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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] sind/ die tüchtigsten zu heyrahten/ und am meisten geliebet werden: wie dann der Schwan einer von den weissesten und schönsten Vögeln ist. Die Gratien waren Töchter der himmlischen Venus/ um ihrer Mildigkeit willen/ die man allen Menschen beweisen muß: Eine von diesen dreyen zeigte ihr den Rücken/ und zwo das Angesichte: darmit zu erkennen gebend/ daß ein aufrichtiger Mensch einem zwo Freundschafften oder Mildigkeiten/ gegen einer erweisen solle.

Die Fabel vom Leucothoe was sie bedeute. Die Fabel von der Leucothoe kan bedeuten/ daß bey denen Völckern von Achemenia ein Ort/ den man Leucothoe nannte/ worin der Weyhrauch/ in grossem Uberfluß/ zufinden war/ darauf die Sonne/ weil sie sehr dahin strahlte/ verliebt zu seyn/ und gleichsam eine Mutter zu spielen/ schiene: das ist/ sie beweist denen Weyhrauch Stäudlein eine Nahrungs-Hülffe/ also daß sie von der Erden ihre Feuchtigkeit haben/ bekleiben und im Wachsthum zunehmen können.

Von Verwandlung der Clytie in die Sonnen-Blum. Die Fabel von der Clytie/ ist anders nichts/ als die Unglückseeligkeit der Verliebten/ die durch Eyfer entzündet sich offt um das Geliebte/ unter der Furcht dasselbe zu verlieren/ herum drehen/ worinnen sie der Sonnenblumen/ die sich allezeit nach der Sonne wendet/ und dahero auch ihren Namen empfangen hat/ gleich zu seyn pflegen.

Von dem Jünglinge Daphne. Die Fabel von dem Jünglinge Daphnis/ so durch den grossen Liebseyfer zur Nymphe Thalia in einem Stein verwandelt worden/ findet man bey keinem Scribenten/ ob wol Theocritus und Virgilius/ in ihren Hirten-Liedern/ seinen grossen Unfall beklagen. Diodorus aber schreibet von dem Daphnis/ dem Sohn des Mercurius/ daß er/ aus Liebseyfer zu einer Nymphen/ des Liechts seiner Augen beraubt worden; welches so viel gesagt seyn mag/ als in einen Stein verwandelt werden; in Betrachtung ein Blinder wol einem steinernem Mann zuvergleichen ist. Noch weniger findet man die Fabel von dem Scython/ wiewol von dergleichen einem/ der ein Herr in Thracien gewesen/ und mit diesem gantz nicht einstimmet/ geschrieben wird. Vom Celmus in Diamant verwandelt/ und der Cureter Ursprunge aus dem Regen/ findet man gleichfals keine Beschreibung: ob wol einige gewolt haben/ daß dieses Volck/ wegen Verachtung des Gottesdienstes/ durch den Regen/ verderbt worden/ und hernach mit denen Schwammen wieder gewachsen seye. Von dem Crocus/ wird ebenmässig nichts besonders irgendwo gefunden.

Von dem Hermophroditus und Salmacis. Die Fabel vom Hermaphroditus/ und dem Salmacis/ findet man zwar bey Einigen außgelegt/ die aber um Erbarkeit willen besser verschwiegen/ als zu beschreiben ist. Es vermeinen zwar etliche/ dieselbe dahin zuziehen/ daß Mercurius der Planet/ ein Mann beym Manne/ und ein Weib beym Weibe/ das ist/ wann er zu andern Planeten komme/ und jemand/ unter seinen Gestirne/ geboren werde/ derselbe zu beyderley Geschlechte geneigt sey. Ich aber halte darvor/ diese Fonteyn/ oder Brun des Salmacis könne beqvemlich auf den Ehestand gedeutet werden/ als welcher ein rein und klares Wasser ist/ darinnen zwey eins werden.

Daß die Fabel-Erzehler gedencken/ die Geschwister [Spaltenumbruch] von Theben wären/ weil sie des Bachus Fest verachtet/ in Fledermäuse verwandelt: füget sich/ zur Gleichnus/ auf diejenige/ so die Süffigkeit des Weins niemals schmecken/ auch nicht frölich oder lebendig vom Geiste werden. Denn darum irren ihre Geister/ nach Art der Fledermäuse/ umher/ in der Dunckelheit der schnöden nichtswürdigen Dinge.

