonen von dannen weichen/ sondern auch deren Bildnusse verdeckt werden; so gar pflegte diese Göttin die Mannspersonen zu scheuen. In ihrem Tempel waren unterschiedliche und mancherley Arten Kräuter/ welche der Hüter deß Tempels denen Krancken/ so derselben benöhtiget waren/ willig mittheilte. Aus dieser Ursache Medea. haben einige sie für die Medea gehalten/ als welche vom Jason betrogen/ nachgehends aller Manns-bilder Angesicht gescheuet. Jedoch lieset man in den Fabeln/ daß diese gute Fauna. Göttin / oder Fauna/ eine Tochter deß Faunus gewesen/ welcher/ als er sich in diese seine Tochter hefftig verliebt befunden/ alle Mühe und Fleiß angewendet/ damit er sie zu seinem schändlichen Willen bewegen möchte; weil Er aber bey ihr mit guten Worten nichts ausrichten können/ habe Er sich der Gewalt gebrauchet/ und seye von ihr mit einem Myrthen-Stabe über den Kopff geschlagen und hefftig verwundet worden. Nachdem nun dieser Vatter gesehen/ das er aus seiner Tochter Liebe gantz ausgeschlossen/ und er sie weder mit süssen Worten/ noch mit Gewalt zu seinen Willen bringen möchte/ habe er sich entschlossen/ hinführo mit Betrug und List zu handeln/ deßwegen er sie truncken gemacht/ sey aber auch also in seiner Hoffnung betrogen worden/ dieweil die berauschte Tochter deß Vatters Begierde gleichwol kein Genügen geleistet; Endlich habe er sich in eine Schlange verwandelt/ und seye also ihrer Liebe theilhafftig worden. Solches zu beglauben/ geben sie dieses Kennzeichen/ daß einen Myrtenstab in ihrem Tempel zu haben nicht erlaubt gewesen/ und über ihrem Haupte ein Weinstock/ als durch welchen sie der Vatter am meisten zu betrügen getrachtet/ sich wachsend ausgebreitet habe: daß der Wein nicht in seinem eignen Namen in ihren Tempel gebracht/ sondern das Gefäß/ darinnen er gewesen/ für ein Honig-Faß/ und der Wein für Milch ausgegeben worden; und daß dagegen die Schlangen in ihrem Tempel Bildnus der guten Göttin. ohne alle Scheu und Furcht erschienen. Dannenhero ihr Bildnus also vorgestellet wurde/ daß sie in der lincken Hand einen Scepter hielte/ (dieweil ihr einige eben so viel Gewalt als der Juno zuschrieben/) auf dem Haupte aber [Spaltenumbruch] einen Wein-Reben/ an der Seite eine Schlange und einen Myrten-Stab liegen hatte.

Fast eine gleiche Gewalt mit dieser Göttin Proserpina. hatte auch die Proserpina; zumahlen die Alten durch die Proserpina die jenige Krafft der Erden verstunden/ welche den in ihr verborgnen Saamen erhält. Von dieser lieset man beym Eusebius auch eine Fabel/ die mit der jenigen/ so wir von der guten Göttin erzehlet/ in vielen übereinstimmet/ sie lautet aber also: Die Ceres hatte mit dem Jupiter die Proserpina/ welche von etlichen Pherephatte genennet wird/ gezeugt. Der Vatter/ welcher sich in seine Tochter verliebt hatte/ verwandelte sich in eine Schlange/ und fügte sich also zu ihr: dannenher in der Sabazier Geheimnussen bey den Opffern eine in einem Ring gewundene Schlange zum Gedächtnus dieser That gebraucht wurde. Es hat auch die Pherephatte einen Sohn in Gestalt eines Ochsen gebohren: weswegen einige Poeten den Ochsen für einen Vatter der Schlangen/ und dargegen die Schlange für deß Ochsen Proserpina bedeutet die Früchte. Vatter ausgegeben. So lieset man auch/ daß die Proserpina die Früchte bedeute/ welche aus der Erde/ die durch die Ceres vorgebildet/ ihren Ursprung haben; und zwar nicht ohne eine gewisse Lebens-Wärme/ die vom Himmel herab fliesset; Der Jupiter aber bedeutet den Himmel. Von dieser dichteten die Poeten/ daß sie vom Pluto entführt worden; entweder weil der in die Erde geworffene Saame unterweilen nicht wächst/ weswegen die Erde auf gewisse Weise zu trauren scheinet/ wann sie sich ihrer Zierde beraubt siehet: oder aber/ weil die natürliche Wärme der Erden den empfangenen Saamen erhält/ biß er reiff wird. Wird bisweilen für den Mond genommen. Eben diese Proserpina wird bißweilen für den Mond genommen: dahero sie auf gleiche Weise wie der Mond gebildet werden kan; wiewohl man sie auch mit einer Gans in der Hand vorgestellet findet/ wie Pausanias in Boeoticis erzehlet/ woselbst er saget/ daß bey deß Trophonius Lustwalde die Ercyna/ mit der Proserpina spielend/ eine Gans wider ihren Willen aus der Hand gelassen/ welche einer grossen Höhle oder Klufft zugeflogen/ und daselbsten sich unter einen Stein verborgen habe/ die Proserpina aber habe diesen Vogel wiederum hervorgezogen/ und sey an dem Orte/ wo sie den Stein weggenommen/ das Wasser hervorgebrochen/ welches hernach der Fluß Ercyna genennet worden. Am Ufer desselben stunde hernach ein Tempel/ darinnen man folgendes Zeichen sahe/ nämlich eine Jungfrau/ die in ihren Händen eine Gans vor sich gehalten/ welche die Proserpina/ der Ceres Tochter war.

