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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] werden/ verstehe der goldhörnige/ und ein freches Gemüht zeugende Geitz/ und die kupfferrostige/ leichtfertige Unkeuschheit/ dero Titul und Kennzeichen die Venus/ als welcher/ unter denen Metallen/ das Kupffer zugeeignet wird/ ist: zumalen dieses einem Menschen sehr schändliche Plagen sind. Und also ist alles/ was von andern Ungeheuren erdichtet worden/ auch zu verstehen/ daß es nemlich verschiedene Boßheiten oder Laster sind/ welche die Tugend zu überwinden/ zu verjagen und zu tödten hat/ unsere Hertzen/ Sinnen und Gedancken/ oder die kleine Welt/ das ist/ unsern gantzen Geist und Leib darvon zu reinigen/ und unter gute Gesetze/ zu einem ehrlich-frommen Leben zubringen.

Das fünffte Werck von Säuberung des Augias Stalle/ hat diese geschichtliche Auslegung: daß Hercules dieses Königs Land vielleicht/ mit dem Mist aus den Ställen/ fruchtbar gemacht. Daß Geryon dreyleibig war/ deutet an/ daß sie drey Brüder eines einträchtigen Willens waren: oder aber; daß er über drey Insulen das Oberhaupt war: und so fortan. Von den güldnen Erklärung der dreyen Aepffel die man dem Hercules in die Hände gab vor Zeiten. Aepffeln haben wir/ im vierdten Buch/ Erklärung gegeben. Um dieses Apffel-holens willen/ werden dem Hercules/ von den alten Bildschneidern/ in der lincken Hand gemeiniglich gemacht drey Aepffel/ wie solches zu Rom an den Statuen auf dem Capitolio/ und denen Marmeln im Pallast/ oder dem herrlichem Hause des durchleuchtigen Cardinals/ Farnesius/ zu sehen ist: welche auch ihrer gewissen Bedeutung nicht ermangeln; sondern die Kräffte des Hercules/ das ist/ der Tugend/ andeuten: vors erste den Zorn zu mässigen: zum andern/ den Geitz zu meiden: zum dritten/ die Wollüste zu bezwingen/ und ihnen nicht zu dienen.

Erklärung über seine Löwenhaut Keul und Pfeile. Seine Löwenhaut zeiget an/ ein tapffer und mannhafftes Gemüht; Seine Keule/ die Vernunfft/ worauf sich die Tugend gründet. Seine Pfeile sind gute Gesetze/ die der Tugend gleichfalls vortheilich sind/ den Menschen/ als die kleine Welt/ von aller Ungestalt/ und der Seele übel-anständigen Gebrechen/ oder bösen Wercken/ zu reinigen. Hercules wird auch der Sonnen verglichen/ und seine zwölff Wercke denen zwölff Zeichen des Zwerchgürtels an der Himmelskugel.

Geryon/ und andere natürliche Auslegungen mehr/ so uns nicht viel dienen können/ laß ich/ um kürtze der Zeit willen/ mit Fleiß aussen. Daß der ungerechte Cacus/ dessen Nam/ auf Arcadisch Erklärung des Cacos. (oder Griechisch) kakos, so viel als Böß oder Ubel/ bedeutet/ Feuer aus der Nasen zu blasen/ oder zu speien/ gedichtet worden/ ist geschehen/ weil er nicht allein ein Viehdieb/ sondern auch ein Mordbrenner war. Er ist zu vergleichen der falschen verleitenden Beredung/ oder Lügen/ welche der Tugend gehorsame Heerde heimlich und diebischer Weise/ entführet/ rücklings mit Gewalt enttreibet/ und in seine dunckle Irrthums-Höle bringet. Jedoch kan seine Ungerechtigkeit/ wann sie an den Tag kommt/ nicht beständig seyn: Seine Schande wird[Spaltenumbruch] entdeckt/ und die Finsternus-liebende falsche Meinungen/ müssen/ als die Nachteulen/ weichen.

Erklärung über die Liebe des Hercules zur Omphale. Daß Hercules in die Omphale so verliebt war/ daß er/ wegen Verrichtung der Weiber-Arbeit/ von iedwedem verspottet worden/ und sich/ als ein so vortreflicher Obsieger/ von einem Weibe beherrschen lassen/ hat diesen Verstand; daß ein tapfferer Mann/ bis ans Ende seines Lebens/ sich vorsichtig und wachsam erweisen müsse/ wann er/ nach demselben/ die Tugend/ den tugendlichen ehrlichen Namen/ und guten Nach-Ruhm nicht verlieren wolle/ in Betrachtung die meiste Macht und Uberwindung seiner eignen bösen Neigungen und Lüste in ihme selbsten bestehet.

