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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] der Göttlichen Liebe/ die schändliche Lüste getödtet werden: dafern aber der Mensch/ durch eitlen Ehrgeitz/ als den Anfang aller Boßheit/ so durch des Hercules Liebe zur Iole bedeutet/ vorgebildet ist/ verfällt/ findet er sich elendiglich betrogen/ daß er seinen erlangten ehrlichen Namen nicht allein verliert/ sondern auch in die böse Gewonheiten sich dermassen verstrick/ daß/ wann er zum Nachdencken und der Reu kommet/ er keinen Raht weiß/ sich von denenselben wiederum loß zu wircken/ es sey dann/ daß man den gantzen Leichnam/ seiner bösen Begierden/ tödte und verbrenne/ und er also wiederum frey und verjüngt/ neue Kraffte bekomme/ zu einem aufrichtigen standhafften/ ehrlichen und tugendsamen Leben/ und nachdem er also verjünget/ mit den Flügeln der Andacht und Aufmercksamkeit/ in den Himmel aufgeführt werde: allda er/ in der Götter Gesellschafft/ bleiben und erhalten werden mag. Dann diejenige/ so alle ihr Gemüht und Gedancken zu Gott erhoben/ werden selbsten auch für Götter geachtet.

Hercules erzehlete/ ehe er sich selbsten verbrandte/ seine Helden-Thaten/ worvon wir nunmehro werden reden müssen; zuvor aber etwas/ von der Iole/ meldem. Diese Iole war des Eurytus/ Königs von Oechalia/ Tochter/ welche/ von ihrem Vatter/ dem Hercules zwar versprochen; doch hernachmals zu geben geweigert ward. Dannenhero endlich Hercules in sein Land gefallen/ solches eingenommen/ und den König daraus vertrieben/ also daß er bis in das Eyland Euboea/ so heut zu Tage Negrepont ist/ zu fliehen gezwungen wurde. Als nun Hercules/ nach der Uberwindung/ seine liebe Iole erlanget hatte; schickte er seinen Diener/ oder Sohns Lehrmeister/ den Lycas an die Dianira/ ihr zu bedeuten/ daß er/ als ein Uberwinder/ ihr sehr prächtig und herrlich nach Hauß kommen wolte. Dieweil aber Dianira entweder schon wuste/ oder vermuhtete von seiner neuen Liebe/ schickte sie ihm/ bey demselben Botten/ ein Hemde/ welches durchs Nessus Blut vergifftet/ dieses aber von dem/ am Pfeil des Hercules klebenden Blute des Drachen Hydra inficirt und angesteckt war. Dann Nessus hatte/ vor seinem Ableiben/ noch so viel Zeit/ daß er dieses vergiffte Hemde nehmen/ und in ein Kistlein einschliessen konte/ welches er hernach/ sich zu rächen/ der Dianira gab/ daß sie solches/ zur Gedächtnus seiner Liebe/ verwahren/ und dessen sich bey Gelegenheit bedienen solte: Dann es/ wie er sagte/ eine gewisse Krafft hätte/ wormit sie den Hercules von anderer Frauen Liebe abziehen könte. Weil nun Dianira dieses glaubte/ auch solches Hemde zu dem Ende fleissig aufgehoben hatte: vermeinte sie/ anietzo wäre es eben die rechte Zeit/ solches an dem Hercules zu probiren. Als nun Hercules solches aus Liebe zur Dianira anzog/ und dem Jupiter zur Danckbarkeit seines Sieges/ ein Opffer thate/ ward er des Giffts Krafft alsbald innen: weswegen auch der Uberbringer ein schlechtes Botten-Lohn empfing. Nachdem nun Dianira hörte/ daß sie ihren Ehegemahl unwissend betrogen/ und seines Todes Ursächerin wäre/ ergriff sie einen Strick/ oder/ wie andere wollen/ des Hercules Keule/ und kürtzte ihr auch also selbst das Leben ab.

[Spaltenumbruch]

Vom Hercules.

