Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] ansichtig worden/ von der Seelen-Kranckheit/ die man Liebe nennet/ gefangen wurde. Dieses aber hatte die Venus/ so dem Hyppolitus/ wegen seiner grossen Keuschheit/ und dieweil er sich der Diana gantz zu eigen ergeben hatte/ sehr abgünstig und gehässig war/ angestifftet. Die Phaedra gab/ in ihrer unsinnigen Hitze/ solches ihrer Ammen zu verstehen. Welche/ ihr zu Gefallen/ eine Kupplerinn spielen wolte/ und es dem Hippolytus hinterbrachte: der aber/ für diesem schändlichen Begehren/ einen Eckel hatte/ und diese leichtfertige unreine Lust seiner Stiefmutter sehr hart bestraffte. Als aber dieselbe sich von ihm so gar veracht und beschämt sahe/ wurde sie von Scham und Schmach sehr entrüstet/ und fieng an diesen Hippolytus/ gegen ihren Gemahl/ zu beschuldigen/ als ob er ihrer in Unehren begehrt hätte. Worauf Theseus/ zu leichtglaubig/ den Hippolytus verjagt/ aus dem Lande gebannt/ und seinen Vatter den Neptunus gebeten/ denselben zu tödten. Worinnen er auch erhöret wurde; dieweil ihme Neptunus drey Bitten zu gewehren versprochen hatte. Als nun Hippolytus langs dem Strande/ mit seinem Wagen traurig dahin reiste: erweckte Neptunus ein schrecklich Ungewitter/ mit einem so greulichen Brausen/ als ob Des Hippolytus Tod. es schrecklich donnerte/ es kam eine grosse schaumenden Welle/ und aus derselben aufs Land ein grosser ungeheurer Seestier/ sehr ungestalt/ aus der Kehle und Nase grosse Wasserwellen schnaubend. Wordurch seine Pferde hefftig erschrocken/ ins lauffen und ausreissen geriethen/ und ohne aufhalten über Stock und Steine dahingiengen: so daß Hippolytus/ vom Wagen fallend/ sehr jämmerlich überfahren/ und alle seine Glieder zerquetscht wurden. Diana/ Seine durch den Aesculapius beschehene Wieder-Erweckung. hierüber Mitleiden habend/ ließ ihn/ durch den Aesculapius, wiederum erwecken: und damit er nicht erkandt werden möchte/ machte sie ihm eine ältere Gestalt/ weder er zuvor gehabt/ und nannte ihn Virbius/ als zweymal geboren/ oder Mann worden. Einige wollen/ er sey unter die Sterne gesetzt/ und allda der Fuhrmann genannt. Die Phaedra über dieses Unglück/ weil es aus ihrer Unkeuschheit und Untreu geschehen/ voller Betrübnus/ ward endlich so trostlos/ daß sie hinging und sich selbsten erhing. Einige vermeinen/ sie habe sich damals alsobald erhängt/ als ihr vom Jüngling ihr Begehren abgeschlagen worden/ und sie sich nun in solcher Verachtung befunden; iedoch habe sie vorher die falsche Beschuldigung/ ihrer Ehre zu Beschön- und Erhaltung an ihre Hand gebunden. Lehrliche Anweisung auf den Hippolytus. Diese Fabel lehret/ wie sehr die Tugend/ Standhafftigkeit/ Keuschheit/ Gerechtigkeit und Treue/ auch mit Lügen-strahlen beschossen/ wie greulich mit den grausamen Verfolgungs-Wellen und ungestalter Falschheit überfallen und beängstigt werde/ doch endlich ihren lieben Besitzer tröste/ gleichsam als zum Leben wieder erwecke/ und einen hellgläntzenden Ruhm zuwegen bringe/ der so hell-leuchtend und beständig/ als die Sterne sind. Geschichtliche Erklärung über die Fabel von Tages. Die Fabel von dem Kinde Tages/ das aus der Erden gewachsen seyn soll/ wollen Einige/ sey aus einer Geschicht genommen/ indem einer/ des Namens/ aus seinem Dorffe sich auf eine Reise begeben/ [Spaltenumbruch] an einen weit-entlegnen Ort/ daselbsten die Wahrsager-Kunst zu lernen/ der sich in Tuscanien/ allwo er geboren worden/ und jung ausgezogen war/ nicht sehen lassen/ bis auf die Stunde/ da er in dieser Kunst/ ein vortrefflich-erfahrner Meister gewest: Als er sich nun seinen Landsleuten zu erkennen gegeben/ hab er ihnen zugleich seine Wahrsagers-Kunst offenbart/ und sehr seltsame Dinge hören