Daß Hercules aber/ in die Zahl der Götter/ aufgenommen worden/ darvon lassen wir es/ bey der vorangeregten Auslegung bleiben. Daß die Juno im Himmel ihme zur Gemahlin gab/ ihre Tochter die Hebe/ als Göttin der Jugend/ bemerckt/ daß die Sonne/ wann sie ihren Rückgang wiederum zu uns nimmet/ alles wiederum hervor grünen und wachsend mache/ und was dergleichen natürliche Auslegungen mehr sind. Der Hebe aber wollen wir annoch gedencken/ im nachfolgendem Buche. Ich könte alhier auch verschiedene Dinge erzehlen/ von der Lucina/ des Apollo Schwester/ des Jupiters/ und der Latona Tochter/ die so bald sie ietzt geboren war/ ihrer Mutter (als wir auch von der Diana gesagt haben) an statt einer Hebamme dienete: dann Diana/ Lucina/ Hecate und der Mond werden in den Namen/ und einigen Kräfften/ oder Wirckungen etlicher massen unterschieden/ da sie doch eines sind: Allein es ist darinnen nichts zu finden/ daraus einiger Sinn/ oder Verstand anders zu erlernen/ als wie wir vom Monde gedacht haben/ daß nemlich seine Feuchtigkeit/ in der Geburt/ Lehrliche Erklarung über Galanthis und Dryope förderlich zu seyn pflege. Die Fabel/ daß Galanthis in ein Wiesel verwandelt worden/ wil andeuten/ daß man Gott nicht vorliegen/ oder seiner spotten solle. Wie auch die Dryope lehret/ daß man zu schauen müsse/ damit man Gott/ weder wissentlich/ noch unwissendlich/ beleidige. Das/ durch die Hebe beschehene Verjüngen/ des Jalaus/ hat auch seine Deutung/ wie von dem Hercules vorher berichtet worden ist. Nachdem die Hebe den Jolaus verjünget hatte/ wolte sie schweren/ daß es keinem Menschen mehr geschehen solte: Allein Themis/ die Göttin des göttlichen Bundes/ des Gerichts/ der Weissagung/ und des Verhängnüsses/ hat diesen Eyd verhindert/ mit dieser Anzeige/ daß/ weil der Thebische Krieg bald folgen würde/ Calithoe vom Jupiter erlangen solte/ daß ihre zwey neugeborne Kinder stracks vollkommene Männer würden/ damit sie ihres Vatters Tod rächen könten: erzehlt auch etwas/ von einem güldnem Halsbande/ darinnen viel Böses vorsehen wäre. Alhier solte man nicht wissen/ was daraus zumachen/ wann man nicht das Gedicht/ oder die Geschicht/ vom Anfang bis zum Ende/ etwas umständlicher erklärt/ als von unserm Poeten/ der es nur kürtzlich berührt/ geschehen ist. Jedoch müssen wir vor erst ein wenig reden von der Themis/ und wer dieselbe eigentlich gewest sey.

[Spaltenumbruch] werden/ verstehe der goldhörnige/ und ein freches Gemüht zeugende Geitz/ und die kupfferrostige/ leichtfertige Unkeuschheit/ dero Titul und Kennzeichen die Venus/ als welcher/ unter denen Metallen/ das Kupffer zugeeignet wird/ ist: zumalen dieses einem Menschen sehr schändliche Plagen sind. Und also ist alles/ was von andern Ungeheuren erdichtet worden/ auch zu verstehen/ daß es nemlich verschiedene Boßheiten oder Laster sind/ welche die Tugend zu überwinden/ zu verjagen und zu tödten hat/ unsere Hertzen/ Sinnen und Gedancken/ oder die kleine Welt/ das ist/ unsern gantzen Geist und Leib darvon zu reinigen/ und unter gute Gesetze/ zu einem ehrlich-frommen Leben zubringen.

Das fünffte Werck von Säuberung des Augias Stalle/ hat diese geschichtliche Auslegung: daß Hercules dieses Königs Land vielleicht/ mit dem Mist aus den Ställen/ fruchtbar gemacht. Daß Geryon dreyleibig war/ deutet an/ daß sie drey Brüder eines einträchtigen Willens waren: oder aber; daß er über drey Insulen das Oberhaupt war: und so fortan. Von den güldnen Erklärung der dreyen Aepffel die man dem Hercules in die Hände gab vor Zeiten. Aepffeln haben wir/ im vierdten Buch/ Erklärung gegeben. Um dieses Apffel-holens willen/ werden dem Hercules/ von den alten Bildschneidern/ in der lincken Hand gemeiniglich gemacht drey Aepffel/ wie solches zu Rom an den Statuen auf dem Capitolio/ und denen Marmeln im Pallast/ oder dem herrlichem Hause des durchleuchtigen Cardinals/ Farnesius/ zu sehen ist: welche auch ihrer gewissen Bedeutung nicht ermangeln; sondern die Kräffte des Hercules/ das ist/ der Tugend/ andeuten: vors erste den Zorn zu mässigen: zum andern/ den Geitz zu meiden: zum dritten/ die Wollüste zu bezwingen/ und ihnen nicht zu dienen.