[Spaltenumbruch] Der Bonae Deae oder der guten Göttin Gottes-Dienst. worden. Dannenhero ist es kommen/ daß keinem Manns-Bild erlaubt gewesen in ihren Tempel zu gehen/ oder dem ihr verordnetem Gotttes-Dienst beyzuwohnen/ welcher entweder in deß Ober-Priesters/ Bürgermeisters oder Praetoris Behausung celebrirt und gehalten zu werden pflegte/ zu welcher Zeit alles/ was Männlich war/ hinausgehen/ und den Weibs-Personen Platz machen muste/ welche alsdann der Göttin zu opffern die gantze Nacht zubrachten/ dieweil ihr deß Tages über einigen Gottes-Dienst zu leisten sich nicht geziemte. Es musten aber nicht allein die Mannspersonen von dannen weichen/ sondern auch deren Bildnusse verdeckt werden; so gar pflegte diese Göttin die Mannspersonen zu scheuen. In ihrem Tempel waren unterschiedliche und mancherley Arten Kräuter/ welche der Hüter deß Tempels denen Krancken/ so derselben benöhtiget waren/ willig mittheilte. Aus dieser Ursache Medea. haben einige sie für die Medea gehalten/ als welche vom Jason betrogen/ nachgehends aller Manns-bilder Angesicht gescheuet. Jedoch lieset man in den Fabeln/ daß diese gute Fauna. Göttin / oder Fauna/ eine Tochter deß Faunus gewesen/ welcher/ als er sich in diese seine Tochter hefftig verliebt befunden/ alle Mühe und Fleiß angewendet/ damit er sie zu seinem schändlichen Willen bewegen möchte; weil Er aber bey ihr mit guten Worten nichts ausrichten können/ habe Er sich der Gewalt gebrauchet/ und seye von ihr mit einem Myrthen-Stabe über den Kopff geschlagen und hefftig verwundet worden. Nachdem nun dieser Vatter gesehen/ das er aus seiner Tochter Liebe gantz ausgeschlossen/ und er sie weder mit süssen Worten/ noch mit Gewalt zu seinen Willen bringen möchte/ habe er sich entschlossen/ hinführo mit Betrug und List zu handeln/ deßwegen er sie truncken gemacht/ sey aber auch also in seiner Hoffnung betrogen worden/ dieweil die berauschte Tochter deß Vatters Begierde gleichwol kein Genügen geleistet; Endlich habe er sich in eine Schlange verwandelt/ und seye also ihrer Liebe theilhafftig worden. Solches zu beglauben/ geben sie dieses Kennzeichen/ daß einen Myrtenstab in ihrem Tempel zu haben nicht erlaubt gewesen/ und über ihrem Haupte ein Weinstock/ als durch welchen sie der Vatter am meisten zu betrügen getrachtet/ sich wachsend ausgebreitet habe: daß der Wein nicht in seinem eignen Namen in ihren Tempel gebracht/ sondern das Gefäß/ darinnen er gewesen/ für ein Honig-Faß/ und der Wein für Milch ausgegeben worden; und daß dagegen die Schlangen in ihrem Tempel Bildnus der guten Göttin. ohne alle Scheu und Furcht erschienen. Dannenhero ihr Bildnus also vorgestellet wurde/ daß sie in der lincken Hand einen Scepter hielte/ (dieweil ihr einige eben so viel Gewalt als der Juno zuschrieben/) auf dem Haupte aber [Spaltenumbruch] einen Wein-Reben/ an der Seite eine Schlange und einen Myrten-Stab liegen hatte.

