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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] darvon unser Poet schreibet; und ward sein Lob besungen/ wie man gemeiniglich solchen Helden zu thun pflegte/ die so viel Guts zum gemeinem Besten gethan hatten/ oder annoch thaten. Allhier folget nun/ in der Beschreibung unsers Poeten/ der Krieg des Minos wider die von Athen. Ich halte aber darfür/ daß ers schreibe/ als ein Gedicht; weil damals/ als Theseus nach Athen kommen/ der Krieg allbereit geschehen/ und der Friede/ mit dieser Bedingung/ gemacht war/ daß dem Minos jährlich sieben Töchter/ und sieben Jünglinge/ neun Jahr nacheinander solten gelieffert werden: Und als Theseus nach Athen kommen war/ fanden sich des Minos Gesandten das dritte mal oder Jahr ein/ diesen Tribut ab zu holen; da dann wider den Aegeus groß Murren entstunde/ daß er solchen schmählichen Vertrag eingegangen/ und also die Burger ihre liebe Kinder hingeben/ und missen solten: weswegen sich Theseus willig erbotte mit zuziehen; wie hiervon folgen wird im achten Buche.

Ursach/ warum Minos wider die von Athen Krieg geführt. Allhier will ich gleichwol die Ursach dieses Kriegs beyfügen; damit man eine Erklärung habe. Es war in der Stadt Olympia/ alle Jahr/ ein sehr grosses Fest und Versammlung vom Volcke/ allda fünfferley Spiele angestellt wurden Ringen/ Lauffen/ Springen/ Werffen/ und das Ballen-/ oder andere dergleichen Spiele. Und weil hierzu viel junge Herren kamen/ Ehre dardurch einzulegen/ war auch unter andern dahin kommen Androgeos/ der ältste Sohn des Minos/ Königs von Creta/ der den Preis im Ringen darvon getragen hatte: welches eine sehr grosse Ehre/ und überaus hoch geachtet wurde. Und gleichwie solche Obsieger offtermalen/ von andern/ darum sehr beneidet wurden/ so fanden sich allhier junge Edelleute von Athen und Megara/ die ihn/ um dieser Ursach/ in der Landschafft Attica schändlicher Weise umgebracht: dannenhero König Minos/ der Vatter des Ermordeten/ sehr betrübt/ darneben auch unglaublich ergrimmet war. Solchem nach/ mit ausgeruffenem offenbarem Kriege/ seines Sohns Tod an denen Atheniensern zu rächen/ daher zog/ und das Land jämmerlich verwüstete. Eben zu der Zeit kam über dis Land eine Unfruchtbarkeit/ theure Zeit/ Pestilentz und andere Plagen mehr/ also daß auch die Flüsse austruckneten. In Summa/ Minos warff die Stadt Megara gantz zu Grunde/ machte sie dem Erdboden gleich/ und hieß den König Nisus/ welchen seine eigne Tochter Nisa/ aus närrischer Liebe/ ihm hatte in die Hände gelieffert/ tödten; worvon im achten Buche folgen soll. Allhier wollen wir nun/ über das vorige/ eine nothwendige Erklärung thun. Daß erstlich Theseus gehalten ward für einen Sohn des Neptunus; darbey ist zu wissen/ daß man zu diesen alten Zeiten alle durchläuchtige/ oder berühmte Helden (in welchen etwas mehr/ als menschliches/ sowol an Kräfften/ Tugenden/ als Glückseligkeit in ihren Anschlägen/ zu seyn