HErcules war/ wie Orpheus/ in seiner Fließ-Reise/ zeuget/ ein Sohn des Jupiters und der Alcumena/ des Amphitryons/ Königs von Theben/ Ehgemahlin. Dann/ indeme Amphitryon/ in Aetolien/ mit Krieg beschäfftigt war; ward Jupiter in sie verliebt: darum er den Mercurius an die Sonne schickte/ daß sie ihren Lauff auf drey Tage einstellen möchte. Also hatte Jupiter eine dreyfache Nacht/ deren er benöthigt war/ einen so grossen Hercules zu zeugen: der auch hernach vier Ellen/ und einen Schuch lang worden. Es hatte sich aber Jupiter/ in Gestalt ihres Manns/ zu ihr gefunden. Als nun/ des andern Tages/ Amphitryon nacher Hause kam/ und er/ nach seiner Hoffnung/ nicht empfangen wurde/ solchem nach die Ursach erfragte; antwortete sie: Ihr selbst/ oder einer/ der euch allerdings ähnlich/ habt die vergangene Nacht bey mir geschlaffen/ und mir eure gantze Reise erzehlt. Worauf Amphitryon sich deswegen mit dem Weissager Tiresias unterredete/ der ihn versicherte/ daß seine Gemahlin vom Jupiter schwanger wäre. Und weil sie kurtz vorhero auch/ von ihrem Gemahl/ befruchtet worden; gebar sie/ zu Theben/ zween Söhne/ den Hercules nemlich/ und Iphiclus. Die Geschwindigkeit dieses Iphiclus erzehlet Orpheus/ wann er saget:

Der Ubelthäter wird/ durch Fliehen/ nicht
entweichen

der Götter schwerem Zorn/ wann er auch
würde gleichen

Iphiclo: der im Feld/ auf Korn-Aehr-
Spitzen zoch

daher/ und zwar so schnell/ daß sich kein
Hälmlein bog.

Weil nun der Juno alle Buhlschafften ihres Mannes/ ein grausamer Stachel in der Seele waren: suchte sie die Alcumena an der Geburt zu hindern. Einige/ die Alcumenam zur Gemahlin Sthenelus/ des Königs von Mycenen/ machen/ schreiben/ daß sie schwanger worden mit dem Jovialischem Hercules/ und Eurystheus/ des Sthenelus Sohne/ und die eiferfüchtige Juno mit List von ihrem Gemahl erlangt habe/ daß/ welcher/ unter diesen beyden/ am letzten zur Welt geboren würde/ dem andern sein Lebenlang in allem gehorsamen solte: darauf habe sie zu wege gebracht/ daß Erychtheus zween Monden ehe zur Welt kommen/ dahero er über den Hercules/ wie wir/ im vierdten Buch/ bey dem Atlas gleichfals erzehlt haben/ zu gebieten gehabt. Nachdem aber Hercules geboren war/ wuste die Pallas der Juno Grimm dermassen zu besänfftigen/ daß sie den jungen Hercules säugete/ und bliebe von der Milch/ die ihme neben hin lieff/ der weise Strich/ den man des Nachts/ bey klarer Lufft/ am Firmament siehet/ und von uns die Milchstrasse genennt wird. Uber das hat sie ihn annoch unsterblich gemacht. Jedoch muste sie zuvor/ nemlich die nächste Nacht nach seiner Geburt/ ihren boßhafften Gifft und Haß ausschütten/

[Spaltenumbruch] der Göttlichen Liebe/ die schändliche Lüste getödtet werden: dafern aber der Mensch/ durch eitlen Ehrgeitz/ als den Anfang aller Boßheit/ so durch des Hercules Liebe zur Iole bedeutet/ vorgebildet ist/ verfällt/ findet er sich elendiglich betrogen/ daß er seinen erlangten ehrlichen Namen nicht allein verliert/ sondern auch in die böse Gewonheiten sich dermassen verstrick/ daß/ wann er zum Nachdencken und der Reu kommet/ er keinen Raht weiß/ sich von denenselben wiederum loß zu wircken/ es sey dann/ daß man den gantzen Leichnam/ seiner bösen Begierden/ tödte und verbrenne/ und er also wiederum frey und verjüngt/ neue Kraffte bekomme/ zu einem aufrichtigen standhafften/ ehrlichen und tugendsamen Leben/ und nachdem er also verjünget/ mit den Flügeln der Andacht und Aufmercksamkeit/ in den Himmel aufgeführt werde: allda er/ in der Götter Gesellschafft/ bleiben und erhalten werden mag. Dann diejenige/ so alle ihr Gemüht und Gedancken zu Gott erhoben/ werden selbsten auch für Götter geachtet.

