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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Feuer verzehret wurde: Weswegen er dann von dem Worte Cheilos, (kheilos) welches eine Lippe bedeutet/ Achilles/ das ist/ der Lippenlose genennet worden. Als nun die Thetis diesen ihren Sohn im Aufwachsen sehr schön und wolgestaltet sahe/ gewann sie ihn sehr lieb: und weil sie zu wissen verlangte/ was das göttliche Geschick über ihn verhängt hätte; gieng sie zu dem Oracul der Themis/ welches ihr zur Antwort gab: Daß dieses Kind seine Vorfahren/ an Ehren/ Ruhm/ und Namen/ weit übertreffen werde: Allein wäre zu besorgen/ er möchte sein Leben/ in der besten Blüt seiner Iugend/ verlieren/ und/ durch einen/ von geringerer Würde/ als er selber wäre/ verrähterlicher Weise getödtet werden. Dann in Asien würde/ von eines schönen Weibs wegen/ sich anspinnen ein langwierig/ blutiger Krieg. Sobald Thetis dieses gehört/ gieng sie/ diesem Geschicke vorzukommen/ und tauchte ihren Sohn in den Höllen-Fluß Styx: Wordurch sie alle Theile seines Leichnams/ ausgenommen die Fußsohlen/ die sie im Eintauchen in den Händen hielte/ unverletzlich machte; gebrauchte auch das erwähnte Schmieren noch immer fort/ bis sie einsten vom Peleus hierüber ertapt wurde: über welche Erwischung sie unwillig und ergrimmt/ nach den Meergöttinnen Nereides/ ihren Schwestern/ entwiche; allda sie auch ihren Sohn ließ. Und dieses erzehlt uns Apollonius/ in seinem vierdten Buch von den Fließ Helden. Andere sagen/ die Thetis sey gewohnt gewest/ ihre Kinder in einen Kessel siedheissen Wassers zu werffen/ und also zu prüfen/ ob sie auch unsterblich geboren wären.Zwar sind auch verschiedene andere Meinungen von den Eltern des Achilles. Der eine schreibet/ es habe Peleus seinen Sohn in des Chirons Haus getragen/ daß er ihn auferziehen sollen/ dann er/ wegen seines tugendsamen und gerechten Lebens/ allenthalben ein sehr grosses Lob hatte. Dieser nun nahm ihn sehr gerne und willig an/ zoch ihn auch auf/ aber nicht mit Milch/ sondern allein mit grober/ wilder Kost/ als mit dem Ingeweyde von Löwen/ Hirschen-marg/ wilden Schweinen/ Bären und anderm Wildbrät/ wie solches Euphorion bezeuget. Der auch eine andere Herkunfft seines Namens vorwendet; nemlich/ daß die Myrmidones/ ein Volck in Thessalien/ welches ihm nachmals vor Troja folgte/ den Achilles nennte/ von dem Wort Chilos,(khilos) das ist/ von der Narung/ oder dem Futter: dieweil er ohne Milch/ und andere Kinderkost auferzogen war. Von seiner Auferziehung bey dem frommen Chiron/ zeuget er selbst/ durch den Euripides/ in dem Trauer-Spiel von der Iphigenia; da er also redet.

Es nutzen nicht allzeit viel hohe Wissen-
schafften/

das gründlich-wenige kan desto besser
hafften/

wer wol ein Ding beräht/ und mit bedacht
erwieget/

hat offt die spate Reu/ durch klugen
Witz/ besieget.

Bey guten bleibt man gut: So wurde
meine Jugend/

[Spaltenumbruch] beym alten Götter-Knecht/ dem Chiron/
zu der Tugend/

durch heilge Lehr und Wort/ aufrichtig
angemahnet/

und so der Sitten-Weg dem Hertzen
vorgebahnet.

