Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] aber waren mit Kleidern bedeckt; welches dahin zu ziehen und auszudeuten/ daß wir/ so lang wir in dem Gefängnis deß Leibes eingeschlossen sind/ GOTT/ wie er ist/ nicht schauen können. Den Scepter trug er deßwegen in der lincken Hand/ dieweil bekannt/ daß das Hertz dem Menschen auf der lincken Seiten liget/ welches für das vornehmste Glied deß Menschen gehalten wird/ woraus die Krafft/ so das Leben erhält/ zu fliessen pfleget/ und alsdann durch den gantzen Menschlichen Leib vertheilet wird: auf gleiche Weise empfähet auch die Welt von Gott das Leben/ der als ein König dasselbe nach Belieben austheilet und verordnet. In der ausgestreckten rechten Hand hielte er unterweilen einen Adler/ bisweilen auch wohl ein Sieges-Zeichen; dardurch anzudeuten/daß/ gleich wie der Adler unter den Vögeln herrschet/ also Er unter den Himmels-Innwohnern die Oberstelle vertrette/ und daselbst alles unter seiner Botmässigkeit habe/ gleich als ob ihme solche Herrligkeit durch Sieges-Recht zukomme. Weil nun die Macht aller Dinge bey ihm stehet/ so geschicht es/ daß/ nach seinem Wolgefallen/ dieselben immer einmahl anders als das andere mahl beschaffen sind; deren Veränderungs-Ursachen denen Menschen gemeiniglich verborgen/ als welche/ weil sie die von oben her über die Sterblichen ergehende Verordnung im Guten und Bösen/ wie auch ihre unter einanderlauffende wunderbahre Verwechselungs-Ursachen nicht wissen/ bisweilen an der Göttlichen Vorsehung sehr zu zweiffeln beginnen. Aus dieser Ursache dichtet Homerus/ daß der Jupiter zwey Fäßer habe/ deren eines mit lauter Gutem/ das andere aber mit eitel Bösem angefüllet sey: Solche pflege Er/ nach seinem Belieben umzukehren/ und aus denselben wechsels-weis/ so viel ihm gutdünckte/ herunter zu giessen. Ein anderer unter den Alten Poeten saget/ es pflege Jupiter das Zünglein in der Waag hin und wieder zu bewegen und zu neigen/ nachdem er beschlossen diesem oder jenem gutes zu thun: welches Gedicht auch dem Homerus zuzuschreiben/ sintemahl derselbe den Jupiter/ eine güldne Waage haltend/ gebildet/ worinnen Er der Griechen und Trojaner Sachen wäge/ und beyder Händel gegen einander vergleiche/ auf daß er sehen möge/ wem der Sieg unter ihnen beyden zuzutheilen seye. Im Pyraeeo/ welches/ wie Pausanias schreibet/ der Athenienser Reede oder Schiffslage war/ stunde ein dem Jupiter geheiligtes Bild/ das in einer Hand einen Scepter/ und in der andern die Victoria hielte. Die Egypter/ welche die heilige Dinge auf wunderbahre Weise verdeckten/ und mit höchstem Fleiß zu verbergen sich bemüheten/ damit sie von den Weltlingen und Unheiligen nicht möchten verstanden werden/ haben demjenigen Gott gleichfalls einen Scepter zugeeignet/ welchen [Spaltenumbruch] sie den Schöpffer nennten/ der in diesem Fall sehr wohl mit dem Jupiter der Griechen übereinzustimmen scheinet. Daher sich niemand zu verwundern hat/ daß ich deren Bildnußen zugleich hier beschreibe; dann ob sie wohl im Namen oder der Bildnus nicht übereintreffen/ iedoch/ weil sie einerley Bedeutung zu haben scheinen/ hat michs nicht ungereimt zu seyn bedünckt/ wann ich sie zusammen setzte/ und auf Schöpffer. solche Weise vereinigte. Der Schöpffer aber hatte bey den Egyptern eine Menschen-Gestalt/ ware Himmelblau colorirt/ hielte in der einen Hand einen Ring/ in der andern einen Scepter/ und hatte auf dem Haupt-Scheitel eine Feder/ welche andeutete/ daß der Schöpffer aller Dinge schwehr zu finden sey. Sie hielten ihn vor einen König/ dessen Kenn-Zeichen der Scepter war; dann in seiner Hand stehets/ allen Dingen Odem und Leben zu geben/ welches er mittheilet/ indem Er/ als ein verständiges