Hercules erzehlete/ ehe er sich selbsten verbrandte/ seine Helden-Thaten/ worvon wir nunmehro werden reden müssen; zuvor aber etwas/ von der Iole/ meldem. Diese Iole war des Eurytus/ Königs von Oechalia/ Tochter/ welche/ von ihrem Vatter/ dem Hercules zwar versprochen; doch hernachmals zu geben geweigert ward. Dannenhero endlich Hercules in sein Land gefallen/ solches eingenommen/ und den König daraus vertrieben/ also daß er bis in das Eyland Euboea/ so heut zu Tage Negrepont ist/ zu fliehen gezwungen wurde. Als nun Hercules/ nach der Uberwindung/ seine liebe Iole erlanget hatte; schickte er seinen Diener/ oder Sohns Lehrmeister/ den Lycas an die Dianira/ ihr zu bedeuten/ daß er/ als ein Uberwinder/ ihr sehr prächtig und herrlich nach Hauß kommen wolte. Dieweil aber Dianira entweder schon wuste/ oder vermuhtete von seiner neuen Liebe/ schickte sie ihm/ bey demselben Botten/ ein Hemde/ welches durchs Nessus Blut vergifftet/ dieses aber von dem/ am Pfeil des Hercules klebenden Blute des Drachen Hydra inficirt und angesteckt war. Dann Nessus hatte/ vor seinem Ableiben/ noch so viel Zeit/ daß er dieses vergiffte Hemde nehmen/ und in ein Kistlein einschliessen konte/ welches er hernach/ sich zu rächen/ der Dianira gab/ daß sie solches/ zur Gedächtnus seiner Liebe/ verwahren/ und dessen sich bey Gelegenheit bedienen solte: Dann es/ wie er sagte/ eine gewisse Krafft hätte/ wormit sie den Hercules von anderer Frauen Liebe abziehen könte. Weil nun Dianira dieses glaubte/ auch solches Hemde zu dem Ende fleissig aufgehoben hatte: vermeinte sie/ anietzo wäre es eben die rechte Zeit/ solches an dem Hercules zu probiren. Als nun Hercules solches aus Liebe zur Dianira anzog/ und dem Jupiter zur Danckbarkeit seines Sieges/ ein Opffer thate/ ward er des Giffts Krafft alsbald innen: weswegen auch der Uberbringer ein schlechtes Botten-Lohn empfing. Nachdem nun Dianira hörte/ daß sie ihren Ehegemahl unwissend betrogen/ und seines Todes Ursächerin wäre/ ergriff sie einen Strick/ oder/ wie andere wollen/ des Hercules Keule/ und kürtzte ihr auch also selbst das Leben ab.

[Spaltenumbruch]

Vom Hercules.

HErcules war/ wie Orpheus/ in seiner Fließ-Reise/ zeuget/ ein Sohn des Jupiters und der Alcumena/ des Amphitryons/ Königs von Theben/ Ehgemahlin. Dann/ indeme Amphitryon/ in Aetolien/ mit Krieg beschäfftigt war; ward Jupiter in sie verliebt: darum er den Mercurius an die Sonne schickte/ daß sie ihren Lauff auf drey Tage einstellen möchte. Also hatte Jupiter eine dreyfache Nacht/ deren er benöthigt war/ einen so grossen Hercules zu zeugen: der auch hernach vier Ellen/ und einen Schuch lang worden. Es hatte sich aber Jupiter/ in Gestalt ihres Manns/ zu ihr gefunden. Als nun/ des andern Tages/ Amphitryon nacher Hause kam/ und er/ nach seiner Hoffnung/ nicht empfangen wurde/ solchem nach die Ursach erfragte; antwortete sie: Ihr selbst/ oder einer/ der euch allerdings ähnlich/ habt die vergangene Nacht bey mir geschlaffen/ und mir eure gantze Reise erzehlt. Worauf Amphitryon sich deswegen mit dem Weissager Tiresias unterredete/ der ihn versicherte/ daß seine Gemahlin vom Jupiter schwanger wäre. Und weil sie kurtz vorhero auch/ von ihrem Gemahl/ befruchtet worden; gebar sie/ zu Theben/ zween Söhne/ den Hercules nemlich/ und Iphiclus. Die Geschwindigkeit dieses Iphiclus erzehlet Orpheus/ wann er saget:

Der Ubelthäter wird/ durch Fliehen/ nicht
entweichen

der Götter schwerem Zorn/ wann er auch
würde gleichen

Iphiclo: der im Feld/ auf Korn-Aehr-
Spitzen zoch

daher/ und zwar so schnell/ daß sich kein
Hälmlein bog.