Er lernete/ beym Chiron/ die Instrumental- und Vocal-Music/ auch Kräuter kennen/ Artzney präpariren/ mit dem Bogenschiessen/ Jagen/ Gewehr führen/ wie auch gerechte Gesetze und Weisheit. Als er nun sein neundtes Jahr erreicht/ und der Weissager Calchas sagte/ Troja würde ohn den Achilles nicht mögen erobert werden/ begab sichs/ daß/ weil Thetis die mütterliche Liebe zu ihrem Sohne noch nicht ausgezogen hatte/ sie einiges Tages/ auf dem Meerwandelende des Paris Flotte/ worauf er die schöne Helena führte/entdeckte/ und Die Thetis wil der Flotte zu Grund haben/ worauf die entführte Helena war. ins Gesicht bekam: da sie dann alsobald an die Weissagung gedachte/ und hinging/ den Neptunus zu ersuchen/ daß er die Schiffe wolte zu Grunde gehen lassen/ um also zu verhüten die Ursache des zukünfftigen Kriegs/ darinnen ihr lieber Sohn sterben solte. Allein er antwortete: Es wäre ihm/ durch die göttliche Schickung/ (dero Macht zu wider stehen/ oder ihre heilige Gesetze zu brechen/ er nicht mächtig gnug wäre/) zu thun verbotten.Weil nun dieser Anschlag verloren war/ kam die Thetis/ damit sie alles das/ so zu Erhaltung ihres Sohns dienen konte/ versuchen möchte/ zu dem Chiron/ und stellte sich/ als ob sie ihren Achilles so fort gäntzlich vollends vergöttern zu lassen gedächte/ nahm ihn von dar weg/ und brachte ihn nach Ethiopien/ und so widerum hinum in das Eyland Scyros/ eine von den Cycladischen Insulen/ zu dem Könige Lycomedes (damit die Griechischen Kriegs-Häupter ihn nicht wissen solten zu finden/ wann sie ausziehen würden) in Meinung/ daß sie ihn allda wolte in Wollüsten/ Gnügen und Freuden/ einschläffern Achilles bey Lycomedes auferzogen unter seinen Töchtern in Weibskleidern. lassen. An diesem Hofe wurde er in Weibs-Kleidern verkleidet/ mit des Königs Tochter Deidamia vollends auferzogen/ mit welcher er auch so vertrauliche Freundschafft hatte/ daß sie ihme einen Sohn gebar/ der von seines schönen feurigen Haars wegen Pyrrhus genennet wurde. Dessen allen ungeachtet/ hatte Achilles doch/ an diesem wollüstigen Leben/ keinen Gefallen: Dieweil er nicht allein einer andern Art/ sondern auch gantz zu etwas anders erzogen war. Endlich/ als der Trojanische Krieg vorhanden/ Achilles wird gefunden/ und durch die List Ulysses erkanndt. wurde Achilles gefunden/ und durch Arglistigkeit des Ulysses/ erkandt: Sintemal er ihme allerley Weiberschmuck bracht/ danebenst aber auch etliche Kriegs-Waffen: Da man dann die Jungfrauen sehr Begierig auf das Gewand und Schmuck/ den Achilles aber auf die Waffen/ fallen sahe. Wordurch er auch offenbar und erkandt worden/ auch die Reise nacher Troja mit anzutretten sich nicht entschuldigen/ viel weniger aber darvon befreyet werden mögen. Weswegen die Thetis/ als sie sahe/ daß es darauf ankam/ sich zu dem Vulcanus verfügte/ um ihren Sohn Waffen schmieden zu lassen/ die so wol Schuß- als Stoß- und Hieb-frey wären. Dieses thate Vulcanus/ mit dem Beding/ daß sie ihn bey ihr darfür solte schlaffen