lassen: dannenhero es/ bey denen/ die ihn in der Kindheit gekandt/ ietzo wieder zu seinem besten Alter gekommen/ und im wahrsagen so geschickt vor sich sahen/ das Ansehen hatte/ als ob er unversehens aus der Erden wieder hervor gewachsen/ und stracks alles vorher sagen könte. Vom Cippus Die Fabel vom Cyppus/ der unter dem grünen Lorbeer-Krantze/ seine aus der Stirn hervorragende Hörner (die er nach Uberwindung seiner Feinde bekommen) verbarg/ und nicht gern der Römer König werden/ sondern lieber im Elende herum wallen wollen/ es wäre dann/ daß es dem gemeinen Wesen zum Besten dienen mögen/ und von Gott also vorsehen wäre/ und als er es also zuseyn verstanden/ freywillig ins Exilium gezogen/ will zu erkennen geben/ durch was für ein Volck oder Beherrscher Rom seinen Anfang und Wachsthum bekommen habe; als der Königliche guldne Scepter und elffenbeinerne Burgermeister-Stab; mit dem Pfluge so grosse Gemeinschafft hatten: als der eigennutzige Geitz noch gantz darnieder lag/ und man mehr/ in schlechter Armut/ des Vatterlands Wolfahrt liebte und suchte/ als Königreiche zu besitzen; als man in den Burgermeisters-Kisten nichts fande/ dann die ledige Böden/ oder so wenig/ daß es nicht langte ihre todte Leiber zu begraben/ oder einer Lehrliche und sinngebende Erklär- oder Auslegung/ vom Cippus und mit seinen Hörnern. Tochter ein Heyrathgut zu geben. Durch diesen Cippus/ wird sehr eigentlich vorgebildet ein aufrichtig/ tugendhafft und gutwilliger Regent/ Fürst oder König/ der lieber die gantze Lebens-zeit im Elende herum schweben/ oder in schlechtem gemeinem Stande sein Leben schliessen/ denn zum Nachtheil der Gemeine mit tyrannischer Unterdruckung oder Verderbung des Vatterlands zu herrschen/ begehrt; der auch seinen erlangten Sieg Gott zuschreibet/ ihn deswegen lobet und dancket/ sich seiner eignen Macht oder Tapfferkeit/ die mit den Hörnern abgebildet wird/ nicht rühmet/ sondern unter dem Lorbeer/ der sonst dem Apollo zugeeignet; verdecket/ das ist/ Gott allein die Ehre gibt/ und weil er sihet/ daß ihn Gott zu herrschen beruffen/ sich nicht weigert; iedoch anders nicht/ dann auf ietzt besagte Weise/ zur Erhaltung/ Wolfahrt und Glückseligkeit des Reichs/ oder gemeinen Staats. Eines solchen frommen Beherrschers Macht ist dann die rechte Weisheit und Vorsichtigkeit/ so die Städte und derselben Thore bewahrt: welches mit denen/ auf den Thoren befestigten/ guldnen Hörnern angedeutet: zumahl die Weisheit auch mit dem puren/ reinem/ und unverderblichen Lehrliche Erklärung auf die Römer/ da sie mit der Pest heimgesucht wurden. Golde verglichen wird. Nunmehro folget die Noth der Römer/ daß sie/ nachdem sie von der erschröcklichen Seuche der Pestilentz unter dem Volcke grossen Schaden erlitten/ ihre Zuflucht zum Phoebus genommen. Welches uns andeutet/ daß [Spaltenumbruch] ansichtig worden/ von der Seelen-Kranckheit/ die man Liebe nennet/ gefangen wurde. Dieses aber hatte die Venus/ so dem Hyppolitus/ wegen seiner grossen Keuschheit/ und dieweil er sich der Diana gantz zu eigen ergeben hatte/ sehr abgünstig und gehässig war/ angestifftet. Die Phaedra gab/ in ihrer unsinnigen Hitze/ solches ihrer Ammen zu verstehen. Welche/ ihr zu Gefallen/ eine Kupplerinn spielen wolte/ und es dem Hippolytus hinterbrachte: der aber/ für diesem schändlichen Begehren/ einen Eckel hatte/ und diese leichtfertige unreine Lust seiner Stiefmutter sehr hart bestraffte. Als aber dieselbe sich von ihm so gar veracht und beschämt sahe/ wurde sie von Scham und Schmach sehr entrüstet/ und fieng an diesen Hippolytus/ gegen ihren Gemahl/ zu beschuldigen/ als ob er ihrer in Unehren begehrt hätte. Worauf Theseus/ zu leichtglaubig/ den Hippolytus verjagt/ aus dem