schiene/ und insonderheit/ wann sie zur See etwas sonderliches ausgerichtet hatten) Kinder oder Söhne des Neptunus zu nennen pflegen. Daß Aegeus den tapffern Theseus/ seinen Sohn erlöste/ und für dem schädlichem Giffte bewahrte/ gibt zu erkennen/ daß Vorsichtigkeit oder Weisheit/ die feindliche böse [Spaltenumbruch] Anschläge offtmaln verhindere/ abwende und mache/ daß grausame Bosheiten unterwegen bleiben/ damit die Gerechtigkeit/ Frömmigkeit und Tapfferkeit nicht zu Grunde gerichtet werden. Daß ferner Aegeus/ in der grösten Freude/ doch allezeit sorgfältig und bekümmert gewest/ deutet an/ ein weiser Mann müsse allezeit vorsichtig seyn/ wann es ihme wol gehet/ und bey sich erwägen/ daß es ihme vielleicht bald auch wieder übel gehen könne. Auch zur Zeit des Friedens pflegen weise Regenten ihre Gräntzen und Städte sorgfältig zu versehen/ mit allem/ so ihnen/ zur Zeit des Kriegs/ nöthig seyn möchte. Und gleichwie dem Aegeus/ in der grösten Frölichkeit/ die Botschafft gebracht wurde/ daß Minos ihn mit Krieg überzöge/ und sein Reich nehmen wolte; also ist allhier zu erwägen/ daß nichts in dieser Welt dauerhafft oder beständig sey; sondern alle der Menschen Süssigkeit mit Bitterkeit untermischt/ und also jederzeit Freud und Traurigkeit unser zeitliches Leben Wechsels-weise zu vergesellschafften pflegen; oder/ nach dem Sprichwort des Aegeus/ alle Freude unbeständig sey/ und gemeiniglich die Traurigkeit und Betrübnus/ als ihre Gefärtinnen/ mit sich bringe. Als Minos sich zum Kriege wider die Athenienser rüstete/ nahm er verschiedene Inseln zu Hülffe/ unter andern auch das gold-trächtige Syros/ und das marmor-reiche Paros/ Auslegung der Fabel von der Arne/ so in eine Thale verwandelt wurde. Worvon der Text im Lateinschen also lautet: Impia prodidit Arne Sithoni accepto, qvod avara poposcerat, auro: mutata est in avem, qvae nunc quoq; diligit aurum. Nigrapedes, nigris velata monedula pennis. lib. 7. fol. 121. v. 466. wie nicht weniger/ das Eyland Cythnos/ welches die böse Jungfer Arne verrahten/ und dem Feinde in die Hände geliefert haben solle; worfür sie/ aus Geitz angetrieben/ eine gewisse Quantität Goldes begehrt/ deswegen sie auch in eine Thale verwandelt worden; welcher Vogel noch diese Stunde gerne Gold siehet/ daß/ wo er nur guldene Müntz oder Ringe findet/ er alles/ wann er kan/ stielet und darvon träget. Dieses will andeuten/ daß ein Mensch eines leichtfertigen und schnöden Gemüths/ in dessen Seele der ungerechte Geitz eingewurtzelt ist/ ungeachtet er die Sitten und Kleider/ in Durchreisung der Länder/ verändert/ er dannoch dieses eingewurtzelten bösen und verderblichen Gebrechens/ nachdem die Gewonheit sich in seine Natur gewandelt hat/ nicht los werden kan/ also/ daß ein solcher Mensch/ mit seinen/ durch Unrecht/ besudelten Händen/ sich auch einen schändlichen Namen und Gerüchte zuziehet; gleichwie die Thale schwartze Klauen hat/ und mit schwartzen Federn bedeckt ist.

