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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] hatte/ ließe er die Dille in der Schlaaffkammer über ihrem Bette ledig machen/ daß sie davon im Schlaff erschlagen würde. Als sie von diesem Unglück/ durch Warnung/ errettet worden/ ließe er ein Lust-Schiff zurichten/ das sich voneinander löste/ sie zu erseuffen vermeinend: aber sie sprange ins Meer/ und entschwamme auf das Land. Darauf schickte er alsofort den Hauptman Anicetum, der muste neben andern in dem Mairhofe sie hinrichten/ dahin sie vom Meer entflohen war. Als der sie auf ihrem Ruhbette angetroffen/ entblößte sie ihren Unterleib/ und sagte: Hieher stosse/ und straffe den Leib/ der ein solches Unthier gebohren hat. Als man ihm sagte/ daß sie hingewürgt wäre/ wolte er es nicht glauben/ und gienge selber/ den Augenschein einzunehmen/ beschauete und betrachtete sie noch über das ganz nacket/ und sagte: Ich habe nicht vermeint/ daß ich eine so schöne Mutter hatte. Diß geschahe A. C 60/ den 21 Aug. des Monats Martii . Sie hatte ja diesen Lohn verdienet/ indem sie einen Erzbösewicht auf den Kaiser-Thron gefördert/ seinetwegen ihrem Gemahl vergeben/ und sonst soviel Ubel gestiftet. Aber der Sonne vergienge das Gesicht über dieser unerhörten That: welche zu entschuldigen/ er in Rom wiederkehrend vorgabe/ seine Mutter hätte ihm nach dem Leben gestanden. Es wurde in folgender Nacht bey seiner Statua ein lederner Sack/ (darein man die Eltern- Mörder/ mit einer Otter/ Hund/ Han und Affen/ zu stecken/ und also ins Wasser zu senken pflegte) und diese Schrifft auf einer Tafel gefunden: Ego quid potui? sed tu culeum meruisti.

an dem Bruder Britannico, an der Vatters Schwester/ an dem Stief-sohn.Er hatte vorher auch/ A. C. 16/ seinen Bruder Britannicum, der 14 Jahre alt gewesen/ ingleichen seines Vatters Schwester/ Domitiam, um ihre reiche Mittel zu sich zu nehmen/ hinrichten lassen. Er liesse auch seine Stief-Schwester Antoniam, weil sie ihn nicht heuraten wollen/ mit Gift tödten/ und seinen Stief-Sohn von der Poppaea, Crispinum, weil er mit andren Knaben der Herrschaft gespielet/ und sich heroisch zeigte/ bey einer Fischerey ins Meer werffen und erseuffen. Also hat er der Vermahnung seines Belehrers Senecae wenig nachgedacht/ welcher/ als die Eingeweidschauer ihm den Untergang verkündet/ und gerahten/ er solte durch anderer ihr Unglück/ seinem eigenen vorkommen/ ihn davon abgehalten mit diesem Klug-Spruch: Ob ihr schon eine große Anzahl hinrichten lasset/ werdet ihr doch euren Reichs-Nachfolger nicht tödten.