Wesen/ sich selbst in einem Circul umbwindet/ wie solches auch der Circul andeutet. Eben dieser gibt aus dem Munde ein Ey hervor/ woraus Vulcanus geboren wird. Das Ey bildet uns die Welt vor/ durch den Vulcanus aber verstehen wir die Wärme/ welche die Welt-Theile durchdringet/ und allen Dingen das Leben giebet. Bildnußen deß Weltrundes. Dieweil wir aber auf das Bild der Welt gerahten/ achte ich nicht unnöhtig zu seyn/ etwas weniges von demselben zu reden. Die Egypter stelleten die Welt also vor/ daß sie einen Menschen mit ineinander gekrümmten Füßen mahlten/ der war mit einem Kleide von mancherley Farben angethan/ welches ihm biß auff die Füße herabhienge. Auf dem Haupte hatte er eine große vergüldete Kugel; um damit anzudeuten/ daß die Welt rund seye/ ihren Ort niemahls verändere/ und die Gestirne mancherley Naturen haben. Dieses schreibet Porphyrius/ wie aus ihm Eusebius erzehlet/ der auch dabey berichtet/ daß die Welt dergestalt von den Egyptern ausgebildet worden: Sie hätten nämlich zwey Kreise vorgestellet/ und zwar also/ daß einer über dem andern gestanden/ darinnen man eine mit einem Habichts-Kopf versehene Schlange verwickelt erblicket. Die Kreise bedeuteten die Größe und Form der Welt/ die Schlange aber den guten Geist/ der alle Dinge bewahret/ und durch seine Krafft im Wesen erhält/ das ist der Geist/ welcher allenthalben hindurch dringet/ auch allen Dingen Leben und Nahrung Man hat die Schlangen einer Göttlichen Natur fähig zu seyn geglaubet. mittheilet; dann die Phoenicier und Egypter hielten darfür/ es seyen die Schlangen einer Göttlichen Natur theilhafftig/ dieweil sie dieselben nicht/ wie die andere Thiere/ durch Hülffe der äußerlichen Glieder/ sondern/ vermittelst eines Geistes und in ihnen verborgen liegender Krafft getrieben/ so gar fertig einhergehen/ und mit der grösten Geschwindigkeit den gantzen Leib in mancherley Gestalten drehen sahen; worzu noch dieses kommt/ [Spaltenumbruch] aber waren mit Kleidern bedeckt; welches dahin zu ziehen und auszudeuten/ daß wir/ so lang wir in dem Gefängnis deß Leibes eingeschlossen sind/ GOTT/ wie er ist/ nicht schauen können. Den Scepter trug er deßwegen in der lincken Hand/ dieweil bekannt/ daß das Hertz dem Menschen auf der lincken Seiten liget/ welches für das vornehmste Glied deß Menschen gehalten wird/ woraus die Krafft/ so das Leben erhält/ zu fliessen pfleget/ und alsdann durch den gantzen Menschlichen Leib vertheilet wird: auf gleiche Weise empfähet auch die Welt von Gott das Leben/ der als ein König dasselbe nach Belieben austheilet und verordnet. In der ausgestreckten rechten Hand hielte er unterweilen einen Adler/ bisweilen auch wohl ein Sieges-Zeichen; dardurch anzudeuten/daß/ gleich wie der Adler unter den Vögeln herrschet/ also Er unter den Himmels-Innwohnern die Oberstelle vertrette/ und daselbst alles unter seiner Botmässigkeit habe/ gleich als ob ihme solche Herrligkeit durch Sieges-Recht zukomme. Weil nun die Macht aller Dinge bey ihm stehet/ so geschicht es/ daß/ nach seinem Wolgefallen/ dieselben immer einmahl anders als das andere mahl beschaffen sind; deren Veränderungs-Ursachen denen Menschen gemeiniglich verborgen/ als welche/ weil sie die von oben her über die Sterblichen ergehende Verordnung im Guten und Bösen/ wie auch ihre unter einanderlauffende wunderbahre Verwechselungs-Ursachen nicht wissen/ bisweilen an der Göttlichen Vorsehung sehr zu zweiffeln beginnen. Aus dieser Ursache dichtet Homerus/ daß der Jupiter zwey Fäßer habe/ deren eines mit lauter Gutem/ das andere aber mit eitel Bösem angefüllet sey: Solche pflege Er/ nach seinem Belieben umzukehren/ und aus denselben wechsels-weis/ so viel ihm gutdünckte/ herunter zu giessen. Ein anderer unter den Alten Poeten saget/ es pflege Jupiter das Zünglein in der Waag hin und wieder zu bewegen und zu neigen/ nachdem er beschlossen diesem oder jenem gutes zu thun: welches Gedicht auch dem Homerus zuzuschreiben/ sintemahl derselbe den Jupiter/ eine güldne Waage haltend/ gebildet/ worinnen Er der Griechen und Trojaner Sachen wäge/ und beyder Händel gegen einander vergleiche/ auf daß er sehen möge/ wem der Sieg unter ihnen beyden zuzutheilen seye. Im Pyraeeo/ welches/ wie Pausanias schreibet/ der Athenienser Reede oder Schiffslage war/ stunde ein dem Jupiter geheiligtes Bild/ das in einer Hand einen Scepter/ und in der andern die Victoria hielte. Die Egypter/ welche die heilige Dinge auf wunderbahre Weise verdeckten/ und mit höchstem Fleiß zu verbergen sich bemüheten/ damit sie von den Weltlingen und Unheiligen nicht möchten verstanden werden/ haben demjenigen Gott gleichfalls einen Scepter zugeeignet/ welchen [Spaltenumbruch] sie den Schöpffer nennten/ der in diesem Fall sehr wohl mit dem Jupiter der Griechen übereinzustimmen scheinet. Daher sich niemand zu verwundern hat/ daß ich deren Bildnußen zugleich hier beschreibe; dann ob sie wohl im Namen oder der Bildnus nicht übereintreffen/ iedoch/ weil sie einerley Bedeutung zu haben scheinen/ hat michs nicht ungereimt zu seyn bedünckt/ wann ich sie zusammen setzte/ und auf Schöpffer. solche Weise vereinigte. Der Schöpffer aber hatte bey den Egyptern eine Menschen-Gestalt/ ware Himmelblau colorirt/ hielte in der einen Hand einen Ring/ in der andern einen Scepter/ und hatte auf dem Haupt-Scheitel eine Feder/ welche andeutete/ daß der Schöpffer aller Dinge schwehr zu finden sey. Sie hielten ihn vor einen König/ dessen Kenn-Zeichen der Scepter war; dann in seiner Hand stehets/ allen Dingen Odem und Leben zu geben/ welches er mittheilet/ indem Er/ als ein verständiges Wesen/ sich selbst in einem Circul umbwindet/ wie solches auch der Circul andeutet. Eben dieser gibt aus dem Munde ein Ey hervor/ woraus Vulcanus geboren wird. Das Ey bildet uns die Welt vor/ durch den Vulcanus aber verstehen wir die Wärme/ welche die Welt-Theile durchdringet/ und allen Dingen das Leben giebet. Bildnußen deß Weltrundes. Dieweil wir aber auf das Bild der Welt gerahten/ achte ich nicht unnöhtig zu seyn/ etwas weniges von demselben zu reden. Die Egypter stelleten die Welt also vor/ daß sie einen Menschen mit ineinander gekrümmten Füßen mahlten/ der war mit einem Kleide von mancherley Farben angethan/ welches ihm biß auff die Füße herabhienge. Auf dem Haupte hatte er eine große vergüldete Kugel; um damit anzudeuten/ daß die Welt rund seye/ ihren Ort niemahls verändere/ und die Gestirne mancherley Naturen haben. Dieses schreibet Porphyrius/ wie aus ihm Eusebius erzehlet/ der auch dabey berichtet/ daß die Welt dergestalt von den Egyptern ausgebildet worden: Sie hätten nämlich zwey Kreise vorgestellet/ und zwar also/ daß einer über dem andern gestanden/ darinnen man eine mit einem Habichts-Kopf versehene Schlange verwickelt erblicket. Die Kreise bedeuteten die Größe und Form der Welt/ die Schlange aber den guten Geist/ der alle Dinge bewahret/ und durch seine Krafft im Wesen erhält/ das ist der Geist/ welcher allenthalben hindurch dringet/ auch allen Dingen Leben und Nahrung Man hat die Schlangen einer Göttlichen Natur fähig zu seyn geglaubet. mittheilet; dann die Phoenicier und Egypter hielten darfür/ es seyen die Schlangen einer Göttlichen Natur theilhafftig/ dieweil sie dieselben nicht/ wie die andere Thiere/ durch Hülffe der äußerlichen Glieder/ sondern/ vermittelst eines Geistes und in ihnen verborgen liegender Krafft getrieben/ so gar