Erklärung über seine Löwenhaut Keul und Pfeile. Seine Löwenhaut zeiget an/ ein tapffer und mannhafftes Gemüht; Seine Keule/ die Vernunfft/ worauf sich die Tugend gründet. Seine Pfeile sind gute Gesetze/ die der Tugend gleichfalls vortheilich sind/ den Menschen/ als die kleine Welt/ von aller Ungestalt/ und der Seele übel-anständigen Gebrechen/ oder bösen Wercken/ zu reinigen. Hercules wird auch der Sonnen verglichen/ und seine zwölff Wercke denen zwölff Zeichen des Zwerchgürtels an der Himmelskugel.

Geryon/ und andere natürliche Auslegungen mehr/ so uns nicht viel dienen können/ laß ich/ um kürtze der Zeit willen/ mit Fleiß aussen. Daß der ungerechte Cacus/ dessen Nam/ auf Arcadisch Erklärung des Cacos. (oder Griechisch) κακος, so viel als Böß oder Ubel/ bedeutet/ Feuer aus der Nasen zu blasen/ oder zu speien/ gedichtet worden/ ist geschehen/ weil er nicht allein ein Viehdieb/ sondern auch ein Mordbrenner war. Er ist zu vergleichen der falschen verleitenden Beredung/ oder Lügen/ welche der Tugend gehorsame Heerde heimlich und diebischer Weise/ entführet/ rücklings mit Gewalt enttreibet/ und in seine dunckle Irrthums-Höle bringet. Jedoch kan seine Ungerechtigkeit/ wann sie an den Tag kommt/ nicht beständig seyn: Seine Schande wird[Spaltenumbruch] entdeckt/ und die Finsternus-liebende falsche Meinungen/ müssen/ als die Nachteulen/ weichen.

Erklärung über die Liebe des Hercules zur Omphale. Daß Hercules in die Omphale so verliebt war/ daß er/ wegen Verrichtung der Weiber-Arbeit/ von iedwedem verspottet worden/ und sich/ als ein so vortreflicher Obsieger/ von einem Weibe beherrschen lassen/ hat diesen Verstand; daß ein tapfferer Mann/ bis ans Ende seines Lebens/ sich vorsichtig und wachsam erweisen müsse/ wann er/ nach demselben/ die Tugend/ den tugendlichen ehrlichen Namen/ und guten Nach-Ruhm nicht verlieren wolle/ in Betrachtung die meiste Macht und Uberwindung seiner eignen bösen Neigungen und Lüste in ihme selbsten bestehet.