Fast eine gleiche Gewalt mit dieser Göttin Proserpina. hatte auch die Proserpina; zumahlen die Alten durch die Proserpina die jenige Krafft der Erden verstunden/ welche den in ihr verborgnen Saamen erhält. Von dieser lieset man beym Eusebius auch eine Fabel/ die mit der jenigen/ so wir von der guten Göttin erzehlet/ in vielen übereinstimmet/ sie lautet aber also: Die Ceres hatte mit dem Jupiter die Proserpina/ welche von etlichen Pherephatte genennet wird/ gezeugt. Der Vatter/ welcher sich in seine Tochter verliebt hatte/ verwandelte sich in eine Schlange/ und fügte sich also zu ihr: dannenher in der Sabazier Geheimnussen bey den Opffern eine in einem Ring gewundene Schlange zum Gedächtnus dieser That gebraucht wurde. Es hat auch die Pherephatte einen Sohn in Gestalt eines Ochsen gebohren: weswegen einige Poeten den Ochsen für einen Vatter der Schlangen/ und dargegen die Schlange für deß Ochsen Proserpina bedeutet die Früchte. Vatter ausgegeben. So lieset man auch/ daß die Proserpina die Früchte bedeute/ welche aus der Erde/ die durch die Ceres vorgebildet/ ihren Ursprung haben; und zwar nicht ohne eine gewisse Lebens-Wärme/ die vom Himmel herab fliesset; Der Jupiter aber bedeutet den Himmel. Von dieser dichteten die Poeten/ daß sie vom Pluto entführt worden; entweder weil der in die Erde geworffene Saame unterweilen nicht wächst/ weswegen die Erde auf gewisse Weise zu trauren scheinet/ wann sie sich ihrer Zierde beraubt siehet: oder aber/ weil die natürliche Wärme der Erden den empfangenen Saamen erhält/ biß er reiff wird. Wird bisweilen für den Mond genommen. Eben diese Proserpina wird bißweilen für den Mond genommen: dahero sie auf gleiche Weise wie der Mond gebildet werden kan; wiewohl man sie auch mit einer Gans in der Hand vorgestellet findet/ wie Pausanias in Boeoticis erzehlet/ woselbst er saget/ daß bey deß Trophonius Lustwalde die Ercyna/ mit der Proserpina spielend/ eine Gans wider ihren Willen aus der Hand gelassen/ welche einer grossen Höhle oder Klufft zugeflogen/ und daselbsten sich unter einen Stein verborgen habe/ die Proserpina aber habe diesen Vogel wiederum hervorgezogen/ und sey an dem Orte/ wo sie den Stein weggenommen/ das Wasser hervorgebrochen/ welches hernach der Fluß Ercyna genennet worden. Am Ufer desselben stunde hernach ein Tempel/ darinnen man folgendes Zeichen sahe/ nämlich eine Jungfrau/ die in ihren Händen eine Gans vor sich gehalten/ welche die Proserpina/ der Ceres Tochter war.

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 84/0148] worden. Dannenhero ist es kommen/ daß keinem Manns-Bild erlaubt gewesen in ihren Tempel zu gehen/ oder dem ihr verordnetem Gotttes-Dienst beyzuwohnen/ welcher entweder in deß Ober-Priesters/ Bürgermeisters oder Praetoris Behausung celebrirt und gehalten zu werden pflegte/ zu welcher Zeit alles/ was Männlich war/ hinausgehen/ und den Weibs-Personen Platz machen muste/ welche alsdann der Göttin zu opffern die gantze Nacht zubrachten/ dieweil ihr deß Tages über einigen Gottes-Dienst zu leisten sich nicht geziemte. Es musten aber nicht allein die Mannspersonen von dannen weichen/ sondern auch deren Bildnusse verdeckt werden; so gar pflegte diese Göttin die Mannspersonen zu scheuen. In ihrem Tempel waren unterschiedliche und mancherley Arten Kräuter/ welche der Hüter deß Tempels denen Krancken/ so derselben benöhtiget waren/ willig mittheilte. Aus dieser Ursache haben einige sie für die Medea gehalten/ als welche vom Jason betrogen/ nachgehends aller Manns-bilder Angesicht gescheuet. Jedoch lieset man in den Fabeln/ daß diese gute Göttin / oder Fauna/ eine Tochter deß Faunus gewesen/ welcher/ als er sich in diese seine Tochter hefftig verliebt befunden/ alle Mühe und Fleiß angewendet/ damit er sie zu seinem schändlichen Willen bewegen möchte; weil Er aber bey ihr mit guten Worten nichts ausrichten können/ habe Er sich der Gewalt gebrauchet/ und seye von ihr mit einem Myrthen-Stabe über den Kopff geschlagen und hefftig verwundet worden. 