Lande gebannt/ und seinen Vatter den Neptunus gebeten/ denselben zu tödten. Worinnen er auch erhöret wurde; dieweil ihme Neptunus drey Bitten zu gewehren versprochen hatte. Als nun Hippolytus langs dem Strande/ mit seinem Wagen traurig dahin reiste: erweckte Neptunus ein schrecklich Ungewitter/ mit einem so greulichen Brausen/ als ob Des Hippolytus Tod. es schrecklich donnerte/ es kam eine grosse schaumenden Welle/ und aus derselben aufs Land ein grosser ungeheurer Seestier/ sehr ungestalt/ aus der Kehle und Nase grosse Wasserwellen schnaubend. Wordurch seine Pferde hefftig erschrocken/ ins lauffen und ausreissen geriethen/ und ohne aufhalten über Stock und Steine dahingiengen: so daß Hippolytus/ vom Wagen fallend/ sehr jämmerlich überfahren/ und alle seine Glieder zerquetscht wurden. Diana/ Seine durch den Aesculapius beschehene Wieder-Erweckung. hierüber Mitleiden habend/ ließ ihn/ durch den Aesculapius, wiederum erwecken: und damit er nicht erkandt werden möchte/ machte sie ihm eine ältere Gestalt/ weder er zuvor gehabt/ und nannte ihn Virbius/ als zweymal geboren/ oder Mann worden. Einige wollen/ er sey unter die Sterne gesetzt/ und allda der Fuhrmann genannt. Die Phaedra über dieses Unglück/ weil es aus ihrer Unkeuschheit und Untreu geschehen/ voller Betrübnus/ ward endlich so trostlos/ daß sie hinging und sich selbsten erhing. Einige vermeinen/ sie habe sich damals alsobald erhängt/ als ihr vom Jüngling ihr Begehren abgeschlagen worden/ und sie sich nun in solcher Verachtung befunden; iedoch habe sie vorher die falsche Beschuldigung/ ihrer Ehre zu Beschön- und Erhaltung an ihre Hand gebunden. Lehrliche Anweisung auf den Hippolytus. Diese Fabel lehret/ wie sehr die Tugend/ Standhafftigkeit/ Keuschheit/ Gerechtigkeit und Treue/ auch mit Lügen-strahlen beschossen/ wie greulich mit den grausamen Verfolgungs-Wellen und ungestalter Falschheit überfallen und beängstigt werde/ doch endlich ihren lieben Besitzer tröste/ gleichsam als zum Leben wieder erwecke/ und einen hellgläntzenden Ruhm zuwegen bringe/ der so hell-leuchtend und beständig/ als die Sterne sind. Geschichtliche Erklärung über die Fabel von Tages. Die Fabel von dem Kinde Tages/ das aus der Erden gewachsen seyn soll/ wollen Einige/ sey aus einer Geschicht genommen/ indem einer/ des Namens/ aus seinem Dorffe sich auf eine Reise begeben/ [Spaltenumbruch] an einen weit-entlegnen Ort/ daselbsten die Wahrsager-Kunst zu lernen/ der sich in Tuscanien/ allwo er geboren worden/ und jung ausgezogen war/ nicht sehen lassen/ bis auf die Stunde/ da er in dieser Kunst/ ein vortrefflich-erfahrner Meister gewest: Als er sich nun seinen Landsleuten zu erkennen gegeben/ hab er ihnen zugleich seine Wahrsagers-Kunst offenbart/ und sehr seltsame Dinge hören lassen: dannenhero es/ bey denen/ die ihn in der Kindheit gekandt/ ietzo wieder zu seinem besten Alter gekommen/ und im wahrsagen so geschickt vor sich sahen/ das Ansehen hatte/ als ob er unversehens aus der Erden wieder hervor gewachsen/ und stracks alles vorher sagen könte. Vom Cippus Die Fabel vom Cyppus/ der unter dem grünen Lorbeer-Krantze/ seine aus der Stirn hervorragende Hörner (die er nach Uberwindung seiner Feinde bekommen) verbarg/ und nicht gern der Römer König werden/ sondern lieber im Elende herum wallen wollen/ es wäre dann/ daß es dem gemeinen Wesen zum Besten dienen mögen/ und von Gott also vorsehen wäre/ und als er es also zuseyn verstanden/ freywillig ins Exilium gezogen/ will zu erkennen geben/ durch was für ein Volck oder Beherrscher Rom seinen Anfang und Wachsthum bekommen habe; als der Königliche guldne Scepter und elffenbeinerne Burgermeister-Stab; mit dem Pfluge so grosse Gemeinschafft hatten: als der eigennutzige Geitz noch gantz darnieder lag/ und man mehr/ in schlechter Armut/ des Vatterlands Wolfahrt liebte und suchte/ als Königreiche zu besitzen; als man in den Burgermeisters-Kisten nichts fande/ dann die ledige Böden/ oder so wenig/ daß es nicht langte ihre todte Leiber zu begraben/ oder einer Lehrliche und sinngebende Erklär- oder Auslegung/ vom Cippus und mit seinen Hörnern. Tochter ein Heyrathgut zu geben. Durch diesen Cippus/ wird sehr eigentlich vorgebildet ein aufrichtig/ tugendhafft und gutwilliger Regent/ Fürst oder König/ der lieber die gantze Lebens-zeit im Elende herum schweben/ oder in schlechtem gemeinem Stande sein Leben schliessen/ denn zum Nachtheil der Gemeine mit tyrannischer Unterdruckung oder Verderbung des Vatterlands zu herrschen/ begehrt; der auch seinen erlangten Sieg Gott zuschreibet/ ihn deswegen lobet und dancket/ sich seiner eignen Macht oder Tapfferkeit/ die mit den Hörnern abgebildet wird/ nicht rühmet/ sondern unter dem Lorbeer/ der sonst dem Apollo zugeeignet; verdecket/ das ist/ Gott allein die Ehre gibt/ und weil er sihet/ daß ihn Gott zu herrschen beruffen/ sich nicht weigert; iedoch anders nicht/ dann auf ietzt besagte Weise/ zur Erhaltung/ Wolfahrt und Glückseligkeit des Reichs/ oder gemeinen Staats. Eines solchen frommen Beherrschers Macht ist dann die rechte Weisheit und Vorsichtigkeit/ so die Städte und derselben Thore bewahrt: welches mit denen/ auf den Thoren befestigten/ guldnen Hörnern angedeutet: zumahl die Weisheit auch mit dem puren/ reinem/ und unverderblichen Lehrliche Erklärung auf die Römer/ da sie mit der Pest heimgesucht wurden. Golde verglichen wird. Nunmehro folget die Noth der Römer/ daß sie/ nachdem sie von der erschröcklichen Seuche der Pestilentz unter dem Volcke grossen Schaden erlitten/ ihre Zuflucht zum Phoebus genommen. Welches uns andeutet/ daß <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0343" xml:id="pb-1290" n="[Metamorphosis, S. 167]"/><cb/> ansichtig worden/ von der Seelen-Kranckheit/ die man Liebe nennet/ gefangen wurde. Dieses aber hatte die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>/ so dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-752 http://d-nb.info/gnd/11897324X http://viaf.org/viaf/88873163">Hyppolitus</persName>/ wegen seiner grossen Keuschheit/ und dieweil er sich der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-60 http://d-nb.info/gnd/118678132 http://viaf.org/viaf/806296">Diana</persName> gantz zu eigen ergeben hatte/ sehr abgünstig und gehässig war/ angestifftet. Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1564 http://d-nb.info/gnd/118740938 http://viaf.org/viaf/64802761">Phaedra</persName> gab/ in ihrer unsinnigen Hitze/ solches ihrer Ammen zu verstehen. Welche/ ihr zu Gefallen/ eine Kupplerinn spielen wolte/ und es dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-752 http://d-nb.info/gnd/11897324X http://viaf.org/viaf/88873163">Hippolytus</persName> hinterbrachte: der aber/ für diesem schändlichen Begehren/ einen Eckel hatte/ und diese leichtfertige unreine Lust seiner Stiefmutter sehr hart bestraffte. Als aber dieselbe sich von ihm so gar veracht und beschämt sahe/ wurde sie von Scham und Schmach sehr entrüstet/ und fieng an diesen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-752 http://d-nb.info/gnd/11897324X http://viaf.org/viaf/88873163">Hippolytus</persName>/ gegen ihren Gemahl/ zu beschuldigen/ als ob er ihrer in Unehren begehrt hätte. Worauf <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-222 http://d-nb.info/gnd/11862184X http://viaf.org/viaf/805104">Theseus</persName>/ zu leichtglaubig/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-752 