fertig einhergehen/ und mit der grösten Geschwindigkeit den gantzen Leib in mancherley Gestalten drehen sahen; worzu noch dieses kommt/ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0113" xml:id="pb-1402" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 53"/><cb/> aber waren mit Kleidern bedeckt; welches dahin zu ziehen und auszudeuten/ daß wir/ so lang wir in dem Gefängnis deß Leibes eingeschlossen sind/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">GOTT</persName>/ wie er ist/ nicht schauen können. Den Scepter trug er deßwegen in der lincken Hand/ dieweil bekannt/ daß das Hertz dem Menschen auf der lincken Seiten liget/ welches für das vornehmste Glied deß Menschen gehalten wird/ woraus die Krafft/ so das Leben erhält/ zu fliessen pfleget/ und alsdann durch den gantzen Menschlichen Leib vertheilet wird: auf gleiche Weise empfähet auch die Welt von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> das Leben/ der als ein König dasselbe nach Belieben austheilet und verordnet. In der ausgestreckten rechten Hand hielte er unterweilen einen Adler/ bisweilen auch wohl ein Sieges-Zeichen; dardurch anzudeuten/daß/ gleich wie der Adler unter den Vögeln herrschet/ also Er unter den Himmels-Innwohnern die Oberstelle vertrette/ und daselbst alles unter seiner Botmässigkeit habe/ gleich als ob ihme solche Herrligkeit durch Sieges-Recht zukomme. Weil nun die Macht aller Dinge bey ihm stehet/ so geschicht es/ daß/ nach seinem Wolgefallen/ dieselben immer einmahl anders als das andere mahl beschaffen sind; deren Veränderungs-Ursachen denen Menschen gemeiniglich verborgen/ als welche/ weil sie die von oben her über die Sterblichen ergehende Verordnung im Guten und Bösen/ wie auch ihre unter einanderlauffende wunderbahre Verwechselungs-Ursachen nicht wissen/ bisweilen an der Göttlichen Vorsehung sehr zu zweiffeln beginnen. Aus dieser Ursache dichtet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName>/ daß der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> zwey Fäßer habe/ deren eines mit lauter Gutem/ das andere aber mit eitel Bösem angefüllet sey: Solche pflege Er/ nach seinem Belieben umzukehren/ und aus denselben wechsels-weis/ so viel ihm gutdünckte/ herunter zu giessen. 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Daher sich niemand zu verwundern hat/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> deren Bildnußen zugleich hier beschreibe; dann ob sie wohl im Namen oder der Bildnus nicht übereintreffen/ iedoch/ weil sie einerley Bedeutung zu haben scheinen/ hat <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">michs</persName> nicht ungereimt zu seyn bedünckt/ wann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> sie zusammen setzte/ und auf <note xml:id="n1402.2" place="right">Schöpffer.</note> solche Weise vereinigte. Der Schöpffer aber hatte bey den Egyptern eine Menschen-Gestalt/ ware Himmelblau colorirt/ hielte in der einen Hand einen Ring/ in der andern einen Scepter/ und hatte auf dem Haupt-Scheitel eine Feder/ welche andeutete/ daß der Schöpffer aller Dinge schwehr zu finden sey. Sie hielten ihn vor einen König/ dessen Kenn-Zeichen der Scepter war; dann in seiner Hand stehets/ allen Dingen Odem und Leben zu geben/ welches er mittheilet/ indem Er/ als ein verständiges Wesen/ sich selbst in einem Circul umbwindet/ wie solches auch der Circul andeutet. Eben dieser gibt aus dem Munde ein Ey hervor/ woraus <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-143 http://d-nb.info/gnd/118770462 http://viaf.org/viaf/42633769">Vulcanus</persName> geboren wird. 