Ferner beschreibet unser Poet die Pest/ die allda in der Stadt gewest/ und die Insel Aegina bey Creta/ da er denn/ als ein guter Naturkündiger/ den Anfang oder Ursprung dieser Plage sehr schön anweiset/ indem er sagt: die Juno sey wider selbigs Land/ oder den König Aeacum hefftig ergrimmet gewest: das ist/ die Juno/ als die Lufft/ sey voller hitziger und ungesunder Ansteckung gewest: vier gantzer Monden habe der Wind aus Suden gewehet/ also/ daß die Flüsse und Bäume inficirt und angesteckt worden: Allenthalben habe man nichts/ dann Schlangen/ die mit ihrem Gifft alles verderben/ kriechen sehen. Die Ameisen/ so auf das Gebet des Eacus/ das Land Egina anzufüllen/ in Menschen verwandelt worden/ sind/ wie etliche wollen/ Völcker aus denen umligenden Ländern gewesen/

[Spaltenumbruch] darvon unser Poet schreibet; und ward sein Lob besungen/ wie man gemeiniglich solchen Helden zu thun pflegte/ die so viel Guts zum gemeinem Besten gethan hatten/ oder annoch thaten. Allhier folget nun/ in der Beschreibung unsers Poeten/ der Krieg des Minos wider die von Athen. Ich halte aber darfür/ daß ers schreibe/ als ein Gedicht; weil damals/ als Theseus nach Athen kommen/ der Krieg allbereit geschehen/ und der Friede/ mit dieser Bedingung/ gemacht war/ daß dem Minos jährlich sieben Töchter/ und sieben Jünglinge/ neun Jahr nacheinander solten gelieffert werden: Und als Theseus nach Athen kommen war/ fanden sich des Minos Gesandten das dritte mal oder Jahr ein/ diesen Tribut ab zu holen; da dann wider den Aegeus groß Murren entstunde/ daß er solchen schmählichen Vertrag eingegangen/ und also die Burger ihre liebe Kinder hingeben/ und missen solten: weswegen sich Theseus willig erbotte mit zuziehen; wie hiervon folgen wird im achten Buche.

Ursach/ warum Minos wider die von Athen Krieg geführt. Allhier will ich gleichwol die Ursach dieses Kriegs beyfügen; damit man eine Erklärung habe. Es war in der Stadt Olympia/ alle Jahr/ ein sehr grosses Fest und Versammlung vom Volcke/ allda fünfferley Spiele angestellt wurden Ringen/ Lauffen/ Springen/ Werffen/ und das Ballen-/ oder andere dergleichen Spiele. Und weil hierzu viel junge Herren kamen/ Ehre dardurch einzulegen/ war auch unter andern dahin kommen Androgeos/ der ältste Sohn des Minos/ Königs von Creta/ der den Preis im Ringen darvon getragen hatte: welches eine sehr grosse Ehre/ und überaus hoch geachtet wurde. Und gleichwie solche Obsieger offtermalen/ von andern/ darum sehr beneidet wurden/ so fanden sich allhier junge Edelleute von Athen und Megara/ die ihn/ um dieser Ursach/ in der Landschafft Attica schändlicher Weise umgebracht: dannenhero König Minos/ der Vatter des Ermordeten/ sehr betrübt/ darneben auch unglaublich ergrimmet war. Solchem nach/ mit ausgeruffenem offenbarem Kriege/ seines Sohns Tod an denen Atheniensern zu rächen/ daher zog/ und das Land jämmerlich verwüstete. Eben zu der Zeit kam über dis Land eine Unfruchtbarkeit/ theure Zeit/ Pestilentz und andere Plagen mehr/ also daß auch die Flüsse austruckneten. In Summa/ Minos warff die Stadt Megara gantz zu Grunde/ machte sie dem Erdboden gleich/ und hieß den König Nisus/ welchen seine eigne Tochter Nisa/ aus närrischer Liebe/ ihm hatte in die Hände gelieffert/ tödten; worvon im achten Buche folgen soll. Allhier