http://d-nb.info/gnd/11897324X http://viaf.org/viaf/88873163">Hippolytus</persName> verjagt/ aus dem Lande gebannt/ und seinen Vatter den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName> gebeten/ denselben zu tödten. Worinnen er auch erhöret wurde; dieweil ihme <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName> drey Bitten zu gewehren versprochen hatte. Als nun <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-752 http://d-nb.info/gnd/11897324X http://viaf.org/viaf/88873163">Hippolytus</persName> langs dem Strande/ mit seinem Wagen traurig dahin reiste: erweckte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName> ein schrecklich Ungewitter/ mit einem so greulichen Brausen/ als ob <note place="right">Des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-752 http://d-nb.info/gnd/11897324X http://viaf.org/viaf/88873163">Hippolytus</persName> Tod.</note> es schrecklich donnerte/ es kam eine grosse schaumenden Welle/ und aus derselben aufs Land ein grosser ungeheurer Seestier/ sehr ungestalt/ aus der Kehle und Nase grosse Wasserwellen schnaubend. Wordurch seine Pferde hefftig erschrocken/ ins lauffen und ausreissen geriethen/ und ohne aufhalten über Stock und Steine dahingiengen: so daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-752 http://d-nb.info/gnd/11897324X http://viaf.org/viaf/88873163">Hippolytus</persName>/ vom Wagen fallend/ sehr jämmerlich überfahren/ und alle seine Glieder zerquetscht wurden. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-60 http://d-nb.info/gnd/118678132 http://viaf.org/viaf/806296">Diana</persName>/ <note place="right">Seine durch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-697 http://d-nb.info/gnd/118500864 http://viaf.org/viaf/64798430">Aesculapius</persName> beschehene Wieder-Erweckung.</note> hierüber Mitleiden habend/ ließ ihn/ durch den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-697 http://d-nb.info/gnd/118500864 http://viaf.org/viaf/64798430">Aesculapius</persName>,</hi> wiederum erwecken: und damit er nicht erkandt werden möchte/ machte sie ihm eine ältere Gestalt/ weder er zuvor gehabt/ und nannte ihn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3854">Virbius</persName>/ als zweymal geboren/ oder Mann worden. Einige wollen/ er sey unter die Sterne gesetzt/ und allda der Fuhrmann genannt. Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1564 http://d-nb.info/gnd/118740938 http://viaf.org/viaf/64802761">Phaedra</persName> über dieses Unglück/ weil es aus ihrer Unkeuschheit und Untreu geschehen/ voller Betrübnus/ ward endlich so trostlos/ daß sie hinging und sich selbsten erhing. Einige vermeinen/ sie habe sich damals alsobald erhängt/ als ihr vom Jüngling ihr Begehren abgeschlagen worden/ und sie sich nun in solcher Verachtung befunden; iedoch habe sie vorher die falsche Beschuldigung/ ihrer Ehre zu Beschön- und Erhaltung an ihre Hand gebunden. <note place="right">Lehrliche Anweisung auf den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-752 http://d-nb.info/gnd/11897324X http://viaf.org/viaf/88873163">Hippolytus</persName>.</note> Diese Fabel lehret/ wie sehr die Tugend/ Standhafftigkeit/ Keuschheit/ Gerechtigkeit und Treue/ auch mit Lügen-strahlen beschossen/ wie greulich mit den grausamen Verfolgungs-Wellen und ungestalter Falschheit überfallen und beängstigt werde/ doch endlich ihren lieben Besitzer tröste/ gleichsam als zum Leben wieder erwecke/ und einen hellgläntzenden Ruhm zuwegen bringe/ der so hell-leuchtend und beständig/ als die Sterne sind.</p> <p xml:id="p1290.2"><note place="right">Geschichtliche Erklärung über die Fabel von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3853">Tages</persName>.