Daß Hercules aber/ in die Zahl der Götter/ aufgenommen worden/ darvon lassen wir es/ bey der vorangeregten Auslegung bleiben. Daß die Juno im Himmel ihme zur Gemahlin gab/ ihre Tochter die Hebe/ als Göttin der Jugend/ bemerckt/ daß die Sonne/ wann sie ihren Rückgang wiederum zu uns nimmet/ alles wiederum hervor grünen und wachsend mache/ und was dergleichen natürliche Auslegungen mehr sind. Der Hebe aber wollen wir annoch gedencken/ im nachfolgendem Buche. Ich könte alhier auch verschiedene Dinge erzehlen/ von der Lucina/ des Apollo Schwester/ des Jupiters/ und der Latona Tochter/ die so bald sie ietzt geboren war/ ihrer Mutter (als wir auch von der Diana gesagt haben) an statt einer Hebamme dienete: dann Diana/ Lucina/ Hecate und der Mond werden in den Namen/ und einigen Kräfften/ oder Wirckungen etlicher massen unterschieden/ da sie doch eines sind: Allein es ist darinnen nichts zu finden/ daraus einiger Sinn/ oder Verstand anders zu erlernen/ als wie wir vom Monde gedacht haben/ daß nemlich seine Feuchtigkeit/ in der Geburt/ Lehrliche Erklarung über Galanthis und Dryope förderlich zu seyn pflege. Die Fabel/ daß Galanthis in ein Wiesel verwandelt worden/ wil andeuten/ daß man Gott nicht vorliegen/ oder seiner spotten solle. Wie auch die Dryope lehret/ daß man zu schauen müsse/ damit man Gott/ weder wissentlich/ noch unwissendlich/ beleidige. Das/ durch die Hebe beschehene Verjüngen/ des Jalaus/ hat auch seine Deutung/ wie von dem Hercules vorher berichtet worden ist. Nachdem die Hebe den Jolaus verjünget hatte/ wolte sie schweren/ daß es keinem Menschen mehr geschehen solte: Allein Themis/ die Göttin des göttlichen Bundes/ des Gerichts/ der Weissagung/ und des Verhängnüsses/ hat diesen Eyd verhindert/ mit dieser Anzeige/ daß/ weil der Thebische Krieg bald folgen würde/ Calithoe vom Jupiter erlangen solte/ daß ihre zwey neugeborne Kinder stracks vollkommene Männer würden/ damit sie ihres Vatters Tod rächen könten: erzehlt auch etwas/ von einem güldnem Halsbande/ darinnen viel Böses vorsehen wäre. Alhier solte man nicht wissen/ was daraus zumachen/ wann man nicht das Gedicht/ oder die Geschicht/ vom Anfang bis zum Ende/ etwas umständlicher erklärt/ als von unserm Poeten/ der es nur kürtzlich berührt/ geschehen ist. Jedoch müssen wir vor erst ein wenig reden von der Themis/ und wer dieselbe eigentlich gewest sey.