wollen wir nun/ über das vorige/ eine nothwendige Erklärung thun. Daß erstlich Theseus gehalten ward für einen Sohn des Neptunus; darbey ist zu wissen/ daß man zu diesen alten Zeiten alle durchläuchtige/ oder berühmte Helden (in welchen etwas mehr/ als menschliches/ sowol an Kräfften/ Tugenden/ als Glückseligkeit in ihren Anschlägen/ zu seyn schiene/ und insonderheit/ wann sie zur See etwas sonderliches ausgerichtet hatten) Kinder oder Söhne des Neptunus zu nennen pflegen. Daß Aegeus den tapffern Theseus/ seinen Sohn erlöste/ und für dem schädlichem Giffte bewahrte/ gibt zu erkennen/ daß Vorsichtigkeit oder Weisheit/ die feindliche böse [Spaltenumbruch] Anschläge offtmaln verhindere/ abwende und mache/ daß grausame Bosheiten unterwegen bleiben/ damit die Gerechtigkeit/ Frömmigkeit und Tapfferkeit nicht zu Grunde gerichtet werden. Daß ferner Aegeus/ in der grösten Freude/ doch allezeit sorgfältig und bekümmert gewest/ deutet an/ ein weiser Mann müsse allezeit vorsichtig seyn/ wann es ihme wol gehet/ und bey sich erwägen/ daß es ihme vielleicht bald auch wieder übel gehen könne. Auch zur Zeit des Friedens pflegen weise Regenten ihre Gräntzen und Städte sorgfältig zu versehen/ mit allem/ so ihnen/ zur Zeit des Kriegs/ nöthig seyn möchte. Und gleichwie dem Aegeus/ in der grösten Frölichkeit/ die Botschafft gebracht wurde/ daß Minos ihn mit Krieg überzöge/ und sein Reich nehmen wolte; also ist allhier zu erwägen/ daß nichts in dieser Welt dauerhafft oder beständig sey; sondern alle der Menschen Süssigkeit mit Bitterkeit untermischt/ und also jederzeit Freud und Traurigkeit unser zeitliches Leben Wechsels-weise zu vergesellschafften pflegen; oder/ nach dem Sprichwort des Aegeus/ alle Freude unbeständig sey/ und gemeiniglich die Traurigkeit und Betrübnus/ als ihre Gefärtinnen/ mit sich bringe. Als Minos sich zum Kriege wider die Athenienser rüstete/ nahm er verschiedene Inseln zu Hülffe/ unter andern auch das gold-trächtige Syros/ und das marmor-reiche Paros/ Auslegung der Fabel von der Arne/ so in eine Thale verwandelt wurde. Worvon der Text im Lateinschen also lautet: Impia prodidit Arne Sithoni accepto, qvod avara poposcerat, auro: mutata est in avem, qvae nunc quoq; diligit aurum. Nigrapedes, nigris velata monedula pennis. lib. 7. fol. 121. v. 466. wie nicht weniger/ das Eyland Cythnos/ welches die böse Jungfer Arne verrahten/ und dem Feinde in die Hände geliefert haben solle; worfür sie/ aus Geitz angetrieben/ eine gewisse Quantität Goldes begehrt/ deswegen sie auch in eine Thale verwandelt worden; welcher Vogel noch diese Stunde gerne Gold siehet/ daß/ wo er nur guldene Müntz oder Ringe findet/ er alles/ wann er kan/ stielet und darvon träget. Dieses will andeuten/ daß ein Mensch eines leichtfertigen und schnöden Gemüths/ in dessen Seele der ungerechte Geitz eingewurtzelt ist/ ungeachtet er die Sitten und Kleider/ in Durchreisung der Länder/ verändert/ er dannoch dieses eingewurtzelten bösen und verderblichen Gebrechens/ nachdem die Gewonheit sich in seine Natur gewandelt hat/ nicht los werden kan/ also/ daß ein solcher Mensch/ mit seinen/ durch Unrecht/ besudelten Händen/ sich auch einen schändlichen Namen und Gerüchte zuziehet; gleichwie die Thale schwartze Klauen hat/ und mit schwartzen Federn bedeckt ist.