</note> Die Fabel von dem Kinde <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3853">Tages</persName>/ das aus der Erden gewachsen seyn soll/ wollen Einige/ sey aus einer Geschicht genommen/ indem einer/ des Namens/ aus seinem Dorffe sich auf eine Reise begeben/ <cb/> an einen weit-entlegnen Ort/ daselbsten die Wahrsager-Kunst zu lernen/ der sich in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-38 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7009760">Tuscanien</placeName>/ allwo er geboren worden/ und jung ausgezogen war/ nicht sehen lassen/ bis auf die Stunde/ da er in dieser Kunst/ ein vortrefflich-erfahrner Meister gewest: Als er sich nun seinen Landsleuten zu erkennen gegeben/ hab er ihnen zugleich seine Wahrsagers-Kunst offenbart/ und sehr seltsame Dinge hören lassen: dannenhero es/ bey denen/ die ihn in der Kindheit gekandt/ ietzo wieder zu seinem besten Alter gekommen/ und im wahrsagen so geschickt vor sich sahen/ das Ansehen hatte/ als ob er unversehens aus der Erden wieder hervor gewachsen/ und stracks alles vorher sagen könte.</p> <p xml:id="p1290.1"><note place="right">Vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Cippus</persName></note> Die Fabel vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Cyppus</persName>/ der unter dem grünen Lorbeer-Krantze/ seine aus der Stirn hervorragende Hörner (die er nach Uberwindung seiner Feinde bekommen) verbarg/ und nicht gern der Römer König werden/ sondern lieber im Elende herum wallen wollen/ es wäre dann/ daß es dem gemeinen Wesen zum Besten dienen mögen/ und von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> also vorsehen wäre/ und als er es also zuseyn verstanden/ freywillig ins <hi rendition="#aq">Exilium</hi> gezogen/ will zu erkennen geben/ durch was für ein Volck oder Beherrscher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> seinen Anfang und Wachsthum bekommen habe; als der Königliche guldne Scepter und elffenbeinerne Burgermeister-Stab; mit dem Pfluge so grosse Gemeinschafft hatten: als der eigennutzige Geitz noch gantz darnieder lag/ und man mehr/ in schlechter Armut/ des Vatterlands Wolfahrt liebte und suchte/ als Königreiche zu besitzen; als man in den Burgermeisters-Kisten nichts fande/ dann die ledige Böden/ oder so wenig/ daß es nicht langte ihre todte Leiber zu begraben/ oder einer <note place="right">Lehrliche und sinngebende Erklär- oder Auslegung/ vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Cippus</persName> und mit seinen Hörnern.</note> Tochter ein Heyrathgut zu geben. Durch diesen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Cippus</persName>/ wird sehr eigentlich vorgebildet ein aufrichtig/ tugendhafft und gutwilliger Regent/ Fürst oder König/ der lieber die gantze Lebens-zeit im Elende herum schweben/ oder in schlechtem gemeinem Stande sein Leben schliessen/ denn zum Nachtheil der Gemeine mit tyrannischer Unterdruckung oder Verderbung des Vatterlands zu herrschen/ begehrt; der auch seinen erlangten Sieg <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> zuschreibet/ ihn deswegen lobet und dancket/ sich seiner eignen Macht oder Tapfferkeit/ die mit den Hörnern abgebildet wird/ nicht rühmet/ sondern unter dem Lorbeer/ der sonst dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> zugeeignet; verdecket/ das ist/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> allein die Ehre gibt/ und weil er sihet/ daß ihn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> zu herrschen beruffen/ sich nicht weigert; iedoch anders nicht/ dann auf ietzt besagte Weise/ zur Erhaltung/ Wolfahrt und Glückseligkeit des Reichs/ oder gemeinen Staats. Eines solchen frommen Beherrschers Macht ist dann die rechte Weisheit und Vorsichtigkeit/ so die Städte und derselben Thore bewahrt: welches mit denen/ auf den Thoren befestigten/ guldnen Hörnern angedeutet: zumahl die Weisheit auch mit dem puren/ reinem/ und unverderblichen <note place="right">Lehrliche Erklärung auf die Römer/ da sie mit der Pest heimgesucht wurden.