[Spaltenumbruch] Feuer verzehret wurde: Weswegen er dann von dem Worte Cheilos, (χεῖλος) welches eine Lippe bedeutet/ Achilles/ das ist/ der Lippenlose genennet worden. Als nun die Thetis diesen ihren Sohn im Aufwachsen sehr schön und wolgestaltet sahe/ gewann sie ihn sehr lieb: und weil sie zu wissen verlangte/ was das göttliche Geschick über ihn verhängt hätte; gieng sie zu dem Oracul der Themis/ welches ihr zur Antwort gab: Daß dieses Kind seine Vorfahren/ an Ehren/ Ruhm/ und Namen/ weit übertreffen werde: Allein wäre zu besorgen/ er möchte sein Leben/ in der besten Blüt seiner Iugend/ verlieren/ und/ durch einen/ von geringerer Würde/ als er selber wäre/ verrähterlicher Weise getödtet werden. Dann in Asien würde/ von eines schönen Weibs wegen/ sich anspinnen ein langwierig/ blutiger Krieg. Sobald Thetis dieses gehört/ gieng sie/ diesem Geschicke vorzukommen/ und tauchte ihren Sohn in den Höllen-Fluß Styx: Wordurch sie alle Theile seines Leichnams/ ausgenommen die Fußsohlen/ die sie im Eintauchen in den Händen hielte/ unverletzlich machte; gebrauchte auch das erwähnte Schmieren noch immer fort/ bis sie einsten vom Peleus hierüber ertapt wurde: über welche Erwischung sie unwillig und ergrimmt/ nach den Meergöttinnen Nereides/ ihren Schwestern/ entwiche; allda sie auch ihren Sohn ließ. Und dieses erzehlt uns Apollonius/ in seinem vierdten Buch von den Fließ Helden. Andere sagen/ die Thetis sey gewohnt gewest/ ihre Kinder in einen Kessel siedheissen Wassers zu werffen/ und also zu prüfen/ ob sie auch unsterblich geboren wären.Zwar sind auch verschiedene andere Meinungen von den Eltern des Achilles. Der eine schreibet/ es habe Peleus seinen Sohn in des Chirons Haus getragen/ daß er ihn auferziehen sollen/ dann er/ wegen seines tugendsamen und gerechten Lebens/ allenthalben ein sehr grosses Lob hatte. Dieser nun nahm ihn sehr gerne und willig an/ zoch ihn auch auf/ aber nicht mit Milch/ sondern allein mit grober/ wilder Kost/ als mit dem Ingeweyde von Löwen/ Hirschen-marg/ wilden Schweinen/ Bären und anderm Wildbrät/ wie solches Euphorion bezeuget. Der auch eine andere Herkunfft seines Namens vorwendet; nemlich/ daß die Myrmidones/ ein Volck in Thessalien/ welches ihm nachmals vor Troja folgte/ den Achilles nennte/ von dem Wort Chilos,(χιλὸς) das ist/ von der Narung/ oder dem Futter: dieweil er ohne Milch/ und andere Kinderkost auferzogen war. Von seiner Auferziehung bey dem frommen Chiron/ zeuget er selbst/ durch den Euripides/ in dem Trauer-Spiel von der Iphigenia; da er also redet.

Es nutzen nicht allzeit viel hohe Wissen-
schafften/

das gründlich-wenige kan desto besser
hafften/

wer wol ein Ding beräht/ und mit bedacht
erwieget/

hat offt die spate Reu/ durch klugen
Witz/ besieget.

Bey guten bleibt man gut: So wurde
meine Jugend/

[Spaltenumbruch] beym alten Götter-Knecht/ dem Chiron/
zu der Tugend/

durch heilge Lehr und Wort/ aufrichtig
angemahnet/

und so der Sitten-Weg dem Hertzen
vorgebahnet.

Er lernete/ beym Chiron/ die Instrumental- und Vocal-Music/ auch Kräuter kennen/ Artzney präpariren/ mit dem Bogenschiessen/ Jagen/ Gewehr führen/ wie auch gerechte Gesetze und Weisheit. Als er nun sein neundtes Jahr erreicht/ und der Weissager Calchas sagte/ Troja würde ohn den Achilles nicht mögen erobert werden/ begab sichs/ daß/ weil Thetis die mütterliche Liebe zu ihrem Sohne noch nicht ausgezogen hatte/ sie einiges Tages/ auf dem Meerwandelende des Paris Flotte/ worauf er die schöne Helena führte/entdeckte/ und Die Thetis wil der Flotte zu Grund haben/ worauf die entführte Helena war. ins Gesicht bekam: da sie dann alsobald an die Weissagung gedachte/ und hinging/ den Neptunus zu ersuchen/ daß er die Schiffe wolte zu Grunde gehen lassen/ um also zu verhüten die Ursache des zukünfftigen Kriegs/ darinnen ihr lieber Sohn sterben solte. Allein er antwortete: Es wäre ihm/ durch die göttliche Schickung/ (dero Macht zu wider stehen/ oder ihre heilige Gesetze zu brechen/ er nicht mächtig gnug wäre/) zu thun verbotten.Weil nun dieser Anschlag verloren war/ kam die Thetis/ damit sie alles das/ so zu Erhaltung ihres Sohns dienen konte/ versuchen möchte/ zu dem Chiron/ und stellte sich/ als ob sie ihren Achilles so fort gäntzlich vollends vergöttern zu lassen gedächte/ nahm ihn von dar weg/ und brachte ihn nach Ethiopien/ und so widerum hinum in das Eyland Scyros/ eine von den Cycladischen Insulen/ zu dem Könige Lycomedes (damit die Griechischen Kriegs-Häupter ihn nicht wissen solten zu finden/ wann sie ausziehen würden) in Meinung/ daß sie ihn allda wolte in Wollüsten/ Gnügen und Freuden/ einschläffern Achilles bey Lycomedes auferzogen unter seinen Töchtern in Weibskleidern. lassen. An diesem Hofe wurde er in Weibs-Kleidern verkleidet/ mit des Königs Tochter Deidamia vollends auferzogen/ mit welcher er auch so vertrauliche Freundschafft hatte/ daß sie ihme einen Sohn gebar/ der von seines schönen feurigen Haars wegen Pyrrhus genennet wurde. Dessen allen ungeachtet/ hatte Achilles doch/ an diesem wollüstigen Leben/ keinen Gefallen: Dieweil er nicht allein einer andern Art/ sondern auch gantz zu etwas anders erzogen war. Endlich/ als der Trojanische Krieg vorhanden/ Achilles wird gefunden/ und durch die List Ulysses erkanndt. wurde Achilles gefunden/ und durch Arglistigkeit des Ulysses/ erkandt: Sintemal er ihme allerley Weiberschmuck bracht/ danebenst aber auch etliche Kriegs-Waffen: Da man dann die Jungfrauen sehr Begierig auf das Gewand und Schmuck/ den Achilles aber auf die Waffen/ fallen sahe. Wordurch er auch offenbar und erkandt worden/ auch die Reise nacher Troja mit anzutretten sich nicht entschuldigen/ viel weniger aber darvon befreyet werden mögen. Weswegen die Thetis/ als sie sahe/ daß es darauf ankam/ sich zu dem Vulcanus verfügte/ um ihren Sohn Waffen schmieden zu lassen/ die so wol Schuß- als Stoß- und Hieb-frey wären. Dieses thate Vulcanus/ mit dem Beding/ daß sie ihn bey ihr darfür solte schlaffen