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[[Metamorphosis, S. 111]/0287] werden/ verstehe der goldhörnige/ und ein freches Gemüht zeugende Geitz/ und die kupfferrostige/ leichtfertige Unkeuschheit/ dero Titul und Kennzeichen die Venus/ als welcher/ unter denen Metallen/ das Kupffer zugeeignet wird/ ist: zumalen dieses einem Menschen sehr schändliche Plagen sind. Und also ist alles/ was von andern Ungeheuren erdichtet worden/ auch zu verstehen/ daß es nemlich verschiedene Boßheiten oder Laster sind/ welche die Tugend zu überwinden/ zu verjagen und zu tödten hat/ unsere Hertzen/ Sinnen und Gedancken/ oder die kleine Welt/ das ist/ unsern gantzen Geist und Leib darvon zu reinigen/ und unter gute Gesetze/ zu einem ehrlich-frommen Leben zubringen. Das fünffte Werck von Säuberung des Augias Stalle/ hat diese geschichtliche Auslegung: daß Hercules dieses Königs Land vielleicht/ mit dem Mist aus den Ställen/ fruchtbar gemacht. Daß Geryon dreyleibig war/ deutet an/ daß sie drey Brüder eines einträchtigen Willens waren: oder aber; daß er über drey Insulen das Oberhaupt war: und so fortan. Von den güldnen Aepffeln haben wir/ im vierdten Buch/ Erklärung gegeben. Um dieses Apffel-holens willen/ werden dem Hercules/ von den alten Bildschneidern/ in der lincken Hand gemeiniglich gemacht drey Aepffel/ wie solches zu Rom an den Statuen auf dem Capitolio/ und denen Marmeln im Pallast/ oder dem herrlichem Hause des durchleuchtigen Cardinals/ Farnesius/ zu sehen ist: welche auch ihrer gewissen Bedeutung nicht ermangeln; sondern die Kräffte des Hercules/ das ist/ der Tugend/ andeuten: vors erste den Zorn zu mässigen: zum andern/ den Geitz zu meiden: zum dritten/ die Wollüste zu bezwingen/ und ihnen nicht zu dienen. Erklärung der dreyen Aepffel die man dem Hercules in die Hände gab vor Zeiten. Seine Löwenhaut zeiget an/ ein tapffer und mannhafftes Gemüht; Seine Keule/ die Vernunfft/ worauf sich die Tugend gründet. Seine Pfeile sind gute Gesetze/ die der Tugend gleichfalls vortheilich sind/ den Menschen/ als die kleine Welt/ von aller Ungestalt/ und der Seele übel-anständigen Gebrechen/ oder bösen Wercken/ zu reinigen. Hercules wird auch der Sonnen verglichen/ und seine zwölff Wercke denen zwölff Zeichen des Zwerchgürtels an der Himmelskugel. Erklärung über seine Löwenhaut Keul und Pfeile. Geryon/ und andere natürliche Auslegungen mehr/ so uns nicht viel dienen können/ laß ich/ um kürtze der Zeit willen/ mit Fleiß aussen. Daß der ungerechte Cacus/ dessen Nam/ auf Arcadisch (oder Griechisch) κακος, so viel als Böß oder Ubel/ bedeutet/ Feuer aus der Nasen zu blasen/ oder zu speien/ gedichtet worden/ ist geschehen/ weil er nicht allein ein Viehdieb/ sondern auch ein Mordbrenner war. Er ist zu vergleichen der falschen verleitenden Beredung/ oder Lügen/ welche der Tugend gehorsame Heerde heimlich und diebischer Weise/ entführet/ rücklings mit Gewalt enttreibet/ und in seine dunckle Irrthums-Höle bringet. Jedoch kan seine Ungerechtigkeit/ wann sie an den Tag kommt/ nicht beständig seyn: Seine Schande wird entdeckt/ und die Finsternus-liebende falsche Meinungen/ müssen/ als die Nachteulen/ weichen. Erklärung des Cacos. Daß Hercules in die Omphale so verliebt war/ daß er/ wegen Verrichtung der Weiber-Arbeit/ von iedwedem verspottet worden/ und sich/ als ein so vortreflicher Obsieger/ von einem Weibe beherrschen lassen/ hat diesen Verstand; daß ein tapfferer Mann/ bis ans Ende seines Lebens/ sich vorsichtig und wachsam erweisen müsse/ wann er/ nach demselben/ die Tugend/ den tugendlichen ehrlichen Namen/ und guten Nach-Ruhm nicht verlieren wolle/ in Betrachtung die meiste Macht und Uberwindung seiner eignen bösen Neigungen und Lüste in ihme selbsten bestehet. Erklärung über die Liebe des Hercules zur Omphale. Daß Hercules aber/ in die Zahl der Götter/ aufgenommen worden/ darvon lassen wir es/ bey der vorangeregten Auslegung bleiben. Daß die Juno im Himmel ihme zur Gemahlin gab/ ihre Tochter die Hebe/ als Göttin der Jugend/ bemerckt/ daß die Sonne/ wann sie ihren Rückgang wiederum zu uns nimmet/ alles wiederum hervor grünen und wachsend mache/ und was dergleichen natürliche Auslegungen mehr sind. Der Hebe aber wollen wir annoch gedencken/ im nachfolgendem Buche. Ich könte alhier auch verschiedene Dinge erzehlen/ von der Lucina/ des Apollo Schwester/ des Jupiters/ und der Latona Tochter/ die so bald sie ietzt geboren war/ ihrer Mutter (als wir auch von der Diana gesagt haben) an statt einer Hebamme dienete: dann Diana/ Lucina/ Hecate und der Mond werden in den Namen/ und einigen Kräfften/ oder Wirckungen etlicher massen unterschieden/ da sie doch eines sind: Allein es ist darinnen nichts zu finden/ daraus einiger Sinn/ oder Verstand anders zu erlernen/ als wie wir vom Monde gedacht haben/ daß nemlich seine Feuchtigkeit/ in der Geburt/ förderlich zu seyn pflege. Die Fabel/ daß Galanthis in ein Wiesel verwandelt worden/ wil andeuten/ daß man Gott nicht vorliegen/ oder seiner spotten solle. Wie auch die Dryope lehret/ daß man zu schauen müsse/ damit man Gott/ weder wissentlich/ noch unwissendlich/ beleidige. Das/ durch die Hebe beschehene Verjüngen/ des Jalaus/ hat auch seine Deutung/ wie von dem Hercules vorher berichtet worden ist. Nachdem die Hebe den Jolaus verjünget hatte/ wolte sie schweren/ daß es keinem Menschen mehr geschehen solte: Allein Themis/ die Göttin des göttlichen Bundes/ des Gerichts/ der Weissagung/ und des Verhängnüsses/ hat diesen Eyd verhindert/ mit dieser Anzeige/ daß/ weil der Thebische Krieg bald folgen würde/ Calithoe vom Jupiter erlangen solte/ daß ihre zwey neugeborne Kinder stracks vollkommene Männer würden/ damit sie ihres Vatters Tod rächen könten: erzehlt auch etwas/ von einem güldnem Halsbande/ darinnen viel Böses vorsehen wäre. Alhier solte man nicht wissen/ was daraus zumachen/ wann man nicht das Gedicht/ oder die Geschicht/ vom Anfang bis zum Ende/ etwas umständlicher erklärt/ als von unserm Poeten/ der es nur kürtzlich berührt/ geschehen ist. Jedoch müssen wir vor erst ein wenig reden von der Themis/ und wer dieselbe eigentlich gewest sey. Lehrliche Erklarung über Galanthis und Dryope

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 111]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/287>, abgerufen am 25.11.2024.