</note> Golde verglichen wird. Nunmehro folget die Noth der Römer/ daß sie/ nachdem sie von der erschröcklichen Seuche der Pestilentz unter dem Volcke grossen Schaden erlitten/ ihre Zuflucht zum <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Phoebus</persName> genommen. Welches uns andeutet/ daß </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Metamorphosis, S. 167]/0343]
ansichtig worden/ von der Seelen-Kranckheit/ die man Liebe nennet/ gefangen wurde. Dieses aber hatte die Venus/ so dem Hyppolitus/ wegen seiner grossen Keuschheit/ und dieweil er sich der Diana gantz zu eigen ergeben hatte/ sehr abgünstig und gehässig war/ angestifftet. Die Phaedra gab/ in ihrer unsinnigen Hitze/ solches ihrer Ammen zu verstehen. Welche/ ihr zu Gefallen/ eine Kupplerinn spielen wolte/ und es dem Hippolytus hinterbrachte: der aber/ für diesem schändlichen Begehren/ einen Eckel hatte/ und diese leichtfertige unreine Lust seiner Stiefmutter sehr hart bestraffte. Als aber dieselbe sich von ihm so gar veracht und beschämt sahe/ wurde sie von Scham und Schmach sehr entrüstet/ und fieng an diesen Hippolytus/ gegen ihren Gemahl/ zu beschuldigen/ als ob er ihrer in Unehren begehrt hätte. Worauf Theseus/ zu leichtglaubig/ den Hippolytus verjagt/ aus dem Lande gebannt/ und seinen Vatter den Neptunus gebeten/ denselben zu tödten. Worinnen er auch erhöret wurde; dieweil ihme Neptunus drey Bitten zu gewehren versprochen hatte. Als nun Hippolytus langs dem Strande/ mit seinem Wagen traurig dahin reiste: erweckte Neptunus ein schrecklich Ungewitter/ mit einem so greulichen Brausen/ als ob es schrecklich donnerte/ es kam eine grosse schaumenden Welle/ und aus derselben aufs Land ein grosser ungeheurer Seestier/ sehr ungestalt/ aus der Kehle und Nase grosse Wasserwellen schnaubend. Wordurch seine Pferde hefftig erschrocken/ ins lauffen und ausreissen geriethen/ und ohne aufhalten über Stock und Steine dahingiengen: so daß Hippolytus/ vom Wagen fallend/ sehr jämmerlich überfahren/ und alle seine Glieder zerquetscht wurden. Diana/ hierüber Mitleiden habend/ ließ ihn/ durch den Aesculapius, wiederum erwecken: und damit er nicht erkandt werden möchte/ machte sie ihm eine ältere Gestalt/ weder er zuvor gehabt/ und nannte ihn Virbius/ als zweymal geboren/ oder Mann worden. Einige wollen/ er sey unter die Sterne gesetzt/ und allda der Fuhrmann genannt. Die Phaedra über dieses Unglück/ weil es aus ihrer Unkeuschheit und Untreu geschehen/ voller Betrübnus/ ward endlich so trostlos/ daß sie hinging und sich selbsten erhing. Einige vermeinen/ sie habe sich damals alsobald erhängt/ als ihr vom Jüngling ihr Begehren abgeschlagen worden/ und sie sich nun in solcher Verachtung befunden; iedoch habe sie vorher die falsche Beschuldigung/ ihrer Ehre zu Beschön- und Erhaltung an ihre Hand gebunden. Diese Fabel lehret/ wie sehr die Tugend/ Standhafftigkeit/ Keuschheit/ Gerechtigkeit und Treue/ auch mit Lügen-strahlen beschossen/ wie greulich mit den grausamen Verfolgungs-Wellen und ungestalter Falschheit überfallen und beängstigt werde/ doch endlich ihren lieben Besitzer tröste/ gleichsam als zum Leben wieder erwecke/ und einen hellgläntzenden Ruhm zuwegen bringe/ der so hell-leuchtend und beständig/ als die Sterne sind.
Des Hippolytus Tod.
Seine durch den Aesculapius beschehene Wieder-Erweckung.