Seine unerhörte Unzucht.Mit gleicher Ausgelassenheit war er auch der Unzucht ergeben/ die er/ mit Manns- und Weibspersonen/ wol auch ganz unerhört/ verübet. Er notzüchtigte Rubriam, eine Vestalische oder Kloster-Jungfrau: welches/ die vorige Vorsteher der Römer/ mit lebendiger Begrabung zu straffen pflegten. Mit seiner Mutter ward er so vertreulich/ daß er sie/ im Anfang seiner Regirung/ stäts bey sich auf der Sänfte hatte/ und man oft an seinen Kleidern warnahme/ daß er sich beflecket. Es wäre auch ihr nicht zuwider gewesen/ daß er sie/ wie er vorhatte/ geheuratet. Aber er liesse sich[Spaltenumbruch] hiervon abhalten/ durch die Besorgung/ sie möchte alsdann noch heroischer werden/ und ihn gar zu ihrem Slaven machen. Er ließe ihm auch eine Weibsperson aussuchen/ die ihr gantz gleich sahe: die er nach Hof genommen/ und der Octavia nicht achtend/ mit ihr gebuhlet. Er hängte sich auch an eine Slavin aus Asia/ Acte genannt/ die er so brünstig geliebet/ daß er seiner Mutter und Gemahlin dabey vergessen. Im Knaben-schänden geriehte er endlich zu solcher Unsinnigkeit/ daß er einem/ Namens Sporus, ausschneiden und ihn also zurichten ließe/ daß er mit ihm/ als wie mit einem Weibe/ buhlen konte/ auch offentlich mit ihm Hochzeit hielte/ da einer von ihm gesagt: Es wäre der Welt gut/ wann sein Vatter Domitius auch so eine Frau genommen hätte. Hinwiederum muste Doryphorus, sein Freygelassener/ mit ihme/ dem unflätigen Nero, auch also/ wie er mit dem Sporo, Hochzeit machen. Lezlich erfande er ein Spiel/ ließe Manns- und Weibspersonen an Pfäle binden/ und er/ in eine Thierhaut verkleidet/ fuhre aus einer Stall-höle in Thiersgestalt auf sie los/ da er ihre Zeug-Glieder betastet.

Er lässt Rom anzünden. Es kame so weit mit seinem Frefel/ daß er den 19 Julii A. C. 64 die Stadt Rom/ deren Gebäue ihm zu schlecht und altvettelisch waren/ und weil er gern das brennende Troja hätte sehen mögen/ an etlichen Orten bey Nacht anzünden liße/ die dann ganzer acht Tage gebrennet/ und sich meist in die Asche gesezet: da er entzwischen/ in einem Sängerkleid/ mit der Leyer oder Cyther/ auf einem Thurn gesessen/ der Brunst mit Freuden zugesehen/ und die Verstörung von Troja darzu gesungen. Wie er dann so durchteufelt gewesen/ daß er gewünschet/ Feuer und Erde miteinander vermängt zu sehen: welches dismal zum theil eingetroffen. Er hat zwar die Stadt viel schöner und ordentlicher wieder erbauen lassen: er konte aber damit nicht verschaffen/ daß er nicht ein Mordbrenner seines Vatterlandes wäre gescholten worden.

Er wird der erste Christen-Verfolger. Diese Nachrede nun von sich abzuleinen/ und damit ja keine Bosheit von ihm unbegangen bliebe liesse er aussprengen/ die Christen hätten diese Brunst angerichtet: die er auch sofort/ durch unterschiedliche Ausschreiben/ in allen Provinzen zu verfolgen und hinzurichten befahle. Er liesse es nicht bey dem bloßen Hinrichten beruhen/ sondern sie musten ihm gekreutzigt/ oder in Thierhäuten von Hunden zu todt gehetzet werden. Er er fande auch sonst/ für sie/ eine sonderbare Marter. Er ließe sie/ mit Papier und Wachs bekleidet/ an Pfäle schliessen/ alsdann/ wann es Nacht wurde/ brennend Pech und Oel oben auf sie giessen/ daß sie also jämmerlich verbrannten/ und wie Fakeln leuchten musten: und verdurben ihrer auf diese Weise soviele/ daß auf dem Schauplatz gantze Bäche von Menschen-Fett flossen. Diese erste Christen-Verfolgung/ hat A. C. 65 angefangen: und sind damals drey Apostel/ als in Rom Petrus und Paulus/ der Evangelist Marcus aber in Alexandria/ zu Märterern worden.