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Dieses schreibet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2855 http://d-nb.info/gnd/118595873 http://viaf.org/viaf/64016141">Porphyrius</persName>/ wie aus ihm <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-477 http://d-nb.info/gnd/118531425 http://viaf.org/viaf/88876431">Eusebius</persName> erzehlet/ der auch dabey berichtet/ daß die Welt dergestalt von den Egyptern ausgebildet worden: Sie hätten nämlich zwey Kreise vorgestellet/ und zwar also/ daß einer über dem andern gestanden/ darinnen man eine mit einem Habichts-Kopf versehene Schlange verwickelt erblicket. Die Kreise bedeuteten die Größe und Form der Welt/ die Schlange aber den guten Geist/ der alle Dinge bewahret/ und durch seine Krafft im Wesen erhält/ das ist der Geist/ welcher allenthalben hindurch dringet/ auch allen Dingen Leben und Nahrung <note xml:id="n1402.1" place="right">Man hat die Schlangen einer Göttlichen Natur fähig zu seyn geglaubet.</note> mittheilet; dann die Phoenicier und Egypter hielten darfür/ es seyen die Schlangen einer Göttlichen Natur theilhafftig/ dieweil sie dieselben nicht/ wie die andere Thiere/ durch Hülffe der äußerlichen Glieder/ sondern/ vermittelst eines Geistes und in ihnen verborgen liegender Krafft getrieben/ so gar fertig einhergehen/ und mit der grösten Geschwindigkeit den gantzen Leib in mancherley Gestalten drehen sahen; worzu noch dieses kommt/ </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [TA 1680, Iconologia Deorum, S. 53/0113]
aber waren mit Kleidern bedeckt; welches dahin zu ziehen und auszudeuten/ daß wir/ so lang wir in dem Gefängnis deß Leibes eingeschlossen sind/ GOTT/ wie er ist/ nicht schauen können. Den Scepter trug er deßwegen in der lincken Hand/ dieweil bekannt/ daß das Hertz dem Menschen auf der lincken Seiten liget/ welches für das vornehmste Glied deß Menschen gehalten wird/ woraus die Krafft/ so das Leben erhält/ zu fliessen pfleget/ und alsdann durch den gantzen Menschlichen Leib vertheilet wird: auf gleiche Weise empfähet auch die Welt von Gott das Leben/ der als ein König dasselbe nach Belieben austheilet und verordnet. In der ausgestreckten rechten Hand hielte er unterweilen einen Adler/ bisweilen auch wohl ein Sieges-Zeichen; dardurch anzudeuten/daß/ gleich wie der Adler unter den Vögeln herrschet/ also Er unter den Himmels-Innwohnern die Oberstelle vertrette/ und daselbst alles unter seiner Botmässigkeit habe/ gleich als ob ihme solche Herrligkeit durch Sieges-Recht zukomme. Weil nun die Macht aller Dinge bey ihm stehet/ so geschicht es/ daß/ nach seinem Wolgefallen/ dieselben immer einmahl anders als das andere mahl beschaffen sind; deren Veränderungs-Ursachen denen Menschen gemeiniglich verborgen/ als welche/ weil sie die von oben her über die Sterblichen ergehende Verordnung im Guten und Bösen/ wie auch ihre unter einanderlauffende wunderbahre Verwechselungs-Ursachen nicht wissen/ bisweilen an der Göttlichen Vorsehung sehr zu zweiffeln beginnen. Aus dieser Ursache dichtet Homerus/ daß der Jupiter zwey Fäßer habe/ deren eines mit lauter Gutem/ das andere aber mit eitel Bösem angefüllet sey: Solche pflege Er/ nach seinem Belieben umzukehren/ und aus denselben wechsels-weis/ so viel ihm gutdünckte/ herunter zu giessen. Ein anderer unter den Alten Poeten saget/ es pflege Jupiter das Zünglein in der Waag hin und wieder zu bewegen und zu neigen/ nachdem er beschlossen diesem oder jenem gutes zu thun: welches Gedicht auch dem Homerus zuzuschreiben/ sintemahl derselbe den Jupiter/ eine güldne Waage haltend/ gebildet/ worinnen Er der Griechen und Trojaner Sachen wäge/ und beyder Händel gegen einander vergleiche/ auf daß er sehen möge/ wem der Sieg unter ihnen beyden zuzutheilen seye.