Weil nun der Juno alle Buhlschafften ihres Mannes/ ein grausamer Stachel in der Seele waren: suchte sie die Alcumena an der Geburt zu hindern. Einige/ die Alcumenam zur Gemahlin Sthenelus/ des Königs von Mycenen/ machen/ schreiben/ daß sie schwanger worden mit dem Jovialischem Hercules/ und Eurystheus/ des Sthenelus Sohne/ und die eiferfüchtige Juno mit List von ihrem Gemahl erlangt habe/ daß/ welcher/ unter diesen beyden/ am letzten zur Welt geboren würde/ dem andern sein Lebenlang in allem gehorsamen solte: darauf habe sie zu wege gebracht/ daß Erychtheus zween Monden ehe zur Welt kommen/ dahero er über den Hercules/ wie wir/ im vierdten Buch/ bey dem Atlas gleichfals erzehlt haben/ zu gebieten gehabt. Nachdem aber Hercules geboren war/ wuste die Pallas der Juno Grimm dermassen zu besänfftigen/ daß sie den jungen Hercules säugete/ und bliebe von der Milch/ die ihme neben hin lieff/ der weise Strich/ den man des Nachts/ bey klarer Lufft/ am Firmament siehet/ und von uns die Milchstrasse genennt wird. Uber das hat sie ihn annoch unsterblich gemacht. Jedoch muste sie zuvor/ nemlich die nächste Nacht nach seiner Geburt/ ihren boßhafften Gifft und Haß ausschütten/