Sein Stolz Bey aller solcher Bosheit/ war diese Bestie gleichwol noch trotzig/ und ließe sich einen Herrn/ ja

[Spaltenumbruch] hatte/ ließe er die Dille in der Schlaaffkammer über ihrem Bette ledig machen/ daß sie davon im Schlaff erschlagen würde. Als sie von diesem Unglück/ durch Warnung/ errettet worden/ ließe er ein Lust-Schiff zurichten/ das sich voneinander löste/ sie zu erseuffen vermeinend: aber sie sprange ins Meer/ und entschwamme auf das Land. Darauf schickte er alsofort den Hauptman Anicetum, der muste neben andern in dem Mairhofe sie hinrichten/ dahin sie vom Meer entflohen war. Als der sie auf ihrem Ruhbette angetroffen/ entblößte sie ihren Unterleib/ und sagte: Hieher stosse/ und straffe den Leib/ der ein solches Unthier gebohren hat. Als man ihm sagte/ daß sie hingewürgt wäre/ wolte er es nicht glauben/ und gienge selber/ den Augenschein einzunehmen/ beschauete und betrachtete sie noch über das ganz nacket/ und sagte: Ich habe nicht vermeint/ daß ich eine so schöne Mutter hatte. Diß geschahe A. C 60/ den 21 Aug. des Monats Martii . Sie hatte ja diesen Lohn verdienet/ indem sie einen Erzbösewicht auf den Kaiser-Thron gefördert/ seinetwegen ihrem Gemahl vergeben/ und sonst soviel Ubel gestiftet. Aber der Sonne vergienge das Gesicht über dieser unerhörten That: welche zu entschuldigen/ er in Rom wiederkehrend vorgabe/ seine Mutter hätte ihm nach dem Leben gestanden. Es wurde in folgender Nacht bey seiner Statua ein lederner Sack/ (darein man die Eltern- Mörder/ mit einer Otter/ Hund/ Han und Affen/ zu stecken/ und also ins Wasser zu senken pflegte) und diese Schrifft auf einer Tafel gefunden: Ego quid potui? sed tu culeum meruisti.

an dem Bruder Britannico, an der Vatters Schwester/ an dem Stief-sohn.Er hatte vorher auch/ A. C. 16/ seinen Bruder Britannicum, der 14 Jahre alt gewesen/ ingleichen seines Vatters Schwester/ Domitiam, um ihre reiche Mittel zu sich zu nehmen/ hinrichten lassen. Er liesse auch seine Stief-Schwester Antoniam, weil sie ihn nicht heuraten wollen/ mit Gift tödten/ und seinen Stief-Sohn von der Poppaea, Crispinum, weil er mit andren Knaben der Herrschaft gespielet/ und sich heroisch zeigte/ bey einer Fischerey ins Meer werffen und erseuffen. Also hat er der Vermahnung seines Belehrers Senecae wenig nachgedacht/ welcher/ als die Eingeweidschauer ihm den Untergang verkündet/ und gerahten/ er solte durch anderer ihr Unglück/ seinem eigenen vorkommen/ ihn davon abgehalten mit diesem Klug-Spruch: Ob ihr schon eine große Anzahl hinrichten lasset/ werdet ihr doch euren Reichs-Nachfolger nicht tödten.