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[[Metamorphosis, S. 132]/0308] Feuer verzehret wurde: Weswegen er dann von dem Worte Cheilos, (χεῖλος) welches eine Lippe bedeutet/ Achilles/ das ist/ der Lippenlose genennet worden. Als nun die Thetis diesen ihren Sohn im Aufwachsen sehr schön und wolgestaltet sahe/ gewann sie ihn sehr lieb: und weil sie zu wissen verlangte/ was das göttliche Geschick über ihn verhängt hätte; gieng sie zu dem Oracul der Themis/ welches ihr zur Antwort gab: Daß dieses Kind seine Vorfahren/ an Ehren/ Ruhm/ und Namen/ weit übertreffen werde: Allein wäre zu besorgen/ er möchte sein Leben/ in der besten Blüt seiner Iugend/ verlieren/ und/ durch einen/ von geringerer Würde/ als er selber wäre/ verrähterlicher Weise getödtet werden. Dann in Asien würde/ von eines schönen Weibs wegen/ sich anspinnen ein langwierig/ blutiger Krieg. Sobald Thetis dieses gehört/ gieng sie/ diesem Geschicke vorzukommen/ und tauchte ihren Sohn in den Höllen-Fluß Styx: Wordurch sie alle Theile seines Leichnams/ ausgenommen die Fußsohlen/ die sie im Eintauchen in den Händen hielte/ unverletzlich machte; gebrauchte auch das erwähnte Schmieren noch immer fort/ bis sie einsten vom Peleus hierüber ertapt wurde: über welche Erwischung sie unwillig und ergrimmt/ nach den Meergöttinnen Nereides/ ihren Schwestern/ entwiche; allda sie auch ihren Sohn ließ. Und dieses erzehlt uns Apollonius/ in seinem vierdten Buch von den Fließ Helden. Andere sagen/ die Thetis sey gewohnt gewest/ ihre Kinder in einen Kessel siedheissen Wassers zu werffen/ und also zu prüfen/ ob sie auch unsterblich geboren wären.Zwar sind auch verschiedene andere Meinungen von den Eltern des Achilles. Der eine schreibet/ es habe Peleus seinen Sohn in des Chirons Haus getragen/ daß er ihn auferziehen sollen/ dann er/ wegen seines tugendsamen und gerechten Lebens/ allenthalben ein sehr grosses Lob hatte. Dieser nun nahm ihn sehr gerne und willig an/ zoch ihn auch auf/ aber nicht mit Milch/ sondern allein mit grober/ wilder Kost/ als mit dem Ingeweyde von Löwen/ Hirschen-marg/ wilden Schweinen/ Bären und anderm Wildbrät/ wie solches Euphorion bezeuget. Der auch eine andere Herkunfft seines Namens vorwendet; nemlich/ daß die Myrmidones/ ein Volck in Thessalien/ welches ihm nachmals vor Troja folgte/ den Achilles nennte/ von dem Wort Chilos,(χιλὸς) das ist/ von der Narung/ oder dem Futter: dieweil er ohne Milch/ und andere Kinderkost auferzogen war. Von seiner Auferziehung bey dem frommen Chiron/ zeuget er selbst/ durch den Euripides/ in dem Trauer-Spiel von der Iphigenia; da er also redet. Es nutzen nicht allzeit viel hohe Wissen- schafften/ das gründlich-wenige kan desto besser hafften/ wer wol ein Ding beräht/ und mit bedacht erwieget/ hat offt die spate Reu/ durch klugen Witz/ besieget. Bey guten bleibt man gut: So wurde meine Jugend/ beym alten Götter-Knecht/ dem Chiron/ zu der Tugend/ durch heilge Lehr und Wort/ aufrichtig angemahnet/ und so der Sitten-Weg dem Hertzen vorgebahnet. Er lernete/ beym Chiron/ die Instrumental- und