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Solches zu beglauben/ geben sie dieses Kennzeichen/ daß einen Myrtenstab in ihrem Tempel zu haben nicht erlaubt gewesen/ und über ihrem Haupte ein Weinstock/ als durch welchen sie der Vatter am meisten zu betrügen getrachtet/ sich wachsend ausgebreitet habe: daß der Wein nicht in seinem eignen Namen in ihren Tempel gebracht/ sondern das Gefäß/ darinnen er gewesen/ für ein Honig-Faß/ und der Wein für Milch ausgegeben worden; und daß dagegen die Schlangen in ihrem Tempel ohne alle Scheu und Furcht erschienen. Dannenhero ihr Bildnus also vorgestellet wurde/ daß sie in der lincken Hand einen Scepter hielte/ (dieweil ihr einige eben so viel Gewalt als der Juno zuschrieben/) auf dem Haupte aber einen Wein-Reben/ an der Seite eine Schlange und einen Myrten-Stab liegen hatte. Der Bonae Deae oder der guten Göttin Gottes-Dienst. Medea. Fauna. Bildnus der guten Göttin.Fast eine gleiche Gewalt mit dieser Göttin hatte auch die Proserpina; zumahlen die Alten durch die Proserpina die jenige Krafft der Erden verstunden/ welche den in ihr verborgnen Saamen erhält. Von dieser lieset man beym Eusebius auch eine Fabel/ die mit der jenigen/ so wir von der guten Göttin erzehlet/ in vielen übereinstimmet/ sie lautet aber also: Die Ceres hatte mit dem Jupiter die Proserpina/ welche von etlichen Pherephatte genennet wird/ gezeugt. Der Vatter/ welcher sich in seine Tochter verliebt hatte/ verwandelte sich in eine Schlange/ und fügte sich also zu ihr: dannenher in der Sabazier Geheimnussen bey den Opffern eine in einem Ring gewundene Schlange zum Gedächtnus dieser That gebraucht wurde. Es hat auch die Pherephatte einen Sohn in Gestalt eines Ochsen gebohren: weswegen einige Poeten den Ochsen für einen Vatter der Schlangen/ und dargegen die Schlange für deß Ochsen Vatter ausgegeben. So lieset man auch/ daß die Proserpina die Früchte bedeute/ welche aus der Erde/ die durch die Ceres vorgebildet/ ihren Ursprung haben; und zwar nicht ohne eine gewisse Lebens-Wärme/ die vom Himmel herab fliesset; Der Jupiter aber bedeutet den Himmel. Von dieser dichteten die Poeten/ daß sie vom Pluto entführt worden; entweder weil der in die Erde geworffene Saame unterweilen nicht wächst/ weswegen die Erde auf gewisse Weise zu trauren scheinet/ wann sie sich ihrer Zierde beraubt siehet: oder aber/ weil die natürliche Wärme der Erden den empfangenen Saamen erhält/ biß er reiff wird. Eben diese Proserpina wird bißweilen für den Mond genommen: dahero sie auf gleiche Weise wie der Mond gebildet werden kan; wiewohl man sie auch mit einer Gans in der Hand vorgestellet findet/ wie Pausanias in Boeoticis erzehlet/ woselbst er saget/ daß bey deß Trophonius Lustwalde die Ercyna/ mit der Proserpina spielend/ eine Gans wider ihren Willen aus der Hand gelassen/ welche einer grossen Höhle oder Klufft zugeflogen/ und daselbsten sich unter einen Stein verborgen habe/ die Proserpina aber habe diesen Vogel wiederum hervorgezogen/ und sey an dem Orte/ wo sie den Stein weggenommen/ das Wasser hervorgebrochen/ welches hernach der Fluß Ercyna genennet worden. Am Ufer desselben stunde hernach ein Tempel/ darinnen man folgendes Zeichen sahe/ nämlich eine Jungfrau/ die in ihren Händen eine Gans vor sich gehalten/ welche die Proserpina/ der Ceres Tochter war. Proserpina. Proserpina bedeutet die Früchte. Wird bisweilen für den Mond genommen.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/148>, abgerufen am 07.05.2024.