Ferner beschreibet unser Poet die Pest/ die allda in der Stadt gewest/ und die Insel Aegina bey Creta/ da er denn/ als ein guter Naturkündiger/ den Anfang oder Ursprung dieser Plage sehr schön anweiset/ indem er sagt: die Juno sey wider selbigs Land/ oder den König Aeacum hefftig ergrimmet gewest: das ist/ die Juno/ als die Lufft/ sey voller hitziger und ungesunder Ansteckung gewest: vier gantzer Monden habe der Wind aus Suden gewehet/ also/ daß die Flüsse und Bäume inficirt und angesteckt worden: Allenthalben habe man nichts/ dann Schlangen/ die mit ihrem Gifft alles verderben/ kriechen sehen. Die Ameisen/ so auf das Gebet des Eacus/ das Land Egina anzufüllen/ in Menschen verwandelt worden/ sind/ wie etliche wollen/ Völcker aus denen umligenden Ländern gewesen/

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[[Metamorphosis, S. 93]/0269] darvon unser Poet schreibet; und ward sein Lob besungen/ wie man gemeiniglich solchen Helden zu thun pflegte/ die so viel Guts zum gemeinem Besten gethan hatten/ oder annoch thaten. Allhier folget nun/ in der Beschreibung unsers Poeten/ der Krieg des Minos wider die von Athen. Ich halte aber darfür/ daß ers schreibe/ als ein Gedicht; weil damals/ als Theseus nach Athen kommen/ der Krieg allbereit geschehen/ und der Friede/ mit dieser Bedingung/ gemacht war/ daß dem Minos jährlich sieben Töchter/ und sieben Jünglinge/ neun Jahr nacheinander solten gelieffert werden: Und als Theseus nach Athen kommen war/ fanden sich des Minos Gesandten das dritte mal oder Jahr ein/ diesen Tribut ab zu holen; da dann wider den Aegeus groß Murren entstunde/ daß er solchen schmählichen Vertrag eingegangen/ und also die Burger ihre liebe Kinder hingeben/ und missen solten: weswegen sich Theseus willig erbotte mit zuziehen; wie hiervon folgen wird im achten Buche. Allhier will ich gleichwol die Ursach dieses Kriegs beyfügen; damit man eine Erklärung habe. Es war in der Stadt Olympia/ alle Jahr/ ein sehr grosses Fest und Versammlung vom Volcke/ allda fünfferley Spiele angestellt wurden Ringen/ Lauffen/ Springen/ Werffen/ und das Ballen-/ oder andere dergleichen Spiele. Und weil hierzu viel junge Herren kamen/ Ehre dardurch einzulegen/ war auch unter andern dahin kommen Androgeos/ der ältste Sohn des Minos/ Königs von Creta/ der den Preis im Ringen darvon getragen hatte: welches eine sehr grosse Ehre/ und überaus hoch geachtet wurde. Und gleichwie solche Obsieger offtermalen/ von andern/ darum sehr beneidet wurden/ so fanden sich allhier junge Edelleute von Athen und Megara/ die ihn/ um dieser Ursach/ in der Landschafft Attica schändlicher Weise umgebracht: dannenhero König Minos/ der Vatter des Ermordeten/ sehr betrübt/ darneben auch unglaublich ergrimmet war. Solchem nach/ mit ausgeruffenem offenbarem Kriege/ seines Sohns Tod an denen Atheniensern zu rächen/ daher zog/ und das Land jämmerlich verwüstete. Eben zu der Zeit kam über dis Land eine Unfruchtbarkeit/ theure Zeit/ Pestilentz und andere Plagen mehr/ also daß auch die Flüsse austruckneten. In Summa/ Minos warff die Stadt Megara gantz zu Grunde/ machte sie dem Erdboden gleich/ und hieß den König Nisus/ welchen seine eigne Tochter Nisa/ aus närrischer Liebe/ ihm hatte in die Hände gelieffert/ tödten; worvon im achten Buche folgen soll. Allhier wollen wir nun/ über das vorige/ eine nothwendige Erklärung thun. Daß erstlich Theseus gehalten ward für einen Sohn des Neptunus; darbey ist zu wissen/ daß man zu diesen alten Zeiten alle durchläuchtige/ oder berühmte Helden (in welchen etwas mehr/ als menschliches/ sowol an Kräfften/ Tugenden/ als Glückseligkeit in ihren Anschlägen/ zu seyn schiene/ und insonderheit/ wann sie zur See etwas sonderliches ausgerichtet hatten) Kinder oder Söhne des Neptunus zu nennen