Im Pyraeeo/ welches/ wie Pausanias schreibet/ der Athenienser Reede oder Schiffslage war/ stunde ein dem Jupiter geheiligtes Bild/ das in einer Hand einen Scepter/ und in der andern die Victoria hielte. Die Egypter/ welche die heilige Dinge auf wunderbahre Weise verdeckten/ und mit höchstem Fleiß zu verbergen sich bemüheten/ damit sie von den Weltlingen und Unheiligen nicht möchten verstanden werden/ haben demjenigen Gott gleichfalls einen Scepter zugeeignet/ welchen
sie den Schöpffer nennten/ der in diesem Fall sehr wohl mit dem Jupiter der Griechen übereinzustimmen scheinet. Daher sich niemand zu verwundern hat/ daß ich deren Bildnußen zugleich hier beschreibe; dann ob sie wohl im Namen oder der Bildnus nicht übereintreffen/ iedoch/ weil sie einerley Bedeutung zu haben scheinen/ hat michs nicht ungereimt zu seyn bedünckt/ wann ich sie zusammen setzte/ und auf solche Weise vereinigte. Der Schöpffer aber hatte bey den Egyptern eine Menschen-Gestalt/ ware Himmelblau colorirt/ hielte in der einen Hand einen Ring/ in der andern einen Scepter/ und hatte auf dem Haupt-Scheitel eine Feder/ welche andeutete/ daß der Schöpffer aller Dinge schwehr zu finden sey. Sie hielten ihn vor einen König/ dessen Kenn-Zeichen der Scepter war; dann in seiner Hand stehets/ allen Dingen Odem und Leben zu geben/ welches er mittheilet/ indem Er/ als ein verständiges Wesen/ sich selbst in einem Circul umbwindet/ wie solches auch der Circul andeutet. Eben dieser gibt aus dem Munde ein Ey hervor/ woraus Vulcanus geboren wird. Das Ey bildet uns die Welt vor/ durch den Vulcanus aber verstehen wir die Wärme/ welche die Welt-Theile durchdringet/ und allen Dingen das Leben giebet.
Schöpffer. Dieweil wir aber auf das Bild der Welt gerahten/ achte ich nicht unnöhtig zu seyn/ etwas weniges von demselben zu reden. Die Egypter stelleten die Welt also vor/ daß sie einen Menschen mit ineinander gekrümmten Füßen mahlten/ der war mit einem Kleide von mancherley Farben angethan/ welches ihm biß auff die Füße herabhienge. Auf dem Haupte hatte er eine große vergüldete Kugel; um damit anzudeuten/ daß die Welt rund seye/ ihren Ort niemahls verändere/ und die Gestirne mancherley Naturen haben. Dieses schreibet Porphyrius/ wie aus ihm Eusebius erzehlet/ der auch dabey berichtet/ daß die Welt dergestalt von den Egyptern ausgebildet worden: Sie hätten nämlich zwey Kreise vorgestellet/ und zwar also/ daß einer über dem andern gestanden/ darinnen man eine mit einem Habichts-Kopf versehene Schlange verwickelt erblicket. Die Kreise bedeuteten die Größe und Form der Welt/ die Schlange aber den guten Geist/ der alle Dinge bewahret/ und durch seine Krafft im Wesen erhält/ das ist der Geist/ welcher allenthalben hindurch dringet/ auch allen Dingen Leben und Nahrung mittheilet; dann die Phoenicier und Egypter hielten darfür/ es seyen die Schlangen einer Göttlichen Natur theilhafftig/ dieweil sie dieselben nicht/ wie die andere Thiere/ durch Hülffe der äußerlichen Glieder/ sondern/ vermittelst eines Geistes und in ihnen verborgen liegender Krafft getrieben/ so gar fertig einhergehen/ und mit der grösten Geschwindigkeit den gantzen Leib in mancherley Gestalten drehen sahen; worzu noch dieses kommt/
Bildnußen deß Weltrundes.
Man hat die Schlangen einer Göttlichen Natur fähig zu seyn geglaubet.
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