Seine unerhörte Unzucht.Mit gleicher Ausgelassenheit war er auch der Unzucht ergeben/ die er/ mit Manns- und Weibspersonen/ wol auch ganz unerhört/ verübet. Er notzüchtigte Rubriam, eine Vestalische oder Kloster-Jungfrau: welches/ die vorige Vorsteher der Römer/ mit lebendiger Begrabung zu straffen pflegten. Mit seiner Mutter ward er so vertreulich/ daß er sie/ im Anfang seiner Regirung/ stäts bey sich auf der Sänfte hatte/ und man oft an seinen Kleidern warnahme/ daß er sich beflecket. Es wäre auch ihr nicht zuwider gewesen/ daß er sie/ wie er vorhatte/ geheuratet. Aber er liesse sich[Spaltenumbruch] hiervon abhalten/ durch die Besorgung/ sie möchte alsdann noch heroischer werden/ und ihn gar zu ihrem Slaven machen. Er ließe ihm auch eine Weibsperson aussuchen/ die ihr gantz gleich sahe: die er nach Hof genommen/ und der Octavia nicht achtend/ mit ihr gebuhlet. Er hängte sich auch an eine Slavin aus Asia/ Acte genannt/ die er so brünstig geliebet/ daß er seiner Mutter und Gemahlin dabey vergessen. Im Knaben-schänden geriehte er endlich zu solcher Unsinnigkeit/ daß er einem/ Namens Sporus, ausschneiden und ihn also zurichten ließe/ daß er mit ihm/ als wie mit einem Weibe/ buhlen konte/ auch offentlich mit ihm Hochzeit hielte/ da einer von ihm gesagt: Es wäre der Welt gut/ wann sein Vatter Domitius auch so eine Frau genommen hätte. Hinwiederum muste Doryphorus, sein Freygelassener/ mit ihme/ dem unflätigen Nero, auch also/ wie er mit dem Sporo, Hochzeit machen. Lezlich erfande er ein Spiel/ ließe Manns- und Weibspersonen an Pfäle binden/ und er/ in eine Thierhaut verkleidet/ fuhre aus einer Stall-höle in Thiersgestalt auf sie los/ da er ihre Zeug-Glieder betastet.

Er lässt Rom anzünden. Es kame so weit mit seinem Frefel/ daß er den 19 Julii A. C. 64 die Stadt Rom/ deren Gebäue ihm zu schlecht und altvettelisch waren/ und weil er gern das brennende Troja hätte sehen mögen/ an etlichen Orten bey Nacht anzünden liße/ die dann ganzer acht Tage gebrennet/ und sich meist in die Asche gesezet: da er entzwischen/ in einem Sängerkleid/ mit der Leyer oder Cyther/ auf einem Thurn gesessen/ der Brunst mit Freuden zugesehen/ und die Verstörung von Troja darzu gesungen. Wie er dann so durchteufelt gewesen/ daß er gewünschet/ Feuer und Erde miteinander vermängt zu sehen: welches dismal zum theil eingetroffen. Er hat zwar die Stadt viel schöner und ordentlicher wieder erbauen lassen: er konte aber damit nicht verschaffen/ daß er nicht ein Mordbrenner seines Vatterlandes wäre gescholten worden.

Er wird der erste Christen-Verfolger. Diese Nachrede nun von sich abzuleinen/ und damit ja keine Bosheit von ihm unbegangen bliebe liesse er aussprengen/ die Christen hätten diese Brunst angerichtet: die er auch sofort/ durch unterschiedliche Ausschreiben/ in allen Provinzen zu verfolgen und hinzurichten befahle. Er liesse es nicht bey dem bloßen Hinrichten beruhen/ sondern sie musten ihm gekreutzigt/ oder in Thierhäuten von Hunden zu todt gehetzet werden. Er er fande auch sonst/ für sie/ eine sonderbare Marter. Er ließe sie/ mit Papier und Wachs bekleidet/ an Pfäle schliessen/ alsdann/ wann es Nacht wurde/ brennend Pech und Oel oben auf sie giessen/ daß sie also jämmerlich verbrannten/ und wie Fakeln leuchten musten: und verdurben ihrer auf diese Weise soviele/ daß auf dem Schauplatz gantze Bäche von Menschen-Fett flossen. Diese erste Christen-Verfolgung/ hat A. C. 65 angefangen: und sind damals drey Apostel/ als in Rom Petrus und Paulus/ der Evangelist Marcus aber in Alexandria/ zu Märterern worden.