pflegen. Daß Aegeus den tapffern Theseus/ seinen Sohn erlöste/ und für dem schädlichem Giffte bewahrte/ gibt zu erkennen/ daß Vorsichtigkeit oder Weisheit/ die feindliche böse Anschläge offtmaln verhindere/ abwende und mache/ daß grausame Bosheiten unterwegen bleiben/ damit die Gerechtigkeit/ Frömmigkeit und Tapfferkeit nicht zu Grunde gerichtet werden. Daß ferner Aegeus/ in der grösten Freude/ doch allezeit sorgfältig und bekümmert gewest/ deutet an/ ein weiser Mann müsse allezeit vorsichtig seyn/ wann es ihme wol gehet/ und bey sich erwägen/ daß es ihme vielleicht bald auch wieder übel gehen könne. Auch zur Zeit des Friedens pflegen weise Regenten ihre Gräntzen und Städte sorgfältig zu versehen/ mit allem/ so ihnen/ zur Zeit des Kriegs/ nöthig seyn möchte. Und gleichwie dem Aegeus/ in der grösten Frölichkeit/ die Botschafft gebracht wurde/ daß Minos ihn mit Krieg überzöge/ und sein Reich nehmen wolte; also ist allhier zu erwägen/ daß nichts in dieser Welt dauerhafft oder beständig sey; sondern alle der Menschen Süssigkeit mit Bitterkeit untermischt/ und also jederzeit Freud und Traurigkeit unser zeitliches Leben Wechsels-weise zu vergesellschafften pflegen; oder/ nach dem Sprichwort des Aegeus/ alle Freude unbeständig sey/ und gemeiniglich die Traurigkeit und Betrübnus/ als ihre Gefärtinnen/ mit sich bringe. Als Minos sich zum Kriege wider die Athenienser rüstete/ nahm er verschiedene Inseln zu Hülffe/ unter andern auch das gold-trächtige Syros/ und das marmor-reiche Paros/ wie nicht weniger/ das Eyland Cythnos/ welches die böse Jungfer Arne verrahten/ und dem Feinde in die Hände geliefert haben solle; worfür sie/ aus Geitz angetrieben/ eine gewisse Quantität Goldes begehrt/ deswegen sie auch in eine Thale verwandelt worden; welcher Vogel noch diese Stunde gerne Gold siehet/ daß/ wo er nur guldene Müntz oder Ringe findet/ er alles/ wann er kan/ stielet und darvon träget. Dieses will andeuten/ daß ein Mensch eines leichtfertigen und schnöden Gemüths/ in dessen Seele der ungerechte Geitz eingewurtzelt ist/ ungeachtet er die Sitten und Kleider/ in Durchreisung der Länder/ verändert/ er dannoch dieses eingewurtzelten bösen und verderblichen Gebrechens/ nachdem die Gewonheit sich in seine Natur gewandelt hat/ nicht los werden kan/ also/ daß ein solcher Mensch/ mit seinen/ durch Unrecht/ besudelten Händen/ sich auch einen schändlichen Namen und Gerüchte zuziehet; gleichwie die Thale schwartze Klauen hat/ und mit schwartzen Federn bedeckt ist. Ursach/ warum Minos wider die von Athen Krieg geführt. Auslegung der Fabel von der Arne/ so in eine Thale verwandelt wurde. Worvon der Text im Lateinschen also lautet: Impia prodidit Arne Sithoni accepto, qvod avara poposcerat, auro: mutata est in avem, qvae nunc quoq; diligit aurum. Nigrapedes, nigris velata monedula pennis. lib. 7. fol. 121. v. 466. Ferner beschreibet unser Poet die Pest/ die allda in der Stadt gewest/ und die Insel Aegina bey Creta/ da er denn/ als ein guter Naturkündiger/ den Anfang oder Ursprung dieser Plage sehr schön anweiset/ indem er sagt: die Juno sey wider selbigs Land/ oder den König Aeacum hefftig ergrimmet gewest: das ist/ die Juno/ als die Lufft/ sey voller hitziger und ungesunder Ansteckung gewest: vier gantzer Monden habe der Wind aus Suden gewehet/ also/ daß die Flüsse und Bäume inficirt und angesteckt worden: Allenthalben habe man nichts/ dann Schlangen/ die mit ihrem Gifft alles verderben/ kriechen sehen. Die Ameisen/ so auf das Gebet des Eacus/ das Land Egina anzufüllen/ in Menschen verwandelt worden/ sind/ wie etliche wollen/ Völcker aus denen umligenden Ländern gewesen/

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 93]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/269>, abgerufen am 22.11.2024.