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[[Metamorphosis, S. 105]/0281] der Göttlichen Liebe/ die schändliche Lüste getödtet werden: dafern aber der Mensch/ durch eitlen Ehrgeitz/ als den Anfang aller Boßheit/ so durch des Hercules Liebe zur Iole bedeutet/ vorgebildet ist/ verfällt/ findet er sich elendiglich betrogen/ daß er seinen erlangten ehrlichen Namen nicht allein verliert/ sondern auch in die böse Gewonheiten sich dermassen verstrick/ daß/ wann er zum Nachdencken und der Reu kommet/ er keinen Raht weiß/ sich von denenselben wiederum loß zu wircken/ es sey dann/ daß man den gantzen Leichnam/ seiner bösen Begierden/ tödte und verbrenne/ und er also wiederum frey und verjüngt/ neue Kraffte bekomme/ zu einem aufrichtigen standhafften/ ehrlichen und tugendsamen Leben/ und nachdem er also verjünget/ mit den Flügeln der Andacht und Aufmercksamkeit/ in den Himmel aufgeführt werde: allda er/ in der Götter Gesellschafft/ bleiben und erhalten werden mag. Dann diejenige/ so alle ihr Gemüht und Gedancken zu Gott erhoben/ werden selbsten auch für Götter geachtet. Hercules erzehlete/ ehe er sich selbsten verbrandte/ seine Helden-Thaten/ worvon wir nunmehro werden reden müssen; zuvor aber etwas/ von der Iole/ meldem. Diese Iole war des Eurytus/ Königs von Oechalia/ Tochter/ welche/ von ihrem Vatter/ dem Hercules zwar versprochen; doch hernachmals zu geben geweigert ward. Dannenhero endlich Hercules in sein Land gefallen/ solches eingenommen/ und den König daraus vertrieben/ also daß er bis in das Eyland Euboea/ so heut zu Tage Negrepont ist/ zu fliehen gezwungen wurde. Als nun Hercules/ nach der Uberwindung/ seine liebe Iole erlanget hatte; schickte er seinen Diener/ oder Sohns Lehrmeister/ den Lycas an die Dianira/ ihr zu bedeuten/ daß er/ als ein Uberwinder/ ihr sehr prächtig und herrlich nach Hauß kommen wolte. Dieweil aber Dianira entweder schon wuste/ oder vermuhtete von seiner neuen Liebe/ schickte sie ihm/ bey demselben Botten/ ein Hemde/ welches durchs Nessus Blut vergifftet/ dieses aber von dem/ am Pfeil des Hercules klebenden Blute des Drachen Hydra inficirt und angesteckt war. Dann Nessus hatte/ vor seinem Ableiben/ noch so viel Zeit/ daß er dieses vergiffte Hemde nehmen/ und in ein Kistlein einschliessen konte/ welches er hernach/ sich zu rächen/ der Dianira gab/ daß sie solches/ zur Gedächtnus seiner Liebe/ verwahren/ und dessen sich bey Gelegenheit bedienen solte: Dann es/ wie er sagte/ eine gewisse Krafft hätte/ wormit sie den Hercules von anderer Frauen Liebe abziehen könte. Weil nun Dianira dieses glaubte/ auch solches Hemde zu dem Ende fleissig aufgehoben hatte: vermeinte sie/ anietzo wäre es eben die rechte Zeit/ solches an dem Hercules zu probiren. Als nun Hercules solches aus Liebe zur Dianira anzog/ und dem Jupiter zur Danckbarkeit seines Sieges/ ein Opffer thate/ ward er des Giffts Krafft alsbald innen: weswegen auch der Uberbringer ein schlechtes Botten-Lohn empfing. Nachdem nun Dianira hörte/ daß sie ihren Ehegemahl unwissend betrogen/ und seines Todes Ursächerin wäre/ ergriff sie einen Strick/ oder/ wie andere wollen/ des Hercules Keule/ und kürtzte ihr auch also selbst das Leben ab. Vom Hercules. HErcules war/ wie Orpheus/ in seiner Fließ-Reise/ zeuget/ ein Sohn des Jupiters und der Alcumena/ des Amphitryons/ Königs von Theben/ Ehgemahlin. Dann/ indeme Amphitryon/ in Aetolien/ mit Krieg beschäfftigt war; ward Jupiter in sie verliebt: darum er den Mercurius an die Sonne schickte/ daß sie ihren Lauff auf drey Tage einstellen möchte. Also hatte Jupiter eine dreyfache Nacht/ deren er benöthigt war/ einen so grossen Hercules zu zeugen: der auch hernach vier Ellen/ und einen Schuch lang worden. Es hatte sich aber Jupiter/ in Gestalt ihres Manns/ zu ihr gefunden. Als nun/ des andern Tages/ Amphitryon nacher Hause kam/ und er/ nach seiner Hoffnung/ nicht empfangen wurde/ solchem nach die Ursach erfragte; antwortete sie: Ihr selbst/ oder einer/ der euch allerdings ähnlich/ habt die vergangene Nacht bey mir geschlaffen/ und mir eure gantze Reise erzehlt. Worauf Amphitryon sich deswegen mit dem Weissager Tiresias unterredete/ der ihn versicherte/ daß seine Gemahlin vom Jupiter schwanger wäre. Und weil sie kurtz vorhero auch/ von ihrem Gemahl/ befruchtet worden; gebar sie/ zu Theben/ zween Söhne/ den Hercules nemlich/ und Iphiclus. Die Geschwindigkeit dieses Iphiclus erzehlet Orpheus/ wann er saget: Der Ubelthäter wird/ durch Fliehen/ nicht entweichen der Götter schwerem Zorn/ wann er auch würde gleichen Iphiclo: der im Feld/ auf Korn-Aehr- Spitzen zoch daher/ und zwar so schnell/ daß sich kein Hälmlein bog. Weil nun der Juno alle Buhlschafften ihres Mannes/ ein grausamer Stachel in der Seele waren: suchte sie die Alcumena an der Geburt zu hindern. Einige/ die Alcumenam zur Gemahlin Sthenelus/ des Königs von Mycenen/ machen/ schreiben/ daß sie schwanger worden mit dem Jovialischem Hercules/ und Eurystheus/ des Sthenelus Sohne/ und die eiferfüchtige Juno mit List von ihrem Gemahl erlangt habe/ daß/ welcher/ unter diesen beyden/ am letzten zur Welt geboren würde/ dem andern sein Lebenlang in allem gehorsamen solte: darauf habe sie zu wege gebracht/ daß Erychtheus zween Monden ehe zur Welt kommen/ dahero er über den Hercules/ wie wir/ im vierdten Buch/ bey dem Atlas gleichfals erzehlt haben/ zu gebieten gehabt. Nachdem aber Hercules geboren war/ wuste die Pallas der Juno Grimm dermassen zu besänfftigen/ daß sie den jungen Hercules säugete/ und bliebe von der Milch/ die ihme neben hin lieff/ der weise Strich/ den man des Nachts/ bey klarer Lufft/ am Firmament siehet/ und von uns die Milchstrasse genennt wird. Uber das hat sie ihn annoch unsterblich gemacht. Jedoch muste sie zuvor/ nemlich die nächste Nacht nach seiner Geburt/ ihren boßhafften Gifft und Haß ausschütten/

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 105]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/281>, abgerufen am 22.11.2024.