Von der Hölle.

EHe wir nun kommen/ zu der Fabel von der Juno und Athamas/ finden wir die Hölle/ dahinein die Juno gereiset ist/ um daselbst die drey Furien oder Unholdinnen anzustifften. Von der Hölle haben die Poeten unterschiedene Meinungen. Einige Schreiber/ unter den Heyden/ verläugnen die Hölle/ als Pausanias in Laconia/ Cicero in der Sache für den Cluentius. Juvenalis folget auch ihrer Meinung und saget:

Die Hölle wird von einigen Poeten geläugnet. Daß Geister in der Erd/ mit vielen Kö-
nigreichen/

im Höllen Abgrund/ auch unreine Frösch
ingleichen/

ein Schiffer in dem Schiff/ nach Zeugnus
der Poeten/

die Seelen überführ/ das kan man kaum
bereden

die Kinder auf der Gaß etc.

und der Poet Lucretius/ in seinem vierdten Buch/ schreibet:

Der Dreykopff Cerberus; drey Schwe-
stern rasend toll;

des Tartars Abgrunds-Pfuhl/ der grim-
men Feuers voll/

und es zum Rachen stets speit aus: seht all
dis Wesen

ist eitel/ und im Grund der Warheit nie ge-
wesen.

Von den Elyseischen Feldern. Ingleichen hält auch Lucianus/ in dem Gespräch der Warheit/ alle die höllische Dinge für Gedichte. Homerus/ Virgilius/ Tibullus und Ovidius aber gedencken der Elysischen Felder/ allda alle fromme Seelen in angenehmer Ruhe leben/ und mit denen Dingen umgehen sollen/ wormit sie in dieser Welt umzugehen pflegen. Dieser Ort/ schreiben sie/ sey in der Hölle: Jedoch sind unterschiedene Meinungen/ unter den Scribenten/ wo diese Felder eigentlich ligen. Einige meinten/ sie wären/ in denen glückseligen Eylanden/ oder Canarien-Insulen; andere/ über England/ um Island/ oder anderen Orten/ wie sie dann auch die Hölle/ und dero Eingang/ an unterschiedliche setzen. Was sie nun/ mit diesen Eliseischen Feldern/ zu erkennen geben wollen/ ist leicht zu muhtmassen: Dann wann wir ernstlich bey uns überlegen unser vergangenes Leben/ und in uns befinden/ daß wir dasselbe ehrlich und tugendlich zugebracht haben/ werden wir am Ende desselben ein unglaubliches Vergnügen und ruhiges Gemüt empfinden. Dieweil wir nun/ von

[Spaltenumbruch] sind/ die tüchtigsten zu heyrahten/ und am meisten geliebet werden: wie dann der Schwan einer von den weissesten und schönsten Vögeln ist. Die Gratien waren Töchter der himmlischen Venus/ um ihrer Mildigkeit willen/ die man allen Menschen beweisen muß: Eine von diesen dreyen zeigte ihr den Rücken/ und zwo das Angesichte: darmit zu erkennen gebend/ daß ein aufrichtiger Mensch einem zwo Freundschafften oder Mildigkeiten/ gegen einer erweisen solle.

Die Fabel vom Leucothoe was sie bedeute. Die Fabel von der Leucothoe kan bedeuten/ daß bey denen Völckern von Achemenia ein Ort/ den man Leucothoe nannte/ worin der Weyhrauch/ in grossem Uberfluß/ zufinden war/ darauf die Sonne/ weil sie sehr dahin strahlte/ verliebt zu seyn/ und gleichsam eine Mutter zu spielen/ schiene: das ist/ sie beweist denen Weyhrauch Stäudlein eine Nahrungs-Hülffe/ also daß sie von der Erden ihre Feuchtigkeit haben/ bekleiben und im Wachsthum zunehmen können.