Vocal-Music/ auch Kräuter kennen/ Artzney präpariren/ mit dem Bogenschiessen/ Jagen/ Gewehr führen/ wie auch gerechte Gesetze und Weisheit. Als er nun sein neundtes Jahr erreicht/ und der Weissager Calchas sagte/ Troja würde ohn den Achilles nicht mögen erobert werden/ begab sichs/ daß/ weil Thetis die mütterliche Liebe zu ihrem Sohne noch nicht ausgezogen hatte/ sie einiges Tages/ auf dem Meerwandelende des Paris Flotte/ worauf er die schöne Helena führte/entdeckte/ und ins Gesicht bekam: da sie dann alsobald an die Weissagung gedachte/ und hinging/ den Neptunus zu ersuchen/ daß er die Schiffe wolte zu Grunde gehen lassen/ um also zu verhüten die Ursache des zukünfftigen Kriegs/ darinnen ihr lieber Sohn sterben solte. Allein er antwortete: Es wäre ihm/ durch die göttliche Schickung/ (dero Macht zu wider stehen/ oder ihre heilige Gesetze zu brechen/ er nicht mächtig gnug wäre/) zu thun verbotten.Weil nun dieser Anschlag verloren war/ kam die Thetis/ damit sie alles das/ so zu Erhaltung ihres Sohns dienen konte/ versuchen möchte/ zu dem Chiron/ und stellte sich/ als ob sie ihren Achilles so fort gäntzlich vollends vergöttern zu lassen gedächte/ nahm ihn von dar weg/ und brachte ihn nach Ethiopien/ und so widerum hinum in das Eyland Scyros/ eine von den Cycladischen Insulen/ zu dem Könige Lycomedes (damit die Griechischen Kriegs-Häupter ihn nicht wissen solten zu finden/ wann sie ausziehen würden) in Meinung/ daß sie ihn allda wolte in Wollüsten/ Gnügen und Freuden/ einschläffern lassen. An diesem Hofe wurde er in Weibs-Kleidern verkleidet/ mit des Königs Tochter Deidamia vollends auferzogen/ mit welcher er auch so vertrauliche Freundschafft hatte/ daß sie ihme einen Sohn gebar/ der von seines schönen feurigen Haars wegen Pyrrhus genennet wurde. Dessen allen ungeachtet/ hatte Achilles doch/ an diesem wollüstigen Leben/ keinen Gefallen: Dieweil er nicht allein einer andern Art/ sondern auch gantz zu etwas anders erzogen war. Endlich/ als der Trojanische Krieg vorhanden/ wurde Achilles gefunden/ und durch Arglistigkeit des Ulysses/ erkandt: Sintemal er ihme allerley Weiberschmuck bracht/ danebenst aber auch etliche Kriegs-Waffen: Da man dann die Jungfrauen sehr Begierig auf das Gewand und Schmuck/ den Achilles aber auf die Waffen/ fallen sahe. Wordurch er auch offenbar und erkandt worden/ auch die Reise nacher Troja mit anzutretten sich nicht entschuldigen/ viel weniger aber darvon befreyet werden mögen. Weswegen die Thetis/ als sie sahe/ daß es darauf ankam/ sich zu dem Vulcanus verfügte/ um ihren Sohn Waffen schmieden zu lassen/ die so wol Schuß- als Stoß- und Hieb-frey wären. Dieses thate Vulcanus/ mit dem Beding/ daß sie ihn bey ihr darfür solte schlaffen Die Thetis wil der Flotte zu Grund haben/ worauf die entführte Helena war. Achilles bey Lycomedes auferzogen unter seinen Töchtern in Weibskleidern. Achilles wird gefunden/ und durch die List Ulysses erkanndt.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 132]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/308>, abgerufen am 23.11.2024.