Lehrliche Anweisung auf den Hippolytus. Die Fabel von dem Kinde Tages/ das aus der Erden gewachsen seyn soll/ wollen Einige/ sey aus einer Geschicht genommen/ indem einer/ des Namens/ aus seinem Dorffe sich auf eine Reise begeben/
an einen weit-entlegnen Ort/ daselbsten die Wahrsager-Kunst zu lernen/ der sich in Tuscanien/ allwo er geboren worden/ und jung ausgezogen war/ nicht sehen lassen/ bis auf die Stunde/ da er in dieser Kunst/ ein vortrefflich-erfahrner Meister gewest: Als er sich nun seinen Landsleuten zu erkennen gegeben/ hab er ihnen zugleich seine Wahrsagers-Kunst offenbart/ und sehr seltsame Dinge hören lassen: dannenhero es/ bey denen/ die ihn in der Kindheit gekandt/ ietzo wieder zu seinem besten Alter gekommen/ und im wahrsagen so geschickt vor sich sahen/ das Ansehen hatte/ als ob er unversehens aus der Erden wieder hervor gewachsen/ und stracks alles vorher sagen könte.
Geschichtliche Erklärung über die Fabel von Tages. Die Fabel vom Cyppus/ der unter dem grünen Lorbeer-Krantze/ seine aus der Stirn hervorragende Hörner (die er nach Uberwindung seiner Feinde bekommen) verbarg/ und nicht gern der Römer König werden/ sondern lieber im Elende herum wallen wollen/ es wäre dann/ daß es dem gemeinen Wesen zum Besten dienen mögen/ und von Gott also vorsehen wäre/ und als er es also zuseyn verstanden/ freywillig ins Exilium gezogen/ will zu erkennen geben/ durch was für ein Volck oder Beherrscher Rom seinen Anfang und Wachsthum bekommen habe; als der Königliche guldne Scepter und elffenbeinerne Burgermeister-Stab; mit dem Pfluge so grosse Gemeinschafft hatten: als der eigennutzige Geitz noch gantz darnieder lag/ und man mehr/ in schlechter Armut/ des Vatterlands Wolfahrt liebte und suchte/ als Königreiche zu besitzen; als man in den Burgermeisters-Kisten nichts fande/ dann die ledige Böden/ oder so wenig/ daß es nicht langte ihre todte Leiber zu begraben/ oder einer Tochter ein Heyrathgut zu geben. Durch diesen Cippus/ wird sehr eigentlich vorgebildet ein aufrichtig/ tugendhafft und gutwilliger Regent/ Fürst oder König/ der lieber die gantze Lebens-zeit im Elende herum schweben/ oder in schlechtem gemeinem Stande sein Leben schliessen/ denn zum Nachtheil der Gemeine mit tyrannischer Unterdruckung oder Verderbung des Vatterlands zu herrschen/ begehrt; der auch seinen erlangten Sieg Gott zuschreibet/ ihn deswegen lobet und dancket/ sich seiner eignen Macht oder Tapfferkeit/ die mit den Hörnern abgebildet wird/ nicht rühmet/ sondern unter dem Lorbeer/ der sonst dem Apollo zugeeignet; verdecket/ das ist/ Gott allein die Ehre gibt/ und weil er sihet/ daß ihn Gott zu herrschen beruffen/ sich nicht weigert; iedoch anders nicht/ dann auf ietzt besagte Weise/ zur Erhaltung/ Wolfahrt und Glückseligkeit des Reichs/ oder gemeinen Staats. Eines solchen frommen Beherrschers Macht ist dann die rechte Weisheit und Vorsichtigkeit/ so die Städte und derselben Thore bewahrt: welches mit denen/ auf den Thoren befestigten/ guldnen Hörnern angedeutet: zumahl die Weisheit auch mit dem puren/ reinem/ und unverderblichen Golde verglichen wird. Nunmehro folget die Noth der Römer/ daß sie/ nachdem sie von der erschröcklichen Seuche der Pestilentz unter dem Volcke grossen Schaden erlitten/ ihre Zuflucht zum Phoebus genommen. Welches uns andeutet/ daß
Vom Cippus
Lehrliche und sinngebende Erklär- oder Auslegung/ vom Cippus und mit seinen Hörnern.
Lehrliche Erklärung auf die Römer/ da sie mit der Pest heimgesucht wurden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/343 |
Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 167]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/343>, abgerufen am 27.07.2024. |