Von Verwandlung der Clytie in die Sonnen-Blum. Die Fabel von der Clytie/ ist anders nichts/ als die Unglückseeligkeit der Verliebten/ die durch Eyfer entzündet sich offt um das Geliebte/ unter der Furcht dasselbe zu verlieren/ herum drehen/ worinnen sie der Sonnenblumen/ die sich allezeit nach der Sonne wendet/ und dahero auch ihren Namen empfangen hat/ gleich zu seyn pflegen.

Von dem Jünglinge Daphne. Die Fabel von dem Jünglinge Daphnis/ so durch den grossen Liebseyfer zur Nymphe Thalia in einem Stein verwandelt worden/ findet man bey keinem Scribenten/ ob wol Theocritus und Virgilius/ in ihren Hirten-Liedern/ seinen grossen Unfall beklagen. Diodorus aber schreibet von dem Daphnis/ dem Sohn des Mercurius/ daß er/ aus Liebseyfer zu einer Nymphen/ des Liechts seiner Augen beraubt worden; welches so viel gesagt seyn mag/ als in einen Stein verwandelt werden; in Betrachtung ein Blinder wol einem steinernem Mann zuvergleichen ist. Noch weniger findet man die Fabel von dem Scython/ wiewol von dergleichen einem/ der ein Herr in Thracien gewesen/ und mit diesem gantz nicht einstimmet/ geschrieben wird. Vom Celmus in Diamant verwandelt/ und der Cureter Ursprunge aus dem Regen/ findet man gleichfals keine Beschreibung: ob wol einige gewolt haben/ daß dieses Volck/ wegen Verachtung des Gottesdienstes/ durch den Regen/ verderbt worden/ und hernach mit denen Schwammen wieder gewachsen seye. Von dem Crocus/ wird ebenmässig nichts besonders irgendwo gefunden.

Von dem Hermophroditus und Salmacis. Die Fabel vom Hermaphroditus/ und dem Salmacis/ findet man zwar bey Einigen außgelegt/ die aber um Erbarkeit willen besser verschwiegen/ als zu beschreiben ist. Es vermeinen zwar etliche/ dieselbe dahin zuziehen/ daß Mercurius der Planet/ ein Mann beym Manne/ und ein Weib beym Weibe/ das ist/ wann er zu andern Planeten komme/ und jemand/ unter seinen Gestirne/ geboren werde/ derselbe zu beyderley Geschlechte geneigt sey. Ich aber halte darvor/ diese Fonteyn/ oder Brun des Salmacis könne beqvemlich auf den Ehestand gedeutet werden/ als welcher ein rein und klares Wasser ist/ darinnen zwey eins werden.

Daß die Fabel-Erzehler gedencken/ die Geschwister [Spaltenumbruch] von Theben wären/ weil sie des Bachus Fest verachtet/ in Fledermäuse verwandelt: füget sich/ zur Gleichnus/ auf diejenige/ so die Süffigkeit des Weins niemals schmecken/ auch nicht frölich oder lebendig vom Geiste werden. Denn darum irren ihre Geister/ nach Art der Fledermäuse/ umher/ in der Dunckelheit der schnöden nichtswürdigen Dinge.

Von der Hölle.

EHe wir nun kommen/ zu der Fabel von der Juno und Athamas/ finden wir die Hölle/ dahinein die Juno gereiset ist/ um daselbst die drey Furien oder Unholdinnen anzustifften. Von der Hölle haben die Poeten unterschiedene Meinungen. Einige Schreiber/ unter den Heyden/ verläugnen die Hölle/ als Pausanias in Laconia/ Cicero in der Sache für den Cluentius. Juvenalis folget auch ihrer Meinung und saget:

Die Hölle wird von einigen Poeten geläugnet. Daß Geister in der Erd/ mit vielen Kö-
nigreichen/

im Höllen Abgrund/ auch unreine Frösch
ingleichen/

ein Schiffer in dem Schiff/ nach Zeugnus
der Poeten/

die Seelen überführ/ das kan man kaum
bereden

die Kinder auf der Gaß etc.

und der Poet Lucretius/ in seinem vierdten Buch/ schreibet:

Der Dreykopff Cerberus; drey Schwe-
stern rasend toll;

des Tartars Abgrunds-Pfuhl/ der grim-
men Feuers voll/

und es zum Rachen stets speit aus: seht all
dis Wesen

ist eitel/ und im Grund der Warheit nie ge-
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Von den Elyseischen Feldern. Ingleichen hält auch Lucianus/ in dem Gespräch der Warheit/ alle die höllische Dinge für Gedichte. Homerus/ Virgilius/ Tibullus und Ovidius aber gedencken der Elysischen Felder/ allda alle fromme Seelen in angenehmer Ruhe leben/ und mit denen Dingen umgehen sollen/ wormit sie in dieser Welt umzugehen pflegen. Dieser Ort/ schreiben sie/ sey in der Hölle: Jedoch sind unterschiedene Meinungen/ unter den Scribenten/ wo diese Felder eigentlich ligen. Einige meinten/ sie wären/ in denen glückseligen Eylanden/ oder Canarien-Insulen; andere/ über England/ um Island/ oder anderen Orten/ wie sie dann auch die Hölle/ und dero Eingang/ an unterschiedliche setzen. Was sie nun/ mit diesen Eliseischen Feldern/ zu erkennen geben wollen/ ist leicht zu muhtmassen: Dann wann wir ernstlich bey uns überlegen unser vergangenes Leben/ und in uns befinden/ daß wir dasselbe ehrlich und tugendlich zugebracht haben/ werden wir am Ende desselben ein unglaubliches Vergnügen und ruhiges Gemüt empfinden. Dieweil wir nun/ von