Sein Stolz Bey aller solcher Bosheit/ war diese Bestie gleichwol noch trotzig/ und ließe sich einen Herrn/ ja

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[[II (Skulptur), S. 47]/0065] hatte/ ließe er die Dille in der Schlaaffkammer über ihrem Bette ledig machen/ daß sie davon im Schlaff erschlagen würde. Als sie von diesem Unglück/ durch Warnung/ errettet worden/ ließe er ein Lust-Schiff zurichten/ das sich voneinander löste/ sie zu erseuffen vermeinend: aber sie sprange ins Meer/ und entschwamme auf das Land. Darauf schickte er alsofort den Hauptman Anicetum, der muste neben andern in dem Mairhofe sie hinrichten/ dahin sie vom Meer entflohen war. Als der sie auf ihrem Ruhbette angetroffen/ entblößte sie ihren Unterleib/ und sagte: Hieher stosse/ und straffe den Leib/ der ein solches Unthier gebohren hat. Als man ihm sagte/ daß sie hingewürgt wäre/ wolte er es nicht glauben/ und gienge selber/ den Augenschein einzunehmen/ beschauete und betrachtete sie noch über das ganz nacket/ und sagte: Ich habe nicht vermeint/ daß ich eine so schöne Mutter hatte. Diß geschahe A. C 60/ den 21 Aug. des Monats Martii . Sie hatte ja diesen Lohn verdienet/ indem sie einen Erzbösewicht auf den Kaiser-Thron gefördert/ seinetwegen ihrem Gemahl vergeben/ und sonst soviel Ubel gestiftet. Aber der Sonne vergienge das Gesicht über dieser unerhörten That: welche zu entschuldigen/ er in Rom wiederkehrend vorgabe/ seine Mutter hätte ihm nach dem Leben gestanden. Es wurde in folgender Nacht bey seiner Statua ein lederner Sack/ (darein man die Eltern- Mörder/ mit einer Otter/ Hund/ Han und Affen/ zu stecken/ und also ins Wasser zu senken pflegte) und diese Schrifft auf einer Tafel gefunden: Ego quid potui? sed tu culeum meruisti. Er hatte vorher auch/ A. C. 16/ seinen Bruder Britannicum, der 14 Jahre alt gewesen/ ingleichen seines Vatters Schwester/ Domitiam, um ihre reiche Mittel zu sich zu nehmen/ hinrichten lassen. Er liesse auch seine Stief-Schwester Antoniam, weil sie ihn nicht heuraten wollen/ mit Gift tödten/ und seinen Stief-Sohn von der Poppaea, Crispinum, weil er mit andren Knaben der Herrschaft gespielet/ und sich heroisch zeigte/ bey einer Fischerey ins Meer werffen und erseuffen. Also hat er der Vermahnung seines Belehrers Senecae wenig nachgedacht/ welcher/ als die Eingeweidschauer ihm den Untergang verkündet/ und gerahten/ er solte durch anderer ihr Unglück/ seinem eigenen vorkommen/ ihn davon abgehalten mit diesem Klug-Spruch: Ob ihr schon eine große Anzahl hinrichten lasset/ werdet ihr doch euren Reichs-Nachfolger nicht tödten. an dem Bruder Britannico, an der Vatters Schwester/ an dem Stief-sohn.Mit gleicher Ausgelassenheit war er auch der Unzucht ergeben/ die er/ mit Manns- und Weibspersonen/ wol auch ganz unerhört/ verübet. Er notzüchtigte Rubriam, eine Vestalische oder Kloster-Jungfrau: welches/ die vorige Vorsteher der Römer/ mit lebendiger Begrabung zu straffen pflegten. Mit seiner Mutter ward er so vertreulich/ daß er sie/ im Anfang seiner Regirung/ stäts bey sich auf der Sänfte hatte/ und man oft an seinen Kleidern warnahme/ daß er sich beflecket. Es wäre auch ihr nicht zuwider gewesen/ daß er sie/ wie er vorhatte/ geheuratet. Aber er liesse sich