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[[Metamorphosis, S. 47]/0223] sind/ die tüchtigsten zu heyrahten/ und am meisten geliebet werden: wie dann der Schwan einer von den weissesten und schönsten Vögeln ist. Die Gratien waren Töchter der himmlischen Venus/ um ihrer Mildigkeit willen/ die man allen Menschen beweisen muß: Eine von diesen dreyen zeigte ihr den Rücken/ und zwo das Angesichte: darmit zu erkennen gebend/ daß ein aufrichtiger Mensch einem zwo Freundschafften oder Mildigkeiten/ gegen einer erweisen solle. Die Fabel von der Leucothoe kan bedeuten/ daß bey denen Völckern von Achemenia ein Ort/ den man Leucothoe nannte/ worin der Weyhrauch/ in grossem Uberfluß/ zufinden war/ darauf die Sonne/ weil sie sehr dahin strahlte/ verliebt zu seyn/ und gleichsam eine Mutter zu spielen/ schiene: das ist/ sie beweist denen Weyhrauch Stäudlein eine Nahrungs-Hülffe/ also daß sie von der Erden ihre Feuchtigkeit haben/ bekleiben und im Wachsthum zunehmen können. Die Fabel vom Leucothoe was sie bedeute. Die Fabel von der Clytie/ ist anders nichts/ als die Unglückseeligkeit der Verliebten/ die durch Eyfer entzündet sich offt um das Geliebte/ unter der Furcht dasselbe zu verlieren/ herum drehen/ worinnen sie der Sonnenblumen/ die sich allezeit nach der Sonne wendet/ und dahero auch ihren Namen empfangen hat/ gleich zu seyn pflegen. Von Verwandlung der Clytie in die Sonnen-Blum. Die Fabel von dem Jünglinge Daphnis/ so durch den grossen Liebseyfer zur Nymphe Thalia in einem Stein verwandelt worden/ findet man bey keinem Scribenten/ ob wol Theocritus und Virgilius/ in ihren Hirten-Liedern/ seinen grossen Unfall beklagen. Diodorus aber schreibet von dem Daphnis/ dem Sohn des Mercurius/ daß er/ aus Liebseyfer zu einer Nymphen/ des Liechts seiner Augen beraubt worden; welches so viel gesagt seyn mag/ als in einen Stein verwandelt werden; in Betrachtung ein Blinder wol einem steinernem Mann zuvergleichen ist. Noch weniger findet man die Fabel von dem Scython/ wiewol von dergleichen einem/ der ein Herr in Thracien gewesen/ und mit diesem gantz nicht einstimmet/ geschrieben wird. Vom Celmus in Diamant verwandelt/ und der Cureter Ursprunge aus dem Regen/ findet man gleichfals keine Beschreibung: ob wol einige gewolt haben/ daß dieses Volck/ wegen Verachtung des Gottesdienstes/ durch den Regen/ verderbt worden/ und hernach mit denen Schwammen wieder gewachsen seye. Von dem Crocus/ wird ebenmässig nichts besonders irgendwo gefunden. Von dem Jünglinge Daphne. Die Fabel vom Hermaphroditus/ und dem Salmacis/ findet man zwar bey Einigen außgelegt/ die aber um Erbarkeit willen besser verschwiegen/ als zu beschreiben ist. Es vermeinen zwar etliche/ dieselbe dahin zuziehen/ daß Mercurius der Planet/ ein Mann beym Manne/ und ein Weib beym Weibe/ das ist/ wann er zu andern Planeten komme/ und jemand/ unter seinen Gestirne/ geboren werde/ derselbe zu beyderley Geschlechte geneigt sey. Ich aber halte darvor/ diese Fonteyn/ oder Brun des Salmacis könne beqvemlich auf den Ehestand gedeutet werden/ als welcher ein rein und klares Wasser ist/ darinnen zwey eins werden. Von dem Hermophroditus und Salmacis. Daß die Fabel-Erzehler gedencken/ die Geschwister von Theben wären/ weil sie des Bachus Fest verachtet/ in Fledermäuse verwandelt: füget sich/ zur Gleichnus/ auf diejenige/ so die Süffigkeit des Weins niemals schmecken/ auch nicht frölich oder lebendig vom Geiste werden. Denn darum irren ihre Geister/ nach Art der Fledermäuse/ umher/ in der Dunckelheit der schnöden nichtswürdigen Dinge. Von der Hölle. EHe wir nun kommen/ zu der Fabel von der Juno und Athamas/ finden wir die Hölle/ dahinein die Juno gereiset ist/ um daselbst die drey Furien oder Unholdinnen anzustifften. Von der Hölle haben die Poeten unterschiedene Meinungen. Einige Schreiber/ unter den Heyden/ verläugnen die Hölle/ als Pausanias in Laconia/ Cicero in der Sache für den Cluentius. Juvenalis folget auch ihrer Meinung und saget: Daß Geister in der Erd/ mit vielen Kö- nigreichen/ im Höllen Abgrund/ auch unreine Frösch ingleichen/ ein Schiffer in dem Schiff/ nach Zeugnus der Poeten/ die Seelen überführ/ das kan man kaum bereden die Kinder auf der Gaß etc. und der Poet Lucretius/ in seinem vierdten Buch/ schreibet: Der Dreykopff Cerberus; drey Schwe- stern rasend toll; des Tartars Abgrunds-Pfuhl/ der grim- men Feuers voll/ und es zum Rachen stets speit aus: seht all dis Wesen ist eitel/ und im Grund der Warheit nie ge- wesen. Ingleichen hält auch Lucianus/ in dem Gespräch der Warheit/ alle die höllische Dinge für Gedichte. Homerus/ Virgilius/ Tibullus und Ovidius aber gedencken der Elysischen Felder/ allda alle fromme Seelen in angenehmer Ruhe leben/ und mit denen Dingen umgehen sollen/ wormit sie in dieser Welt umzugehen pflegen. Dieser Ort/ schreiben sie/ sey in der Hölle: Jedoch sind unterschiedene Meinungen/ unter den Scribenten/ wo diese Felder eigentlich ligen. Einige meinten/ sie wären/ in denen glückseligen Eylanden/ oder Canarien-Insulen; andere/ über England/ um Island/ oder anderen Orten/ wie sie dann auch die Hölle/ und dero Eingang/ an unterschiedliche setzen. Was sie nun/ mit diesen Eliseischen Feldern/ zu erkennen geben wollen/ ist leicht zu muhtmassen: Dann wann wir ernstlich bey uns überlegen unser vergangenes Leben/ und in uns befinden/ daß wir dasselbe ehrlich und tugendlich zugebracht haben/ werden wir am Ende desselben ein unglaubliches Vergnügen und ruhiges Gemüt empfinden. Dieweil wir nun/ von Von den Elyseischen Feldern.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 47]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/223>, abgerufen am 28.04.2024.