hiervon abhalten/ durch die Besorgung/ sie möchte alsdann noch heroischer werden/ und ihn gar zu ihrem Slaven machen. Er ließe ihm auch eine Weibsperson aussuchen/ die ihr gantz gleich sahe: die er nach Hof genommen/ und der Octavia nicht achtend/ mit ihr gebuhlet. Er hängte sich auch an eine Slavin aus Asia/ Acte genannt/ die er so brünstig geliebet/ daß er seiner Mutter und Gemahlin dabey vergessen. Im Knaben-schänden geriehte er endlich zu solcher Unsinnigkeit/ daß er einem/ Namens Sporus, ausschneiden und ihn also zurichten ließe/ daß er mit ihm/ als wie mit einem Weibe/ buhlen konte/ auch offentlich mit ihm Hochzeit hielte/ da einer von ihm gesagt: Es wäre der Welt gut/ wann sein Vatter Domitius auch so eine Frau genommen hätte. Hinwiederum muste Doryphorus, sein Freygelassener/ mit ihme/ dem unflätigen Nero, auch also/ wie er mit dem Sporo, Hochzeit machen. Lezlich erfande er ein Spiel/ ließe Manns- und Weibspersonen an Pfäle binden/ und er/ in eine Thierhaut verkleidet/ fuhre aus einer Stall-höle in Thiersgestalt auf sie los/ da er ihre Zeug-Glieder betastet. Seine unerhörte Unzucht. Es kame so weit mit seinem Frefel/ daß er den 19 Julii A. C. 64 die Stadt Rom/ deren Gebäue ihm zu schlecht und altvettelisch waren/ und weil er gern das brennende Troja hätte sehen mögen/ an etlichen Orten bey Nacht anzünden liße/ die dann ganzer acht Tage gebrennet/ und sich meist in die Asche gesezet: da er entzwischen/ in einem Sängerkleid/ mit der Leyer oder Cyther/ auf einem Thurn gesessen/ der Brunst mit Freuden zugesehen/ und die Verstörung von Troja darzu gesungen. Wie er dann so durchteufelt gewesen/ daß er gewünschet/ Feuer und Erde miteinander vermängt zu sehen: welches dismal zum theil eingetroffen. Er hat zwar die Stadt viel schöner und ordentlicher wieder erbauen lassen: er konte aber damit nicht verschaffen/ daß er nicht ein Mordbrenner seines Vatterlandes wäre gescholten worden. Er lässt Rom anzünden. Diese Nachrede nun von sich abzuleinen/ und damit ja keine Bosheit von ihm unbegangen bliebe liesse er aussprengen/ die Christen hätten diese Brunst angerichtet: die er auch sofort/ durch unterschiedliche Ausschreiben/ in allen Provinzen zu verfolgen und hinzurichten befahle. Er liesse es nicht bey dem bloßen Hinrichten beruhen/ sondern sie musten ihm gekreutzigt/ oder in Thierhäuten von Hunden zu todt gehetzet werden. Er er fande auch sonst/ für sie/ eine sonderbare Marter. Er ließe sie/ mit Papier und Wachs bekleidet/ an Pfäle schliessen/ alsdann/ wann es Nacht wurde/ brennend Pech und Oel oben auf sie giessen/ daß sie also jämmerlich verbrannten/ und wie Fakeln leuchten musten: und verdurben ihrer auf diese Weise soviele/ daß auf dem Schauplatz gantze Bäche von Menschen-Fett flossen. Diese erste Christen-Verfolgung/ hat A. C. 65 angefangen: und sind damals drey Apostel/ als in Rom Petrus und Paulus/ der Evangelist Marcus aber in Alexandria/ zu Märterern worden. Er wird der erste Christen-Verfolger. Bey aller solcher Bosheit/ war diese Bestie gleichwol noch trotzig/ und ließe sich einen Herrn/ ja Sein Stolz

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 47]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/65>, abgerufen am 25.11.2024.